Briefspiel:Traviabund mit Hindernissen/Im Palazzo Solivino II

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Städteübergreifendes Briefspiel
Datiert auf: 1042 BF Schauplatz: Urbasi, Belhanka Entstehungszeitraum: 2024-2025
Protagonisten: Cerceri Solivino, Rondrigo Vindariel Gerber, Dettmar Gerber, Rahdrigo Solivino Autoren/Beteiligte: Familie Solivino.png Bella, Familie Gerber.png Gerberstädter
Zyklus: Übersicht, Eine phexgewollte Begegnung, Im Palazzo Solivino, In den Straßen Urbasis, Im Palazzo Solivino II, Heimlicher Zuhörer, Abendessen, Im Rahja-Tempel, Am nächsten Morgen


Im Palazzo Solivino II

Autoren:Bella, Gerberstädter

Die beiden Herren waren sich stillschweigend einig, dass es eine glückliche Fügung der Götter war, dass man auf ihre Gesellschaft bei diesem abendlichen Spaziergang verzichtete und hatten es sich mit Wein und Spezereien in den Sesseln nahe des Kamins bequem gemacht, erfreuten sich an dem Spiel der Flammen und plauderten über dies und jenes.
Dettmar fand, dass man es hätte deutlich schlechter treffen können. Was unerwartete Begegnungen unangenehmer Natur betraf, hatte er da in seinem Leben bereits genügend Beispiele sammeln müssen.
Irgendwie, Dettmar konnte gar nicht mehr so recht sagen wie, waren die beiden Herren auf Methumis gekommen und ohne zu wissen, warum war Dettmar auf eines der Sorgenkinder der Familie Gerber zu sprechen gekommen.
„Rondrigo ist wirklich kein unansehnlicher Mann. Groß, schlank, feingliedrig, goldblondes Haar und wache, gütige, blaugraue Augen. Wenn ich mich recht erinnere, hat er an der Akademie des Magischen Wissens inzwischen den Rang eines Magister ordinarius. Der Kerl ist gebildet, redegewandt, gewitzt, und doch hat er nur seine Akademie, die Forschung und die Magie im Kopf. Von seiner Haushälterin, Dalida Bosvani weiß ich, dass es einige Frauen in Methumis gibt die ein Auge auf den Magus geworfen haben und sich schon einiges haben einfallen lassen um seine Aufmerksamkeit und vor allem sein Interesse an ihren weiblichen Reizen zu wecken, aber bislang ist es noch keiner gelungen.“ Dettmar schüttelte resignierend den Kopf und nahm einen kleinen Schluck Wein. „Ich werde mich wohl demnächst nach Methumis begeben, um mir ein Bild von der ein oder anderen Dame und deren Familie zu machen und ausloten, ob es da interessante Möglichkeiten für eine Verbindung gibt!“ Er begann zu lachen und sah den etwas verwunderten Rahdrigo an, der offenbar den Grund für die plötzliche Heiterkeit nicht so recht nachvollziehen konnte. „Ich würde ja euch fragen mein geschätzter Signor Rahdrigo, aber eure Töchter sind leider noch viel zu jung für einen Traviabund und selbst wenn sie bereits ein paar Götterläufe älter wären, einen Magus der stramm auf die Fünfzig zugeht möchte ich ihnen dann doch nicht zumuten!“ Noch immer lachend hob er sein Weinglas, prostete seinem Gastgeber zu, schüttelte sein Haupt, ganz so als wolle er diesen abwegigen Gedanken aus seinem Kopf schütteln und nahm einen weiteren Schluck.

