Briefspiel:Fest der Freundschaft/Erwachen II

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Rahja.png Städteübergreifendes Briefspiel Rahja.png
Datiert auf: Anfang Rahja 1040 BF Schauplatz: Belhanka Entstehungszeitraum: 2023-2024
Protagonisten: Rahjalin Solivino, Rahjalin Legari Autoren/Beteiligte: Familie Solivino.png Bella, Haus Legari.png Nebelzweig
Zyklus: Übersicht · Erwachen I · Giftige Blumen · Der Täter · In der Parfümerie · Stehenbleiben! · Erwachen II · In der Kanalisation · Im Madaschein · Das Motiv · Im Palast Rahjas auf Deren · Das ist Rahja! · Mächtige Feinde, gute Freunde

Erwachen II

Autoren: Bella, Nebelzweig

Rahjalin Legari

Das erste was er bei seinem Erwachen bemerkte, waren seine Kopfschmerzen. Das schien langsam zu Gewohnheit zu werden. Aber statt wie beim letzten Mahl mit einem Kater in einem weichen Bett zu liegen und von der Sonne geweckt zu werden, ging der Schmerz diesmal von Stirn, Nase und Seite aus. Er lag auf einem harten Boden und die Luft war kaltfeucht. Es roch nach fechten Seinen und Schimmel. Eine deutliche Senkung des Standards. Zumindest nahm er nicht mehr Dinge mit den falschen Sinnen war. Das Schwarz hinter seinen Liedern war schwarz und damit Schluss. Keine Trommeltöne oder sonst was. Seine Körperteile waren auch noch da wo sie seinen sollten und die Schmerzen wiesen darauf hin, dass er noch am Leben war. Soweit so gut. Vorsichtig rollte er sich auf den Rücken, damit sein Arm nicht mehr unter seinem Körper eingeklemmt war und öffnete die Augen. Einen Moment fragte er sich, ob er sie wirklich geöffnet hatte, es war nämlich genau so dunkel wie vorher. Nun ja, eins nach dem anderen.
Seine Glieder waren zwar schwer, gehorchten ihm aber. Dieses niederhöllische Zeug hatte, soweit er das feststellen konnte, zumindest keinen Kater hinterlassen. Seine Nase schmerzte zwar, war aber anscheinend nicht gebrochen und an seiner Stirn ertastete er etwas was sich wie eine Beule und eine Naht anfühlte. Vermutlich hatte er sich beim Sturz auf Pflaster eine Platzwunde zugezogen die irgendwer vernäht hatte. Wer? Und warum hatte er ihn, nach der Behandlung, in einen dunklen Keller geworfen? Dass das hier ein Keller war da war sich der Priester recht sicher, denn es fielen ihm keine anderen Orte ein, auf die die Kriterien, dunkel, feucht, schimmelig und aus Stein gebaut zutrafen. Außer vielleicht ein Kerker. Aber warum sollte er in einem Kerker sein? Außerdem glaubte er nicht, dass Kerkermeister die Gefangenen so sorgfältig behandelten. Die Naht an seiner Stirn war zart und regelmäßig, vielleicht würde nicht mal eine Narbe zurückbleiben und nach so einem Sturz musste seine Nase zumindest etwas geblutet haben. Da er keinen Schorf fühlen konnte, musste es jemand abgewischt haben. Als nächstes streckte er vorsichtig die Arme aus und tastete nach den Wänden. Links fand er eine. Sie war gut aus glatten Steinböcken gefügt. Wegen seines schmerzenden Kopfes stöhnend erhob sich der ältere Priester auf die Knie. Er traute seinen Beinen noch nicht weit genug um aufzustehen, selbst so musste er kurz inne halten, bevor er die Wand entlang kriechen konnte. Der Raum in dem er sich befand war in etwa drei Schritt lang und vier breit. Abgesehen davon gab noch eine mit Metall verstärkte Holztür, die nicht nachgab als er daran rüttelte und ein Weiches Bündel das davor lag. Es stöhnte als Rahjalin es anstieß. Die Stimme klang vertraut. Rahjalin Solivino. „Bist du verletzt?“, fragte er seinen Freund und kroch näher an ihn heran. Der Tempelvorsteher war anscheinend noch nicht wieder bei Bewusstsein und reagierte nicht. Besorgt untersuchte Rahjalin ihn. Sein Freund hatte anscheinend eins über den Schädel bekommen und würde beim Aufwachen in etwa so schlimme Kopfschmerzen haben wie Rahjalin. Noch etwas was zu Gewohnheit zu werden schien. Allerdings hatte der Knüppel oder das womit auch immer man ihn nieder geschlagen hatte, die Haut an der Stirn aufgerissen, aber zumindest war die Wunde ebenfalls versorgt worden und die Platzwunde hatte anscheinend schon vor einer Weile aufgehört zu bluten, denn das Blut, in den zuvor seidigen Locken, war nirgends frisch. Auf einmal war Rahjalin Legari für die Dunkelheit dankbar, so musste er die fürchterlich verschandelten Haare seines Freundes nicht sehen und ihm musste es nicht unangenehm sein falls, nein, wenn er aufwachte. Was dieser auch tat, als der ältere Priester ihn vorsichtig schüttelte.
