Briefspiel:Ruf nach Phecadien

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Auge-grau.png

Stadt Sewamund klein.png Briefspiel in Sewamund Herzogtum Grangor.png
Datiert auf: ab Ende 1045 BF Schauplatz: vor allem Stadt und Baronie Sewamund, darüber hinaus Phecadien und benachbarte Landstriche Entstehungszeitraum: ab Frühjahr 2023
Protagonisten: alle Sewamunder Familien, sowie diverse externe Machtgruppen Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Haus Tribec.png Tribec, Haus di Piastinza.png DiPiastinza, Familie Luntfeld.png Luntfeld, Familie della Carenio.png Carenio, Familie Degano.png Marakain, Familie van Kacheleen.png Kacheleen, Familie Vesselbek.png Vesselbek, Familie Cortesinio.png Cortesinio, Haus Carson.png OrsinoCarson, Haus della Pena jH.png Horasio, Haus ya Pirras.png VivionaYaPirras
Zyklus: Übersicht · Präludium - 1045 BF · Der Eklat - Praios 1046 BF · Der Selziner Schwur - Rondra 1046 BF · Interludium - Efferd 1046 BF · Der Tag der Treue - Travia 1046 BF

Ausgespielte Geschichten: Ruf nach Phecadien · Die Sewamunder Delegation in Shenilo · In den Kerkern von Amardûn · Das Treffen der Verschwörer · Ein Gespräch zur Rosenstunde · Sewamunder Delegation bei Irion von Streitebeck · Trauerfeier für Leonardo Cortesinio · Treffen bei Tovac · Reise ins Unbekannte · I · II · III



Autoren: OrsinoCarson, Amarinto


Am 24. Rondra 1046 BF, Palazzo Petilliani in Shenilo


Cariana Amarinto hat eine ungewohnte diplomatische Aufgabe zu bewältigen und erlebt danach eine gefährliche Überraschung

Cariana Amarinto schritt zielstrebig über den Geronsplatz von Shenilo. Einige Pilger machten der entschlossen dreinblickenden Adligen, die deutlich sichtbar Langschwert und Panzerstecher trug, sofort Platz. Einer Pilgerin fiel vor Schreck das kleine Holzbildnis mit dem vermeintlichen Antlitz des Heiligen Geron zu Boden. Sie bückte sich um es aufzuheben, aber ein anderer Pilger war bereits schneller und hatte es aufgehoben um es ihr zurückzugeben. Cariana blickte auf zu den Heiligenbildern auf der Fassade des neobosparanischen Palazzo Petilliani, der Residenz des Hauses Carson, und wandte ihren Blick zum St. Geron-Tempel. Sie durfte nicht vergessen, dort ein Opfer zu bringen, bevor sie wieder gen Sewamund abreisen würde, mahnte sie sich selbst. Am Eingang des Palazzo warteten zwei Wächter in den Farben der Carson und fragten nach ihrem Begehr. Sie zeigte ihnen den Brief mit dem Siegel des Hauses Amarinto, den ihr Bruder ausgefertigt hatte und sagte: "Ihr könnt dem Hausherren Signora Cariana Amarinto aus Sewamund anmelden. Er erwartet mich bereits." Der Wächter nickte und verschwand im Palazzo. Nach kurzer Zeit kam er zurück. "Willkommen Signora, Baron Orsino Carson erwartet Euch bereits im Salon. Wenn ihr mir folgen möchtet?"

Die Pilgerin mit dem verlorenen Holzbildnis sah ihrem Helfer in die Augen, ihre Blicke trafen sich. Sie nickte kaum merklich in Richtung Cariana Amarintos. Ihr Gegenüber lächelte dünn, nickte ebenso, überreichte ihr das Bildnis und wandte sich in Richtung einer Seitengasse neben dem Palazzo Petilliani um. Zeitgleich schob er ein langes, dünnes Stilett zurück in seinen weiten Ärmel, nachdem der Griff ein wenig herausgerutscht war.

Cariana Amarinto betrat den Salon, nachdem der Wächter ihr die Tür geöffnet hatte. Sie nahm ihren Hut ab, klemmte ihn sich unter den Arm, verneigte sich. "Baron Carson, Rondra zum Gruße, es ist mir eine große Ehre!" Sie reichte ihm das Sendschreiben ihres Bruders mit dem Siegel des Hauses. “Mein Bruder, Cavalliere Dareius Rondraion Amarinto, Herr von Amarinto und Sudermark, Vogt von Serillio, Constabler von Ruthor und Ritter des Roten Drachen, sendet Euch herzliche Grüsse und drückt seine Freude aus, dass diese Unterredung durch die Vermittlung Eurer Großcousine Signora Tairena Carson zustande gekommen ist. Er hat mich gesandt, in seinem Namen zu sprechen."