Rahdrigo hatte nachdenklich zugehört und betrachtete sein Weinglas. Es war schon das dritte heute und dabei war die Dunkelheit noch nicht einmal angebrochen. Die unerwartete Gesellschaft tat ihm gut, er hatte wieder einmal richtig Spaß und das Gefühl, aus dieser zufälligen Begegnung könnten sich richtige Freundschaften entwickeln, die über das rein Geschäftliche hinausgingen.
"Ach wisst Ihr, Ihr seid nicht der einzige, der sich mit ein paar Sorgenkindern in der Familie herumschlagen muss. Meine Schwester geht schon langsam aber sicher auf die fünfzig zu, auch wenn man es ihr nicht ansieht. Ihr habt sie ja vorhin kennengelernt, sie wäre eine reizende Partie, trotz ihres Alters. Und Ihr hättet sie erst auf der Blüte ihrer Schönheit kennenlernen sollen. Sie konnte sich kaum retten vor Verehrern.
Sie hat schon zwei Kinder, müsst Ihr wissen, Zwillinge, Rahjesco und Rahjabella. Beide ebenfalls bildhübsch, besonders Rahjabella, wir hätte es anders seien sollen.
Sie war noch sehr jung, als sie mit ihnen schwanger wurde. Manchmal habe ich das Gefühl, ihr damaliger Geliebter hat ihr das Herz gebrochen und seitdem vermeidet sie ernsthafte Beziehungen. Ich weiß jedoch nicht einmal, wer der Vater meiner Nichte und meines Neffen ist, darüber schweigt sie sich aus, sogar den Kindern gegenüber. Unglaublich oder?"
Rahdrigo nahm noch einen Schluck Wein. Was machte es denn schon, wenn er ein bisschen angetrunken wurde? Sie wollten sich doch heute nicht mehr über Politik unterhalten, nicht wahr?
"Damals war ich ohnehin noch zu jung, um etwas von Cerceris Liebesbeziehungen mitzubekommen. Auch wenn man es mir nicht ansieht, bin ich der jüngste von uns drei Geschwistern. Wie dem auch sei, sie hat mir schon vor längerer Zeit versprochen, sich endlich einen Gatten zu suchen, aber nie ernsthaft versucht, es in die Tat umzusetzen.”
Er runzelte die Stirn und sah dann Dettmar leicht überrascht an. Überrascht über den Einfall, der ihm gekommen war und dass es scheinbar zu gut zusammenpasste, um Zufall zu sein. "Wären diese beiden nicht die idealen Kandidaten für einen Traviabund zwischen unseren Familien?”

Das ehemalige Familienoberhaupt der Familie Gerber hatte Rahdrigo’s interessiert zugehört, ach was für eine Wohltat, sich mit jemandem auszutauschen, der die Last eines Familienpatriarchen selbst kannte und wusste wie es sich anfühlte, wenn man einem anderen Menschen, den man selbst wirklich von Herzen liebte etwas aufbürden musste, dass entgegen dessen Wünsche, aber zum Wohle der Familie war. Nicht selten hatte er es erlebt, zuerst aus der Rolle des Betroffenen, als sein eigener Vater noch der Patriarch der Gerbers war und dann als Patriarch. Er musste zugeben, erst als er selbst in der Situation war, im klaren Bewusstsein eine Entscheidung entgegen das Wohlbefinden des Einzelnen zum Wohle der Familie zu treffen und diese vor der gesamten Familie zu verkünden, konnte er sich in seinen Vater versetzen und wusste nun wie dieser sich gefühlt haben musste. Man erntete nicht nur unverständige, wütende oder enttäuschte Blicke und manchmal auch Worte von der betroffenen Person.
„Wären diese beiden nicht die idealen Kandidaten für einen Traviabund zwischen unseren Familien?”
Hatte Rahdrigo diese Worte gerade wirklich gesprochen oder zeigte der Wein bereits seine Wirkung?
Dettmar war etwas überrascht, der Gedanke war ihm in der Tat gar nicht gekommen, aber er musste zugeben, er fand großen Gefallen an dieser Idee.
Er rutschte ein Stückchen auf seinem Sessel vor und beugte den Oberkörper in Richtung des Schwarzgelockten. Er hatte fast schon einen verschwörerischen Ton, als er antwortete: „Mein geschätzter Signor Rahdrigo, ich bin geradezu begeistert von eurer Idee.“ Er nickte eifrig: „Ja, es ist wirklich eine ganz aparte Idee und unter uns, ich sehe nur Gewinner. Eine Allianz unserer Familien hilft mit, den Frieden zwischen Urbasi und Efferdas zu sichern und die allgemeine Stimmung zu verbessern!“ Er richtete sich etwas auf: „Haltet mich nicht für einen Spinner, mir ist schon bewusst, dass diese Verbindung unserer Familien kein Garant für Frieden und Harmonie zwischen den Städten ist, dafür reicht zumindest der Einfluss meiner Familie auf die Politik der Republik bei weitem nicht aus, aber ein, wenn auch kleiner Beitrag zur Stabilität ist es definitiv und vielleicht finden sich ja auch Nachahmer. Ganz sicher aber profitieren unsere Familien von dieser Verbindung in jeder Hinsicht. Nicht zu vergessen das künftige Paar. Rondrigo bekommt eine gebildete, intelligente und äußerst attraktive Gemahlin, die ihn ganz bestimmt häufiger aus der Akademie in das gesellschaftliche Leben von Methumis zieht. Ja, und die liebreizende Cerceri findet in ihrem künftigen Gemahl einen Partner, der ihr zuverlässig und treu zur Seite steht und ihr ein beständiges Zuhause bietet.“ Dettmar Gerer hob die Arme: „Und ich würde meinen, man kann es deutlich schlechter treffen, als seinen Lebensmittelpunkt in Methumis zu haben!“ Der stämmige Mann mit dem graubraun melierten Haar lächelte das Familienoberhaupt begeistert an und erhob sein Weinglas: „Signor Rahdrigo Solivino, ich beglückwünsche euch zu dieser herausragenden Idee!“

