Briefspiel:Fischmesser und Axtkämpfer

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Die Briefspielgeschichte Fischmesser und Axtkämpfer befasst sich mit der Folge der Niederlage Mazarina di Selsheds bei den Gransignorewahlen im Praios 1036 BF, dem Kompensationsangebot ihres Rivalen Orsino Carson und ihrer Reaktion auf die Schmähung durch den sogenannten Grätenvorfall.

Zitadelle von Selshed, 20. Praios 1036 BF

„Meine Worte waren in den letzten Tagen nicht sonderlich mit Bedacht gewählt und erregten wohl einige zarte Gemüter. Dies möge man mir anlasten oder es mir nachsehen, wie auch immer. Von von langer Hand geplanten Bloßstellungen oder gar Handlungen wider den Frieden von Shenilo, beschlossen im Jahre 1030 nach dem Fall des hunderttürmigen Bosparan, müssen ich und mein wohlgeborenes Haus jedoch aufs schärfste Abstand nehmen und diese zurückweisen, beim göttlichen Ucuri! Dies war nie die Vorgehensweise der Dorén und wird es auch nie werden. Falls es Signora Mazarina di Selshed nach einem klärenden Gespräch hierzu verlangt, sei sie, wir Ihr alle, auf Burg Yaquirstein im Sinne Travias willkommen. Dies möge man der Signora berichten als Ausklang dieser Sitzung.“
Elissa Gabellano unterbrach die Lesung des Schreibens ihres Onkels einen Augenblick als die Vikarin von Selshed verächtlich schnaubte. Auf ein ungeduldiges Nicken Mazarinas fuhr sie jedoch fort. "Dies sind die Worte, die Signore Endor Dorén zu übermitteln wünschte."
"Es steht mir nicht an, Euch in dieser Sache einen Rat zu geben, Signora Mazarina. Wünscht Ihr dennoch weitere Korrespondenz in dieser Angelegenheit so sendet gerne eine Nachricht gen Côntris, wohin ich mich sofort nach der Abfassung dieser Zeilen begeben werde und ich werde baldmöglichst antworten."
"Efferd und seine zwölfgöttlichen Geschwister mit Euch",
"gez. zu Terrinda, 18. Praios 1036 BF"
"Baronet Leomar Gabellano, Herr von Burg Ruthorwacht etc. pp."


Nach längerem Schweigen, in dem die Vikarin mit durchgestrecktem Rücken und harter Miene aus dem Fenster der Zitadelle von Selshed geblickt hatte, wandte sie sich an die hochgeborene Botin, Elissa. "Ehrenwerte Signora Elissa, wenn es Euch recht ist so mögt Ihr Euch in die vorbereiteten Gemächer zurückziehen, ich würde Euch gerne zum Abendmahl noch einmal sprechen. Jetzt drängt es mich aber danach, das Schreiben Eures werten Herrn Onkel mit meiner Tochter zu besprechen."
Als die so Angesprochene mit einem Nicken gegangen war wandte sich Mazarina mit düsterer Miene an ihre Tochter Elysmenia, die seit ihrem Eintreten wortlos auf ihrem gepolsterten Stuhl gesessen hatte.
"Im ersten Atemzug nennt er mich ein zartes Gemüt, im zweiten lädt er mich auf seine Burg ein, damit ich vor ihm weiter jammern solle?“
Elysmenia schüttelte den Kopf. „Die Haltung des Signore Endor ist höchst bedauerlich. Er müsste eigentlich, wie kaum ein anderer in der Eteria, verstehen in welcher Lage sich unser Haus befindet. Wir haben seine Parteinahme für diesen Bund und für Carson unterschätzt, fürchte ich.“
Die Vikarin machte eine wegwerfende Handbewegung. „Diese Yaquirier verstehen nicht alle das gleiche unter Tradition, wie wir. Offenbar hat er den Verlust dessen, was seine Vorfahren errungen haben, längst vergessen und schmiert lieber dahergelaufenen Jungbaronen Honig um den Mund.“ Elysmenia lächelte schmal. Spricht Mutter von Côntris, Carinto oder den Carson?
Die jüngere Frau rutschte einen kurzen Augenblick auf ihrem Stuhl zurecht, bis ihre Haltung bequemer war. "Mutter, glaubt ihr seinen Worten? Dass er nichts mit dieser Schmähung unseres Familienwappens zu tun hatte?" Wieder schnaubte Mazarina zur Antwort. "Dieser Kraftalrigio? Ihm mag es an Prudenza und Cortesia fehlen, aber genausowenig traue ich ihm eine solche Subtilität zu. Nein, dann schon eher einer seiner besten Freunde aus Calven."
"Unterschätzen sollten wir den Mann dennoch nicht. Vielleicht hat er ja unter seinen Kindern einen gewiefteren Spross - wenn auch keinen weiseren", gab Elysmenia zu bedenken. "Sei es wie es sei. Wer über eine solche Ehrverletzung spottet ist kaum besser als der, der sie begeht. Wäre er kein Schwurbruder hätte ich ihn womöglich direkt zum Duell bestellt. Aber das verbieten mir Recht und Grandezza. Das alles sollte uns ohnehin nicht mehr ablenken, als gut ist!"
„Wenn diese Wahl eines gezeigt hat, dann dass ich dort keine Hilfe zu erwarten habe.“ Wieder blickte Mazarina aus dem hohen Fenster, durch das man einen Teil der Grangorer Bucht, aber auch die höheren Dächer Selsheds sehen konnte. “Nein, die Antwort wird hier in unserer Heimat zu finden sein.“ Elysmenia entging nicht, dass Mazarinas Blick für einige Zeit auf dem Pailos, der hinter ihrem Schreibtisch in einer Waffenhalterung stand, ruhte, bevor sie sich ihrer Tochter wieder zuwandte.
„Werdet ihr folglich nicht nach Shenilo zurückreisen?“ , fragte sie dann. Als sie in das schwache Lächeln im Gesicht ihrer Mutter blickte wusste Elysmenia, dass die Vikarin begonnen hatte, neue Pläne zu schmieden.
"Ich werde in die Ponterra zurückkehren, aber nicht nach Shenilo. Stattdessen werde ich nach Côntris gehen, wie es der Gransignore vorgeschlagen hat. Immerhin sind dort nun Verbündete, Freunde und Unterstützer versammelt. Du wirst nach Bethana gehen um deinen Basen zu erklären, dass die Lösung der Nachfolge des Priorats drängender ist, denn je. Signore Dorén werde ich mitteilen müssen, dass mich diese wichtige Aufgabe für den Bund daran hindert, seine Einladung anzunehmen.“
“Soll ich in Bethana eine Ladung Fisch erwerben, damit du ihm zeigen kannst, dass der Septimanische dem Yaquirischen überlegen ist?“ Der böse Blick ihrer Mutter begleitete Elysmenia, die sich nun beeilte, den Raum zu verlassen.