Briefspiel:Sewamund im Hesinde 1028 BF

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Stadt Sewamund transparent.png Briefspiel in Sewamund Stadt Sewamund transparent.png
Datiert auf: 13. und 14. Hesinde 1028 BF Schauplatz: Sewamund Entstehungszeitraum: Oktober 2006
Protagonisten: Irion von Streitebeck, Mendolo di Punta, Amaldo di Piastinza, Tsaida Tribêc Autoren/Beteiligte: Dsb, Di punta, Piastinza, Tribec


Di Punta

Die Süße des Trestaler Beerenkompotts erfüllte mit schwerer Note den Gaumen des Baronets und verdrängte zunehmend den Geschmack des Sikraser Wildblütentees, der zuvor dessen Rachen herunter geflossen war. Im filigranen, mit feinen Ornamenten versehenen Silberbesteck spiegelte sich der Schein der Kerzenleuchter wieder, reichte doch die noch immer triste Morgensonne des 13. Hesindes nicht aus, um den kleinen Salon, gelegen an der südlichen Seite des Schlosses Corellos, ausreichend mit Licht zu versorgen. Zufrieden gedachte der General-Protektor des Briefes, der ihn aus dem Nordosten, versehen mit dem Siegel der ya Mornicala, erreicht hatte. Just in dem Moment, als Baronet Mendolo ein weiteres Mal zum, mit Trestaler Beerenkompott bestrichenen Weißbrote greifen wollte, hörte er, wie die Türe sich öffnete und der penetrante Geruch von Moschus verriet ihm das Nahen seiner zweitgeborenen Tochter. Er wandte sich zu ihr, während sie auf dürren O-Beinen auf ihn zuschritt.

Trotz dieses unvorteilhaften Ganges und der dürren, hochgewachsenen Gestalt könnte Esquiria Lukretia Catalina Salveri di Punta als wahre Schönheit gelten, würde selbst bei oberflächlicher und wohlwollender Betrachtung nicht die Aufmerksamkeit eines jeden auf ein unglücklich deformiertes Muttermal gelenkt werden, dass verdächtig einer Warze glich. Diesem entsprangen drei, erstaunlich dicke, schwarze Haare, Spinnenbeinen nicht unähnlich. Diese auszuzupfen hatte sie bereits nach dem zweiten Male aufgegeben, pflegte doch nach jedem Auszupfen ein weiteres Haar zu erscheinen. Das Mal lag oberhalb der blassen, dünnen Lippen und unterhalb der knochigen, markant hervorspringenden Nase. Tsa sei gesegnet, dass ihre anderen Male von der Kleidung bedeckt wurden. Ihr strähniges Haar war nur schwer zu bändigen und hatte schon so manchen Haarkünstler an den Rand der Verzweiflung getrieben. Gleichwohl hätte ein strahlendes Lächeln des holden Edelfräuleins zumindest den wohlwollenden, von der Aussicht auf eine reiche Mitgift beeinflussten Jüngling durchaus zu einer, nicht gar zu ablehnenden Haltung bringen können, würde dieses Lächeln nicht eine Reihe leicht schiefer Zähne enthüllen, die mit ihrem schwach gelben Glanze und der Entfernung voneinander eine Verbeugung vor Phexens Firmament darstellten. Nun, selbst der liebende, väterliche Blick konnte nicht anderes als eine junge Frau von außerordentlicher Hässlichkeit erkennen, die jeden jungen Edelmann entweder zur raschen Flucht oder zur elfischen Liebe trieb. Wenn sie doch nur wenigstens ein anderes Duftwasser bevorzugen würde!

Mit Bedauern dachte Mendolo daran, dass seine Tochter bisher auch jedes seiner Angebote abgelehnt hatte, zumindest einiges in Vinsalt bei Engerd Adlim oder an der Vinsalter Akademie korrigieren zu lassen. Stets pflegte sie in solchen Gesprächen anzumerken, dass die Götter sie so geschaffen hätten, wie diese es gewollt hätten. Doch schien Rahja sie auch bei der Verteilung der Gaben übersehen zu haben, hatte zumindest Hesinde sie bedacht und ihr einen klaren Verstand gegeben. „Verehrter Vater", hob sie an zu sprechen, „bereits am gestrigen Abend ist es wohl zu eiligen Konsultationen zwischen den Herren Streitebeck und Piastinza gekommen. Wir müssen also mit einer neuerlichen Verbrüderung dieser Herren rechnen. Zwei Briefe, versehen mit deren Siegel, erreichten uns vor ungefähr einer Stunde. Zudem haben sie über Ausrufer verlautbaren lassen, dass sie aufgrund der velirischen Bedrohung die Wachen auf den Mauern und im Hafen stärker besetzen lassen wollen." Mit diesen Worten übergab die Esquiria ihrem Vater zwei gesiegelte Briefe.