Beinahe glaubte Rahdrigo, irgendetwas gehört zu haben. Ein gedämpftes Geräusch von außerhalb des Raumes. Doch er verwarf den Gedanken wieder, als er nach genauerem Lauschen nichts hörte. Entweder es war ein Bediensteter gewesen oder seine Sinne hatten ihm einen Streich gespielt. Bei der Menge an Wein, die er diesen Abend schon genossen hatte, war Letzteres deutlich wahrscheinlicher. Und was sollte schlimm an Ersterem sein? Rahdrigo hob ebenso sein Glas und stieß mit Dettmar an. “Auf einen zukünftigen Traviabund zweier einsamer Seelen und die Verbundenheit unserer Familien sowie ganz Efferdas und Urbasi!”

Dettmar stimmte in den Toast mit ein, doch seine Gedanken waren schon mit der Planung der Eheschließung beschäftigt: „Was haltet ihr von einer dreiteiligen Feier, mein geschätzter Signor Rahdrigo? Der Auftakt wird hier in Urbasi stattfinden. Ich nehme an, ihr werdet die Zeremonie im Rahja-Tempel begehen wollen? Empfang, Feier, Speise und Trank und Tanz, dann geht es zum zweiten Teil nach Efferdas, wo das Brautpaar den Segen Efferds empfängt, Feier, Tanz und Brimborium und dann per Schiff zum dritten Teil nach Methumis. Dort soll das junge Paar selbst wählen, welche Gottheit ihren Bund segnen soll und nochmals Feier, Tanz und Brimborium in der neuen Heimat des Paares! Was denkt ihr?“ gespannt betrachtete er sein Gegenüber.

"Mir bleibt da nichts mehr hinzuzufügen. Eine solche Zeremonie, oder besser gesagt, diese drei Zeremonien schließen alles mit ein. Besonders wird diese neue Verbindung zwischen Urbasi und Efferdas betont, das finde ich sehr sympathisch.
Und ich bin mir sicher, dass Traviane und Signora Phejanka den Teil mit dem Tanzen lieben werden."
Er stockte, als er seine Frau und Dettmars Schwester erwähnte. Sollten sie ihnen von dem Plan erzählen? Sie hatten sich sehr gut mit Cerceri verstanden und wären vielleicht nicht damit einverstanden, so über ihren Kopf hinweg zu entscheiden. Andererseits mussten es irgendwann ohnehin alle erfahren. Doch wie er das Cerceri und seiner restlichen, überaus rahjanischen Familie beibringen sollte, wusste er nicht. Zuletzt würden sie sich sicher seiner Entscheidung fügen, er war schließlich der Patriarch. Doch er musste seine Worte mit Bedacht wählen und einen günstigen Zeitpunkt abwarten, wenn er seine und Cerceris Beziehung nicht für immer zerstören wollte.
Plötzlich fiel ihm sein älterer Bruder ein. Rahjalin hatte sich schon einmal gegen ihn gestellt und sich damit durchgesetzt. Er hatte als Tempelvorsteher des Rahjatempels einen großen Teil der Familie hinter sich und auch immer das Totschlage-Argument im Ärmel, dass sie sich auf eine Rahjaheilige als Vorfahrin beriefen und deswegen auch nach den Grundsätzen der Liebreizenden handeln sollten.
"Wäre es nicht eine gute Idee, wenn wir Cerceri und Rondrigo erst einmal zufällig zusammenbringen und dann, wenn sie sich gut verstehen, vorsichtig die Idee eines Traviabundes fallen lassen, mit all den Vorteilen, die es bringen würde? Wenn die beiden sich gar verlieben, wäre es umso besser. Jedoch ist es vielleicht besser, sie nicht sofort von unserem Vorhaben in Kenntnis zu setzen.", teilte er Dettmar seine Überlegungen mit.

