Briefspiel:Kadron und Djamilla (2)

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Horasreich-klein.png Briefspiel Horasreich-klein.png
Datiert auf: 1014 BF Schauplatz: vor allem Marudret und Clameth Entstehungszeitraum: im letzten Jahrtausend
Protagonisten: siehe Übersichtsseite Autoren/Beteiligte: Stefan Deutsch, Marcus-René Duensing, Christel Scheja, dazu Clemens Bock, Eckart Hopp, Martin Lorber, Lars-Torben Oltrogge, Steffen Popp, Dennis Schmidt, Karl-Heinz Witzko; bearbeitet von Michael Hasenöhrl und (fürs Wiki) Armin Bundt
Zyklus: Übersicht · Die Kunstfestspiele zu Marudret · Abendliches Begrüßungsbankett · Feierliche Eröffnung · Erster Tag: Bücher und Gedichte · Zweiter Tag · Dritter Tag: Bildhauer · Vierter Tag · ...

Abendliches Begrüßungsbankett

S

ie gingen in den geschmückten Bankettsaal, der mittlerweile mit über vierzig Ehrengästen gefüllt war. Man hörte ein Durcheinander von Stimmen, da sich bereits kleine Grüppchen versammelt hatten, die miteinander plauschten. Gisbris nebst Anhang setzte sich, und Macrin schritt zu seinem Platz, mit seiner Schwester Helena auf der rechten und seinem Freund Kadron auf der linken Seite.
Macrin klopfte an sein Glas, es kehrte Ruhe ein, und der Gastgeber begann: "Liebe Freunde und Freundinnen! Zuerst einmal möchte ich mich bedanken, daß ihr so zahlreich gekommen seid, darunter Baron Danow von Heidenbach, der die weiteste Reise auf sich genommen hat, um heute hier zu sein. Vielen Dank.
Ich möchte nur noch einige Worte an euch richten, da ich morgen sowieso über den Ablauf der Kunstfestspiele reden werde. Nur zu ein paar organisatorischen Sachen möchte ich um euer Gehör bitten. Da mein Schloß nicht allen Gästen Platz bietet, habe ich einige Zimmer in den Gaststätten Marudrets reservieren lassen, die natürlich bewacht werden. Das Gefolge wird ebenfalls in Gasthäusern für die Nacht einquartiert.
Ansonsten werden wir uns hier zu den Mahlzeiten treffen, denn die Darbietungen finden unter freiem Himmel statt, und ich überlasse jedem selbst die Entscheidung, was er sich ansehen möchte. Abends dann gibt es warmes Abendessen, weil es mittags schnell gehen sollte, und später kann sich jeder noch bei einem Gläschen Wein oder beim Tanzen amüsieren. Jedoch habe ich am heutigen Abend von einem Ball abgesehen, da ich schätze, daß ihr müde seid von der Anreise; diejenigen, die noch fidel sind, lade ich trotzdem auf ein Gläschen Wein ein.
Soweit war's das von mir, der Rest folgt morgen. Ich wünsche guten Appetit und viel Vergnügen und Spaß die nächsten sechs Tage. Danke!"

