Zehn Fragen zu meiner Familie

Aus Liebliches-Feld.net
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Der Start mit einer horasischen Briefspielfamilie ist vielleicht mit das spannendste, was das Briefspiel zu bieten hat. Es ist der Moment, wo man sich kreativ ausleben kann. Wo man eine Identität entwerfen kann, die man durch die nächsten Jahre des Spiels trägt und welche die Basis für jedes kommende Ereignis darstellt. Gerade Neueinsteiger wissen dabei aber häufig gar nicht, was geht oder was nicht geht. Und wollen natürlich nicht gleich am Anfang Fehler machen.

Beim Start gibt es dabei zwei Möglichkeiten. Der einfachere Weg wäre, dass man eine vorgefertigte Familie übernimmt. In diesem Fall entscheidet man für sich erst einmal nur, in welche der fünf Spielerstädte man gehen will und fragt dann den dortigen Spielkoordinator, ob noch Familien frei sind und kann dann eine davon auswählen. Diese Familien haben meist alles, was es braucht. Name, Wappen, Domäne, Herkunft, Attitüde, einen rudimentären Stammbaum und hier und da schon die ein oder andere Verzahnung mit anderen Spielern.

Natürlich muss man an dieser Stelle kreative Kompromisse eingehen. Wenn man seinen Spaß mit düsteren, zwielichtigen Gestalten hat, doch es stehen nur noch traviagefällige, praiosgläubige Saubermännerfamilien zur Verfügung, dann kann man den Charakter der Familie nicht einfach umändern, auch dieser ist ein Stück weit vorgegeben. Ja, einzelne Personen innerhalb der Familie mag es geben, aber die Erwartungen in das Spiel der Familie werden immer das der Saubermänner sein. Das ist dabei eigentlich etwas Gutes, denn letztendlich betreiben wir hier ja ein Rollenspiel und sich spieltechnisch aus seiner Komfort-Zone zu bewegen und sich den Plot bedingten Konfliktlösungen aus einer anderen Verhaltensperspektive zu nähern, hat oftmals einen charmanten Effekt auf den eigenen Spielstil, verleiht dem Sinn für Storytelling mehr tiefe und Varianz.

Doch nicht minder wichtig ist eben auch, dass man sich mit seiner Familie identifizieren kann. Denn daraus wird das Interesse geboren, sie stets weiter zu entwickeln. In diesem Falle gibt es die Möglichkeit, eine neue Familie zu entwerfen. Der Vorgang ist aufwendiger, dafür ist das Ergebnis deutlich persönlicher. Nur was braucht solch eine Familie bei ihrer Erstellung? Dazu soll diese kleine Spielhilfe gedacht sein.

Bevor man damit anfängt gilt: Suche dir erst einmal eine Stadt, in der du spielen willst. Dazu stehen dir die fünf Spielerstädte Efferdas, Sewamund, Shenilo, Unterfels und Urbasi zur Verfügung. Sie alle haben unterschiedliche Charakter und auch unterschiedliche Spieler. Frage beim Spielkoordinator oder im Discord-Channel nach, ob jemand dir dort als Mentor zur Seite stehen mag. Denn nicht jede tolle Idee, die man beim Entwerfen der Familie so hat, passt auch in die Spielwelt. Der Mentor wird dir dabei helfen, den Städte-Kanon einzuhalten. (Das kann manchmal etwas frustrierend sein, wenn alle Ideen irgendwie nicht passen wollen, aber der Mentor will an der Stelle wirklich nur dein Bestes. Denn du hast nichts davon, wenn deine tollen Ideen von allen Mitspielern schlichtweg ignoriert werden, nur weil sie eben nicht ins Setting passen.)

Hast du deinen Mentor zur Seite, können die folgenden 20 Fragen nun dabei helfen, deine Familie auf Kurs zu bringen.

1) Welcher Form von Adel habe ich?

An der Spitze steht im Horasreich der Hochadel (auch Comitat genannt), der über die Provinzen des Reichs herrscht und keine 200 Personen umfasst. Im Briefspiel wird er in der Regel nicht verkörpert. Darunter stehen das Patriziat und Nobilitat, zwei Adelsstände mit sehr unterschiedlichen Privilegien. In beiden Adelsständen lassen sich verschiedenste Familienhintergründe unterbringen. Wähle hier in zwei Stufen aus, was du willst.

Zunächst: Soll deine Familie aus dem Stadtadel sein (Dann spricht man von einer Familie) oder soll sie aus dem Umland kommen. Bei diesen Landadeligen spricht man dann von einem Haus.

Dann stell dir die Frage, ob die Familie dem Nobilitat oder Patriziat angehören will.

Wo sind da die Unterschiede?

