Briefspiel:Flügge werden (3)

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Familie Bolburri.png Briefspiel in Unterfels Haus Amarinto.png
Datiert auf: Phex bis Ingerimm 1045 BF Schauplatz: Unterfels Entstehungszeitraum: 2024-2025
Protagonisten: die Familie Bolburri und das Haus Amarinto Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Familie Bolburri.png Philburri
Zyklus: Übersicht · I · II · III


Palazzo Bolburri, am 12. Ingerimm 1045 BF

Die "Löwin von Mortêc"...
...und ihr Galan aus Ruthor

Schon unzählige Male hatte Larona die Nachricht von Dareius Amarinto gelesen. Nun entfaltete sie das kostbare Papier zum wiederholten Mal. "Hochverehrte Signora Larona, ich bin in Eurer schönen Heimatstadt angekommen und erwarte mit Ungeduld Euch endlich wieder persönlich gegenüber zu stehen! Trefft mich am 13. Ingerimm zu Beginn der Firunsstunde an der Brücke der Heiligen. In großer Vorfreude, DA" Der Nachricht war zudem ein kurzes Gedicht beigelegt mit dem Titel "Die Löwin von Mortêc", in dem Dareius ihren Auftritt beim Turnier mit gewählten Worten pries. Aufgeregt sah Larona sich um. Sie verspürte ebenfalls eine große Vorfreude. Die erste Begegnung mit Dareius in Mortêc lag schon über vier Wochen zurück. Larona spürte eine wohlige Wärme in ihrem Körper, als sie an den intimen Moment in ihrem Zelt dachte. Und nun sehnte sie sich nach dem Ritter aus Ruthor.


An der Brücke der Heiligen, am 13. Ingerimm 1045 BF

Schon von weitem konnte sie Dareius erkennen. Sie musste dem Drang widerstehen, ihm nicht entgegen zu laufen, und blieb ruhig am vereinbarten Treffpunkt stehen.

Der phecadische Cavalliere trug das Ordensgewand der Famerlorianer, nur eine kleine goldene Brosche mit einem Pfeilbündel verwies auf seine Zugehörigkeit zum Haus Amarinto. Mit einigen Schritten Abstand folgte hinter ihm sein Leibwächter, der ebenso eher feminine wie eiskalte Arion Amarinto, dessen starrer Blick fortwährend nach Gefahren Ausschau hielt. Dareius lächelte sanft als er Larona gegenübertrat. Er nahm langsam ihre Hand und führte sie zum Handkuss an seine Lippen, während er ihr dabei tief in die Augen blickte. "Ihr seid gekommen Signora, welch große Freude! Ich hoffe meine kleine Wertschätzung Eurer rondrianischen Anmut hat Euch gefallen? Ich bin bereit, nun ein wenig mehr über Eure Heimatstadt zu erfahren, die besonderen Orte zu sehen, die dem gewöhnlichen Besucher stets verborgen bleiben, die Winkel und Gassen, in denen das wahre Leben der Stadt zu finden ist."

Die hochgewachsene Larona, in ein eng anliegendes Lederwams gekleidet, erwiderte den Blick mit einem strahlenden Lächeln. "Ich freue mich ebenso, liebster Signor Dareius, dass Ihr neben Euren Pflichten noch Zeit für mich erübrigt. Das Gedicht ist Euch vortrefflich gelungen und hat mich im Herzen berührt. Genauso..." - sie holte den kleinen Löwenkopf unter ihrem wams hervor - "...wie ich mich immer wieder an Euer besonderes Geschenk erinnere." Larona hakte sich recht ungestüm bei Dareius ein und zog ihn in Richtung Norden. "Mit Eurem starkem Arm wird mir in den Gassen dieser Stadt nicht bang. Ich habe für uns einen Tisch in einer kleinen Taverne in Felsfelden reserviert, mit Blick auf die Piazza Hesindia. Es gibt dort meiner Meinung nach die besten Flusskrebse in ganz Unterfels. Dort solltet Ihr bestimmt das wahre Leben der Stadt kennenlernen." Mit einem spitzbübischen Lächeln sah sie ihn an. "Später gehen wir dann durch die Faunsgärten zum Rajhaneum. Aber sagt, wir erging es Euch bisher in Unterfels?"

Der phecadische Turnierstreiter ließ Larona gewähren als sie sich forsch unterhakte und hob nur amüsiert eine Augenbraue. "Mit meinem starken Arm? Signora, Eure Bescheidenheit ehrt Euch, aber ich bin sicher, Ihr seid selbst mehr als in der Lage, jeden bangen Gedanken in dieser Stadt zu vertreiben." Er neigte seinen Kopf in einer knappen Geste des Respekts. "Euer Vorschlag klingt aufregend, ich bin gespannt, mehr über Unterfels herauszufinden...und ihre Bewohner." Nun lächelte er ein wenig spitzbübisch.

