Briefspiel:Drachenfeuerturnier/Alte Rechnungen: Unterschied zwischen den Versionen

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„[[gar:Greifenfurt:Firumir vom Silbernen Tann|Firumir]]“, wandte er sich zu dem [[gar:Greifenfurt:Markgrafschaft Greifenfurt|greifenfurter]] Pagen seines Onkels um, den alte [[:gar:Answin von Rabenmund|answinistische]] Seilschaften in die Dienste des Hauses Aranjuez gebracht hatten „…sei so gut und reiche mir ebenfalls einen Kelch.“ Soeben hatte sich sein Vater nach vollbrachter Forderung mit metallischem Scheppern auf den Feldstuhl fallen lassen und nach Wein gerufen. Zufrieden stießen die beiden Alten an, dass es ihnen beiden gelungen war Ricarda ya Cantarra zu fordern. ''El Mozalbete'' hingegen musste sich noch gedulden und konnte daher seinen Platz nicht verlassen. Kaum aber drehte er sich wieder um, fiel ihm plötzlich ein Schatten ins Gesicht, als eine [[Gwena ya Pirras|junge Kriegerin]] vor ihn trat, die sich mit ihrer Größe kaum vor Dom Algerio zu verstecken brauchte …  
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Nachdem ihr [[Erdano ya Pirras|Vater]] ihr vollends freie Hand gelassen hatte, stürmte sie nach einem Blick auf das Teilnehmerfeld in Richtung der Zelte mit den belhanker Farben, um [[Mythraela ya Aranori]] zu fordern. Es gab einen lautstarken Austausch an Unfreundlichkeiten, als man in ihr ein Mitglied des [[Haus ya Pirras|Hauses ya Pirras]] erkannte. Nur durch ein beherztes Eingreifen ihrer Knappin begann das Duell nicht schon vor den Zelten und letzten Endes konnte die Geforderte sich nicht die Blöße einer Ablehnung geben.
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Der Ärger war gerade abgeklungen, als Gwena sich auf den Weg zu ihrer zweiten Forderung machte. Wie beim letzten Turnier wollte sie [[Nevinia ya Stellona]] ihre Aufwartung machen. Enttäuscht musste sie aber feststellen, das mit [[Leonora Sanya di Salsavûr|Leonora di Salsavûr]] jemand schneller war. Auch bei [[Yandriga von Urbet]] war jemand aus dem [[Haus di Salsavûr]] vor ihr zugegen. Das gerade die di Salsavûrs
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Ihre Forderungspläne durchkreuzten schien Schicksal zu sein. Schon belm [[Mythraelsturnier]] gab es Zwistigkeiten zwischen den Häusern, beginnend mit der abgelehnten Forderung durch [[Timor Sâl d. J. di Salsavûr|Timor di Salsavûr und weiteren Nickligkeiten. Den Haldur di Malavista|di Malavista]] hatte ihr Vater bereits gefordert. Nun waren nur noch ihr unbekannte Streiter übrig. Dies gefiel ihr überhaupt nicht.
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Nach kurzer Überlegung entschloss sie sich keinen liebfelder Streiter zu fordern sondern stand vor dem Lager derer von [[:alm:Familia Aranjuez|Aranjuez]]. Dieses Haus hatte in Almada einen wahrhaft großen Namen und war auch hier im Lieblichen Feld durch den Thronfolgekrieg nicht gänzlich unbekannt. Den [[Hernán von Aranjuez|Baron]] selbst zu fordern wäre vermessen, wobei sie sich auch nicht sicher war ob dieser überhaupt für einen Waffengang gemeldet war. Aber jemanden aus seinem Gefolge durchaus interessant. Nachdem ihre Knappin in Erfahrung gebracht hatte, wer als Trutzer zur Verfügung steht, begab sie sich direkt in die Richtung des wartenden Kämpfers, den sie schon länger ins Auge gefasst hatte. Als sie seine Aufmerksamkeit hatte berührte sie mit dem Blatt ihrer Glefe das Wappenschild der Aranjuez um ihre Forderung auszusprechen. "Der Herrin Rondra zur Ehr' ", sprach sie noch mit fester Stimme und wandte sich dann um.
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„Yalsicor!“ Stahl krachte metallisch auf Stahl. „[[Schlacht auf den Feldern von Arindon|Arindon]]!“ Abermals sangen die Klingen ihr ehernes Lied. Tego Colonna machte seiner Ankündigung alle Ehre und trieb Ricarda ya Cantarra mit wuchtigen Hieben über die Turnierbahn und wiederholte mit jedem Streich blechern unter dem Helmvisier das Unglück des Hauses ya Cantarra. „Yalsicor!“, „Arindon!“, „Yalsicor!“, „Arindon!“, regnete es Stahl auf die Cavalliera nieder – ohne nennenswerte Kunstfertigkeit, bar jeder Finesse, sondern allein brutale, blindwütige Kraft. Längst mussten ihr alle Glieder weh tun, längst erkaufte sie jede Parade mit einer Welle des Schmerzes, die durch ihren Leib fuhr, wenn sie einen neuerlichen Hieb ihres Gegners abwehrte. An Gegenangriffe war längst nicht mehr zu denken sondern im Gegenteil wurden ihre Bewegungen zusehends langsamer, ihre Paraden kamen nicht mehr so genau, sie vermochte das Schwert nicht mehr gänzlich über das Haupt zu heben. Und so kam es schließlich wie es kommen musste: ein Abwehrversuch geriet zu ungelenk, die Klingen trafen sich in allzu ungünstigem Winkel und der Hieb ihres Kontrahenten prellte ihr die Waffe in hohem Bogen aus den taub gewordenen Fingern.
 
