Archiv:Praios Ordnung und Travias Band (BB 20)

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Praios’ Ordnung und Travias Band
von
Jerlan Nestefan
Zweiter Weinamtsmeister zu Veliris

„Herausgeputzt hatte sich das Städtchen Shumir. Wimpel und Banner hingen von den Häusern und aus den Fenstern. Den Unrat, den ich noch bei meinem letzten Besuch an den Wegesrändern habe liegen sehen, hatte man weggefegt. Es war ein strahlender Tag im RAHja und alleine die schwarze Feste des Barons, erhob sich wie immer düster und dunkel über der Stadt. Ich war mit einer Abordnung aus Veliris hergekommen, galt es doch die Vermählung zwischen Baron Filburn und Baronessa Tilliane zu feiern.

Zuvor jedoch hätte es zähe Verhandlungen auf Burg Schwarzzack gegeben, wie mir Vetter Ragordan, der Stadtmeister Shumirs ist, berichtete. In dieser Obliegenheit nahm er auch für die Stadt an den Verhandlungen teil. Neben ihm konferierten Comto Tarin Salquirio von Salicum-Selzin als Vertreter der Krone, Comto Alwîn di Bellafoldi von Ruthor als Vertreter des Erzherzogtumes, Cavalliere Sibur Aralzin für die Gräfin von Bethana, Baronet Endor Dorén von Shenilo-Felsfelden für Pertakis, Signor Romualdo ya Cantarra für den Baron von Veliris und als Vermittlerin Baronin Elanor von Efferdas.
Zwischen den Verhandlungsführern habe es zähe Verhandlungen um den Frieden gegeben und dessen Scheitern hätte mehr als einmal auf des Dolches Schneide gestanden. Die Unterhändler des Erbprinzen und die des Barons hätten sich nichts geschenkt und wäre Baronin Elanor nicht immer wieder schlichtend zwischen die einzelnen Parteien gefahren, stünde man sich heute sicherlich wieder auf dem Schlachtfeld gegenüber.
Am Ende einigte man sich aber doch und ein tragfähiger Kompromißvertrag wurde Ende INGerimm unterzeichnet.
Soweit mir dessen Inhalte bekannt sind, denn es heißt es gäbe ein geheimes Zusatzprotokoll, das nur Baron Ariano, Erbprinz Ralman und Baronin Elanor bekannt sei, will ich die Punkte hier nun getreulichst wiedergeben.
Zunächst beschwor man in PRAios Namen die alte Ordnung und jeder bekannte sich zu den Grenzen aus dem Jahre 2491 Horas, dem Jahr der großen Grundreform Königin Amenes III. Alsdann erkannten alle Beteiligten den legitimen Anspruch Filburns von Shumir auf den Schwarzen Baronsstuhl an.
Die Stadt Shumir sollte von nun an und für immer Landstadt sein, mit allen Rechten und Pflichten. Zur Stadtvögtin wurde Baronessa Tsadanja von Veliris-Marvinko bestellt, die dafür Sorge zu tragen hat, daß die Einnahmen der Bürgerschaft für die nächsten zehn Götterläufe an Baron Ariano abzuführen sind. Dieser muß die Gelder aber auf dem direkten Wege an den Herzog zu Grangor abliefern, da dieser das Lösegeld in gleicher Höhe aufwenden mußte, um seinen mittlerweile abberufenen Connetabel Horasio von Veliris-Marvinko aus der Gefangenschaft des Signors Rendariell de Millenis zu befreien.
Jenem wurde aufgegeben einen Teil der Kriegskosten des Erbprinzen aus ebendiesem Lösegeld zu begleichen. Dieser Verlust wurde dem Signor dann aber mit dem Amte des 1ten Haushofmeisters Shumirs versüßt.
Ganz so, wie Baronin Elanor die Wacht über die Mark von Shumir übertragen bekam. So soll sichergestellt sein, daß wenigstens im Herzen der Baronie Ruhe herrschen möge. Die Gelder hat sie abzüglich eines Wachttalers von 100 Horasdor per annum natürlich an Baron Filburn abzutreten, der aber dennoch schon jetzt in Spottliedern als „Filburn ohne Land" besungen wird.
Im Zeichen der RONdra schwor man nie wieder gegeneinander die Waffen zu erheben und setzte eine hohe Geldsumme für das Zuwiderhandeln aus, die im Tempel zu Arivor zu spenden sei. Ganz nebenbei bemerkt, beziehen die Rondratempel des Reiches eine nicht unerkleckliche Summe aus einer Unzahl dieser gebrochenen Treueschwüre.
Zudem beschloß man, wohl um die Moral der eigenen Soldaten zu heben, daß beide Heere im Kampfe gesiegt und sich Ruhm und Ehre erworben hätten. Bänder in den Farben beider Seiten wurden feierlich an die Banner gebunden. Die Anzahl der Bänder symbolisiert die Menge der Siege und alleine die Hylaîler Seesöldner können sich damit rühmen alle Farben an ihren Bannern zu tragen. Diesem Umstand verdanken sie auch ihre Tracht und ihr Banner, ein goldenes Zyklopenauge auf schwarz mit bunten Bändern.
Doch das nur als Erklärung. Schließlich fochten zahlreiche Söldner auf beiden Seiten und die Hylaîler gar auf Seiten des Prinzen.
Unter EFFerds Anrufung sollte der schlummernde Yaquir über den Frieden und die Verträge wachen und strafend seine Arme anschwellen lassen, sollten Bestimmungen oder Auflagen verletzt, oder gar gebrochen werden. Mit dieser Eidesformel unterwerfen sich alle Yaquiranrainer dem Spruch des mächtigen Flusses, von dessen Launen sie stets abhängen.
Zum Schluß schwor man in TRAvias Namen, Heim und Herd des Gegners stets zu verschonen und jeder Seite Gastung zu gewähren. Doch als unverbrüchliches Zeichen der Treue und Beständigkeit sollten Baron Filburn und Baronessa Tilliane der Göttin Bund eingehen, damit die alte Verbindung der Häuser neu verknüpft und stark gekettet sei.