N

ach dem Beifall der Anwesenden klopfte Baron Rinfa Drachenfeuer an sein Glas und richtete folgende Worte an die Anwesenden: "Sehr geehrte Barone und Baronessen des Lieblichen Feldes, sehr geehrter Gastgeber. Nach den Wirren in der kleinen Baronie Terubis um den schändlichen Baron Salber, den alle, wie auch ich, aufgrund seiner verräterischen Taten und Äußerungen verurteilen, bin ich froh, endlich erstmals die Gelegenheit ergreifen zu dürfen, hier in der schönen Baronie Marudret, ein Vorbild für alle Baronien des Reiches, mich als neuer Baron vorzustellen, nachdem in Terubis bisher nicht die Möglichkeit herrschte, dies kundzutun.
Leider bedrückt mich sehr der schlechte Gesundheitszustand unseres Erzherrschers Dapifer ter Bredero, an dem der ehemalige Baron von Terubis, Salber Wendstein, nicht unschuldig ist. Da ich auf Geheiß des Erzherrschers von Arivor für Genesung in der Baronie Terubis sorgte, hoffe ich nun auch auf seine baldige Genesung, auf daß er am Rondrafest in Terubis nächstes Jahr teilnehmen kann, wozu ich auch alle Anwesenden gerne einlade.
Ich erhebe das Glas auf den Baron von Marudret und auf das Liebliche Feld, soll es ewig erblühen."
Danach meldete sich Elanor von Efferdas zu Wort: "Hochverehrter Macrin, liebe Gäste, besonders Ihr, die Ihr nicht die Gnade besitzt, zum Volke der Bosparaner zu gehören, seid gegrüßt! Laßt uns unsere Freude ob dieses gelungenen Spectaculums nicht verhehlen und nun einige Worte des Dankes an unseren Gastgeber richten. Macrin, wahrhaft groß ist Eure Schaffenskraft, hat sie diese Festivität doch erst ermöglicht. Wie aus dem Nichts habet Ihr diese Akademie errichtet, als weithin sichtbares Zeichen, daß ein Adliger, welcher treu unserer Kaiserin dient, durch göttlichen Willen nichts verwehret bleibt. Und großzügig gebet Ihr das Euch zuteil Gewordene an andere weiter, sogar an jene, welche manche als Feinde ansehen mögen, stammen sie doch aus den Landen König Brins, ja haben jenem sogar Treue geschworen. Doch diesen Zweiflern sei versichert, von welcher Weitsicht Eure Entscheidungen geprägt sind, hilft doch jenes Teilhabenlassen an den Errungenschaften unserer aufgeklärten Zivilisation vielleicht zukünftig, Akte der Barbarei zu verhindern. Darob lasset uns einen Trinkspruch ausbringen, welcher die Weisheit Macrins rühmet, die er in den Dienst ihrer kaiserlichen Majestät Amene-Horas stellt; lebe sie lang und hoch, hoch, hoch!"
Diese Rede blieb nicht ganz ohne Ablehnung, wie etwa die Neureichischen Barone diese Rede als Provokation deuteten. Aber das letzte Wort war noch nicht gesprochen, es würde im Laufe des Festes bestimmt noch einige Diskussionen geben, obwohl Macrin am liebsten die Politik auf diesem Kunstspektakel verbannt hätte.
Als nächstes redete Bleskar Summrob: "Seid gegrüßt, werte Kunstfreunde! Vor einigen Monden schon kam dem früheren Grafen Hagen zu Mendena der Einfall, die Stadt um diverse Kultureinrichtungen zu erweitern. Als erstes sollte eine Bibliothek eingerichtet werden, und recht bald hatte dieses Verhalten durch die Beteiligung vieler Adliger und Akademieleiter großen Erfolg.
Doch konnte dieses nicht alles sein. Sodann kam auch bald am Grafenhof der Gedanke auf, eine Kunstakademie oder ähnliches zu eröffnen, um den Ruhm Mendenas zu mehren. Und es kam, daß Graf Hagen von der Schule hier in Marudret erfuhr und mich daraufhin beauftragte, die Verhandlungen mit dem werten Baron Macrin aufzunehmen, auf daß die Pläne schnell in der Stadt am Perlenmeer in die Tat umgesetzt wurden. Die Arbeiten gingen auch unter dem neuen Grafen zügig voran, so daß nicht allzu lange Zeit auf die Fertigstellung gewartet werden mußte.
Aber ich will lieber auf mein Hauptanliegen eingehen, in unserem Zusammenschluß hier wird gezeigt, daß eine friedliche Übereinkunft über alle Grenzen und Vorurteile hinweggeht. Die Künstlerinnen und Künstler zeigen uns übergreifendes Einvernehmen und wie leicht solch ein Umgang sein kann. Daher will ich einen jeden Anwesenden aufrufen, sich ebenfalls, wie mein Graf, für derartige Belange zu engagieren, vor allem um gegenseitiges Verständnis zu finden! Danke!"