„Nun, auch wenn eine gewisse Hoffnung bestand, war doch damit zu rechnen, dass die Herren Protektoren solcherart auf die Wiederbelebung der efferdischen Protektion reagieren und schlagartig wieder zusammenfinden würden.", erwiderte dieser, als er die Briefe entgegen nahm. - „Dennoch ist dies äußerst unerfreulich." Die Stirn in Falten gelegt, brach er die Siegel und las – halblaut – die Briefe. „In Erinnerung des Kampfes, …, im Zeichen Grangoriens … Waffenbruder Signor Reon Phalaxan Torrem von Toricum", – bei diesem Namen entfuhr dem General-Protektor ein Schnauben, „… wollen Wir Euch in Unserer Mitte begrüßen … die Stelle Efferdiens in Unserem Bunde … an Unsere Seite treten … Es lebe die rote Liga..."

Nachdem er die letzten Zeilen gelesen hatte, hatte sein Gesicht einen undurchsichtigen Ausdruck angenommen. Auch wenn diese Worte, die zur Gänze ignorierten, dass er General-Protektor war und somit den ordentlichen Protektoren übergeordnet, eine Provokation darstellten, kam er nicht umhin einen gewissen Respekt zu empfinden, wie rhetorisch geschickt dieses verpackt worden war. Ein feines Lächeln trat auf seine Züge. – „Nun, dann wollen wir den Herren Protektoren die Antwort nicht schuldig bleiben."

Nur wenig später ging an den Herren Amaldo di Piastinza die Botschaft, dass man in aller Freundschaft die Einladung annehme und dafür seinen Dank ausspreche. Gleichwohl nähme man mit Freude das Fortbestehen der Roten Liga zur Kenntnis, die bereits einmal die Inner-Sewamunder Flanke gegen den Signore von Nupercanti im Namen Efferdiens verteidigt hätte. Wie die Efferdische Protektion in den vergangenen Jahren bereits die Freiheit Sewamunds gegen velirischen Baron erfolgreich verteidigt hatte, hatte es die Rote Liga in den vergangenen Monden vermocht mit dem Segen der Götter und Efferdischer Unterstützung gegen den Nupercanti zu bestehen. Das erfreuliche Fortbestehen der Liga entferne einen Stein der Sorge vom Herzen des Generalprotektors und strafe jegliche Mutmaßungen über Divergenzen zwischen den Herren Protektoren bittere Lügen. Zudem man begrüße man den Willen des hochanständigen Signore, klare Position gegen den velirischen Baron zu beziehen und diese auch durch Taten umzusetzen. Die stärkere Besetzung der Mauern und Tore zeugen vom Ehrenmut und militärischem Verstand des hochgeschätzten Signore, doch erlaube es der Ehrverstand nicht, diesem dies alleine zuzumuten. Da die Efferdischen Truppen nicht, wie die Truppen des weitgerühmten Signore, erst kürzlich dem Unbill des Krieges ausgesetzt waren, aber dennoch eine für diese Aufgaben vorzügliche Ausbildung erhalten haben, sei es nur recht und billig, wenn diese auch den schwersten und gefährlichsten Teil der Bewachung der Stadt übernähmen. So sei, der Freundschaft zum Hause di Piastinza wegen, verfügt, dass ab nun die Efferdischen Truppen das Tor bewachen sollten. Zur raschen Umsetzung dieser Weisung und der damit verbundenen Entlastung des ehrenwerten Signore soll dieser Wechsel noch an diesem Tage geschehen, da man es nicht ertragen könne, dass dieser noch weiter durch seinen ehrenvollen Einsatz Nachteile erleiden müsse. So würde zudem noch die Möglichkeit gegeben sein, dem General-Protektor die Ehre zu erweisen, dass man sich beim werten Signore hiermit für die freundschaftliche Begrüßung und Einladung bedanken könne.

