Briefspiel:Erster Fünfundsiebzigster/In Sachen Akademieleitung

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Reichswappen.png Städteübergreifendes Briefspiel Stadt Sewamund transparent.png
Datiert auf: 20./21. Praios 1048 BF, zum Teil davor und danach Schauplatz: vor allem Sewamund Entstehungszeitraum: Sommer 2025
Protagonisten: Cusimo Garlischgrötz, Dimiona della Carenio u.w. Autoren/Beteiligte: Familie della Carenio.png Carenio, Reichswappen.png Dajin, Haus Sirensteen.png Erlan, Haus Urbet.png Gonfaloniere
Zyklus: Übersicht · Nach der Einladung · Dimionas Begrüßung · Alter Sack · Müde Füße · Erlans Abschied · In Sachen Akademieleitung


In Sachen Akademieleitung

Autor: Gonfaloniere

Praios-Geweihter, Baron und "Akademieleiter": Auricanius von Urbet

Anfang Rondra 1048 BF, in der Universität Methumis

Dem Praios-Geweihten war die Aufmerksamkeit, die er auf sich zog, schon unangenehm. Sein Aufenthalt an der Universalschule sollte schließlich nicht ihm gelten, sondern seiner Nichte Selinde, die ihr Quadrivium an Herzogen-, Hesinde- und Ingerimm-Schule abgeschlossen hatte. Die feierliche Entlassung der Absolventen war ein Ereignis, das er erst in seiner eigenen Dozentenzeit zu würdigen gelernt hatte. Und das nicht nur weil es Platz schuf für die bald hundert Studenten, die zum Ende des Monats wieder ihr Trivium an der Horas-Schule aufnehmen würden …
Auricanius' Regatta-Erfolg in Sewamund vor bald zwei Wochen und vor allem dessen Konsequenz hatten sich anscheinend aber wie ein Lauffeuer an der Universität herumgesprochen. Ein gutes Dutzend seiner ehemaligen Kollegen hatte ihm deshalb schon wortreich gratuliert. Und es war kein Ende in Sicht.
„Akademieleiter … soso“, trat nun auch Marvelus Comitosa zur Urbeter Gruppe, die neben Auricanius den Valvassor Rondralio und die Cavalliera Yandriga umfasste. Der Provisor der Herzogenschule nutzte offensichtlich eine kurze Pause, die das Zeremoniell ihm ließ, um den Baron aus der Gerondrata, der drei Götterläufe zuvor noch sein Untergebener im Lehrbetrieb war, persönlich zu begrüßen.
„Und das in Sewamund?“ Seine Frage klang etwas empört, auch wenn zumindest Auricanius klar sein musste, das dies gespielt war. „Hat es euch bei uns so wenig gefallen?“
Der Praios-Geweihte seufzte: „Man hat mir mal wieder keine Wahl gelassen, Exzellenzia. Ihr wisst, dass ich mich vor unliebsamen Pflichten so schlecht retten kann.“
Dass sein Seufzer in ein Lächeln überging, entlarvte die rhetorische Übertreibung.
„Meine Schwester Yandriga“, stellte er dem Provisor dann zunächst die Dame an seiner Seite vor. „Und mein Bruder Rondralio, der Valvassor und Vater unserer Absolventin.“ An seine Geschwister gewandt ergänzte er: „Signor Marvelus Comitosa, der Kanzler der Universität.“
„Einer von zweien“, hob der Provisor seinen Zeigefinger, als müsste er seine Bedeutung herunterspielen. Dann deutete er zunächst vor Auricanius' Schwester eine Verbeugung an. „Ahja, Signora Yandriga, ihr seid also die berühmte Turnierstreiterin, deren Erfolge in aller Munde sind.“ Er wurde seinem Ruf als Politiker mit der Schmeichelei mehr als gerecht. „Und ihr, Valvassor, seid der Vater der Comtessa?“, fragte er wiederum rhetorisch. „Nun, ihr dürft stolz auf eure Tochter sein, die zu den besten Absolventinnen in diesem Jahr gehört … wenn auch ihre herausragendsten Leistungen nicht an meiner Schule erbracht wurden, wie ich zu meiner Schande gestehen muss.“
Die beiden Geschwister des Praios-Geweihten verbeugten sich daraufhin ebenfalls, hielten sich ansonsten aber im Hintergrund.
„Akademieleiter …“, fuhr Marvelus darum auch Auricanius gegenüber fort, „... und dabei hätte ich gedacht, dass ihr eure Zukunft wieder hier sehen würdet, vielleicht dereinst als Illuminatus …“
Der Baron atmete einmal tief ein und lang aus.
„Wollt ihr mich ins Grab bringen, Kanzler? Ich weiß jetzt schon manchmal nicht, wo mir der Kopf steht. Auch deshalb liegt ihr – wie andere – mit der Akademieleitung einem Irrtum auf. Ich werde eher eine nominelle Funktion haben. Der Begriff 'Kurator' dürfte das besser umschreiben. Glücklicherweise habe ich auf die Auswahl des eigentlichen Lehr- und Leitungspersonals schon ein Stück weit einwirken können … und bin zuversichtlich, damit für den Akademiebetrieb eine gute Grundlage geschaffen zu haben, die mich mancher Sorgen und Nöte befreit.“
„Tatsächlich?“ Marvelus wirkte ein wenig überrascht, lächelte aber gleich danach wieder, zunächst in Richtung Yandrigas und Rondralios. „Cavalliera, Valvassor, euer Bruder ist noch keinen Monat lang … Akademieleiter … scheint aber alles schon im Griff zu haben. Wenn ihn das nicht zu noch höherem befähigt, weiß ich auch nicht.“ Dabei verbeugte er sich nochmal. „Viel Erfolg, Baron“, zwinkerte er schließlich Auricanius zu, bevor er wieder – den Zwängen des Zeremoniells Rechnung tragend – verschwand.


„Illuminatus … soso“, griff Yandriga eine kleine Weile später den Auftritt des Provisors auf. „Davon hast du uns ja noch gar nichts verraten …“
Auricanius sah sie finster an, obschon klar war, dass sie ihn damit nur neckte.
„Hör schon auf! Wie du siehst, werden schon genug Gerüchte über mich in die Welt gesetzt.“
Er sah aufrichtig empört aus, wenn er auch Yandriga nie wirklich böse sein konnte.
„Es sollte dich ehren, dass so etwas überhaupt in Betracht gezogen wird“, gab sich die Cavalliera versöhnlicher. Dann hakte sie in anderer Sache nochmal nach: „Glaubst du denn, dass dir die neue Verpflichtung gegenüber der Akademie in Sewamund tatsächlich so wenig Arbeit machen wird, wie du sagtest?“
„Ich hoffe es, denn viel Zeit hab ich dafür nicht übrig, wie du weißt. Ich will nachher im Hesinde-Tempel auch nochmal gucken, ob ich Rudor erwische.“
„Unseren Vetter?“, hakte die Cavalliera nach.
„Genau den, natürlich“, antwortete Auricanius, als wäre es offensichtlich. Istirde meinte, dass seine Beinverletzung ihm die weiten Seereisen allmählich sowieso verleide. Mit ein wenig Glück kann ich ihn überzeugen, mir zumindest einige Repräsentationspflichten beim Besuch anderer Schulen etwa abzunehmen, als mein Vertreter quasi. Mit viel Glück lässt er sich vielleicht sogar noch auf mehr ein …“