Archiv:Torrems erneuern Lehnsgefolgschaft (BB 26)

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Torrems erneuern Lehnsgefolgschaft

von Barrad Sebt

LANDSTADT EFFERDAS. Nach der Beendigung des grausigen Blutsturzes, der unlängst die Zwistigkeiten am unteren Sikram besiegelte (BB#25), ist aus der Baronie Efferdas zu vermelden, daß die beiden abtrünnigen Vasallen der Frau Elanor, Reon Phalaxan und Drago Ariando aus dem Hause Torrem, vor ihrer Herrin die Lehensgefolgschaft erneuert haben. Nachdem die konspirative Tätigkeit der Herren von Toricum und Torremund, eine Zusammenrottung mit dem Gransignore von Urbet gegen die Baronin von Efferdas, die Frage aufgeworfen hatte, ob ein Bruch des Lehenseides vorliegen könnte, entschlossen sich die beiden Vasallen aus dem Hause Torrem, ihre künftige Loyalität vor den Augen Praios’ zu bekräftigen. Die Aufforderung der Lehensherrin selbst, der Praiosgeweihte von Toricum möge Reon Phalaxan Torrem auf unbestimmte Zeit den Besuch der heiligen Handlungen verweigern, bewirkte, so heißt es, in dem Signore ein solchermaßen mächtiges Aufwallen religiöser Skrupel, daß er sich umgehend mit seinem Vetter Drago Ariando verständigte und sich gegen Efferdas in Bewegung setzte.
Der demütige und gleichwohl heilige Akt, der in Efferdas erstmals seit den Zeiten König Khadans wieder nach den Setzungen des sogenannten »Liber de officiis vasallorum et obsequio« vollzogen wurde, konnte endlich zwölf göttergefällige Tage nach der jüngsten Pazifikation der Ostgrenze stattfinden. Nachdem sich die beiden Torrems nach jenem altehrwürdigen, gewöhnlich nicht mehr gepflegten Brauch mit je elf Begleitern zu Roß der Landstadt Efferdas genähert hatten, wurden sie zunächst traditionell von einem Gesandten der Baronin vor der Bannmeile der Stadt aufgehalten. Es folgte das Lüpfen der Kopfbedeckung nach dreimaliger Aufforderung, und nachdem die Signori vom Pferde gestiegen waren, vollzogen sie gemäß den Setzungen des »Liber de officiis vasallorum et obsequio« ihre drei versetzten Verbeugungen, um endlich im Kniefall eine Ikone der Traviaheiligen Lamea küssen zu dürfen. Das Auftreten dieser Dreizahl wissen wir im Kontext so zu deuten, daß Praios, Rondra und Travia als Prinzipal- und Schutzgottheiten der heiligen Lehensgefolgschaft involviert werden, wobei der Göttin des Herdfeuers in diesem ersten Teil des Aktes die größte Verehrung gezollt wird, da ihr Wirken für die menschliche Gesellschaft konstitutiv ist. Böse Stimmen allerdings behaupten höhnisch auch, der »Liber de officiis vasallorum et obsequio« ordne strikt eine Ikone der Heiligen Lamea an, da ein künftiger Vasall der Barone von Efferdas ebenso wie jene Heilige 69 Gefahren überwinden müsse, um an sein Ziel zu kommen. Doch das ist nur Geschwätz.
Traditionsgemäß müssen die werdenden Vasallen der Barone von Efferdas eine Nacht vor der Bannmeile der Stadt ausharren, doch beobachten wir hier im einzelnen eine kleine Durchbrechung: Während die Edlen zu König Khadans Zeiten noch unter freiem Himmel zu nächtigen hatten, fanden die Herren von Toricum und Torremund bereits einen größeren Zeltpavillon präpariert. – Und also, die Frist in ehrfurchtsvoller Erwartung zugebracht, ritten die beiden Torrems am nächsten Morgen mit barönlicher Bedeckung gegen die Stadt, um nun traditionell unweit des Letraner Tors ihre Schwerter abzuschnallen und sie unter zwölfmaligem Ausrufen des sakralisierenden „Dominae!“ [d.i. „Für die Herrin!“ ] einer Rondrageweihten zu überantworten. Solchermaßen waffenlos, ritten sie nun durch das Tor bis vor die Festung Efferdas, von deren Fuß aus die Geweihte bis zum Hauptportal emporschritt, sich umwendend eine Ikone des Heiligen Gevron von Letran in das Antlitz der Praiosscheibe hielt und endlich Einlaß begehrte. So setzte sich denn auch der Zug um die beiden Torrems wieder in Bewegung, wobei sich vor dem Portal alsbald einige Diener in grüngelber Liverei aufreihten, um mit Fanfarenstößen von ihrer Ankunft zu künden.
Vom Hof aus prozedierten die beiden Signori nun in einen großen Saal des Palas, darinnen Frau Elanor, über ihren Edlen exponiert auf einem thronähnlichen Stuhl sitzend, majestätischen Blickes der Dinge harrte. Daß sie für den weiteren Verlauf der Zeremonie die edle Frau Asmodena von Thirindar-Schelf als Sprecherin ausgewählt hatte, ließ jedoch bereits auf einen ersten Wink der Versöhnlichkeit schließen, denn das Verwandtschaftsgeviert Efferdas, Efferdas-Schelf, Torrem-Schelf [d.i. Thirindar-Schelf] und Torrem mußte unweigerlich anheimelnd wirken. So trug nun die Frau Asmodena, nachdem sie den obligatorischen Kniefall befohlen hatte, zur Vorbereitung der traditionellen Fußwäsche eine Schale Wassers zur Baronin, ordnete den Torrems dreimalig an, sie sollten sich erheben, und zog sich fürders neben den Stuhl ihrer Lehensherrin zurück. Der erste, wie verlautbart worden war, sollte Drago Ariando von Torremund sein, und also schickte jener sich mit zwölf Schritten, deren jeder vom Ausruf eines Götternamens begleitet wurde, an, bis vor Elanors entblößte Füße zu gelangen. Ruhe herrschte im Saal, während also der Herr von Torremund plätschernd der Baronin die Füße wusch, nur um anschließend mit einem leichten Druck der Lippen einen Kuß auf die Sohle zu signalisieren. Nun durfte er sich, wie die Frau Asmodena befahl, leicht erheben, und die Baronin setzte ihm abschließend das osculum feudale, den Feudalkuß, auf die Stirn. Kaum wieder auf den Beinen, wandte sich der Signore von Torremund nun rückwärts von seiner Herrin ab und fügte es, daß sein Vetter Reon Phalaxan den Vorgang wiederholen konnte. Erst am Ende, nachdem die Frau Asmodena beiden die Schwerter zurückerstattet hatte, erhoben auch die Torrems das Wort, indem sie die exklamative Schwurformel vorbrachten, wie sie im »Liber de officiis vasallorum et obsequio« niedergelegt ist und in diesem Punkt tatsächlich bis heute Verwendung findet: „In nomine Praiu. Fiat. Tibi, Baronissa, obsequium feudale … “ – Beschränken wir uns auf den Hinweis, daß die Torrems treu geschworen haben, ausgestreckt in der Faust das Schwert. So wurde abschließend das homagium gelobt, das Lehensaufgebot. Frau Elanor endlich erhob sich nach empfangener Huldigung und quittierte den Akt mit dem Hinweis, es sei dies Praios’ Wirken gewesen, daraufhin sich abschließend die gesamte Edlenversammlung verbeugte oder gar auf den steinernen Boden kniete.

Von BS, mit Dank an OT und KO