Briefspiel:Kaiserjagd/Eine magische Nacht I

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Kaiserjagd.png Städteübergreifendes Briefspiel Kaiserjagd.png
Datiert auf: 1.-6. Firun 1046 BF Schauplatz: von Aldyra in den Wald von Persenciello Entstehungszeitraum: ab März 2024
Protagonisten: Khadan II. Firdayon, etliche Hochadlige und weitere Noble des Reiches Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Familie Solivino.png Bella, Familie ya Malachis.png Cassian, Horasreich-klein.png Dajin, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus Sirensteen.png Erlan, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Haus Legari.png Nebelzweig, Wappen fehlt.png Vairningen u.w.
Zyklus: Übersicht · Teilnehmer · Schauplätze · Regeln · Gerüchteküche · Erster Tag

Geschichten vor der Jagd: Firungefällige Fragen I · II · Eine Antwort aus Horasia · Prinz und Prinzessin · Ungewisses Parkett · Folnors Bankett · Die "Minnesängerin" · Der Kalif von Unau · Am Tag der Volkskunst I · II · Eine magische Nacht I · II
1. Firun: Sternenglanz im Sonnenschein · Ein Herz und eine Seele · Kaiserliche Herausforderung · Jagdabsprachen I



Eine magische Nacht I

30. Hesinde 1046 BF (Wintersonnenwende, Erleuchtungsfest), Vinsalt

Autor: Gonfaloniere

„Schnell, es geht gleich los.“
Eilig trippelten die beiden jungen Edeldamen die Alveranidenstiege inmitten des Vinsalter Firdayon-Palasts herab. So eilig, wie es das Schuhwerk, die ausladenden Kleider und nicht zuletzt die trotz der Eile mit bedachter Eleganz vors Gesicht gehaltenen Masken eben zuließen.
Elissa, die um ein Jahr Ältere, war ihrer Begleiterin ein, zwei Stufen voraus und zog diese mit der zweiten Hand sanft hinter sich her.
„Die Mitternacht in der Mittwinternacht, Amaziella, ist der Moment, auf den es ankommt. Wie oft hab ich dir das in den letzten Wochen gesagt…“
„Zu oft, als dass ich mitgezählt hätte“, schnaufte die jüngere Belhankanerin lakonisch, „aber deshalb machst du aus mir trotzdem keinen Yaquirblitz.“
Elissa warf der Signora aus dem Hause ya Montazzi bei der letzten Bemerkung einen missbilligenden Blick zu, weil sie die Phrase mit dem Yaquirblitz, der natürlich auf die berühmten Kutschen ihrer eigenen Familie anspielte, in der jüngeren Vergangenheit schon zu oft gehört hatte. Einen Augenblick später zauberte die Vorfreude ihr jedoch wieder ein Lächeln aufs Gesicht. Wenige Stufen trennten sie nur noch vom Fuß der Treppe und dem Boden der Eingangshalle, durch die auch andere Gäste des Maskenballs gerade der Halle der Giganten entgegenstrebten. Ein Blick über die Brüstung, durch die geöffnete, vergoldete Flügeltür machte Elissa klar, dass schon ein wenig Gedränge im Saal herrschte.
„Setz dein bezauberndstes Lächeln auf, Amaziella“, raunte sie ihrer Begleiterin zu, „denn wenn wir einen guten Blick erhaschen wollen, müssen wir uns nach vorne drängeln …“ So leicht gab sich die junge Adlige nicht geschlagen.
„Entschuldigt, Baron, würdet ihr zwei armen, viel zu kurz geratenen Damen den Vortritt lassen“, sprach sie bald darauf etwa Cuzio Ardismôr an, den Gemahl der Baronin von Ruthor, und unterstrich diese Worte mit einem strahlenden Ausdruck, der auch einen ‚Ledernacken‘ der Connetablia zum Dahinschmelzen gebracht hätte. Das zeitlich abgestimmte Wegschwenken der Maske im genau richtigen Moment der Frage war dabei noch die leichteste Übung.
„Geschafft“, raunte sie schließlich Amaziella zu, als beide bis fast in die erste Reihe des sich in der Mitte des Saals gebildeten Kreises vorgedrungen waren.
„Ist das der Prinz“, flüsterte die, offensichtlich schon von etwas anderem abgelenkt, ihr jedoch mit aufgeregter Stimme zu, „der Sohn des Fürsten?“
Elissa versuchte dem Blick ihrer Begleiterin zu folgen – und entdeckte tatsächlich ganz in der Nähe die prachtvolle Löwenmaske Prinz Alborns, an die die beiden sich im Verlauf des Abends schon mehrfach anzunähern versucht hatten. Fast erschrocken kniff sie Amaziella leicht in den Arm, um sie zu beruhigen. Die Gespräche im Saal ebbten nämlich allmählich ab – und jedes weitere hysterische Wort hätte der Prinz zweifelsohne hören können. Ein Blick Elissas tief in die Augen der jüngeren Dame unterstützte dieses Ansinnen noch.
„Pssst“, hauchte sie ihr leise und langbetont entgegen.