Sie schlenderten in Richtung der von Larona beschriebenen Taverne. "Aber Ihr fragtet, wie es mir bislang in Unterfels erging. Nun, die Verhandlungen mit der Familie Bolburri sind zufriedenstellend mit einem guten Kompromiss beendet worden. Mein junger und etwas ungestümer Verwandter Hesindiago Amarinto und die liebliche Bellatrice Bolburri werden verlobt und sobald sie alt genug sind, den Traviabund eingehen. Wir konnten zudem Bedingungen finden, die für beide Seiten akzeptabel waren. Gerade die Mutter des Jungen, Cavalliera Rumina von Calven, ist...nun, etwas speziell." Er verzog sein Gesicht und machte deutlich, dass er den Umgang mit der eingeheirateten ehemaligen Hofdame des im Thronfolgekriegs gestorbenen kurzzeitigen Fürsten von Urbasi nur bedingt genoss. "Aber wie erging es Euch Signora, nach dem Turnier? Ist Euer Preis für den Sieg im Schildstechen zu Eurer Zufriedenheit?"

"Ich freue mich über Eure positiven Gespräche. Herzlichen Glückwunsch zur Verlobung der beiden!" Die beiden hatten Felsfelden erreicht und Larona dirigierte Dareius zielstrebig in eine der Seitengassen. Stolz lächelte sie. "Nun, Signor, das Schwert gefällt mir sehr und ist der gerechte Lohn für die vielen blauen Flecke während der Übungskämpfe an der Akademie. Aber viel mehr hab ich mich über Euer persönliches Geschenk gefreut!" Sie deutete auf das Schmuckstück in ihrem Dekolleté. "Hier in Unterfels haben mich schnell wieder die Pflichten eingeholt. Einer der Stiefelknechte hat während meiner Abwesenheit Ärger in einem der Gasthäuser gemacht, das musste ich klären."

Dareius nickte zustimmend und sein Blick folgte ihrer Hand zu ihrem Dekolleté. Gerade noch rechtzeitig erinnerte er sich selbst daran, wie unhöflich es war, einer Dame in den Ausschnitt zu starren und so ließ er seine Bewegung geschickt in eine leichte Verbeugung übergehen.

Sie hatten die kleine Taverne “Rebkelchen” inzwischen fast erreicht. Sie lag schön gelegen am Rande der Piazza Hesindia. Vor dem Haus standen einige Tische, die wegen der frühen Stunde voll besetzt waren. Es waren vor allem höhergestellte Einheimische zu erkennen. Leises Gemurmel und gedämpftes Lachen war zu hören. Der Duft der Flusskrebse erfüllte die Gasse.

Die Ankunft des Famerlorianers erregte natürlich die Aufmerksamkeit einige der Gäste - und auch des Wirtes, ein kleiner Mann mit kräftigen Armen und einem noch kräftigeren Bauch, der rasch aus der Taverne trat und Larona und ihren Begleiter äußerst herzlich begrüßte. "Signora Larona, welche Freude ist Euer Besuch am heutigen Abend! Bitte, bitte, kommt herein, ich habe Euch einen gemütlichen, ruhigen Tisch reserviert!" Als formvollendeter Gastgeber wusste er selbstverständlich, sich jedwede Frage oder Kommentar zur Begleitung der Esquiria zu verkneifen, obwohl seine neugierigen Blicke für mehr Interesse am Gast sprachen.

Dareius gefiel die einfache, wenn auch gemütliche Atmosphäre der Taverne. Er blickte sich aufmerksam um, ob ihm ein Gesicht bekannt vorkam, aber er kannte niemanden hier. Er setzte sich an den vorgesehenen Platz. "Eine gute Wahl, dieses Gasthaus. Nun bin ich wirklich auf die Flusskrebse gespannt!" Bevor die kalte Vorspeise kam, stießen die beiden mit einem Pokal Weißwein an. Larona bat den Cavalliere, von seinen letzten Wochen nach dem Turnier zu erzählen und hörte gebannt zu. Dann war sie wiederum dran und sprach von ihrem vergleichsweise langweiligen Alltag als Condottiera. Zwischendurch verspeisten sie die äußerst schmackhaften Flusskrebse und leerten einen weiteren Pokal von dem leichten Yaquirbrucher Wein. Beim Nachtisch erzählte Dareius auf bildhafte und kurzweilige Weise von seiner Knappenzeit, so dass Larona fast die Zeit vergessen hätte. Sie schaute sich nach einem Stundenglas um. "Mein verehrter Cavalliere, ich höre Euch liebend gerne weiter zu. Nur sollten wir uns auf den Weg machen. Bitte begleitet mich, ich habe uns im Rahjaneum angemeldet." Mit einem verschmitzten Lächeln stand die Esquiria auf.

