Briefspiel:Plötzlich Delegierte/In der Villa Ricarda II

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Stadt Urbasi.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi.png
Datiert auf: Frühjahr 1046 BF Schauplatz: Urbasi, Cassiena, Vinsalt Entstehungszeitraum: Sommer 2025
Protagonisten: Rahjada, Traviane und Rahjalin Solivino, Auricanius von Urbet u.w. Autoren/Beteiligte: Familie Solivino.png Bella, Haus Urbet.png Gonfaloniere
Zyklus: Übersicht · Rahjadas Brief · Besuch im Tempel · Von einem Monsignore zum anderen · In der Villa Ricarda I · II · III · IV · V · Auricanius' Einladung · Treffen in Vinsalt I · II · III · IV · V · VI


In der Villa Ricarda - Teil II: Auricanius' Ankunft

Zu dem Zeitpunkt, als Auricanius mit seiner Kutsche eintraf, saß Rahjalin noch immer auf der Veranda und beobachtete gerade gedankenversunken ein Eichhörnchen, das sich wagemutig durch die in Blüte stehenden Obstbäume des Gartens schwang. Sobald er die Kutsche bemerkte, sprang er auf und ging über den gepflasterten, sich schlängelnden Pfad zum Gartentor, um es Auricanius zu öffnen.
Rahja zum Gruße!“, sagte er mit einem herzlichen Lächeln.
Bevor der Praiosgeweihte irgendetwas erwidern konnte, umarmte er ihn auch schon. Der Rahjageweihte duftete intensiv nach Orange und Kirschblüten, eine der neuesten Kreationen aus Belhanka. Er hielt die Umarmung kurz und flüchtig, ließ ihn sogleich wieder los, bevor es unangenehm werden konnte, oder zumindest noch unangenehmer.
„Es freut mich außerordentlich, dass Ihr meiner Einladung gefolgt seid, Monsignor, vielen Dank!“

'Hoppla, den förmlichen Part überspringen wir heute wohl komplett', dachte der Neuankömmling, als sein Gastgeber ihn noch drückte … und bereits in die Gerücheküche der Serenissima entführte.
„Ich beginne es zu erahnen“, kommentierte er dann zunächst die Dankesworte, ehe er mit der Begrüßung fortfuhr. „Und … ähm ja … Praios zum Gruße!“
Dabei lächelte er den Rahja-Geweihten freundlich, aber auch ein wenig überwältigt an, fing sich jedoch schnell.
„Ich habe mich ab Cassiena doch nochmal durchfragen müssen“, fing er eine Erklärung an, während er seinen Blick gleichzeitig über den bereits in Blüte stehenden Obstgarten schweifen ließ, „um dieses Schmuckstück eurer Familie zu finden.“ Dann sah er wieder direkt Rahjalin an. „Ihr dürft euch glücklich schätzen, Monsignore, und das nicht nur eurer Tochter wegen, wie mir scheint.“

Rahjalin blinzelte überrascht und folgte kurz Auricanius‘ Blick zum Garten. ‚Wie meint er das? Etwa auf die Schönheit des Gartens bezogen?‘
„Oh, danke sehr! Es ist wirklich sehr hübsch hier. Bedauerlicherweise finde ich immer seltener die Zeit, um diesem Ort einen Besuch abzustatten.“ Sein Lächeln verlor keinen Augenblick an Herzlichkeit.
„Bitte, tretet doch ein.“ Er bedeutete seinem Gast mit einer zuvorkommenden Geste, als erster durch das offenstehende Gartentor zu schreiten.
„Braucht euer Kutscher oder eure Kutscherin irgendetwas? Die Pferde? Es wird sich natürlich sofort jemand darum kümmern.“

„Über ein ruhiges Plätzchen zum Verweilen werden sie sicherlich nicht böse sein, und eine kleine Erfrischung vielleicht“, drehte sich Auricanius zum Gespann hinter sich um und gab den Bediensteten einen Wink.
Dann trat er, Rahjalins Geste folgend, durchs Gartentor.
„Eure Familie stammt hierher, richtig?“
Er ließ den Blick nochmal ausführlicher schweifen, und wartete, bis sein Gastgeber aufgeschlossen hatte.
„Ist dies euer Stammsitz? Oder ein später hinzugekommener Ort zur Landflucht?“
Auricanius' Interesse machte nicht den Eindruck, gespielt zu sein.