Anbei fand sich eine Liste mit dem Gefolge, das den General-Protektor bei diesem Bankett begleiten sollte. Neben den Namen zahlreicher Höflinge, höherer Hofdiener und dreier weiterer di Punta (Ruban Priscanti di Punta, Lukretia di Punta, Silvolio Mendes Salveri di Punta) fanden sich hier auch die Namen der Baronessa Alwene von Wiesen-Osthzweyg und des Baronets Ciro ya Mornicala, Oberhäupter dieser Geschlechter.

Anderen Inhaltes war die Botschaft, die an Esquirio Irion von Streitebeck gesandt wurde. Auch hier wurde zwar die freundschaftliche Begrüßung und Einladung hoch gelobt, ebenso die Bereitschaft zum Wohle Sewamunds die Stadt stärker bewachen zu lassen. Mit dem tiefsten Bedauern, wie in dem Brief aufrichtig versichert wurde, sah man sich jedoch nicht in der Lage beim Schutze des Hafens weitere Mannen zu stellen. Zwar wären eigentlich genügend Soldaten vorhanden, doch sah man an den Toren eine größere Gefahr velirischer Umtriebe gegeben, zudem hatten sich einige der Soldaten auf den Schiffen aufgrund des kalten Winters gar schreckliche Erkältungen zugezogen, so dass man diesen die Möglichkeit zur Gesundung geben wolle. Vorausgesetzt natürlich, dass dies dem ehrenwerten Herren von Streitebeck keine zu großen Umstände bereite, sähe man den Schutz des Hafens gerne weiterhin in den alleinigen Händen des hochgeschätzten Herren von Streitebeck. Da man gedenke dem edlen Herren zumindest auf eine andere Art hierbei Unterstützung zu geben, um dessen Einsatz einen Ausgleich zu verschaffen, sollte man dieses gemeinsam besprechen. Zu diesem Zwecke lädt man zu einem ungezwungenen Treffen zum Tee am Nachmittag des 13. Hesinde auf das Schloss Corello ein. Dort könne man gemeinsam die Süße des Sikraser Wildblütentees und den vollmundigen Geschmack Efferdischer Weine genießen.

Nachdem die Briefe aufgesetzt worden waren, begab sich der General-Protektor wieder in den kleinen Salon, um sein Frühstück zu beenden.

Streitebeck

Der junge Bursche im Wappenrock des Piastinza stand noch ganz außer Atem vor ihm, als der Esquirio von Streitebeck von dem Schreiben aufblickte. Das Gesicht des Edelmannes war ausdruckslos, doch nicht frei von einer gewissen Spannung als er dem Boten bedeutete, dass er gehen könne. Nun ungestört, las er nochmals das Schreiben des Baronets di Punta, das ihn am frühen Morgen erreicht und so unvermutet für neue Aufregung gesorgt hatte. Und abermals überflog er die Erwiderung Amaldo di Piastinzas auf sein Schreiben, die der Bote ihm gerade überbracht hatte. Fürwahr, ein nicht ungeschickter Schachzug des Baronets di Punta. Unter anderen Umständen ...

Ein plötzlicher Hustenanfall durchbrach seinen Gedankengang. Fahrig griff seine Hand zu einem Glas Wassers. Sodann erhob er sich und trat an sein Schreibpult. Bedächtig griff er zu Tinte und Papier. Sein Hand langte nach der Feder, deren weiße Unschuld er einen Moment lang würdigte, bevor er sie befleckte und mit leichter und sicherer Hand einige Zeilen niederlegte.

"Hochgeboren,
höchst geschätzter Baronet Mendolo,
liebster Bündnisbruder,

ich hoffe inniglich, dass die erste Nacht in Sewamund - nach der langen und zu dieser Jahreszeit gewiss beschwerlichen Überfahrt von den fernen Gestaden Efferdiens - Euch zur Erholung und Sammlung nützlich war. Den Segen PERaines und der guten Götter für Euch und die Eurigen!

Eure Würdigung Unseres entschiedenen und entschlossenen Handelns freut mich außerordentlich. Indes kann ich nicht umhin zu sagen, dass so viel Lob und Dank Unsere Taten nicht verdienen. Ich tue nur, was mir die Pflicht und die von mir geleisteten Schwüre zum Schutze dieser Stadt gebieten.