Nobile sind die kleinste Stufe des Adels. In der Stadt handelt es sich meist um Händler, Akademieabgänger oder Handwerker, welche zu so viel Geld gekommen sind, dass sie sich den Adelstitel erkaufen konnten. Sie sind in der Regel vermögend, gerne volksnah, aber ihre Macht ist immer auch abhängig von ihrem Gewerbe. Sind sie nicht mehr in der Lage, diesem nachzugehen, endet das Abenteuer Adel dann schnell im Schuldturm und dann in der Bedeutungslosigkeit. Erfolgreiche Händler und Spitzenhandwerker, die gerade erst zu größerem Wohlstand gekommen sind, benötigen oft viele Jahre um ihrer wirtschaftlichen Bedeutung angemessenen politischen Einfluss zu erlangen. Beim Start des Spiels sind zwar schon adlig, in der Signoria ihrer Heimatstadt aber vielleicht noch nicht stimmberechtigt. Auch Krieger und andere Akademieabgänger, die in ihrer Familie als erste einen solchen akademischen Abschluss geschafft haben, zählen zu dieser häufig tatkräftigsten, sich nicht auf Lorbeeren ausruhenden Adelsschicht.

So ähnlich ist es auch mit Nobile vom Land. Titel und Ehre sind das, was den weniger begüterten und privilegierten Landadligen meist zuletzt verbleibt. Sie kommen häufig dank ihrer wenigen Ländereien gerade so über die Runden, um als Cavalliere z.B. ihren Ritterdienst einem Hochadligen, einem Baron oder einer benachbarten Landstadt gegenüber zu leisten. Ihre schlimmste Befürchtung ist es, zu Badilaken abzusteigen.

Nobile bieten sich zum Spielen eher für einzelne Charaktere an.

Patrizier sind die mittlere Schicht des Adels und stellt einen großen Part der Spielerschaft dar. Stadtpatrizier verdanken ihren Status meist Handelsunternehmungen, Manufakturen und/oder städtischen Grundbesitz und verfügen in ihren Heimatstädten meist über die größte Klientel. Darunter sind klassische "Pfeffersäcke", die ihren Einfluss am liebsten mit niemandem teilen wollen, aber auch sehr aufgeschlossene Adlige, die ihren Status vor allem als Verpflichtung zur Entwicklung einer besseren Gesellschaft für alle sehen. Auch denkbar ist, dass sie von Landadeligen einige Parzellen Land gepachtet haben, um es dort gewinnbringend zu bewirtschaften.

Doch meist tun die Landbesitzer - eben jene Landpatrizier - dies eher selbst. Landadelige umfassen die wichtigsten Lehnsnehmer des Hochadels, bis hin zu den Baronen. Sie verfügen über teils riesige, ererbte Ländereien, die ihnen ein Auskommen allein aus der Bewirtschaftung derselben sichern. Dadurch blicken sie teilweise auch mit Verachtung auf andere Adlige herab. Denn diese Empörlinge sind eher mit Handel zu jüngerem Wohlstand gekommen, was für traditionsbewusste, teils alteingesessene, in Praios Gnaden belehnte Familien nur schwer zu akzeptieren ist.

An der Stelle sei zu erwähnen, dass die großen Landstücke um die großen Spielerstädte oftmals bereits in Spielerhand sind. Diese haben aber oftmals kein Problem damit, ein Stück dieses Landes an einen Interessenten "unterzubelehnen". Man kann also zum Vasall der großen Landbesitzer werden und dennoch eigenständig als eben jener Landbesitzer auftreten. Man muss vorher nur den passenden Spieler um Erlaubnis fragen. Die jeweiligen Spieler erreichst du in der Regel über den Discord-Channel. Auch Mischformen von Land- und Stadtadligen sind in vielen Ausprägungen denkbar, weil erstere sich vielleicht mittlerweile auch um Handelsunternehmungen kümmern (nachdem sie gemerkt haben, dass die Pfeffersäcke ihnen sonst langsam den Rang ablaufen) oder letztere den erwirtschafteten Wohlstand nach und nach zum Aufkaufen von Ländereien im Umland ihrer Heimatstadt einsetzen. Wichtig ist: Nur Adlige dürfen im Horasreich eigenen Grundbesitz (städtisch oder ländlich) haben, der großen Masse des Volkes bleibt nur die Möglichkeit Grund und Boden zu pachten.

2) Was ist das Fundament meiner Privilegien

Damit ist gemeint, welches Gewerbe oder welches Landgut den Weg in den Adelsstand letztendlich möglich machte. Ob nun Kaufleute, Großhandwerker, Landbauern oder Landbesitzer, sie alle haben diese eine Domäne, welche die Basis ihrer Macht darstellt. Hier sollte mit dem Mentor abgestimmt werden, ob die entsprechende Domäne auch in die Stadt passt. In Shenilo zum Beispiel wird es genau so wenig eine Werft für Hochseeschiffe geben wie in Efferdas eine Manifaktur für Immanschläger. Und auch die Länder der Region gehören bereits irgendeinem Adeligen und es braucht ggfs. die Erlaubnis des jeweiligen Spielers, um an einer bestimmten Stelle Signor über ein Dorf oder ein weites Stück Land zu werden.

3) Wo kommt meine Familie her?

Hat man schon immer in der Stadt gewohnt? Kommt man aus ihrem Umland? Oder ist man von einer ganz anderen Stelle zugezogen? Und wenn, dann warum?