„Das wird sich einrichten lassen.“
Rahjalin folgte ihm in den Garten. „Ja, wir stammen hierher und tatsächlich ist dieses Haus unser Stammsitz.“ Er freute sich offenkundig über das Interesse und war beeindruckt, dass Auricanius über solche Details Bescheid wusste.
Jetzt, da sie durch die Wiese liefen, drang das geschäftige Summen der Insekten zu ihnen. Ein weißer Schmetterling umflatterte erst Auricanius, dann Rahjalin, bevor er in das rosafarbene Blütenmeer eines Pfirsichbaums eintauchte. Nun konnte der Praiosgeweihte sich auch das Gebäude etwas genauer anschauen. Es war ein weitläufiges, cremeweiß getünchtes Landhaus mit einem Ziegeldach und einer Veranda aus Holz, die von einem niedrigen marmornen Geländer vom Garten abgetrennt wurde. Wein rankte sich verspielt um das Geländer und bewuchs auch das Haus. Die Verwendung von Weinranken als Zierde erinnerte ihn an das Ricardiner-Kloster, in dem er manchmal unterrichtete. Es gab noch ein weiteres, niedrigeres Gebäude, das wohl Stall, Abstell- und Lagerraum beherbergte.
„Dass meine Familie nach Urbasi umgezogen ist, müsste jetzt etwa hundert Götterläufe her sein. Meine Großmutter wurde während des Baus des Palazzos geboren. Apropos: Mir ist zu Ohren gekommen, dass euer Haus plant, einen neuen Palazzo in Urbasi zu errichten. Darf man diesen Gerüchten Glauben schenken?“
Der Rahjani wirkte einfach nur ehrlich neugierig, in keinster Weise bewertend.

Auricanius schmunzelte.
„Es ist euch zu Ohren gekommen? Das habe ich in der Signoria vor einem halben Jahr angekündigt, ja. Und die Arbeiten zum Beseitigen der Brandruine, die täglich anzuschauen ich euch eine Dekade lang genötigt habe, gehen gut voran. Aber das wisst ihr als unmittelbarer Nachbar doch.“
Der Praios-Geweihte sah seinen Amtsbruder an, als habe er ihn bei einer rhetorischen Koketterie ertappt.
„In mancher Hinsicht kann eure Tochter ihre Herkunft nicht verleugnen, wie ich feststelle.“
Der Vergleich basierte auf Auricanius' letztem Gedanken und wurde erstmal nicht weiter ausgeführt.
„Dafür, dass es so lange gedauert hat, die Ruine zu beseitigen, will ich mich hier gleichwohl nochmal ausdrücklich entschuldigen. Wir haben euch einiges sehr lange zugemutet. Und ihr wart viel zu gnädig mit uns, dies nie offen angeprangert zu haben.“
Er blieb bei den letzten Worten stehen und machte eine leichte Verbeugung gegenüber seinem Gastgeber, die wohl das Gesagte untermauern sollte

Auricanius konnte so etwas wie Schmerz erkennen, der bei der Erwähnung seiner Tochter über das Gesicht des Rahjanis huschte, doch ebenso schnell wieder verflog.
Rahjalin blieb ebenfalls stehen und legte ihm dann sanft eine Hand auf die Schulter. „Bitte entschuldigt Euch nicht für etwas, das keineswegs Eure Schuld ist. Ja, ich musste mir Brandruinen anschauen, na und?“ Er lachte kurz auf, aber es klang eher verzweifelt als freudig.
„Das ist doch kein Vergleich zu dem, was Ihr erleiden musstet. Es war meine Familie, die damals rechtzeitig mit Phexens Hilfe entkam, meine Familie, die keine Toten beklagen musste … nicht eure.“
Seine Augen waren voller zärtlichem Mitgefühl. Da nahm er die Hand wieder weg. Sein Lächeln kehrte zurück. „Doch wir sollten nicht über diese Dinge sprechen, außer wenn Ihr es ausdrücklich wünscht. Dann natürlich gerne und auch ansonsten wisst Ihr, wo Ihr mich findet.“