Dareius erhob sich ebenso, seinen Weinpokal noch mit einer kleinen Drehung leerend, und folgte Larona hinaus in die Gassen von Felsfelden. Die Dämmerung hatte sich bereits über Unterfels gesenkt, und die Laternen verbreiteten ein warmes, goldenes Licht, das die Gassen romantisch erleuchtete. Der Cavalliere schloss zu Larona auf und hakte sich bei ihr unter, während sie über die Brücke der Heiligen und dann durch die Faunsgärten schritten. Dort, zwischen duftenden Lorbeerbäumen und efeubewachsenen Skulpturen, hielt Dareius plötzlich inne. "Signora," begann er mit einem leichten Lächeln, "dieser Ort ist wahrlich inspirierend, doch meine Inspiration habe ich nicht erst hier gefunden." Er löste sich sanft von ihrem Arm, zog ein kleines, sorgfältig gefaltetes Stück Papier aus seiner Tasche und sah sie mit einem Hauch von Schalk in den Augen an. "Ich habe etwas vorbereitet – in der Hoffnung, dass sich die Gelegenheit ergeben würde, es vorzutragen. Und nun scheint mir dies der perfekte Rahmen zu sein." Larona sah ihn überrascht und erfreut an, während er das Papier entfaltete und seine Stimme annahm, die von einer Mischung aus Sanftheit und Nachdruck getragen wurde:

"Die Löwin in Rahjas Garten Wo Rosen blühn, und Lorbeer beugt den Zweig, wo Sterne flüstern, rein und mild zugleich, da wandelt sie, die Anmut selbst verkörpert, die Luft, durch ihren Atem selbst betörend. Ein Blick von ihr, und selbst die Schatten schweigen, ein Lächeln nur, und Faun' und Flora neigen vor ihr das Haupt, als ob die Zeit kurz stünde, bevor ihr Schritt das weite Grün entzünde. Oh Löwin, stark und doch von Gnade reich, dein Antlitz heller als der Sterne Reich, so lass mich, Diener nur in deiner Sphäre, die Freude preisen, dass ich deiner wäre.

Dareius senkte das Papier langsam und suchte Laronas Blick. Sie schaute ihn einen Moment an und schien, den Worten nachzuhören. Dann schaute sie auf das Papier und umfasste dieses ebenfalls. Ihre Hände berührten sich. Sie war sichtlich bewegt. "Das...das ist wirklich wundervoll..." Larona blickte Dareius an und hauchte: "Ihr...Ihr seid wundervoll..." Sie nahm all Ihren Mut zusammen und kam ihm näher, um ihn zu küssen.

Sie trat näher, nur einen Schritt, aber er genügte, um die Distanz zwischen ihnen zu überbrücken. Ihre freie Hand hob sich zögernd, als wolle sie sein Gesicht berühren, und dann, ganz vorsichtig, lehnte sie sich vor, bis ihre Lippen die seinen berührten. Es war ein zarter, vorsichtiger Kuss, der dennoch mehr ausdrückte als Worte. Dareius erwiderte ihn, seine Hand wanderte sanft an ihre Wange, während das Pergament, das sie beide gehalten hatten, lautlos zu Boden glitt. Der Moment schien ewig zu währen, und doch war er vergänglich wie der erste Hauch des Frühlings.

Als sie sich langsam lösten, sahen sie sich an, und ein Lächeln huschte über beider Gesichter. Larona senkte leicht den Blick, als wäre sie überrascht von ihrem eigenen Mut, doch Dareius hob ihr Kinn sanft an. "Ein Moment wie dieser, Signora, macht selbst die schönsten Verse bedeutungslos."

Larona lächelte Dareius an und konnte erst einmal gar nichts sagen. Sie schaute ihm in die Augen und nahm seine Hand. Dann küsste sie ihn noch einmal vorsichtig. Nur schwer konnten sich beide voneinander lösen. Larona hob das Pergament auf. "Diese schönen Verse öffnen das Herz für diesen Moment. Und noch viele, die folgen werden. Hoffentlich..." Ein wenig Sorge lag in ihrem Blick. "Unterschätzt also die Bedeutung Eurer Verse nicht. Ich werde sie in Ehren halten." Sie faltete das Pergament und steckte es ein." Dann blickte sie sich um, als wenn sie ihre Umgebung neu wahrnahm. "Nun müssen wir uns aber ein wenig eilen, Signor. Das Rahjaneum wartet!" Sie zog ihn an der Hand und beide eilten durch die Faunsgärten. "Wartet,Signora, was habt Ihr denn vor?" Sie blieb kurz stehen und sah ihn schalkhaft an. "Ich habe mir erlaubt, uns bei einem Tanzkurs anzumelden. Mal sehen, ob Ihr genauso gut tanzt, wie Ihr dichtet...und küsst." Mit einem glücklichen Lachen zog sie ihn wieder mit.