Dettmar überlegte einige Augenblicke, schwenkte das Weinglas, dann nahm er einen kleinen Schluck Wein.
„Treffen, sehr gut!“ sagte er noch immer nachdenklich „Ein Treffen…. Hmmm …. Heilig Waliburia? Nein, zu klein, zu kurzfristig.“ Er begann mit dem rechten Bein zu wippen. Dann hellte sich seine Miene auf: „15. Tsa das große Fischerfest in Efferdas oder vielleicht noch besser, 19. bis 24. Tsa das Turnier in Belhanka, ja oder am 9. Phex das Phex-Rennen in Methumis.“ Er blickte seinen Gastgeber nun direkt an: „Was meint ihr Signor Rahdrigo? Oder vielleicht doch lieber im Rahja? Anfang Rahja ist in Belhanka das Fest der Freuden, wobei das doch noch sehr lange bis dahin ist.“

Rahdrigo nickte zustimmend bei den verschiedenen Vorschlägen. “Ich denke, das Turnier in Belhanka wäre zumindest für Cerceri eine gute Option. Wenn es um Belhanka geht, braucht es nicht viel, um sie davon zu überzeugen, hinzugehen. Die Frage wäre nur, wie man Rondrigo dazu bringen könnte, ebenfalls ein Turnier zu besuchen. Was ich bisher so aus euren Erzählungen vernommen habe, ist er ein Magier, der fast ausschließlich an seinen Forschungen interessiert ist und sich nicht gerne in das gesellschaftliche Leben hineinwagt.”

Dettmar lächelte verschmitzt: „Ihr seid ein aufmerksamer Zuhörer, mein lieber Signor Rahdrigo! Jaja, ist meist mit der Nase in irgendwelchen Folianten, der gute Rondrigo. Aber seid beruhigt, er nimmt durchaus am gesellschaftlichen Leben in Methumis teil, er ist zwar nicht gerade der tanzfreudigste Ballbesucher, muss sich aber nicht verstecken, wenn man ihn doch einmal auf das Parkett bekommt. Nach Belhanka lotse ich ihn mit ganz viel Appell an seinen Familiensinn, dem Wiedersehen mit seiner Mutter und….. Ach ich vergaß es ja ganz!“ Dettmar schlug sich mit dem Handballen gegen die Stirn! „Seine Mutter und er sind so etwas von abgeneigt gegenüber Waffen, Gewalt und Blutvergießen, dass ich weder die Eine noch den Anderen auf ein Turnier bekommen werde! Ach was für ein Elend! Jetzt ist guter Rat teuer!“ Der Efferdier wirkte tatsächlich etwas verzweifelt!

“Sie sind abgeneigt gegenüber Gewalt, selbst wenn es nur um ein Turnier geht?” Rahdrigo wirkte etwas skeptisch. “Natürlich bin ich grundsätzlich auch gegen Gewalt, das widerspricht zuerst einmal den rahjanischen Tugenden, und wenn es um die Herrin Rondra geht, überlasse ich doch eher meinem Neffen Rahjesco das Feld. Im wahrsten Sinne des Wortes. Gegen ein gutes Gefecht zweier ehrbarer Streiter, die sich natürlich nicht gegenseitig töten wollen, habe ich jedoch nichts einzuwenden. Nun ja, jedem das seine.”
Er nahm noch eine der köstlichen Pralinen, während er weiter über das Problem nachdachte.
“Auf die Schnelle fällt mir jetzt, um in Belhanka zu bleiben, die Wahl der Schönheiten am 12. Phex ein.
Im Peraine gibt es natürlich noch das Bardentreffen in Bethana, die alle vier Götterläufe stattfinden. Dieses Jahr müsste es wieder so weit sein, richtig? Das wäre doch ein sehr besonderer Anlass. Im gleichen Mond finden in Marudret Kunstfestspiele statt, wenn ich mich nicht recht irre.
Was sagt Ihr? Habt Ihr eine Präferenz?”

