Adilgunde Zwijnhof
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Adilgunde Zwijnhof ist die Vorsteherin des Travia-Tempels zu Selzin und viele vermuten zu Recht aufgrund ihres jungen Alters und ihrer Unerfahrenheit, dass vor allem die politische Initiative und die reichlichen Spenden ihres Vaters, des Viehbarons Toliban Zwijnhof, zu dieser ungewöhnlichen Ernennung geführt haben. Dennoch gilt sie als ambitioniert und bereit den Travia-Kult noch stärker in der Stadt zu verankern. Die Tatsache, dass die Region nicht viele Tempel der Göttin des Herdfeuers aufweist, spielt ihr bei dem Vorhaben in die Hände dem Tempel in Selzin größere Bedeutung zu verleihen.
Adilgunde hütet jedoch ein schwerwiegendes Geheimnis. Als Priesterin der Travia, der Schutzherrin der Ehe und Familie, hätte sie sich kaum etwas Schändlicheres vorstellen können, als ihre eigene Rolle zu verraten – und doch ließ sie sich auf eine verbotene Affäre mit Araccio Amarinto ein, dem Stadtvogt der Stadt. Was als unschuldige Gespräche zwischen der Tempelvorsteherin und dem Stadtvogt begann, verwandelte sich schnell in eine gefährliche emotionale Verbindung. Adilgunde fand in Araccio nicht nur einen charismatischen Mann, sondern auch jemanden, der ihre Einsamkeit und den Druck verstand, die mit ihrer verantwortungsvollen Position einhergingen. Araccio, selbst innerlich zerrissen zwischen den Pflichten seines Amts und seinen ungestillten Sehnsüchten, weckte in ihr Gefühle, die sie als Dienerin Travias eigentlich nicht haben sollte. Für Adilgunde war die Affäre eine schmerzhafte Widersprüchlichkeit – eine Flucht aus den rigiden Erwartungen ihres Amtes und zugleich der größte Verrat an den Prinzipien, für die sie stand. Sie wusste, dass ihr Ansehen und ihre Stellung im Tempel auf dem Spiel standen, sollte die Affäre jemals bekannt werden. Schlimmer noch: Als Hüterin der ehelichen Treue hatte sie ausgerechnet die heiligen Gebote Travias verletzt, und dieser Gedanke lässt sie seither kaum schlafen. Als die Affäre schließlich beendet wurde, überwogen Reue und Furcht. Beide schworen, nie wieder darüber zu sprechen und es tief in ihren Herzen zu begraben. Doch Adilgunde lebt seitdem in ständiger Angst, dass ihr größtes Vergehen ans Licht kommen und ihre priesterliche Karriere zerstören könnte. Ihre innere Veränderung zeigt sich auch körperlich, die ehemals stämmige und gut genährte Geweihte wirkt seit der Affäre zunehmend schlanker. Sie hat wenig Appetit und nimmt nur noch leichte Speisen ein. Ein Verhalten das durchaus zu Skepsis und Sorge unter ihren Geweihten, Novizen und Akoluthen geführt hat.
Während der durch den Sewamunder Resultionsaufstand ausgelösten Ereignisse, sowie der politischen und sozialen Unruhen, wurde sie zu einer der führenden Figuren bei der Bekämpfung von Hunger und Not unter den Flüchtlingen, welche vor den Söldnerheeren durch Phecadien und vor allem Sewakien zogen. Gerade die Flüchtlinge aus Amarinto, die notdürftig in Sewamund untergebracht werden konnten, lagen ihr sehr am Herzen und sie kümmerte sich gemeinsam mit den Geweihten der Sewakstadt aufopferungsvoll um sie, nachdem diese durch die Sturmflut ein weiteres Mal alles zu verlieren drohten. Das Schicksal fügte es so, dass sie dadurch wieder häufiger mit den Mitgliedern des Hauses Amarinto, darunter auch ihrem früheren Geliebten Araccio, zusammentraf. Doch die Fürsorge für die Flüchtlinge und der feste Glaube an die Herrin des Herdfeuers gab ihr Kraft, die Arbeit unermüdlich fortzusetzen. Nach dem Ende des Konflikts hatte sie sich so ein hohes Ansehen, nicht nur unter den Flüchtlingen, in Sewamund erworben und die Stimmen, die ihr relativ junges Alter gegen sie wendeten, begannen langsam zu verstummen.