Kurz darauf eilten die beide aufs Parkett des Rahjaneums und stellten sich - neben die zumeist jüngeren Paare - unter den Augen des Tanzlehrers Enzo Ticino auf. "Beim Rahjanga schreitet ihr. Vergesst die Schwünge der anderen Tänze! Konzentriert Euch auf einen gefühlvollen, gleichmäßigen Schritt..." Lachend zog Larona Dareius über das glatte Parkett des Rahjaneums, ihr Griff fest, voller Vorfreude. Ein Tanzkurs – damit hatte er nicht gerechnet, eine erfreuliche Überraschung.

Sie reihten sich in die Gruppe der Tänzer ein. Um sie herum standen junge Adlige und Bürgerliche, einige mit eifriger Miene, andere nervös und unsicher. Ein älteres Ehepaar schritt mit ruhiger Würde, während eine Gruppe von jungen Adligen sich angestrengt bemühte, einander nicht auf die Füße zu treten. "Beim Rahjanga schreitet ihr", hatte der Tanzmeister Enzo Ticino mit durchdringender Stimme verkündet und die Arme gehoben, um die Musik einzuleiten. "Vergesst die Schwünge der anderen Tänze! Konzentriert euch auf einen gefühlvollen, gleichmäßigen Schritt..."

Dareius legte sanft eine Hand an Laronas Taille, und für einen kurzen Moment schienen sie inne zu halten, als müssten sie sich an diese Art der Nähe gewöhnen. Sie war eine ausgezeichnete Kriegerin, geübt im Umgang mit Schwert und Lanze, doch das Tanzen erforderte eine andere Form von Vertrauen – nicht in die eigene Stärke, sondern in den Partner, der führte. "Ihr habt mich überrascht, Signora", murmelte Dareius und führte sie in den ersten Schritt. Larona folgte ihm, anfangs zögerlich, dann mit wachsender Sicherheit. "Aber ich muss sagen, ich bin positiv überrascht von eurer Wahl. Ich wusste nicht, dass Ihr so gern tanzt." Konzentriert auf die Schrittfolge brauchte Larona wenige Augenblicke, um ihrem Tanzpartner zu antworten. "Ich auch nicht!" Sie lächelte ihn an, zuckte aber sofort, weil sie Dareius auf den Fuß getreten war. "Oh, verzeiht." Beide richteten sich neu aus und stimmten in die Tanzschritte mit ein. "Ich hatte hier in Unterfels leider nur wenige Gelegenheiten, meine Tanzkünste zu verfeinern." Larona traute sich erneut, Dareius in die Augen zu schauen. "Aber mit Euren starken Armen und sanften Händen ist es ein wahrer Genuss." Inzwischen hatte sie ihre Nervosität abgelegt und konnte den Tanz und die Nähe genießen. Immer wieder schaute sie verliebt in seine Augen. Über ihre Stolperer und Wackler konnte sie inzwischen schmunzeln - auch weil Dareius gütig reagierte und sogar mit lachte.

Die letzten sanften Klänge des letzten Rahjanga-Tanzes verklangen, als Dareius Larona mit einem eleganten, fast spielerischen Schwung in die abschließende Drehung führte. Ihr Lächeln war voller Freude, und ein leises Lachen entwich ihr, als sie in seine Arme fiel, nur um sich dann wieder zu fangen. Der Tanzmeister nickte anerkennend. "Bravo, Signor und Signora!"

Dareius hielt Laronas Hand noch einen Moment länger als nötig. "Ihr überrascht mich immer wieder, Signora. Wer hätte gedacht, dass Ihr beim Tanz ebenso ein Naturtalent seid wie im Turnier?" "Vielleicht liegt es an Euch, Signor, Ihr seid eine wahre Muse für mich." Larona lächelte Dareius keck an. "Und sorgt Euch nicht. Ich bin immer wieder für Überraschungen gut!"

Mit einem charmanten Lächeln und einem leichten Neigen des Kopfes lud er sie ein, gemeinsam die Tanzhalle zu verlassen. Während sie in die angenehm kühle Abendluft außerhalb des Rahjaneums traten, legte sich eine sanfte Spannung über den Moment. Die Stadt leuchtete im Abendlicht, und das Rauschen des Yaquir verlieh der Szenerie eine fast träumerische Atmosphäre. Dareius ließ seinen Blick auf Larona ruhen. "Nun stehen wir hier, vor den Toren des Rahjaneums, und die Nacht ist noch jung. Welche weiteren Pläne hat die Löwin von Mortêc für diesen Abend?" Seine Stimme klang tief, fast herausfordernd, und doch lag darin eine spürbare Wärme.

"Sei mutig wie eine Löwin." Die früheren Worte Ihrer Schwertlehrerin fanden in diesem Moment einen Widerhall in ihrem von Sehnsucht erfüllten Herzen. Sie gab sich ganz dem Augenblick hin, ihre Hände suchten seine und sie küsste ihn. Erst vorsichtig, dann leidenschaftlich. Nach einem Moment der Unendlichkeit lösten sie sich voneinander. Larona beließ ihre Hände bei Dareius und schaute ihm tief in die Augen. Ihr Gesicht nahe bei ihm, sprach sie: "Heute schauen Rondra und Rahja mit ihrem Segen auf uns herab. Ich danke beiden für jeden Moment mit Euch, Signor." Sie löste sich etwas. "Unterfels liegt uns zu Füßen! Lasst uns mal sehen, wo es ein kräftiges Bier gibt. Oder lieber einen Wein?" Sie wartete die Antwort nicht ab, hakte sich bei Dareius ein und zog ihn mit sich.