Dettmar nickte: „Ja, meine Schwägerin ist Tsa-Geweihte und Halbelfe und glaubt mir, wenn es nach ihr ginge, würde aus sämtlichen Rüstungen und Waffen, Pflugscharen, Töpfe und Pfannen. Den letzten Disput hatten wir als ich seinerzeit gemeinsam mit meinem Bruder Ingalf, Rovena, der Enkelin der Beiden, den Besuch der Akademie zu Ehren Anshag von Glodenhofs zu Arivor ermöglicht hatte.“ Er winkte kopfschüttelnd ab: „Naja, wie dem auch sei Rondrigo wäre auch passender ein Tsadrigo oder Hesindrigo. Pferderennen sind schon das Gewalttätigste was er und seine Mutter sich anschauen würden, weswegen das Phex-Rennen in Methumis auch eher eine Notlösung wäre.“ Nachdenklich tippte er sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn und murmelte: „Belhanka , Wahl der Schönheiten, Bardentreffen in Bethana oder Kunstfestspiele in Marudret. Hmmhmmhmm!“ Er lächelte schelmisch: „12. Phex Wahl der Schönheiten des Landes in Belhanka, Weihe des Paares zu Geweihten der Rahja. Welch vorzüglicher Gedanke, geschätzter Signor Rahdrigo. Für unser Vorhaben kann es doch nur von Vorteil sein, wenn wir das erste Zusammentreffen unserer beiden künftigen Traviabündler bei einer Festivität zu Ehren der Liebholden arrangieren!“ Sein Blick wurde wieder ernst: „Wenn bei euch nichts dagegen spricht, würde ich diesen Termin wählen!"

“Meines Wissens spricht absolut nichts dagegen. Ein rahjagefälliges Fest in Belhanka ist wirklich ideal. Die Atmosphäre ist schon so romantisch, es kann sein, dass sie sich einfach verlieben und wir daraufhin nur die Idee einer Heirat fallen lassen müssen.”, sinnierte Rahdrigo.
“Obwohl, wahrscheinlich wird es bei Cerceri doch etwas schwieriger. Wie bereits gesagt, geht sie nur noch ungern enge emotionale Bindungen ein. Rondrigo macht auf mich jedoch den Eindruck, ein anständiger Herr zu sein. Wenn er sie überzeugen kann, dass er sie niemals verletzen wird, sollte dem Traviabund nichts mehr im Wege stehen.”
Er hob erneut das Weinglas. “Auf unsere vorzüglichen Einfälle, wertester Signor Dettmar!”

Der Efferdier lachte und erhob ebenfalls sein Weinglas: „Auf unsere vorzüglichen Einfälle und darauf, dass die Zwölfe fügen, es mögen noch viele weitere hinzugekommen und alle von Erfolg gekrönt sein! Und auf euer spezielles Wohl, geschätzter Signor Rahdrigo!“ Ein neuerlicher Schluck des vorzüglichen Weines folgte. Was für ein hervorragender Tropfen. Ein, zwei Fässer davon musste er unbedingt erwerben.
„Schade, dass wir uns nicht schon viel früher begegnet sind. Ich habe selten jemanden getroffen, der so schnell und selbstverständlich einen Gedanken aufnimmt, weiterdenkt und so treffend auf ein gemeinsames Ziel zusteuert, wie ihr dies könnt. Es ist einfach eine Freude!“
Dettmar fühlte sich sehr wohl in der Gesellschaft Rahdrigo’s. Vielleicht hatte seine Nichte wirklich Recht und es war höchste Zeit, sich umfassend zu vernetzen und nicht nur Handelsverträge abzuschließen, sondern Allianzen einzugehen, die über Blutsbande abgesichert sind. Er musste unwillkürlich lächeln, es war wirklich eine ganz hervorragende Idee gewesen, diese kluge Frau zum Familienoberhaupt an der Seite seines jüngsten Sohnes zu machen. Der Eine leitete die Geschicke der Familie und Betriebe im Inneren, die Andere zog und hielt die Fäden in die Außenwelt fest in ihrer Hand.
„Ach mein bester Signor Rahdrigo, ich bin mir sehr sicher, ihr werdet euch mit meiner Nichte ebenfalls ganz hervorragend verstehen. Eine hübsche, kluge und mutige Frau, gemeinsam mit Kilian, meinem jüngsten Sohn wird sie die Familie Gerber in eine gute und sichere Zukunft führen. Und wenn sie dann auch noch so zuverlässig und überaus seriöse Verbündete an ihrer Seite hat, mache ich mir über den Erfolg und Fortbestand der Familie und unserer diversen Betriebe keine Sorgen mehr.“ Er seufzte: „Ich hatte große Hoffnung in meinen Ältesten, Hoberto gesetzt, aber er ist leider genauso eine Enttäuschung wie sein Bruder Carolus. Der eine biedert sich dem Altadel an und schämt sich seiner Abstammung und wäre am liebsten in der Baronsfamilie von Efferdas geboren und der andere lebt nur für den Alkohol, das Glücksspiel und ständig wechselnde Liebschaften. Da fragt man sich als Vater wo man versagt hat, dass die beiden Ältesten so aus der Art geschlagen sind. Die übrigen drei sind ganz so geraten, wie man es sich wünscht und das bei vermeintlich der gleichen Erziehung.“ Er schüttelte den Kopf und zuckte dann mit den Schultern: „Aber wer weiß schon, was die Götter dabei im Sinn haben! Wird schon alles seine Richtigkeit haben!“ damit erhob er nun seinerseits das Glas: „Auf die Unfehlbarkeit der Zwölfe!“
Rahdrigos Mundwinkel zuckten amüsiert, als Dettmar über seine Kinder zu sprechen begann. Wie gut er dieses Gefühl kannte!
“Nun, Signor, ich kann Euch beruhigen. Ihr seid nicht der einzige Vater, der sich manchmal fragt, was er falsch gemacht hat.
Meine drei Jüngsten sind noch zu jung, um sagen zu können, wie sie sich später einmal machen werden. Doch natürlich sieht man auch jetzt schon gewaltige Unterschiede zwischen Doriana, meiner Ältesten, die bereits in Methumis studiert, und Alvinia und Ricardo, die, nun ja, ihre Hauslehrer eher nach Belieben mit ihrer Anwesenheit beehren. Innocencia jedoch will Ritterin werden wie meine Mutter. Natürlich ist das sehr vorbildlich und gut für das Ansehen der Familie, aber als Matriarchin kommt sie damit nicht wirklich in Frage. Da möchte ich doch lieber Doriana zu meiner Erbin machen, die an der Herzogenschule studiert und somit lernt, das höfische Parkett zu meistern. Es ist ein glücklicher Zufall, dass sie die Älteste ist und es somit wahrscheinlich nicht zu Diskussionen kommen wird.
Das vielversprechenste Talent unserer Familie ist bedauerlicherweise diejenige, die sich am wenigsten mit uns identifiziert. Rahjada, die uneheliche Tochter meines Bruders, ein unglaublich intelligentes Mädchen. Ihr Studium in Methumis nutzte sie allem Anschein nach nur als Vorwand, um von hier zu flüchten, dennoch bekommt sie Bestnoten. Eine Tragödie für die Familie, dass sie Rahjalin nicht verzeiht, dass er sie erst nach dem Tod ihrer Mutter zu sich holte. Meinem Bruder macht das auch sehr zu schaffen, obwohl er es sich nicht anmerken lassen will. Ich verstehe, warum sich Rahjada zurückgesetzt fühlt, nichtsdestotrotz eine Tragödie.”
Der Patriarch der Solivinos schüttelte resigniert den Kopf.