Orsino Carson empfängt die Vertreterin der Amarinto in seinem Palazzo

"Rondra zum Gruße, Signora Amarinto, ich freue mich, dass Euer geschätzter Bruder Dareius dem Vorschlag der lieben Tairena, die ich fast mehr als eine Tochter betrachte denn als Großcousine, gefolgt ist. Ihr müsst sicher von der Reise ein wenig erschöpft sein und zudem durstig", Orsino deutete auf einen Durchgang zu einem weiteren Zimmer, "ich lasse Euch und Eurem Gefolge Quartiere herrichten." Die beiden schritten in den benachbarten Salon, auf dem Krüge mit Wein, Platten mit Gebäck und Obst bereitstanden. Nachdem sich Cariana gesetzt und gestärkt hatte, fuhr Orsino fort: "Ich hoffe, es gab keinerlei Unannehmlichkeiten auf der Reise, es scheint ja derzeit nicht ohne Gefahr zu sein, im Umland Sewamunds zu reisen. Dies alles scheint mir sehr ärgerlich zu sein, ein durchaus vermeidbarer Konflikt. Ihr müsst mir berichten, wie es derzeit um Sewamund steht und wie es dazu kam, dass Signor Irion sich zu einem solchen Vorgehen hinreißen ließ. Ich selbst bin ja hier in Shenilo, und auch in den Zeiten davor in Clameth, in einer gar nicht so unterschiedlichen Rolle gewesen. Natürlich passen die Interessen von Stadtpatriziern und Landadel nicht immer zusammen, aber ich kann Euch versichern, dass ein gemeinsames Aushandeln solcher Konflikte, wie es hier in Shenilo zumindest seit dem Krieg der Drachen üblich geworden ist, eindeutig von Vorteil für alle Seiten ist, am Ende sitzt man im selben Boot und unser beiden Boote sind doch umgeben von großen Schiffen und wir müssen sehen, dass es nicht kentert in solch bewegten Zeiten. Da hilft es wenig, selbst die Axt an den Rumpf des Bootes zu legen. Diese Lehre aber scheint mir Signor Irion noch bevorzustehen. Nun denn, dann wollen wir gemeinsam überlegen, wie wir diese Einsicht beschleunigen können", seufzte Orsino leise, "wie kann ich helfen?"

"Habt Dank für den freundlichen Empfang, Signor!" Bevor sie sich setzte, hatte sie ihren Hut und ihre Waffen noch an einen Diener weitergereicht. "Erfreulicherweise war die Reise in Eure schöne Stadt unproblematisch. Nicht einmal Banditen aus dem Arinkelwald haben wir auf dem Weg angetroffen.” Sie lachte. Schnell aber verfinsterte sich ihre Miene wieder. Ich gebe euch natürlich Recht, im Interesse aller Sewakier würden wir den Konflikt mit Baron Irion gerne friedlich beilegen. Jedoch sahen sich die führenden Häuser der Stadt, darunter auch mein eigenes, gezwungen, den Baron als Vorsitzenden des Lilienrats abzusetzen und die juristisch fragwürdige Neubesteuerung zurückzunehmen, sowie die Unruhen und Mordfälle in der Stadt selbst zu untersuchen. Doch hat sich der Baron der Entscheidung des Lilienrats widersetzt und befindet sich nun in Nordphecadien, wo er ein Heer aufstellt. Der Lilienrat kann also nicht anders als angemessen auf diese Bedrohung der Souveränität der Landstadt Sewamund zu antworten. Das könnt ihr sicherlich nachvollziehen, Signor. Auch wenn die Türen für Diplomatie nicht geschlossen sind, so muss man dennoch auch damit rechnen, dass die Lage noch weiter eskalieren könnte." Sie seufzte und verdrehte leicht die Augen. "Natürlich sind einige der Lilienratsfamilien noch zu sehr geblendet von den Jahren des Friedens und der vermeintlichen Eintracht, um zu sehen was der Stadt drohen könnte wenn wir jetzt nicht Stärke zeigen. Irion von Streitebeck ist ein gefährlicher Mann und ich meine das mit allem Respekt. Er hat damals mit eisernem Willen den Titel des Barons für sich erkämpft, obwohl es Kandidaten mit erheblich besseren Aussichten gab. Wir sollten ihn nicht unterschätzen. Es ist durchaus möglich, dass er diesen Konflikt antizipiert hat und es gar ein Teil seines Plans ist die Stadt wieder unter seine Knute zu zwingen und den Lilienrat zu entmachten." Cariana nahm einen Schluck Wein. "Mein Bruder ist der Ansicht, dass wir gerade militärische Stärke zeigen müssen, wenn wir überhaupt eine Chance auf eine friedliche Lösung erhalten wollen. Zudem sollten wir auch für eine militärische Konfrontation planen, sollte Baron Irion bereit sein, bis zum Äußersten zu gehen. Als Constabler von Ruthor, Herr der Sudermark und Vogt von Serillio genießt er einigen Einfluss in Ruthor und erwägt, diesen beim Concilium Ostreae und der Baronin von Ruthor geltend zu machen. Das würde also vielleicht auch Signora Tairena betreffen, als Lehnsfrau der Baronin Oleana. Aber nun wäre es ja möglich, dass das Haus Carson weit mehr zur Sache Sewamunds beiträgt als die Lehensfolge Ruthors verlangt. Vielleicht könnte es sein, dass sich die Interessen unserer Häuser in dieser Angelegenheit zum beiderseitigen Vorteil überlagern?" Sie hatte zum Ende hin ihr charmantestes Lächeln aufgesetzt, dennoch merkte man deutlich, dass sie mehr Ritterin als Diplomatin war.