"Wein!" Lachend ließ Dareius sich von Laronas schwungvoller Art mitreißen, als sie ihn durch die nächtlichen Straßen von Unterfels zog. Die Luft war erfüllt vom Duft blühender Bäume und dem fernen Lachen der Nachtschwärmer. In der Ferne erklang das leise Schlagen einer Laute, während die Lichter der Tavernen und Gasthäuser warm in die engen Gassen leuchteten. "Ich habe gehört, das Almadinquartier soll ein besonders lebendiger Teil der Stadt sein," bemerkte Dareius mit einem Schmunzeln. "Vielleicht sollten wir dort unseren Durst stillen?" Sie bahnten sich ihren Weg durch das Gewirr der Gassen, bis sie schließlich den Alten Viehmarkt erreichten, wo die belebten Tavernen des Almadinquartiers ihre Gäste mit ausgelassener Musik, Gelächter und dem Aroma von gebratenem Fleisch lockten. Der Raulspalast, eine bekannte Spielhalle, warf seinen Schein über den Platz, und direkt davor hatten sich Menschen um eine improvisierte Arena versammelt.

"Ein Hahnenkampf?" fragte Dareius überrascht, als er die aufgeregte Menge bemerkte, die sich johlend und wettend um zwei aufeinander treffende Kampfhähne scharte. Larona schmunzelte. "Ja, hier geht es hoch her. Kommt!" Die beiden fanden einen Platz am Rande des Kampfes und beobachteten das Spektakel. Die Hähne sprangen aufeinander los, pickten und schlugen mit den Flügeln, während die Menge fieberhaft ihre Favoriten anfeuerte. Nach wenigen Minuten erklang der Jubel des Siegers und die entsetzten Rufe derer, die ihre Einsätze verloren hatten. Dareius genoss die Stimmung – sie war roh, aber ehrlich, eine Energie, die ihn an das Wagenrennen in Punin erinnerte.

"Genug der Kämpfe – nun ist es Zeit für ein Getränk!" rief Dareius und zog Larona lachend mit sich in eine Taverne an der Ecke des Marktes. Der Schankraum war erfüllt von dem Duft nach gegrilltem Fleisch, schweren Gewürzen und dem süßen Aroma almadanischen Weins. Larona kannte die Taverne “Südpforte” nur aus Erzählungen, Cornetta Yaquiria von Falkenberg war hier häufiger zu Gast. Heute entdeckte Larona sie nicht, aber das war ihr ganz recht. Sie fanden einen Tisch nahe der Theke, und kaum hatten sie Platz genommen, hatte der Wirt bereits eine Karaffe samt zweier Becher vor ihnen stehen. "Ein Geschenk des Hauses für unsere ehrenwerten Gäste! Mein bester Roter aus der Südpforte!"

Dareius hob fragend eine Augenbraue. "Welch ungewöhnliche Gastfreundschaft!" Sie stießen an und tranken, während die Gespräche tiefer und ausgelassener wurden. Der Wein war süß, aber mit einer angenehmen Schärfe, die sich warm durch die Glieder zog. Bald spürten sie beide die Leichtigkeit, die das Getränk mit sich brachte, und das Gespräch wanderte von ritterlichen Tugenden über alte Geschichten bis hin zu gewagten Anekdoten aus Turnieren und Feldzügen. Immer wieder tauschten beide romantische Blicke aus. Dann jedoch, während Dareius gerade einen weiteren Schluck nahm, fiel sein Blick auf eine Gruppe in einer Ecke des Raumes. Zwei Männer und eine Frau, offensichtlich aus der raueren Gesellschaftsschicht, beobachteten ihn und Larona mit unverhohlener Missgunst. "Seht an, seht an," murmelte einer von ihnen, ein breitschultriger Mann mit Narben auf den Händen. "Da trinkt ein Phecadier unseren Wein, als gehörte ihm die Stadt." Sein Gefährte, ein schmaler, windiger Bursche, grinste gehässig. "Vielleicht sollten sie uns einen Becher spendieren, was meint Ihr?"

Dareius stellte seinen Becher langsam ab und musterte die Männer scharf. Larona und er waren in Anbetracht ihrer edlen Kleidung ganz offensichtlich die wohlhabendsten Personen im Raum. "Wenn Ihr um einen Becher bittet, solltet Ihr es höflicher tun," entgegnete Dareius ruhig, aber mit einer Schärfe, die keinen Zweifel an seiner Bereitschaft ließ, sich zu verteidigen.