Interessiert hörte Dettmar Rahdrigo’s Erläuterungen zu dessen Gedanken und Sorgen bei der Klärung seiner Nachfolge an. Nachdem sein Gegenüber geendet und voller Resignation sein Haupt schüttelte, beugte sich Dettmar etwas vor und klopfte dem Leidensgenossen mitfühlend auf die Schulter: „Ach mein lieber, guter Signor Rahdrigo, nehmt es euch nicht so zu Herzen!“ Dettmar zog die Hand zurück und setzte sich wieder aufrecht hin: „Zum Einen liegt es nicht in eurer Hand, dass eure Nichte ihrem Vater vergibt, zum Anderen seid ihr noch recht jung und werdet sicher noch lange Zeit die Geschicke eurer Familie lenken.“ Der Efferdier lächelte: „Und ihr habt mir eines voraus, ihr betrachtet bereits jetzt die möglichen Kandidaten für eure Nachfolge mit kritischem Auge. Ich muss mir heute leider ankreiden, hier einen großen Fehler gemacht zu haben, ein Versäumnis, welches vielleicht sogar verhindert hat, doch noch die Dinge in eine andere Bahn zu lenken. Für mich stand immer fest, dass Hoberto einst mein Nachfolger wird. Aber ich habe nicht gut hingesehen und was ich bemerkte nicht mit dem nötigen Ernst geprüft, sondern es stets als eine Phase abgetan.“ Dettmar winkte ab: „Ach herrje, ich beklage schon wieder die verschüttete Milch der Vergangenheit! Es ist gut wie es ist, meine Nichte Quenia ist eine Diplomatin und Geschäftsfrau, sie versteht es, Menschen zu lesen, Situationen und Stimmungen schnell zu erfassen und zu deuten, Kilian ist Alchemist, kennt die Arbeitsschritte und Verfahren. Gemeinsam haben sie sicher mehr Wissen als ich und sie haben den Vorteil, sich stets bei Entscheidungen auf das Urteil einer zweiten Person stützen zu können, die die Familie und Betriebe gleichermaßen gut, aber aus einem anderen Blickwinkel kennt.“
Dettmar lehnte sich zurück, sah Rahdrigo einen Moment lang aufmerksam an, ehe er weitersprach: „Vielleicht solltet ihr Rahjada und Doriana ebenfalls nach Belhanka einladen! Ich könnte mir vorstellen, dass die beiden jungen Damen sich darüber freuen würden und ich könnte Rondrigo ja den Auftrag erteilen, deren sicheres Geleit bei der Schiffspassage von Methumis nach Belhanka zu gewährleisten. Mit etwas Glück haben wir dann schon zwei Verbündete, die Cerceri ihren künftigen Gemahl schmackhaft machen. Für euch ergibt sich ganz nebenbei die Möglichkeit euch im persönlichen Gespräch einmal mit Rahjada und ein anderes Mal mit Doriana zu erkundigen wie das Studium vorangeht und vielleicht einmal einzustreuen, dass ihr euch gut vorstellen könntet nach dem Ende des Studiums mehr Verantwortung zu übertragen, ob sie sich das ebenfalls vorstellen kann und Interesse daran hätte. Es muss ja keine Tätigkeit in Urbasi sein! Gerade bei Rahjada könnte ich mir vorstellen, dass sie eine solche Annäherung der Familie positiv aufnimmt.“
Der Grauhaarige hob in einer fast beschwichtigenden Geste die Linke: „Es sind nur Gedanken, die ich mir erlaube laut zu denken. Mitnichten will ich euch in eure familiären Angelegenheiten dreinreden.“