"Signora, ich verstehe eure Befürchtungen und vermute stark, dass die Einschätzung Eures Bruders zutreffend ist. Sewamund ist in nicht geringer Gefahr." Orsino nahm einen Schluck aus seinem Weinkelch und ließ dann den Goldfelser darin einige Male kreisen. "Ihr seid sicherlich genug vertraut mit meiner eigenen Lebensgeschichte. Eine Stadt kann schnell in die Hände eines Mannes fallen, der seine Ansprüche für gerechtfertigt hält, bereit ist mit hohem Einsatz zu spielen - beides scheint mir zuzutreffen auf Baron Irion - und, und dies mag entscheidend sein, der genug Mitstreiter außerhalb - auch dies mag zutreffen, wobei anders als z.B. bei meiner Einnahme Clameths Sewamund sich der Gefahr bewusst ist, ein Verdienst der weisen Mitglieder des Lilienrates - und innerhalb der Stadt hat. Und an diesem Punkt solltet ihr gut Acht geben und euch der Loyalität der einflussreichen Familien der Stadt versichern." Orsino schaute aus einem der Fenster des Palazzo Petilliani, die hinaus auf den Geronsplatz ging und den Blick auf einen Teil der Fassade des Rondratempels bot. "Ruthor wird sich wahrscheinlich auf Eure Seite stellen. Damit wäre, wie ihr bereits sagtet, meine Großnichte involviert. Ihr Besitz ist meinem Hause durchaus eher zufällig zugefallen, allzu früh sorgte der Herr Boron dafür, als er Tairenas Mutter an der Seite ihres Schwiegervaters, meines geschätzten Onkels, seinerzeit in Gilforn aus dem Leben rief, bei jenem Kampf, in dem mein Baronstitel erstritten wurde. Ich fühle mich nicht zuletzt deshalb Tairena zu einiger Dankbarkeit und Fürsorge verpflichtet. Außerdem habe ich gehört, dass sich die reizende Tairena kürzlich recht gut mit Signor Dareius bekannt gemacht hat. Wer weiß, wohin dies noch führen kann? Mittlerweile habe ich offen gesagt aber durchaus Gefallen an diesem Besitz gefunden, auch wenn er nördlich des Flusses liegt, wo mich lange Zeit wenig betraf, aber die Bedeutung der Meere scheint mir enorm zu wachsen, und Gilforn liegt ebenso wenig am Meer wie Shenilo und Imdallyo, und L´Odina ist kein Handelshafen wie Sewamund." Orsino wandte seinen Kopf leicht, deutete so auf zwei kleine Tässchen auf einem kleinen Tisch, wie sie seit einiger Zeit in Mode waren, um jenes neue heiße Grund belebende Getränk aus dem neuen Kolonien im Süden zu trinken. "Insofern wird sich sicherlich die ein oder andere Möglichkeit ergeben, wie ich zum gegenseitigen Vorteil für mein Haus und für Eure Sache, die ich als gerecht und richtig empfinde, einen Beitrag leisten kann. Meine Bereitschaft will ich euch zusagen, was ich erreichen kann, wird sich zeigen. Wenn Euch, Eurem Bruder und dem Lilienrat nach einem glücklichen Ausgang dieser Fehde, der Eindruck entstanden ist, dass Sewamund in mir einen treuen Freund und Helfer gefunden hat, so mag man dann daran denken, dass in Zukunft meine Unterstützung für die Stadt umso gewisser wäre, wenn die Bande meines Hauses dorthin umso dicker und fester wären. Sicherlich wird es begüterte Familien geben, die sich im Verlauf der Fehde für die falsche Seite entschieden haben. Wie ich aus meiner eigenen Erfahrung weiß, stehen in diesem Fall gewisse Veränderungen bevor. Nun ja, aber erst einmal will der Sieg errungen sein. Signora, Ihr werdet erkennen dürfen, dass ich hier in Shenilo die Sache des Lilienrates vertrete. Und so wird sich auch in Zukunft das Verhältnis zwischen unseren Städten, in dem es, dass will niemand verleugnen, auch unfreundliche Töne, Zwist und Missstimmigkeiten gab, verbessern. Unsere beiden Städte haben sich gegenseitig weit mehr zu geben als und durch Konkurrenz trennt. Zu ähnlich ist unsere Lage, zu unterschiedlich sind die Quellen unseres Wohlstands. Berichtet dies Eurem Bruder, einstweilen natürlich mit der nötigen Diskretion. Offen wird das Haus Carson zunächst nur durch meine Großnichte an der Seite Ruthors in den Kampf ziehen, aber ich bin sicher, es wird auch dazu kommen, dass Shenilo zeigt, wo es steht."