Die Stimmung kippte. Die drei Einheimischen grinsten und erhoben sich, und für einen Moment schien es, als würde ein Kampf unausweichlich werden. Noch ihren Weinkelch in der Hand, erhob Larona sich, genauso wie Dareius. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass die übrigen Gäste zu Ihnen herüber schauten, sich aber bisher niemand einmischte. Sie fixierte die drei Einheimischen. Harte Burschen, aber augenscheinlich keine ausgebildeten Kämpfer. Sie merkte, wie der Wein ihre Lust auf ein Kräftemessen beflügelte und hielt den Kelch hoch. "Hier ist Euer geliebter Wein. Kommt doch und holt ihn Euch." Sie trat einen Schritt auf die drei zu und bot den Kelch dem breitschultrigen Mann an. Dieser betrachtete sie ohne Worte und wägte wohl gerade seine Chancen ab. Larona nahm den Kelch wieder an sich und lachte. "Ah! Und ich dachte, Ihr meint es ernst."

Sie wandte sich um. In diesem Moment kam Bewegung in die drei Einheimischen. Der schmale Bursche holte aus und wollte Larona mit der Faust treffen, die sich im letzten Moment wegducken konnte. Dareius ging daraufhin dazwischen und befand sich schnell mit ihm und der Frau im Handgemenge. Larona bekam es mit dem breitschultrigen Burschen zu tun. Die Kriegerin blockte die ersten Schläge, konnte aber selbst keinen Treffer anbringen. Dann belauerten sich die beiden etwas und Larona nutze einen kurzen Moment, um zu Dareius zu schauen. Dieser traf gerade die Frau mit einem ordentlichen Hieb, so dass sie nach hinten taumelte. Gleichzeitig konnte der windige Bursche nun seinerseits dem Cavalliere einen ordentlichen Schlag an den Kopf verpassen, der ihn ein wenig benommen taumeln ließ. Larona musste handeln. Sie verpasste ihrem Gegner nach einer Finte einen schmerzhaften Schlag in die Magengrube und rempelte den anderen Burschen um, um zu ihrem Begleiter zu gelangen. Sie half Dareius auf, musste ihn jedoch mit einer Hand stützen, während er sich von dem Schlag gegen die Schläfe erholte.

Der Bursche grinste höhnisch, merkte aber schnell, dass seine beiden Freunde nicht mehr neben ihm standen. Trotzdem wollte er auf Larona und Dareius zu gehen. Larona nahm mit ihrer freien Hand blitzschnell den kleinen, prall gefüllten Geldbeutel, den sie für Situationen wie diese stets bei sich trug, und warf ihn dem Burschen vor die Füße. "Da! Lasst uns in Ruhe und macht Euch lieber noch einen schönen Abend. Und..." - sie machte eine schnelle Geste, die den Schankraum umfassen sollte - "ladet alle Anwesenden auf eine Runde des besten Weines ein!" Der Bursche schaute unschlüssig, dann nahm er den Geldbeutel und schaute hinein. Larona nutzte den Moment und humpelte mit Dareius am Arm zum Ausgang der Taverne. Die Zuschauer machten ihr Platz und schauten begehrlich zu dem Burschen mit dem Geldbeutel. Draußen seufzte Larona schwer und stützte Dareius, der auf die Knie ging und einige Male tief durchatmete, bis das Rauschen in den Ohren nachließ.

Nach einem kurzen Moment der Orientierung machte Larona sich zum nächsten Gasthaus auf, an das sie sich erinnerte. Es war nur zwei Straßen weiter. Dareius folgte ihr. Hinter ihr hörte sie Lärm aus der “Südpforte”. Sie beeilte sich, weil sie nicht wusste, ob sie doch jemand verfolgte. Dareius taumelte noch leicht, als sie endlich die Türe des Gasthauses hinter sich zuzogen. Die Schankstube war gehoben eingerichtet und warm, mit einem behaglich knisternden Kaminfeuer. Der Wirt – ein grauhaariger Mann mit buschigen Brauen – hob den Kopf, wollte gerade etwas sagen, doch verstummte, als er das zerzauste, verschwitzte Paar erblickte. Dann schob er ohne große Fragen zwei Becher Wein über die Theke und bedeutete ihnen mit einem Kopfnicken, sich zu setzen.

"Ich habe selten einen so...vitalisierenden Stadtbummel erlebt", keuchte Dareius, ließ sich auf eine Bank sinken und griff nach dem Becher. "Wie nannte sich diese Schenke? Die Pforte zu den Schmerzen?" Ein müdes, aber ehrliches Lachen drang aus seiner Kehle. Er rieb sich mit einer Hand über die Schläfe, wo sich bereits eine kleine Beule ankündigte. "Allerdings...ich habe schon deutlich weniger aufregende Abende verbracht." Seine Augen wanderten zu ihr, verharrten einen Moment zu lang auf ihrem Lächeln, das sich noch nicht ganz gelegt hatte.