„Was ist passiert?“, murmelte er und versuchte sich auf zu setzen. „ Weiß ich offen gestanden nicht so genau“,musste Rahjalin Legari zugeben, während er seinen Freund wieder zu Boden drückte, „aber du solltest besser erst einmal liegen bleiben. Du hast eine kleine Wunde am Kopf, aber dafür ziemlich viel Blut in den Haaren. Ich habe nicht viel Ahnung von sowas, aber so weit ich weiß ist das kein gutes Zeichen. Außerdem verpasst du eh nicht viel, das scheint hier ein leerer Keller oder sowas zu sein und wir kommen hier anscheinend erstmal nicht raus. Erinnerst du dich daran wie wir hier gelandet sind? Das letzte, was ich noch weiß, ist, dass du Yandriga hinterher gerannt bist und dass ich angefangen habe seltsamem Dinge zu sehen und zu hören, anscheinend war in der Flasche irgendeine Droge oder ein Gift, das Halluzinationen hervorruft. Dann bin ich ohnmächtig geworden und hier wieder aufgewacht.“ Falls Rahjalin Solivino das Gesicht verzog oder irgendwelche Gesten machte konnte sein Freund es nicht erkennen, aber auf jeden Fall blieb er liegen und stieß ein weiteres Stöhnen aus. „Ich habe diese Möchtegern Mörderin mit Rahjas Hilfe erwischt. Sie war eine Hochstaplerin, da bin ich mir jetzt sicher. Als die Göttin meine Bitten erhörte, ist sie fast hysterisch geworden vor Überraschung und Angst. Ein paar Leute haben sie freundlicherweise zum Tempel gebracht, während ich zurückgekommen bin, um dich zu suchen. Dann hat mich der Gehilfe mit einem Knüppel nieder geschlagen. Kannst du mir verzeihen, dass ich dich zurück gelassen habe?“ „Vergeben und vergessen“, antwortete Rahjalin Legari, „du hattest ja einen guten Grund und ich war ja nicht unmittelbar in Gefahr. Aber wenn du mich das nächste Mal retten willst, bring bitte ein paar von diesen hilfsbereiten Bürgern mit oder versuch dich wenigstens nicht selbst gefangen nehmen zu lassen. Aber es ist gut zu wissen, dass diese Frau keine echte Priesterin war und wenn sie im Tempel angekommen ist wird ihr der Prozess gemacht werden, egal was passiert. Belhanka hat zwar soweit ich weiß keinen Praiostempel, aber versuchter Mord an einem Akoluthen an einem hohen Feiertag und Hochstapelei in diesem Ausmaß werden selbst unsere Glaubensgeschwister ahnden.“ Er setzte sich im Schneidersitz neben seinem Freund nieder und lehnte sich an die Wand.
„Und was glaubst du, wird mit uns passieren?“, fragte dieser, „ ich meine wenn sie uns aus dem Weg schaffen wollen, hätten sie das bestimmt schon getan. Diese Gifthändler stecken auf jeden Fall in der Klemme. Wir sind die Ankläger in dem Fall um Yandriga, in den sie verwickelt sind. Ich weiß zwar nicht was auf das Verkaufen von Giften steht, aber zumindest der Verkäufer hat sich mit dem Angriff auf uns eine Menge Ärger eingehandelt.“
Rahjalin Legari nickte bevor ihm einfiel das der andere die Geste nicht sehen konnte.
„Das kommt darauf an wie schlau sie sind. Sollte der Besitzer so dumm sein wie der Verkaufsjunge wird er vielleicht versuchen uns dazu zu bringen, die Anklage zurückzuziehen. Wenn er etwas intelligenter ist, segelt er wahrscheinlich schon dem Horizont entgegen, zu einem Ort außerhalb unserer Reichweite, Aranien zum Beispiel. Uns hat er dann nur festgesetzt um Zeit zu gewinnen, weil wir so nicht direkt zu den Rahjakavalieren oder der Stadtgarde rennen können, um ihn fest zu nehmen. Hätte er uns umgebracht, würde die Kirche ihn jagen, aber so werden die meisten den Vorfall in ein paar Monaten vergessen haben, wenn sie ich überhaupt zu Kenntnis nehmen. Dann kann er vielleicht sogar zurückkommen und seinen Geschäft wieder aufziehen, ohne dass es jemand merkt.“
„Du hast recht“, seufzte sein Freund neben ihm, „wenn er bleibt wird sein Geschäftsmodell untergehen. Selbst wenn er es schafft sich aus dem Prozess rauszuwinden, würde niemand mehr bei ihm kaufen und die Stadtgarde hätte ihn auf dem Schirm. Wir können nur hoffen, dass der Zugang zu diesem Raum nicht zu gut versteckt ist, damit uns bald jemand findet.“
„Stimmt“,meinte der andere, „ich habe nämlich keine Lust im Keller eines Mannes zu verhungern, der uns nicht mal umbringen will.“ Kurze Stille.
„Rahjalin?“,fragte Rahjalin Solivino, „könntest du mir kurz hoch helfen? Ich liege auf einer sehr unbequemen breiten Fuge.“