Briefspiel:Fest der Freundschaft/Im Madaschein: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 2. Februar 2025, 15:57 Uhr

Auge-grau.png

Rahja.png Städteübergreifendes Briefspiel Rahja.png
Datiert auf: Anfang Rahja 1040 BF Schauplatz: Belhanka Entstehungszeitraum: 2023-2024
Protagonisten: Rahjalin Solivino, Rahjalin Legari Autoren/Beteiligte: Familie Solivino.png Bella, Haus Legari.png Nebelzweig
Zyklus: Übersicht · Erwachen I · Giftige Blumen · Der Täter · In der Parfümerie · Stehenbleiben! · Erwachen II · In der Kanalisation · Im Madaschein · Das Motiv · Im Palast Rahjas auf Deren · Das ist Rahja! · Mächtige Feinde, gute Freunde

Im Madaschein

Autoren: Bella, Nebelzweig

Rahjalin Solivino

Rahjalin Solivino wusste nicht, dass da etwas war, er fühlte es. Der Blick eines wachsamen Augenpaares ruhte auf ihm und seinem Freund, da war eine andere Präsenz in dem stockdunklen Schacht. Dass er den schemenhaften Umriss hätte sehen können, wäre gelogen, er erahnte ihn gerade so. Gespannt wie eine Bogensehne verharrten er und Rahjalin Legari in einer geduckten, fluchtbereiten Haltung. Auf einmal hörten sie so etwas wie ein Schnüffeln und leise, tapsige, näherkommende Schritte. Dann ein Hecheln und leises Winseln.
Rahjalin Solivino atmete auf und konnte sich ein verlegenes Lächeln nicht verkneifen. „Ein Hund.“, sagte er erleichtert. Sein Gefährte machte schon die ersten Annäherungsversuche. „Na, komm mal her, mein Kleiner. Wir tun dir nichts.“ Nach mehreren Minuten, in denen sie dem Tier beruhigend zuredeten, begann es schließlich, sie neugierig zu beschnüffeln und winselte dann enttäuscht. „Tut mir Leid, wir haben nichts zu Essen für dich.“, sagte Rahjalin Solivino. „Der Arme muss ganz ausgehungert sein. Aber er kann nicht schon immer ein streunender Hund gewesen sein, sonst wäre er nicht so zutraulich.“
„Vielleicht hat ihn irgendein Adliger ausgesetzt, als er genug von ihm hatte.“, vermutete Rahjalin Legari. „Er könnte uns helfen, aus der Kanalisation heraus zu finden.“
„Eine fabelhafte Idee!“ Der Tempelvorsteher wandte sich dem Hund zu. „Kleiner, wenn du uns hier rausbringst, bekommst du eine tolle Belohnung.“ Der Hund bellte, schien ihn jedoch nicht zu verstehen. Die Rahjapriester liefen auf gut Glück los und sofort sprang der Hund ihnen voran und sie folgten ihm. Ihr tierischer Begleiter erriet wohl bald, was sie von ihm wollten, denn an jeder Biegung blieb er hechelnd stehen und wartete, bis die Menschen ihn eingeholt hatten, dann rannte er zielsicher weiter.
Rahjalin Solivino war diese Geschwindigkeit nur recht, denn nachdem die größte Anspannung von ihm abgefallen war, drängte sich der Wunsch nach einer gründlichen Reinigung immer mehr auf. Er stank zum Himmel nach dem Abwasser, in das er gestürzt war, seine Kleidung klebte ihm am Leib und seine Haut fühlte sich ekelerregend schmierig an. Der andere Geweihte musste sich genauso fühlen, denn auch er beschleunigte seine Schritte immer mehr. Nach nicht einmal einer halben Stunde, die sich wie ein ganzer Nachmittag anfühlte, sahen sie plötzlich einen leichten Lichtschimmer am Ende eines Tunnels. Sie rannten los und der silbrige Schimmer wurde intensiver, bis sie endlich ins Freie traten.
Es war mitten in der Nacht, das Licht rührte von der fast vollständigen Madascheibe und den unzähligen Sternen her. Den Rahjageweihten, die nun so lange in vollkommener Finsternis hatten ausharren müssen, erschien dieses geringe Licht und ihr damit zurückgewonnenes Sehvermögen wie ein Segen. Sie waren direkt am Meer aus der Kanalisation gekommen, vor ihnen schlug die Brandung sanft gegen einen schmalen Sandstrand, glitzernder Meeresschaum tanzte auf den Wellen. Alles war so romantisch und friedlich, dass Rahjalin Solivino sich schmerzlich wünschte, er könnte die Nacht in vollen Zügen genießen. „Wir haben es geschafft!“, sagte Rahjalin Legari und sie umarmten sich. „Lass uns erst einmal den gröbsten Dreck abwaschen!“, sagte Rahjalin Solivino lächelnd nach der etwas schleimigen Umarmung. Ohne zu zögern liefen sie ins Meer. Ein lautes, freudiges Jaulen ertönte hinter ihnen und sie blickten sich nach ihrem vierbeinigen Retter um. Der etwas über einen halben Schritt hohe, junge Hund hatte ein hübsches, braunes Fell, das jedoch durch seine Zeit als Streuner zerzaust und verschmutzt war, und süße Schlappohren. An seiner Brust traten die Rippen deutlich hervor und auch sonst war da mehr Fell als Fleisch. Er kam durch die niedrigen Wellen auf sie zu gesprungen und leckte ihnen die Hände ab, als sie ihn liebevoll knuddelten.
„Du musst auch erst einmal gewaschen werden!“ sagte Rahjalin Legari lachend. Rahjalin Solivino stimmte ein und sie nahmen im Madaschein ein ausgiebiges, nächtliches Bad im Meer vor Belhanka. Tatsächlich gelang es ihnen, die Verbrecherjagd und die unerfreuliche Zeit in der Kanalisation für den Augenblick zu vergessen und sich einfach nur zu freuen, die Strapazen hinter sich zu haben.