Da ich in Euch, Hochgeboren, einen Mann von nicht weniger edler und aufrechter Gesinnung erkenne, zweifelte ich keinen Augenblick daran, dass auch Ihr - wie es den Göttern gefällt - Euren Pflichten gemäß handeln und alles in Eurer Kraft stehende tuen wollt, diese Stadt vor dem Feind im Osten zu beschirmen. Euer Angebot, Unsere Wehr nach Euren Möglichkeiten und zum Nutzen der Civitas zu unterstützen und zu mehren, ist mir darum höchst willkommen. Allzu gerne hätte ich darum Eure freundliche Einladung für diesen Nachmittag wahrgenommen, böte sich doch die Gelegenheit diese und andere Fragen zu disputieren.

Um so mehr dauert es mich, dass ich zu dieser Stunde schon seit langem dem Signor di Piastinza, unser beider Freund und Bundesgenosse, zum Tee versprochen bin. Allwo wir uns noch am gestrigen Abend dieses Versprechens versicherten, wäre es unziemlich und gegen den Anstand, wollte ich nun das gegebene Wort vergessen. Ich bin mir sicher, dass Ihr als Mann von Ehre und Benimm dem Verständnis entgegen bringen werdet. Jedoch wäre es Uns, und sicherlich auch dem guten Amaldo, ein außerordentliches Plaisir, wenn Ihr Euch bei dieser Gelegenheit womöglich zu uns gesellen wolltet.

So ergäbe sich die schöne Möglichkeit, Euch nach Eurer ebenso erfreulichen wie überraschenden Ankunft noch einmal in unserer Mitte willkommen zu heißen. Ja, desto mehr ich dies erwäge, desto feiner will mir der Gedanke scheinen, bin ich mir doch sicher, dass dies auch ganz nach Eurem Wunsch und Willen sein muss und sein wird.

Welch besseres Bild könnten wir vor dem Volk und unseren Feinden geben, als wenn Ihr und wir sogleich und allhier einig und friedlich beinand stehen. So will ich es mir gleich angelegen sein lassen, die Lakaien nach gutem Weine, dem Tee und feinem Gebäck zu senden in Erwartung Eurer ersehnten Ankunft.

Hochachtungsvoll, in der Göttin TRAvia und ihrer Geschwister Namen

Irion von Streitebeck, Esq."

Sorgsam trocknete der Esquirio das Pergament, faltete es mit bedächtiger Hand, drückte kraftvoll das Siegel in den geschmolzenen Wachs und übergab das Schreiben an einen seiner Sendboten, der eilends zum Schloss Corello hin aufbrach. Derweil ließ der Herr von Streitebeck, von so viel Nettigkeiten ermüdet, sich in seinem Sessel nieder.

Di Piastinza

Amaldo di Piastinza saß in seinem Salon, vor ihm auf dem kleinen Tischchen stand neben einer Karaffe mit kühlem Wasser – der Signore di Piastinza pflegte bei der Arbeit keine berauschenden Getränke zu trinken –, daneben lagen fein säuberlich einige Briefe, die er erhalten hatte. Die einen waren mehr allgemeiner Natur, Tagespolitik, wie sie in der Familia ständig anfiel. Viel interessanter war der andere Stapel, welcher die Post erhielt, die er von den anderen Familien und bedeutenden Persönlichkeiten anlässlich der Ereignisse des gestrigen Tages erhalten hatte.
In seiner Hand hielt Amaldo den Brief von Mendolo di Punta, den er schon mehrmals studiert hatte, vor ihm lagen zwei weitere Depeschen des Esquirio von Streitebeck.
Er winkte seinem Secretarius, der sich eilfertig an das Schreibpult begab. Amaldo verfügte über eine schwungvolle, jedoch nicht übermäßig schöne Handschrift und zog es deswegen vor, seinem Secretarius die Schreiben zu diktieren. „Schreibe Er:

Werter Baronet di Punta, die Götter zum Gruße, PRAios voran!

Ich möchte Euch auf diesem Wege meinen herzlichen Dank für Euer vorheriges Schreiben ausdrücken. Es ist mir eine große Freude und Ehre, dass die Mauern dieser Stadt eine solch bedeutenden Mann beherbergen.