Ein Lächeln huschte über Rahdrigos Gesicht.
"Versprecht mir, dass Ihr euren neuen Familienoberhäuptern weiterhin mit Rat zur Seite stehen werdet! Eurer Talent für fabelhafte Einfälle nicht weiterhin zu nutzen, wäre eine Verschwendung.
Eure Idee rundet die ganze Sache ab. Es wäre phantastisch, zu erfahren, wie es meiner Tochter und meiner Nichte geht und ob sie sich verstehen. Bis auf ein paar sehr förmliche Briefe haben wir von Rahjada nicht viel gehört und bei Doriana würde es mich sehr interessieren, wie sie sich so an der Universität macht. Bei ihren schwärmerischen Erzählungen über ihre neuen Freunde und die Stadt lässt sie nämlich Berichte über ihre Leistungen gerne mal aus.
Die beiden in einer lockeren Atmosphäre zu treffen, wäre also in jeder Hinsicht vorteilhaft.”
Er sah sein Gegenüber dankbar an.
“Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Wenn ein verlässlicher gelehrter Herr wie Rondrigo die beiden nach Belhanka begleiten könnte, wäre das perfekt. Ansonsten würde ich mir schon Sorgen um Doriana und Rahjada machen. Auch wenn die Straßen unseres Reiches angeblich die sichersten ganz Aventuriens sein sollen, hört man doch immer wieder Schauergeschichten von einigen dreisten Straßenräubern, die es wagen, Kutschen mit adligen Reisenden zu überfallen. Als ich noch ein kleiner Junge war, wurden meine Geschwister einmal auf einer Fahrt zum Fest der Freuden in Belhanka überfallen. Nur der glückliche Zufall, dass einige Ritter in der Nähe waren, rettete sie. Nun ja, jedenfalls würde ich mich sehr viel wohler fühlen, wenn Rondrigo sie begleitet.”