Und zu eben jener Hochzeit war ich zusammen mit einer Delegation aus Veliris geladen, dem neuen Baron und seiner angetrauten Gemahlin Ehrerbietung und Achtung zu erweisen.
Der nur begrenzt Besucher fassende Tempel der TRAvia barst aus allen Nähten. Weniger die adlige Hochzeit, als vielmehr der dadurch zu besiegelnde Friedensvertrag und die zu diesem Zweck angereisten hohen Personen von Rang und Namen zogen Schaulustige und Gäste aus der umliegenden Region in Scharen an.
Lange war es her, daß ein Mitglied des Herrscherhauses an einer Vermählung der Familie Shumir teilgenommen hatte.
Erbprinz Ralman von Firdayon-Bethana war mit seiner Gattin Erlgard Sirensteen, Nichte des Staats-Marschalles gekommen. Wie es die Tradition gebot war er Zeuge des Traviabundes. Für Baron Ariano, der als Brautvater nicht auch noch Trauzeuge sein konnte, überreichte Signor Romualdo ya Cantarra die Ringe.
Die Zeremonie wurde zwar von der örtlichen Traviageweihten durchgeführt, ihr standen aber ein Geweihter des PRAios aus dem Sanct-Aldigon-Orden zu Veliris, eine Ardaritin aus Arivor, sowie ein Efferdgeweihter aus dem Flußtempel zu Illstan zur Seite.
Baronessa Tilliane, die in erster Ehe mit einem Edlen aus den Nordmarken vermählt war, trug ein rot-goldenes Gewand in den Farben der Baronie Veliris. Feine bestickte Spitzen und goldenes Brokat bildeten ein weit ausladendes Kleid mit einer mehrere Schritt langen Schleppe, die von sechs Kindern getragen wurden. Weitere Blütenkinder streuten Blumen auf den Weg des Paares. Natürlich Lilien. Baron Ariano ließ keine Gelegenheit aus.
Ihr Gemahl, Baron Filburn von Shumir, trug ein dunkles Wams, das mit weißen und roten Verzierungen die Farben Shumirs zeigte. Der Baron war erst vor einer Woche offiziell durch Kaiserin Amene in ihrer Funktion als Königin des Lieblichen Feldes in die Freiherrenwürde erhoben worden. Seit Alters her lassen es sich die Monarchen Vinsalts nicht nehmen diese Urkunde den Freien Damen und Herren der umliegenden Baronien höchstpersönlich auszuhändigen.
Baron Filburn, der in seiner Sturm und Drang Zeit ein gefeierter Turniersieger war, alleine dreimal konnte er die goldene Lanze zu Bomed gewinnen, war noch immer von seiner langen Turmhaft gezeichnet. Das bleiche fahle Gesicht, die stets blinzelnden Augen, die noch immer nicht das Tageslicht vertrugen - weswegen der Baron in der Öffentlichkeit auch stets dunkle Bernsteingläser trägt - und der ausdruckslose Blick, lassen immer wieder vergessen, daß der Baron noch vor wenigen Jahren ein Idol war, dem die Herzen der Edelfräulein nur so zuflogen.
Heute soll er dem edlen Traubensaft, für den seine Baronie bekannt ist, zugeneigt sein. Mein Vetter meinte gar einmal zu mir, dieser stete tiefe Blick ins Glas sei der einzige Grund dafür, daß der Baron überhaupt noch nicht zu BORon gefahren sei. Baron Ariano habe das Leben Filburns nur verschont, weil er aus ihm eine Mirhamionette machen konnte. Sollte der Fuchs aus Veliris am Ende gar doch noch gesiegt haben? Doch das sind alles nur Gerüchte.

Nach der Zeremonie im Traviatempel zeigte sich das neue Baronspaar auf dem Rathausplatz der Stadtbevölkerung, die Tilliane und Filburn herzlich zujubelte. Wohl auch, weil die Stadtväter ein rauschendes Fest für den ganzen Ort vorbereitet hatten.
Die adligen Gäste feierten nun für sich in den Hallen der Burg Schwarzzack und auch ich blieb mit der Delegation aus Veliris in der Stadt, wo bis zum ersten Hahnenschrei fröhlich gefeiert und so manches Glas auf das holde Paar gehoben wurde. Möge Shumir in gleichem Glanz wie Veliris erstrahlen!!