Für Euer großzügiges Angebot, nach welchem die efferdischen Truppen die Bewachung der Tore der Stadt ab dem heutigen Tage übernehmen sollen, möchte ich mich bei Euch in aller Form und mit tief empfundener Freude über die unter dem Adel leider in den heutigen Zeiten nicht mehr sonderlich weit verbreitete, dennoch überaus ehrenhaft von Euch zum Ausdruck gebrachte Hilfsbereitschaft bedanken.
Um so schwerer fällt es mir daher, dass ich Euch mit dem tiefsten Bedauern mitteilen gezwungen bin, dass ich mich Euer überaus respektables und großzügiges Angebot leider nicht anzunehmen in der Lage sehe. Da meine Truppen bereits seit einiger Zeit den Dienst an den Toren versehen, sind sie bereits mit den Händlern und den Bauern des Umlandes, welche die Tore passieren, bestens vertraut und vermögen daher sicherlich um einiges Besser die Tore zu bewachen und Infiltrationen durch subversive Elemente, welche der verabscheuungswürdige Baron von Veliris sicherlich auszuschicken nicht zögert, zu vermeiden. Zudem besitzen einige von ihnen bereits das Vertrauen der die Tore Passierenden und vermögen so durch Konversation mit diesen Personen sicherlich nützliche Informationen über verdächtige Ereignisse im Umland der Stadt zu gewinnen, welche für die Sicherheit Sewamunds vor den Untrieben des Barons Ariano von Bedeutung sind.
Da uns jedoch allen das höchste Ziel die Sicherheit unserer Stadt ist, so darf ich Euch das unverbindliche Angebot machen, zur Sicherung der Tore und somit der Wahrung der Sicherheit der Stadt durch einen kleinen Zuschuss in Gold beizutragen, welche mich bei der Finanzierung der Soldaten unterstützen würde.

Lieber Verbündeter, ich bedanke mich ebenfalls für die zeitige Mitteilung der Liste Eures Gefolges zu dem Bankettes, denn dank dieser Liste vermögen es meine Bediensteten Euren ehrenwerten Gefolgsleuten die dem Gefolge eines derart bedeutenden Ehrenmannes zustehenden Vorbereitungen zu treffen, damit selbstverständlich bei unseren Feierlichkeiten in bester und vorzüglicher Weise für diese gesorgt sein wird, und freue mich auf die Feierlichkeiten, um unseren Bund zu Ehren.

Somit verbleibe ich hochachtungsvoll, “

Der Signor seufzte einmal auf, als er mit dem Diktat fertig war, und nahm einen Schluck Wasser, um sich die Kehle zu befeuchten und von den Fusseln, den das Diktieren solch freundschaftlicher Nachrichten bei ihm immer hinterließ, zu säubern.

„Danach schreibe Er weiter, noch zwei kurze Depeschen an die Frau Alwene von Wiesen-Osthzweyg und den Herrn Ciro ya Mornicala.“
Wies er den Secretarius an und begann aufs neue in den Tonfall des Diktates zu wechseln.

„Werte Baronessa Alwene von Wiesen-Osthzweyg, Hochgeboren!

Ich möchte Euch mit diesem Brief den Segen der Zwölfgötter überbringen lassen, und wünsche Euch alles Gute. Ich hoffe auch, dass werte Befinden ist zu allgemeiner Zufriedenheit.

Mittels dieses Schreibens möchte ich Euch meine Freude darüber zum Ausdruck bringen, dass Ihr im Gefolge des ehrenwerten und von mir hoch geschätzten Herren di Punta zu der von mir veranstalteten Feierlichkeit zu Ehren der göttergefälligen roten Liga und zur Freude der Herrin TRAvia erscheinen werdet.
Es erfüllt mich mit großer Freude, dass auch die Patrona eines Hauses, welches ehemals Mitglied der blauen Liga des verabscheuungswürdigen Signore von Nupercanti, Boron möge seiner Seele gnädig sein, gewesen ist zu diesen Feierlichkeiten erscheinen wird.

Somit verbleibe ich hochachtungsvoll, “

Er machte eine kurze Pause, bevor er weiter diktierte.

„Hochgeboren, Baronet Ya Mornicala!

Mittels dieses Schreibens möchte ich Euch meine Wünsche für den Segen des Herren Praios und seiner zwölfgöttlichen Geschwister übermitteln lassen.