Dettmar war erleichtert, dass Rahdrigo seine Idee nicht als ungebührliche Einmischung in familiärere Angelegenheiten betrachtet hatte, sondern sie positiv aufnahm. Es gab genügend Patriarchen und auch Matriarchinnen, die Ratschläge in geschäftlichen Belangen geduldig und oft auch wohlwollend anhörten, aber Ratschläge zu familiären Themen als unbotmäßige Einmischung betrachteten und darauf äußerst verschnupft reagierten. Einmal hatte er sogar miterlebt, dass eine eigentlich recht harmlose Äußerung zur Wahl der Studiengänge für den künftigen Patriarchen in einem Duell endete.
Auch das Lob des urbasischen Patriziers schmeichelte Dettmar sehr.
„Ich würde gerne eine Schiffspassage organisieren, wenn für euch nichts dagegen spricht. Ein Schiff ist um einiges schneller und wenn nicht gerade ein Sturm tobt, ist eine Schiffsreise auch viel komfortabler als das elende Geschüttle in einer Kutsche. Auch wenn ich zugeben muss, dass die Konstruktion meiner Großnichte Amalia das Reisen in ihrer Kutsche um einiges angenehmer gemacht hat.“ Er trank einen kleinen Schluck seines Weins, ehe er weitersprach: “Die Begleitung der beiden jungen Signoras macht es Rondrigo auch um einiges schwerer sich irgendwie um die Reise nach Belhanka zu drücken und irgendwelche wichtigen Studien der Akademie vorzuschieben. Ich würde meinen, es appelliert an den Caballero der doch in jedem horasisches Mann schlummert und wer würde sich verweigern zwei Signoras, die kaum dem Kindesalter entwachsen sind Bedeckung auf so weiter Reise zu gewähren?” Er machte eine kurze Kunstpause: “Eben kein Horasier, der auch nur einen Funken Ehre und Anstand im Leib trägt! Und schon ist der Sack zu und der künftige Bräutigam kommt nicht mehr an dem Zusammentreffen mit Signora Cerceri in Belhanka vorbei.” Fröhlich zwinkerte er Rahdrigo zu. “Jetzt müssen wir nur zusehen, dass eure geschätzte Schwester ebenfalls keine Gelegenheit hat, sich um das Fest der Freuden zu drücken!”

"Hmm, es wäre sicher hilfreich, wenn ihre Kinder und Rahjalin auf unserer Seite wären. Leider ist es nunmal so, dass Rahjalin vehement gegen politische Ehen ist und Cerceris Tochter Rahjabella mit Sicherheit auch in diese Richtung beeinflusst hat."
Er verstummte und seufzte, während er über dieses unübersehbare Problem nachdachte. Da hellte sich sein Gesichtsausdruck plötzlich auf.
"Meine Güte, ich habe eine Idee! Rahjanis haben ja nicht generell etwas gegen politische Ehen, sondern etwas gegen Zwangsehen ohne Liebe. Doch wenn wir meinem Bruder und meiner Nichte irgendwie klarmachen könnten, dass wir nichts anderes als eine Liebesheirat im Sinn haben, wozu sich nur das Brautpaar erst noch kennenlernen muss...
Dann könnten wir wahrlich mächtige Verbündete in der Verkupplungsgeschichte gewinnen. Rahjalin, Rahjabella und Rahjesco haben einen gänzlich anderen Einfluss auf Cerceri als ich. Sie sind so etwas wie ihre emotionalen Anker.
Wenn wir ihnen nur die Vorteile näherbringen können, die diese Ehe für unsere Familien hätte. Wenn sie endlich begreifen, dass sich Rahja und Phex nicht ausschließen!" Der Patriarch nickte erhitzt, wie um seine Worte zu unterstreichen.
"Dann, Signor, haben wir so gut wie gewonnen. Es wäre ein Leichtes, Cerceri dazu zu bringen, die Wahl der Schönheiten des Landes zu besuchen. Sie lässt auch so schon keine Gelegenheit aus, nach Belhanka zu kommen.”

Ein leises Klopfen riss die beiden Signores aus ihrem angeregten Gespräch. Leicht außer Atem betrat eine Dienstmagd den Salon.
“Signores, hoffentlich störe ich nicht. Ich soll Euch aus der Küche Bescheid geben, dass das Abendessen bereit ist. Signora Brahl und Signora Gerber sind soeben von ihrem Spaziergang zurückgekehrt und haben bereits im Speisesaal Platz genommen.”
Rahdrigo nickte. “Wir werden gleich zum Essen erscheinen.”
Ein schneller Knicks, dann huschte das Mädchen davon.
“Nun, dann wollen wir mal.” Rahdrigo erhob sich.

Auch Dettmar stemmte sich ebenfalls aus seinem sehr bequemen Sessel: „Ja, wollen wir die Signora’s nicht warten lassen!“

Da fiel ihm wieder ein, worüber er zu Anfang des Gesprächs nachgedacht hatte. Ob es eine gute Idee war, Traviane und Phejanka über ihr Vorhaben in Kenntnis zu setzen. “Sollen wir ihnen von unserem Plan erzählen?”

Der leicht ergraute Efferdier überlegte einen Augenblick: „Die Erfahrung zeigt, dass die Damen doch gar oft einen anderen Blickwinkel haben als wir und Feinheiten bemerken die Männern gerne entgehen. Es ist also sicher nicht die schlechteste Idee uns noch zwei Mitverschwörerinnen ins Boot zu holen!“ Der efferdische Senator lächelte zuversichtlich.