"Ich gebe zu...", sagte er leise, "...es war ein wilder Abend. Und irgendwie hat es gut getan." Seine Stimme wurde weicher. "Rondra in unseren Adern, Rahja im Herzen...und Wein in der Kehle", ergänzte Dareius mit einem Grinsen und hob den Becher. Sie stießen an.

Einen Moment lang war nur das Knistern des Feuers zu hören. Dann beugte sich Dareius ein wenig vor, seine Stimme nun tiefer. "Wisst Ihr, ich habe Euch schon bei unserer ersten Begegnung in Mortêc für eine außergewöhnliche Frau gehalten. Aber nach diesem Abend – bin ich mir sicher."

Er sah sie an, und zwischen Lachen, Erschöpfung und dem goldenen Schein des Kaminlichts war da plötzlich wieder diese Spannung – flirrend, süß und beinahe greifbar. "Ein wilder Abend..." Larona betrachtete das mitgenommene Gesicht Dareius' und lächelte schuldbewusst. "Das glaub ich Euch! Gut, dass es Euch inzwischen besser geht. Und der Abend ist noch nicht zu Ende..." Sie legte ihre Hand auf seine und schaute ihm tief in die Augen. "Und Ihr seid ein so besonderer Mann, Dareius, dass es mir schwer fällt, nicht von Euch zu träumen. Ihr vereint das Beste von Rondra und Rahja!" Sie kam noch näher und sprach mit verführerischer Stimme: "Aber wir haben ein Problem, Signor. Der Rückweg zu Eurem Quartier ist nach diesem Streit mit den Almadanern viel zu gefährlich, vor allem in Eurem Zustand. Das kann ich nicht verantworten. Wir sollten lieber hier ausharren. Am Besten bis morgen früh." Dann küsste sie ihn leidenschaftlich.

Larona löste sich und hauchte: "Wartet kurz." Sie wechselte ein paar Worte mit dem Wirt und legte einige Silberstücke auf die Theke. Der Wirt ging schnellen Schrittes die Treppe hoch. "Ein Zimmer wird für Euch vorbereitet. Oder für uns?!" Mit einem verführerischen Lächeln schaute Larona Dareius an und reichte ihm die Hand. Dareius lächelte ebenso und ergriff ihre Hand, während sie sich erhoben.

Am nächsten Morgen

Ein matter Lichtstrahl stahl sich durch die Spalten der hölzernen Fensterläden und kitzelte Dareius sanft an der Nase. Für einen Moment hielt er die Augen geschlossen, genoss das leise Knacken der Balken und das entfernte Zwitschern eines Vogels, der sich offenbar in die Nähe dieses bescheidenen Gasthauses verirrt hatte. Die vertraute Wärme neben ihm ließ ihn unwillkürlich lächeln. Langsam öffnete er die Augen. Das Zimmer war – gemessen an dem, was er gestern Nacht beim Betreten wahrgenommen hatte – tatsächlich das "beste Zimmer" des Hauses. Doch das bedeutete hier wohl nur, dass die Bettpfosten aus Eichenholz waren und die dünnen Vorhänge zumindest ansatzweise zusammenpassten. Ein bunter Flickenteppich lag schief auf den abgetretenen Dielen, und die Waschschüssel in der Ecke balancierte gefährlich auf einem wackeligen Tischchen. Aber all das war Dareius gleichgültig.

Sein Blick fiel auf Larona. Ihr rotblondes Haar lag zerzaust auf dem Kissen, einige Strähnen hatten sich über ihre Wange gelegt. Ihr Atem ging ruhig, die Züge entspannt, und ein zufriedenes Lächeln spielte um ihre Lippen, als träumte sie von den letzten Stunden. Er konnte nicht anders, als die Hand auszustrecken und eine der Haarsträhnen sanft hinter ihr Ohr zu streichen. In diesem Moment regte sie sich, blinzelte verschlafen und schlug langsam die Augen auf. Ein verschmitztes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie ihn erblickte.

Dareius erwiderte das Lächeln und zog sie leicht näher zu sich. "Guten Morgen, Löwin von Mortêc...ich muss sagen, das war ein sehr...ungewöhnlicher Stadtrundgang, den Ihr mir da bereitet habt." Larona legte sich in den 'starken Arm' ihres nächtlichen Liebhabers. "Guten Morgen, mein wundervoller Cavalliere. Unterschätzt Euren Beitrag dazu nicht. Mir scheint, mit Euch wird mir selten langweilig."

Ein Klopfen an der Tür unterbrach das Spiel der Blicke. "Signora, Signor...euer Badwasser ist bereit, wie gewünscht", erklang die Stimme des Wirts, bemüht, jegliche Neugier zu verbergen. Nach kurzem Zögern und ohne die Augen von Larona zu lassen, sagte Dareius laut. "Habt Dank, Wirt! Wir sind gleich da." Larona blieb noch kurz liegen und genoss die Nähe zu Dareius. Sie wollte die romantische Zweisamkeit nicht beenden. Dann lächelte sie vielsagend. "Kommt!" Ihr wurde gerade klar, dass auch ein Badezuber hervorragend rahjagefällige Zärtlichkeiten ermöglichte.