Zudem darf ich meine Freude zum Ausdruck bringen, Euch auf der Festlichkeit zu Ehren der Roten Liga, wie ich sie in Übereinstimmung mit meinem höchstverehrten Bruder im Amte des Protectors sewamundiae, dem Ehrenwerten Esquirio von Streitebeck, veranstalten werde, der Herrin TRAvia gefällig, im Gefolge des ehrenwerten Herrn di Punta begrüßen zu dürfen.

Somit verbleibe ich, in Freude auf das bevorstehende Treffen, hochachtungsvoll und mit den vorzüglichsten Grüßen,”

Der Secretarius bereitete das Siegelwachs vor, nachdem er dem er Amaldo die drei Briefe samt einem Tintenfass mit Federkiel vorgelegt hatte. Amaldo las sie noch mal durch, nickte zufrieden und setzte dann schwungvoll seine Unterschrift

Amaldo di Piastinza, Signore von Fostanova, PCS”

unter jeden der Briefe. Anschließend drückte er das Siegel in das von seinem Sekretarius zum Verschluss der Briefe aufgebrachten Siegellacks und ordnete dann an:
„Sorge Er dafür, dass diese Briefe ihren Empfängern unverzüglich zugestellt werden. Und veranlasse Er, dass einige Häppchen gebracht werden, mich hüngert etwas.“

Danach lehnte er sich erfreut in seinem Sessel zurück. Das war doch bisher alles nicht schlecht…

Tribêc

Baronessa Tsaida Tribêc drehte sich im Sattel um und blickte hinter sich. Dort ritt niemand. Der Dämonenstieg war wie immer um diese Tageszeit menschenleer. Bald würde die Sonne untergehen. Bereits jetzt stand sie tief über dem Horizont und blendete die kleine Reitergruppe, die das Sewamunder Umland bereiste. Die Stimme ihrer Tochter Rahjane riss sie aus Gedanken über die Geschehnisse der letzten Monate: „Schaut, da, ein Glühwürmelchen!“ Rahjane deutete auf eine diffuse Lichterscheinung jenseits des rechten Wegesrandes, die dort auf und ab tanzte. Ohne dass es jemand sah verdrehte die Mutter die Augen, noch bevor sie hingeschaut hatte. Aber Efferdia kam ihr zuvor: „Jenes ist kein Glühwürmchen, aber ein Irrlicht!“ belehrte sie die nur wenige Jahre jüngere Rahjane und blickte gleich darauf zu Tsaida, die sie nur kühl anstarrte. „Schau gerade aus, dann kann passieren uns nichts“, beruhigte nun Tsaida ihre Tochter missmutig.
Ihr Mann war schweigsam wie immer. Er ritt voran, seine Silhouette erschien vor der untergehenden Sonne fast schwarz. Dahinter konnte man nun die ersten Häuser Sewamunds sehen. Einsam und verlassen erhob sich die alte Burg Sewakstein über dem trägen Fluss. Kein Licht brannte dort.
Der Sewamunder Landwind blies von hinten Haarsträhnen ins Gesicht. Vor ihnen trieb er den Kaminrauch zahlreicher Schornsteine aufs Meer.
Als sie das Osttor passierten, war es längst dunkel. Die Sewamunder waren in ihren warmen Häusern und widmeten sich der Hausarbeit. Bald würden auch die Tribêcs daheim sein. Lange genug waren sie fort, waren sie in der Kälte gewesen.
Hausdiener liefen den Reitern entgegen, die das Tor zum Hof hinter sich gelassen hatten. Tsaida Tribêc, Amendor ya Dumerzi, Efferdia ya Vardeen und Rahjane Tribêc beeilten sich, hinein zu gehen und verschwanden bald ohne große Worte in den verschiedenen Bereichen des Hauses, so müde hatte sie die kalte Winterluft und der lange Ritt gemacht.
Das hätte noch ein gemütlicher Abend werden können. Tsaida ging dennoch für einen Moment in ihre Schreibstube. Sie entzündete eine Kerze und betrachtete das Schreibpult. Da war einiges zusammengekommen. Der Sewamunder Seewind blies ihr die Neuigkeiten ins Gesicht. Sie seufzte und ging zu Bett. Amendor schlief schon.