A

ls letzter Redner stand Meister Borbadus auf: "Bevor ich mit meinen Ausführungen beginne, möchte ich zunächst meinen herzlichen Dank an unseren Gastgeber, den Baron von Marudret, richten. Es ehrt mich sehr, an einem solch denkwürdigen Ereignis wie diesem, mit dem die Kunst und Kultur unseres Kontinentes in ihrer ganzen strahlenden Pracht gewürdigt werden soll, als Redner teilnehmen zu dürfen.
Wie sich sicherlich schon herumgesprochen hat, soll der Gegenstand meiner Rede mein neues Manifest "Von der Disharmonie der Sphären" sein, von dem ich mir erhoffe, daß es seinen Teil zu der arkanen Revolution, die sich momentan an allen Akademien abzeichnet, beitragen wird. Wir leben in einer Zeit, in der täglich größere Fortschritte in der Kunst der Magie gemacht werden als in früheren Jahren, und ich glaube, von mir behaupten zu können, daß auch ich in meinen Studien einiges arkanologisch Interessantes ans Licht Deres gebracht habe.
Da ich mir darüber im klaren bin, daß ein Großteil des Publikums nur hier ist, um sich über den neuesten Stand der arkanen Forschungen zu informieren, und nicht etwa, um mit Fachausdrücken zu Tode gelangweilt zu werden, werde ich mich im folgenden kurzfassen. Wie die meisten von uns wissen werden, kennen wir in der Magie drei verschiedene "Welten", die von uns "Sphären" genannt werden. Da ist zum einen unsere bekannteste Dere, von uns Magiern die "mundäne Sphäre" genannt. Dann ist da noch die "astrale Sphäre", in meiner albernischen Heimat auch manchmal auch als "Lichtwelt" bezeichnet. Aus dieser Sphäre beziehen alle besonderen Zauberer ihre besonderen Fähigkeiten, die ihnen von den Astralenergien gegeben werden. Schließlich ist da noch die Sphäre der Dämonen, manchmal auch als "Nichtwelt" bezeichnet, wenn dieser Begriff auch manchmal für die astrale Sphäre verwendet wird.
Normalerweise existieren diese Sphären getrennt voneinander, und keinem Bewohner wird es jäh gelingen, in eine andere Sphäre überzuwechseln. Deshalb muß man auch nicht befürchten, auf seinem Weg zum Schneider auf einmal einem gehörnten Dämonen in die Klauen zu geraten (spärliches Gelächter). Unter bestimmten Umständen kann das Tor zu einer anderen Welt geöffnet werden. Das bekannteste Beispiel hierfür ist wohl eine Beschwörung, aber wir vergessen, daß selbst an so ordinären Dingen wie Wasserfällen oder Nebelwolken manchmal Tore zu anderen Sphären aufgetan werden, und Wesen, die wir als Elementargeister bezeichnen, die Pforte überschreiten. Und schließlich stellt jeder Magier selbst eine solche Brücke dar, denn schließlich durchfluten ihn ja arkane Energien.
Die Frage, die ich mir nun in meinem Werk stelle, ist die nach der Art dieser Verbindungen zwischen den Sphären. Wieso sind beispielsweise Elfen von Geburt an in der Lage, die Pforte zu einer anderen Welt aufzutun, während arkane Fähigkeiten bei uns Menschen anscheinend nicht von Eltern auf ihre Kinder übertragen werden können? Warum tut sich gerade an Plätzen, an denen verschiedene Elemente aufeinandertreffen, oft eine Brücke zu anderen Sphären auf? Was ist eigentlich arkane Energie, ist sie tatsächlich, wie Rohal lehrt, eine Flüssigkeit, oder ist sie eher mit der Luft unserer Welt zu vergleichen?
Dies sind Fragen über Fragen, und obwohl ich zugeben muß, nicht auf jede von ihnen eine Antwort gefunden zu haben, glaube ich doch, der Wahrheit einige Schritt näher gekommen zu sein. Ich stehe für persönliche Gespräche gerne zur Verfügung, in denen ich dann auch näher auf meine Ergebnisse eingehen werde. Schließlich möchte ich noch mit dem Hinweis schließen, daß mein Manuskript momentan im Arkanen Institut zu Punin abgeschrieben und mit etwas Glück schon im nächsten Jahr in Havena mit Hilfe der Druckkunst vervielfältigt werden wird. Danke für Euer Interesse!"
Während der Rede sah man im Hintergrund das heitere Bild eines leichtverzweifelten Kindermädchens, das einem flinken lebhaften Mädchen namens Jileia von Metenar hinterhereilte. Das kleine Blondschöpfchen hatte sich nämlich in eine anwesende weiße Katze verschaut, der es nun mit großem Eifer hinterherschlich.
Nachdem alle Beifall geklatscht hatten, gab Macrin das Zeichen zum Auftragen der Gerichte. Es wurden dabei vor allem Marudreter Spezialitäten serviert und eingeschenkt, um den Gästen das zu bieten, was diesem Landstrich am Rande der Goldfelsen und inmitten des Alten Reiches eigen war.
Gegen Mitternacht begaben sich dann die Gäste nach ihrer anstrengenden Reise in die Schlafgemächer.