Archiv:Der Herzog schlief unter meinem Dach (BB 47)

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Der Herzog schlief unter meinem Dach
von
Bragola Silvan,
Hofbesitzerin aus Sewamund
Berichte aus erster Hand: Farsider Hofanzeiger.

Als einfache Frau, die sich um ihren Hof am Norderkoog am Rande der Stadtmark Sewamunds kümmert, hätte ich mir nie träumen lassen, dass eines Tages der Herzog selbst auf meinen bescheidenen Ländereien eintreffen würde. Doch genau das geschah am Morgen des 22. Travia, als Herzog Cusimo Garlischgrötz in all seiner Pracht erschien – ein Ereignis, das ich wohl nie vergessen werde.

Der Tag begann ruhig, doch schon früh am Morgen bemerkte ich, dass sich etwas Ungewöhnliches anbahnte. Aus der Ferne sah ich die ersten Banner, die schwarz-weißen Farben des Hauses Garlischgrötz, im Wind flattern. Es dauerte nicht lange, bis ich das Hufgetrappel vieler Pferde hörte. Noch bevor ich mich versah, stand eine endlos scheinende Kolonne von Soldaten auf meinem Hof. Die Pferde stampften auf den Boden, während die Phecadigarde, makellos in ihren glänzenden Rüstungen, in Formation marschierte. Ein Anblick, der mich sprachlos machte. Es war, als ob die Luft selbst durch ihre bloße Anwesenheit schwerer wurde.

Das gesamte Gehöft verwandelte sich in ein lebendiges Heeresspektakel. Zelte wurden aufgeschlagen, ein jedes prächtiger als das andere, mit goldenen und silbernen Stickereien. Und dann, mitten in all diesem Glanz, kam der Herzog – Herzog Cusimo Garlischgrötz höchstpersönlich. Er ritt auf einem gewaltigen Rappen, flankiert von seinen engsten Beratern und dem Kern seiner Garde. Die Soldaten salutierten, und ich konnte nicht anders, als vor Ehrfurcht erstarren.
Seine Entourage ließ keinen Zweifel daran, dass dies kein gewöhnlicher Besuch war. Die Wagen, beladen mit Vorräten und Luxusgütern, fuhren in einem endlosen Strom herein, während Soldaten und Diener unermüdlich das gewaltige Zelt des Herzogs aufbauten. Das einfache Land, das ich mein Zuhause nenne, verwandelte sich über Nacht in ein prunkvolles Lager, das die Macht und den Einfluss des Herzogs in jedem Detail widerspiegelte.

Ich wurde sogar gebeten, meinen eigenen Hof für die herzoglichen Pferde bereitzustellen, eine Ehre, wie man mir versicherte, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich dem gerecht werden konnte. Als ich versuchte, mich nützlich zu machen und den Arbeitern zur Hand zu gehen, sah ich, wie Comto Zandor von Nervuk, der Statthalter des Herzogs, unermüdlich Anweisungen gab. Jeder seiner Befehle wurde sofort ausgeführt, und obwohl er streng wirkte, konnte man den Respekt spüren, den er genoss.

Am späten Nachmittag war das gesamte Lager aufgebaut. Das größte Zelt, in dem der Herzog residierte, überragte die anderen, und sein Banner wehte hoch über allen. Ich erinnere mich, wie ich abends noch einmal über mein Land blickte und kaum glauben konnte, was aus meinem bescheidenen Hof geworden war. Der Herzog hatte seinen Fuß auf meine Ländereien gesetzt, und für einen kurzen Moment fühlte ich mich, als wäre mein Hof das Zentrum der Macht des Horasreichs.

Als die Audienz begann, durfte ich nicht dabei sein, doch das Flüstern und Murmeln, das ich später hörte, ließ keinen Zweifel daran, dass hier bedeutende Entscheidungen getroffen wurden. Die Ankunft des Herzogs bei meinem Hof wird als Moment des Umbruchs in die Geschichte eingehen – und ich werde immer sagen können: „Er war bei mir.“

GE