Frisch gebadet und eingekleidet verließen die beiden wenig später das Gasthaus. Larona ahnte, dass bald der Moment des Abschieds gekommen war. Sie hakte sich fest bei Dareius unter, blieb aber kurz darauf stehen und sah ihn eindringlich an. "Mir fällt es unglaublich schwer, Euch wieder ziehen zu lassen. Sagt, verehrter Dareius, wann werden wir uns wiedersehen?"

Dareius betrachtete Larona für einen langen Moment. Die Morgensonne tauchte ihre Gestalt in goldenes Licht und verlieh ihrem rotblonden Haar den Glanz eines seltenen Edelsteins. "Ihr sprecht mir aus dem Herzen, Signora," begann er langsam, seine Stimme sanft und tief zugleich. "Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als Euch so bald wie möglich wiederzusehen. Doch meine Pflichten rufen mich zurück nach Phecadien."

Er spürte ihren Griff an seinem Arm fester werden und legte seine Hand beruhigend auf die ihre. "Doch ich habe bereits an einen besonderen Anlass gedacht." Ein verschmitztes Lächeln umspielte seine Lippen. "Im Rahjamond findet in Ruthor das große alljährliche Fest der Freuden statt. Ich werde ein Fest der Ritterlichkeit in der alten Arena Ruthors ausrichten." Er neigte seinen Kopf leicht und blickte ihr tief in die Augen. "Es würde mich außerordentlich freuen, wenn Ihr ebenfalls nach Ruthor kommt, nicht nur, um dort andere Turnierenthusiasten zu treffen, sondern auch, um mich erneut mit Eurer Anwesenheit zu beehren."

"Ich will gerne nach Ruthor kommen! Ich freue mich schon darauf...und auf Euch!" Sie lächelte verschmitzt, ihre Augen leuchteten voller Vorfreude. Wortlos gingen die beiden weiter, am Platz vor dem Theater trennten sich ihre Wege. Dareius griff galant ihre Hand zum Handkuss, Larona kam überraschend näher und küsste ihn noch einmal. Dareius erwiderte den Kuss, wie man ein kostbares Geschenk entgegennimmt – mit Dankbarkeit, aber nicht ohne die stille Überlegung, was er in der Zukunft kosten könnte. Dann löste er sich sanft von ihr, hielt ihre Hand jedoch noch einen Augenblick fest. Seine Augen lächelten, seine Haltung war makellos, seine Stimme ruhig – wie immer, wenn er die Zügel wieder fest in die Hand nahm.

"Ein letzter Kuss zum Abschied", murmelte er. "Damit ich etwas habe, das mir den Weg zurück nach Ruthor versüßt." Er ließ ihre Hand los, aber nicht ohne ein sanftes Streichen mit dem Daumen über ihren Handrücken – ein letzter, stiller Nachklang des gemeinsamen Abends. In seinem Innersten spürte er ein leises Knistern, doch er war sich nicht sicher, ob es aus Leidenschaft stammte – oder aus der Lust am Spiel. Larona war klug, stark, schön – und zweifellos ein Triumph, wenn man sie gewinnen konnte. Noch war dies jedoch nichts weiter als eine reizvolle Episode – wie all seine Abenteuer, ob auf dem Turnierplatz oder in den Federkissen.

"Ich werde in Ruthor auf Euch warten", sagte er, nun wieder ganz der Ritter, der sich der Etikette und dem rechten Maß bewusst war. "Vielleicht...findet sich dort ein neuer Vers für meine Sammlung. Oder ein weiterer Tanz, den nur wir beide tanzen."

Schweren Herzen trennten sich beide voneinander. Nach einigen Schritten drehte sich Larona um, wie auch Dareius in diesem Moment. Larona winkte noch einmal lachend, bevor sie sich umdrehte. Das Warten bis zum Wiedersehen in Ruthor würde ihr schwer fallen, das wurde ihr in diesem Moment klar. Dann trat Dareius einen Schritt zurück. Sein Vetter Arion, der diskret im Hintergrund gewartet hatte, trat stumm an seine Seite. Gemeinsam entfernten sie sich – zwei Gestalten im Morgenlicht, Dareius leichtfüßig wie nach einem gelungenen Duell, Arion wie sein Schatten. Und während er durch die erwachenden Gassen von Unterfels schritt, dachte er an ihre Lippen, ihr Lachen, und an das Funkeln in ihren Augen. Ein Spiel – ja. Doch manchmal konnte selbst ein Spiel außer Kontrolle geraten. Und Dareius Amarinto liebte nichts mehr als den Augenblick, kurz bevor das geschah, auch wenn er sich das selbst nicht eingestehen wollte.