Rahjalin Legari

Die beiden Freunde saßen auf einer kleinen Mauer am Strand von Belhanka und fütterten ihren neuen vierbeinigen Gefährten mit Stücken von drei Hähnchenspießen die sie von einem geschäftstüchtigen aber durch den immer noch an ihnen haftenden Geruch, leicht angewiderten Bauchladenverkäufer erworben hatten. Ihre salzverkrusteten und durch die Strapazen zerfetzten Kleider zogen dafür nicht mal neugierige Blicke auf sich. Das Fest der Freude war immer noch im Gange, auch wenn es sich dem Ende zuneigte. Sie waren in etwa anderthalb Tage aus dem Verkehr gezogen worden. Rahjalin Legari grub seine Zehen in den weichen Sand und steckte sich ein Stück Huhn in den Mund. Das saftige, zarte Fleisch zerging auf den Zungen und war anständig gewürzt. Ziemlich gut für einen Straßenhändler, aber schließlich lag Rahjas Segen über dem Fest, also war das nicht so überraschend. Der Kleine stieß ein herzerweichendes Fiepen aus und schaute den Priester mit großen, feuchten Kulleraugen an. Wahrscheinlich machte er sich Sorgen, dass auch der Rest vom Fleisch nicht in seinen, sondern in den Mägen der Menschen verschwand. Dafür bekam er noch ein Stück. „Eindeutig ein ehemaliger Schoßhund“, kommentierte Rahjalin Legari diesen Blick. „er nimmt uns gnadenlos aus und wir freuen uns sogar noch drüber, so verflixt niedlich wie der ist.“ Sein Freund nickte „Stimmt, ich muss zugeben das ich mich nie damit beschäftigt habe, wo die alten Schoßhunde hin verschwinden, wenn eine neue Rasse in Mode kommt oder der ach so süße Welpe erwachsen wird. Aber vermutlich geht es vielen so wie ihm. Sie landen einfach auf der Straße.“ Er strich dem Hund die Ohren und dieser rollte sich auf den Rücken damit er ihm den Bauch kraulen konnte, der dank dem Hühnchenfleisch schon deutlich runder wirkte.
„Mh“, murmelte Rahjalin Legari und schaute zum Himmel auf. Phex schien seiner schönen Schwester und immer Mahl wieder Geliebten, zu ihrem höchsten Fest eine Freude machen zu wollen, denn der Himmel war mit so vielen funkelnden Sternen übersät, dass er eher blau, grau und violett wirkte als schwarz. Der Efferdasi suchte kurz nach der Stute, fand sie aber in den schimmernden Sternhaufen nicht. „Wollen wir ihm einen Namen geben?“, schlug er dann vor, „Ich finde es irgendwie seltsam ihn immer nur ,Hund´ zu nennen.“ Rahjalin Solivino nickte und warf einen Blick auf die Hundeunterseite, die sich der Kleine immer noch von ihm kraulen ließ. „Er ist ziemlich eindeutig ein männlicher. Fällt dir da aus dem Stand was ein?“ Sein Freund zuckte die Achseln „Vielleicht Nandustreu, weil er das Labyrinth geknackt hat? Oder ich habe auch mal von einem Firunheiligen gehört, der Verirrte rettet. Mikael oder so ähnlich.“
„Mh“, murmelte Rahjalin Solivino, „hatte Amene-Horas nicht einen sehr edlen Hund? Cavalliero hieß er, glaube ich. Und im Norden soll es auch einen Heiligen für ausweglose Situationen geben, aber das müsste ich nachschlagen. Yalsicor, ginge auch, schließlich steht er für Hoffnung und die hat uns unser vierbeiniger Freund ja gebracht.“ Da prustete Rahjalin Legari laut los, packte das überraschte Hündchen und hielt es in die Höhe. „Oh, ja mein kleiner Freund. Yalsicor, der hohe Drache der Hoffnung und Freundschaft, so sollst du heißen.“ Da begann auch Rahjalin Solivino zu lachen und ihr gemeinsames Gelächter schallte über die Bucht. Für alle Probleme dieser Welt, vor allem für die Hochstaplerin, die immer noch im Tempel festgehalten wurde, war morgen noch genügend Zeit.