Briefspiel:Exkursion nach Althosamor/Überfall

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Auge-grau.png

Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: ab Praios 1045 BF Schauplatz: Markgrafschaft Goldfelsen und benachbarte Territorien Entstehungszeitraum: ab September 2022
Protagonisten: Auricanius und weitere Urbets, Kalman della Tegalliani, Doriana Solivino, Nepolemo van Kacheleen, Sumudan Talligon u.w. Autoren/Beteiligte: Familie Solivino.png Bella, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Familie van Kacheleen.png Kacheleen
Zyklus: Übersicht · Kalmans Ermächtigungen · Aurelias Journal I · Im Feuerschein · Unter Studiosi I · Unter Studiosi II · Unter Studiosi III · Unter Dozenten · Überfall · Erstes Blut · Unter Baronen · Braijaan · Fragen und Antworten

Überfall

Autoren: Bella, Gonfaloniere

Fortsetzung von hier.

Der Gesang der Studiosi war gerade für einen kurzen Moment verstummt, als Poldoron ins Leitungszelt der Expedition trat. Neben dem erwarteten Baron fand sich hier zu dieser Stunde nur noch der Gelehrte aus der Familie van Kacheleen, offenbar in seine vor ihm ausgebreiteten Fundstücke vertieft. Auricanius schien dagegen auf der Karte des Umlands einen Teil der in näherer Zukunft geplanten Route nachzuvollziehen. Das Rascheln des vom Cavalliere zur Seite geschobenen Vorhangs ließ ihn jedoch gleich aufblicken.
„Ah, Poldoron“, begrüßte er seinen Verwandten mit einem sanften Lächeln. „Ich bin soeben dabei, die morgige Wegstrecke noch einmal durchzugehen.“
In der Feststellung klang eine Einladung mit, dies gemeinsam zu tun.
„Natürlich“, kommentierte der jüngere Urbeter gleichermaßen wissend wie bestätigend und trat mit wenigen ausholenden Schritten an die Seite des Barons.
„Hier ist eine Schlucht“, dabei zeigte Auricanius mit dem Finger auf die Karte, „die für unsere Angeschlagenen herausfordernd sein könnte. Da müssen wir ein Auge auf die Schwächeren haben. Und hier …“
Poldoron folgte den Ausführungen des Expeditionsleiters durchaus pflichtbewusst, kam jedoch nicht umhin, dabei seine eigenen Beobachtungen zu machen. Auffällig war mal wieder, dass der Praios-Geweihte, wie zuletzt häufiger, Neresian, das schwertähnliche Rapier des Hauses Urbet, in Griffweite hinter sich an eine Truhe gelehnt hatte.
Auricanius sah während einer kurzen Pause von der Karte auf und folgte dem noch am Rapier haftenden Blick Poldorons.
„Man weiß nie, was kommt“, versuchte er den Sorgen des Cavalliere zu begegnen – ohne sie dadurch zerstreuen zu können. „Wegen der Goblins?“ Poldoron formulierte seine Frage gar nicht ganz aus.
Auricanius schüttelte den Kopf. „Eher wegen des Talligon.“

****

Rahjada nutzte die Gesangspause, da die Studiosi einmal mehr dem durchs finstere Tal schallenden Echo lauschten, um tief durchzuatmen. Lauthalses Singen war anstrengender, als sie sich eingestehen wollte. Kurz traf ihr Blick im flackernden Licht des Lagerfeuers die neben ihr stehende Doriana, deren Brust sich gleichermaßen weit hob und wieder senkte. Obwohl sie im Gesicht der Jüngeren Schweißperlen auszumachen glaubte, war sie sich doch sicher, dass das Singen die Studiosa der Rahja-Schule – ihrer Übung wegen – weniger anstrengte als sie selbst.
„Wunderschön“, warf die Comtessa der Signora aus der Familie Solivino nur ein einziges Wort zu, wohl bedacht darüber das verhallende Echo nicht zu überdecken. Das wurde im selben Moment jedoch von einem langgestreckten Zischen gestört. ‚War das ein Pfeil oder Bolzen?‘, schoss es Rahjada durch den Kopf, obwohl der Gedanke surreal erschien.
Dann sah sie im Augenwinkel, wie eine vor einem benachbarten Feuer stehende Person zu Boden fiel … nein, gestreckt wurde.
„Überfall“, schallte es wenige Wimpernschläge später bereits alarmierend durchs Lager der Expedition. Und unter den erst nach und nach wie aus einer glückseligen Trance erwachenden Studiosi am Feuer brach Panik aus.

****

„Überfall!“
Der Alarm vom Rand des Lagers drang bis ins Zelt des Expeditionsleiters. Poldoron und Auricanius sahen sich daraufhin kurz fragend an, als wollten sie aus der Reaktion des jeweils anderen ablesen, ob sie sich auch nicht verhört hatten. Dem war offensichtlich nicht so.
Sofort griff der Baron nach dem Rapier schräg hinter sich. Sein Blick blieb dabei beim Cavalliere hängen.
„Meine Nichten?!“
Die zwei Worte waren Frage und Aufforderung zugleich.