„Verehrte Gäste, Signoras et Signori, Comtessas und Comti“, schallte es plötzlich laut und doch überaus angenehm durch die Halle, von einer Stimme, die durch arkane Akustik verstärkt wurde, „werdet nun, da die längste Nacht des Götterlaufs ihren Höhepunkt erreicht, Zeugen einer wahren Begebenheit, die sich vor exakt dreihundert Jahren ereignete.“ Stille.
Gebannt waren aller Augen in die Mitte des Saals gerichtet. Doch es dauerte einige Augenblicke, bis dort (und nicht nur dort, auch zwischen den Gästen) ein fast weißer Nebel aufstieg. Der Geruch von Kerzenrauch und Schweiß, der in der dicht gedrängt stehenden Zuschauerschar vorherrschte, wich beinahe gleichzeitig dem Duft eines frisch regengetränkten Waldes.
Elissa erhaschte über diesen Eindrücken auch die Reaktion ihrer Begleiterin aus Belhanka, die wie verzaubert da stand. Genau darauf hatte die Vinsalterin gehofft. Sie wusste natürlich, dass alles, was jetzt geschah, eine Illusion war, doch war die täuschend echt, ein wahres magisches Meisterwerk.
Über dem aufsteigenden Nebel konnte sie gerade noch die Oberkörper ihrer Gastgeber ausmachen, des Fürsten Ralman und seiner Gemahlin Erlgard, die ihnen im Kreis der Zuschauer ziemlich genau gegenüberstanden. Daneben der Provost, das Stadtoberhaupt, Deredan Bergenoor, selbst ein ausgebildeter Illusionsmagier, der an der Vorführung seine helle Freude hatte, und dessen Tante Avessandra, die langjährige Wortführerin der Loyalisten im Kronkonvent. Und direkt vor diesen schälte sich nun eine Gestalt aus dem Nebel. Ein Mann mittleren Alters, doch überaus attraktiv, mit einem Kronreif auf dem Kopf, der jeden Kundigen an die Adlerkrone der Könige des Lieblichen Feldes erinnern musste.
Graf Khadan, raunten gleich mehrere der Zuschauer. „Auf der Jagd“, fügten andere an.
Tatsächlich: Der Mann zog Bogen und Pfeil aus dem Nebel und bewegte sich wie auf der Pirsch. Es schien, als wollte er soeben einen Schuss abgeben, senkte den Bogen aber wieder und schloss die Augen.
„Grimmer Firun, fing er mit magischer Stimme zu sprechen an, „leite meinen Weg durch den Mond, der deiner ist. Und gewähre mir Gelegenheit, mich vor deinem Auge zu beweisen.“
Dann öffnete er die Augen wieder. Und ihm gegenüber, direkt vor Elissa und Amaziella, erwuchs eine weitere, tierische Gestalt aus dem Nebel. Ein majestätischer, weißer Hirsch.
Biancervo, raunte es diesmal mit weniger Stimmen aus der Zuschauermenge.
Der Graf und der Hirsch standen einander wie gebannt gegenüber. Dann hob der Mann den Bogen wieder schussbereit an, spannte die Sehne … und verharrte für mehrere Augenblicke. Der Hirsch musterte den späteren Monarchen eher neugierig, erschien es Elissa. Einige weitere Augenblicke vergingen, bevor der Mann die Sehne langsam wieder entspannte, den Bogen schließlich ganz senkte. Als wenn er darauf gewartet hätte, trat der Hirsch daraufhin auf den Mann zu, ging mit den Vorderläufen in die Knie und machte – man mochte es wohl so nennen – eine Verbeugung, ehe sich seine Gestalt im Nebel wieder auflöste. Auf dem Gesicht des Manns breitete sich ein zufriedenes Lächeln aus, ehe auch er mit dem sich langsam wieder absenkenden Nebel verschwamm.
Die meisterliche Illusion löste sich vollends auf. Beifall erklang, erst zaghaft, doch schnell zunehmend und schließlich geradezu überschwänglich. Der Provost gratulierte dem Fürsten. Und im Schein des im Palastgarten startenden Feuerwerks kreuzte der Großsiegelbewahrer des Reiches, Adilron ay Oikaldiki, kurz das Sichtfeld Elissas.
Die hörte neben sich ihre Begleiterin tief ausatmen. Signora Amaziella schien gerade erst aus dem Zauber zu erwachen …