4) Wie konnte die Familie so erfolgreich werden?

Wurde der Adelige wegen einer Heldentat mit dem Stück Land belohnt? Oder durch eine Intrige? Oder ist es so lange her, dass sich keiner mehr erinnern kann? War der Waffenhändler einfach nur gerissener als andere oder ermöglichte ein besonderes glückliches Ereignis dessen Aufstieg? Hier könnt ihr kreativ werden.

5) Wie heißt die Familie?

Nun gilt es, der Familie einen passenden Nachnamen zu geben. Angemessen sind neben deutschen Namen vor allem italienisch klingende Namen, im Falle einer Herkunft von den Zyklopen auch griechisch klingende. Die Familie kann einfach nur einen Namen haben oder noch eine Adels-Vorsilbe (di, della, de la(s), ya, ze, ter, von, für Zyklopäer auch dylli, ash oder ay) Elfen, Zwerge, Thorwaler oder ähnliches werden sicherlich KEINE Horasische Adeligen. Wer hier ganz unkreativ ist, ein Tipp – manchmal kann es recht inspirierend sein, via Google Maps einfach weit über einer Region runter zu scrollen und sich dort ein paar Dorfnamen anzusehen. Auch trägt der Google übersetzer für Italienisch manchmal zur Inspiration bei.

6) Wer ist aktuell das Oberhaupt der Familie?

Hier gilt es dann den ersten Charakter zu erdenken. Er ist meistens die Hauptrolle für das eigentliche Spiel. Wie heißt das Oberhaupt, wann wurde er/sie geboren, wie sieht sie aus, welchen Charakter hat die Person, welche Ausbildung, welche Ziele für die Familie? Es empfiehlt sich für diese Person eine etwas ältere Person zu entwerfen.

7) Wie sieht mein Stammbaum derzeit so aus?

Nun geht es darum, dem Familienoberhaupt eine passende Familie zu generieren. Als Faustformel gilt, dass ca. 12 Familienmitglieder einen nützlichen Spielpool darstellen. Doch natürlich kann man dies gemäß seinen Wünschen variieren. Man sollte dabei darauf achten, grob jede Generation irgendwie abzudecken. Dem Oberhaupt vergibt man also am besten ein paar Geschwister und ein paar Kinder. Auch eine Ehefrau kann man sich erstellen oder aber in der Spielerschaft gleich mal fragen, ob jemand noch eine Frau zum verheiraten in dessen Stammbaum übrig hat. Da Hochzeiten ein wichtiges Element im Spiel sind, sollte man durchaus auch einige Kinder einbauen, die man später verheiraten kann. Nichts spricht dagegen, dass der Oberhaupt bereits auch ein Großvater oder eine Großmutter ist. Allerdings sollte man sich auch einige Chars im eigenen Alter erstellen. Zum einen kann man sich mit diesen Chars meistens am besten identifizieren, zum anderen hat man so auch gleich einen passenden Char für eventuelle Besuche des YaquirienCons. Wenn ihr eine Heirat mit einem Mitspieler einbauen wollt, fragt bei der Gelegenheit ruhig auch nach einer passenden Mitgift, das bringt gleich Spielpotential mit sich. Wer noch Vornamen benötigt, kann mal in das Buch der Namen blicken.

8) Wer sind meine Protagonisten?

Nicht hinter jedem Namen muss auch gleich eine spielbare Geschichte stehen. Für den Anfang reicht es, bei jedem lebenden Mitglied im Stammbaum kurz das Geburtsdatum, den Namen und eine Profession zu setzen. Neben dem Oberhaupt lohnt es aber auch, zwei bis drei Charaktere mit etwas mehr Liebe, Motivation und Hintergrund auszustatten, um sie für alle kommenden, passenden Spiele parat zu haben. Es werden ihre Legenden sein, die dir dann später in Erinnerung bleiben.

9) Was will meine Familie erreichen?

Welche Ziele soll deine Familie in der Zukunft haben? Hat sie eine Agenda?

10) Wie könnte wohl das Familienwappen aussehen? Welches Motto hat die Familie?

Heraldik gehört dazu. Setz dich hier ruhig mit deinem Mentor hin und werde kreativ. Es gibt genügend Hobby-Heraldiker in unseren Reihen, die da beim basteln helfen können. Das Wappen gibt dann auch gleich die Familienfarben mit – falls es ein Corporate Design benötigt.

Wenn all diese 10 Fragen beantwortet und von deinem Mentor abgesegnet wurde, wars das auch schon. Der Stadtkoordinator muss nur noch seinen Haken drunter setzen und du kannst die Informationen über deine Familie ins Wiki eingeben. Den Account dafür können die jeweiligen Administratoren dir anlegen, gebe einfach nur einen Wunschnick und die passende Mailadresse dazu an. Die Mentoren können dann auch dafür sorgen, dass du für die jeweiligen Mailinglisten frei geschaltet wirst. Danach – frohes Spiel. Du bist an Bord.