Archiv:Gesalzene Glückwünsche für die Gonfaloniera (BB 45)

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Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 45, Seite 18 Schildwacht.png Datiert auf: Anfang Travia 1045 BF


Gesalzene Glückwünsche für die Gonfaloniera

Graf Croenar gratuliert und fordert

von Alverano ya Paredo


Urbasi. Duridanya Zorgazos Wiederwahl zur Gonfaloniera am Rande der Expediasi-Feierlichkeiten – und die mutmaßliche Geburt eines neuen Familienmitglieds des Kornhandelsgeschlechts – lag erst wenige Tage zurück, als Anfang Travia mal wieder ein Bote des benachbarten Grafen vom Sikram im Magistratspalast am Renascentia-Platz vorstellig wurde. Was von solchen Besuchen zu erwarten ist, ist ob des zwiespältigen Verhältnisses der Silberstadt zum Grafen jedem in den Amtsstuben klar und doch auch nicht: Es wird wieder eine Überraschung geben, eine die viel Arbeit bereitet – doch ob sie eher Bedrohung oder Handreichung ist, bleibt häufig bis zuletzt unsicher.

Ein zweischneidiges Schreiben stand der alten und neuen Gonfaloniera, wie schnell zu erfahren war, auch diesmal ins Haus. So drückte der Graf große Freude aus, mit Duridanya eine bewährte Ansprechpartnerin für alle seine „Anliegen und Probleme urbasischer Natur“ zu haben. Wenige Zeilen später erinnerte er sodann aber an einen Termin, der ob der Vorbereitungen zur feierlichen Wiedereröffnung des Hesinde-Tempels in den Hintergrund gerückt war (weniger wohlmeinende Stimmen drückten es anders aus: der von Duridanya ob ihrer unsicheren Wiederwahl und der Aussicht, deshalb möglicherweise doch nicht mehr ihr Problem zu sein, bewusst ignoriert wurde): Der eigentlich schon im Travia 1039 BF abgelaufene Pachtvertrag für die Vorstadt Agreppara (vgl. BB#41, S. 22), seinerzeit unter Gonfaloniere Carolan ya Malachis eilig für ein halbes Dutzend Götterläufe verlängert, lief erneut aus. Und nun, das machte Croenar gleich klar, würde es zu keiner kurzfristigen Verlängerung mehr kommen. Vielmehr forderte er die Gonfaloniera als Vertreterin der Fürstlichen Gemeinde auf, darzulegen wie genau der Übergang von der urbasischen zur gräflichen Herrschaft in der Vorstadt aussehen und ablaufen würde!

So bewahrheiteten sich die Befürchtungen der Amtsleute und ihrer Gehilfen in Magistralia einmal mehr, denn bereits kurz nach den ersten Gerüchten über den Inhalt des gräflichen Schreibens schallte die markante, hohe Stimme Duridanyas durch die Flure. Man möge ihr diese und jene alten Dokumente raussuchen, am besten gestern, Schreiben für Verbündete und auch nur vage von den Forderungen des Grafen Mitbetroffene aufsetzen, die Juristen sollten Einschätzungen zur Lage diskutieren und vorlegen und die Büttel in Richtung Marvinko sowieso wieder doppelt aufmerksam sein. Seit den von Baron Macrin vor über einem Dutzend Götterläufen ignorierten Schreiben Croenars, die zur Erklärung der Marudreter Fehde führten, ist dies die einzig sicher erscheinende Reaktion auf jede gräfliche Depesche: Es gibt kein zu paranoid, nur ein nicht paranoid genug.

Armin Bundt