Cariana hatte Orsinos Ausführungen aufmerksam gelauscht und zuweilen zustimmend genickt. "Habt Dank Baron Carson, mit großer Freude sehen wir in Euch einen Mann, der unsere Lage und die Haltung unseres Hauses in diesem tragischen Konflikt nachvollziehen und sogar Sympathie dafür aufbringen kann. Gerne nehmen wir Eure Unterstützung an und versichern Euch, dass die Amarinto, die Herrin Rondra sei unsere Zeugin, immer zu ihrem Wort stehen und ihre treuen Freunde niemals vergessen. Wie Ihr bereits angedeutet habt, mag dies auch der Beginn einer für unsere beiden Häuser fruchtbaren Zusammenarbeit sein." Ihre Worte wirkten zwar aufrichtig, aber auch etwas gestelzt. Sie hatte sich offenbar lange auf diese diplomatische Mission vorbereitet und die diplomatischen Floskeln rollten ihr nicht intuitiv von der Zunge. Sie holte ein kleines, in roten Samt eingeschlagenes Päckchen hervor. Darin befand sich ein silberbeschlagenes thorwalsches Trinkhorn. "Mein Bruder schickt Euch dieses Trinkgefäß eines thorwalschen Hetmanns als Geschenk. Wir haben als Begleichung einer Schuld im Rahmen einer HPNC-Handelsfahrt erhalten. Die Inschrift besagt, es gehöre einem Hetmann Kjaerdsson. Wenn wir richtig informiert sind, beruft sich Euer Haus auf einen Krieger dieses Namens als Ahnen und daher dachten wir, es wäre in Euren Händen gut aufgehoben." Sie überreichte Orsino Carson das reich verzierte Trinkhorn.

"Ein wundervolles Geschenk, Signora! Es zeugt davon, dass Euer Bruder sich wohl überlegt hat, wie er mir und meiner Familie eine Freude machen kann. Telfar wird sicher begierig sein, dieses Kleinod in Augenschein zu nehmen. Ihm ist es ja zu verdanken, dass diese Wurzel meines Hauses wiederentdeckt wurde und vielleicht ist es auch kein Zufall, dass zu eben jener Zeit die Gedanken an das Meer in meiner Familie aufblühten." Orsino betrachtete das Horn und zog mit den Fingern einige der Linien der Ornamente nach. "Wenn der Lilienrat entschließt, Shenilo um Hilfe zu bitten, werde ich mich dafür einsetzen, dass diese Hilfe gewährt wird. Und dies nicht nur in Korn oder Münzen, sondern wohl auch in Schwertern und Schilden. Berichtet das Dareius und wünscht Ihm und seiner Sache viel Glück und den Segen der Herrin!"