****

Doriana hatte gerade zu einer Antwort ansetzen wollen, da hatte auch sie das seltsame Geräusch vernommen, jedoch nicht einordnen können.
„Überfall!“, schrien da mehrere Studiosi um sie herum auf. Während sie noch in einer Art Schockstarre dastand, brach heilloses Chaos aus. Die Studiosi, mit denen sie eben noch gesungen hatten, stießen jetzt panische Schreie aus und rannten wild durcheinander. Niemand wusste, wohin er sich wenden sollte, von wo der Angriff kam. ‚Wer greift überhaupt an? Goblins?‘, dachte sie verstört. Wieder zischte es, diesmal aus einer anderen Richtung. Doriana beobachtete entsetzt wie jemand gar nicht so weit entfernt von ihr niedergestreckt wurde.
‚Weg hier!‘, war auf einmal der einzige klare Gedanke, den sie fassen konnte. ‚Renn um dein Leben!‘
Aber wohin? Da packte sie auf einmal jemand am Handgelenk. Die Entscheidung nach dem wohin wurde ihr abgenommen und sie ließ sich mitziehen.
„Los, schneller!“, drang Rahjadas Stimme zu ihr durch und sie zwang sich, so schnell sie konnte hinter der älteren Studiosa herzurennen.

Rahjada brauchte einige Augenblicke, bis sie begriff was wirklich vor sich ging. Die zu Boden gestreckte Person war von einem Projektil getroffen worden, war sie sich dann aber sicher. Wenige weitere Wimpernschläge nutzte sie zur Orientierung am Lagerfeuer. Die Studiosi begriffen zum Teil erst versetzt, was Sache war. Einige Schritte entfernt war ihre Kusine Selinde unter den reaktionsschnelleren von ihnen. Kurz trafen sich beider Blicke – und Rahjada erkannte, dass die Tochter des Valvassors ihr bedeuten wollte, dass sie sich zur Mitte des Lagers wenden sollten. Wo sich der Widerstand der Angegriffenen ordnen könnte, natürlich!
Ein letzter Blick ging zur direkt neben ihr stehenden Doriana, die noch keine Anstalten machte sich in Bewegung zu setzen. Kurzerhand griff Rahjada ihr Handgelenk und zog die Jüngere mit sich.
„Los, schneller!“
Sie merkte, dass Doriana nun aus eigenem Antrieb zu laufen begann, hielt ihren Arm aber noch umklammert. Doch keine drei Schritte später spürte sie selbst einen heftigen Schmerz in ihrem linken Bein. Ein stumpfer Schlag ließ sie ihr Gleichgewicht verlieren und zu Boden stürzen. Doriana wurde dabei mitgerissen, bevor Rahjada ihren Griff lösen konnte.
Die Jüngere fiel schräg über die Comtessa, auch wenn es ihr noch gelang sich mit den Armen abzustützen, bevor sie gänzlich auf ihr lag. Rahjada halb unter sich, riss sie den Kopf hoch um sich zu orientieren. Und blickte direkt ins Gesicht eines Fremden.
Eine narbenverzerrte Fratze grinste sie im flackernden Lichtschein des Feuers boshaft an: „Nicht so schnell!“
Schräg daneben blitzte eine Klinge auf, die nur darauf zu warten schien, zuzustechen …

****

Auricanius rannte hinter Poldoron die wenigen Schritte bis vors Zelt. Der Cavalliere streckte kurz den Arm aus um zu zeigen, wo sich die Nichten seines Familienoberhaupts zuletzt aufgehalten hatten. Als er sich sicher war, dass dieser die Geste gesehen hatte, rannte er weiter in die soeben gewiesene Richtung.
„Monsignore“, tauchte währenddessen eine andere Bewaffnete vor dem Geweihten auf, „wir werden von mindestens zwei Seiten angegriffen.“
Die Sargentessa Horena di Zimbello war eine der Anführerinnen des Detachements des Alten Regiments, das ihm Herzog Eolan als Bedeckung für die Expedition mitgegeben hatte. Drei weitere Kämpfer schlossen hinter ihr gerade auf, die Waffen bereits gezückt.
„Von dort …“ Sie wies in die Richtung, in die Poldoron gerade verschwunden war. „… und von dort.“ Die andere Richtung lag der zuerst gewiesenen fast exakt gegenüber.
„Zimbello und zwei Männer dorthin!“ Auricanius‘ Order fiel so militärisch knapp aus, wie es die Methumier vom eigenen Kasernenhof gewohnt waren.
„Du folgst mir“, sah er die dritte Kämpferin hinter der Sargentessa direkt an und rannte selbst in dieselbe Richtung, in die Poldoron wenige Augenblicke zuvor verschwunden war.