"Danke Baron, ich werde Eure Worte an meinen Bruder weitergeben. Lasst uns hoffen, dass der Rest der Eteria die Bitte Sewamunds ebenso großmütig beurteilen wird." Sie stand auf und verneigte sich. "Solltet Ihr in Zukunft einmal nach Sewamund kommen, wäre es dem Haus Amarinto eine große Ehre Euch mit der gleichen traviagefälligen Wärme willkommen zu heißen."

Nach der Verabschiedung von Orsino Carson verließ Cariana Amarinto den Palazzo Petiliani mit ebenso schnellen Schritten wie auf dem Weg dorthin. Sie war erleichtert. Diese, für sie ungewohnte, diplomatische Mission war erfolgreich abgeschlossen. Sie hoffte inständig, dass Baron Carson seinen Einfluss zu ihren Gunsten verwenden würde und die Eteria überzeugen könnte, sich auf die Seite Sewamunds zu stellen. Die sich anbahnende Allianz der Amarinto mit den Carson würde sich langfristig zudem vielleicht sogar als noch wertvoller erweisen. Sie erlaubte sich ein Lächeln, sie konnte Stolz sein, diese Aufgabe gemeistert zu haben. In diesem Moment spürte sie einen leichten Windhauch, die Glocke am Rondratempel schlug zur vollen Stunde, die Zeit um sie herum schien sich zu verlangsamen. Intuitiv wandte sie sich um. Ein brennender Blitz zuckte von ihrem unteren Rücken durch ihren gesamten Körper, Wärme breitete sich an ihrem Rücken und an ihren Oberschenkeln aus und ihre Knie gaben nach. Im Fallen sah sie noch eine dünne Klinge, die benetzt von Blut in einem weiten Ärmel verschwand, eine verhüllte Gestalt, die hastig davon eilte. Kurz darauf Schreie, Köpfe die sich über sie beugten, während sie auf dem Rücken liegend den Himmel über Shenilo betrachtete. Rote Schleier zogen wie Drachen aus alten Sagen am Himmel über ihr vorbei. Plötzlich beugte sich eine Frau mit braunem, von feinen silbernen Fäden durchzogenem Haar, über sie und sprach einige Worte, doch Cariana hörte sie nicht, nur das Pochen des Blutes, welches durch die Wunde an ihrem Rücken strömte, sie verlor das Bewusstsein.

Als Cariana wieder erwachte, lag sie in einem bequemen Bett inmitten eines hochwertig eingerichteten Zimmers. Neben ihr saß die braunhaarige Frau auf einem bequemen Stuhl, sie trug ein edles Magiergewand, ein Magierstab lehnte am Bettrahmen. "Die Götter scheinen Euch gewogen zu sein, Signora Amarinto. Ihr hattet Glück, dass ich zufällig in der Nähe war, als dieses feige Attentat auf Euch verübt wurde. Erlaubt mir, mich vorzustellen, Nandora Falconieri, Magistra am Draconiter-Institut. Der Angriff auf Euch hätte tödlich enden können, doch ich konnte Euch zum Glück rechtzeitig mit einer Formel der Magica Curativa vor Schlimmerem bewahren. Ihr werdet wohl keine bleibenden Schäden davontragen." Sie lächelte selbstsicher.

Cariana tastete ihren Rücken ab, dort wo die Klinge sich in ihren Rücken gebohrt hatte. Sie spürte keine Wunde, die Haut fühlte sich nur etwas gespannt und empfindlich an. Die Magistra fuhr fort: "Baron Carson war so freundlich Euch ein Gästezimmer zur Verfügung zu stellen. Ihr braucht nur ein wenig Ruhe, morgen solltet ihr bereits vollständig wiederhergestellt sein." Cariana richtete ihren Oberkörper ein wenig auf. "Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet Magistra, ohne Euch wäre ich vielleicht bereits auf dem Weg in Rondras Hallen. Wie kann ich Euch diese Heldentat vergelten?" Die Magistra lachte. "Keine Ursache, ihr schuldet mir nichts. Das Draconiter-Institut nimmt jedoch immer gerne Spenden an. Aber nun muss ich mich empfehlen, es wartet Arbeit im Institut auf mich. Besucht mich doch morgen dort, Signora, dann kann ich mich vergewissern, dass der Heilungsprozess wie gewünscht abgeschlossen ist." Auf dem Weg nach draußen wandte sich die Magierin nochmal um. "Ahja, der Baron möchte natürlich mit Euch über das Attentat sprechen, wenn ich es richtig verstanden habe, konnte der Täter bislang weder gefasst noch identifiziert werden." Cariana nickte. "Nochmals Dank, Magistra!" Die Magierin lächelte milde und winkte ab, während sie den Raum verließ.