„Yalsicor!“ Stahl krachte metallisch auf Stahl. „[[Schlacht auf den Feldern von Arindon|Arindon]]!“ Abermals sangen die Klingen ihr ehernes Lied. Tego Colonna machte seiner Ankündigung alle Ehre und trieb Ricarda ya Cantarra mit wuchtigen Hieben über die Turnierbahn und wiederholte mit jedem Streich blechern unter dem Helmvisier das Unglück des Hauses ya Cantarra. „Yalsicor!“, „Arindon!“, „Yalsicor!“, „Arindon!“, regnete es Stahl auf die Cavalliera nieder – ohne nennenswerte Kunstfertigkeit, bar jeder Finesse, sondern allein brutale, blindwütige Kraft. Längst mussten ihr alle Glieder weh tun, längst erkaufte sie jede Parade mit einer Welle des Schmerzes, die durch ihren Leib fuhr, wenn sie einen neuerlichen Hieb ihres Gegners abwehrte. An Gegenangriffe war längst nicht mehr zu denken sondern im Gegenteil wurden ihre Bewegungen zusehends langsamer, ihre Paraden kamen nicht mehr so genau, sie vermochte das Schwert nicht mehr gänzlich über das Haupt zu heben. Und so kam es schließlich wie es kommen musste: ein Abwehrversuch geriet zu ungelenk, die Klingen trafen sich in allzu ungünstigem Winkel und der Hieb ihres Kontrahenten prellte ihr die Waffe in hohem Bogen aus den taub gewordenen Fingern.

Version vom 21. Dezember 2022, 22:52 Uhr

Auge-grau.png

Drachenfeuer links.png Städteübergreifendes Briefspiel Mythraelsbund.png
Datiert auf: 20.-24. Rahja 1045 BF Schauplatz: Stadt Terubis Entstehungszeitraum: ab Dezember 2022
Protagonisten: viele Cavallieri aus dem Horasreich, dazu einer aus den Nordmarken und eine Handvoll Almadaner Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Haus di Malavista.png Cordovan, Familie Cordur.png Coturnix, Familie Cortesinio.png Cortesinio, Königreich-Almada-klein.png Der Sinnreiche Junker von Aranjuez, Familie Flaviora.png Flaviora, Wappen Hirschenau.png Gishtan re Kust, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Haus Torrem.png Horasio, Familie Luntfeld.png Luntfeld, Haus Novacasa.png Novacasa, Haus Carson.png OrsinoCarson, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Haus Veliris.png Schatzkanzler, Familie Wankara.png Thera Uhdenberg, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus ya Pirras.png VivionaYaPirras u.w.
Zyklus: Übersicht · Eröffnung · Regeln · Tjost · Einhandwaffen · Zweihandwaffen · Schildstechen · Wagenrennen · Buhurt · Alte Rechnungen · Jacop vs. Ovarca / Edoran / Shafiro / Geronthe / Er­da­no 💬︎ / Travian · Zwei Brüder · Nicht nur ein Turnier · Ungeahnte Interessen · Der Minnesänger

Alte Rechnungen und neue Forderungen

Autor: Der Sinnreiche Junker von Aranjuez, VivionaYaPirras

Terubis, 20. Rahja 1045 BF

Missmutig verzog El Mozalbete die Lippen als die Auslosung für den Zweihandwaffenwettbewerb verkündet ward. Trutzer! Obgleich er vor wenigen Monden seinen dreißigsten Tsatag gefeiert hatte, nannte man Gualterio Colonna ob seiner jugendlichen Züge und des spärlichen Bartwuchses noch immer „Das Bürschchen.“ Zumindest hinter seinem Rücken. Das Abwarten welcher Reizer hervortreten würde, um ihn zu fordern passte so gar nicht zum Ungestüm des Teniente. Zumal sein Vater Tego und sein Onkel Hernán sich längst besprochen hatten, als sie zu dritt Einblick in die Teilnehmerfelder genommen hatten. „Der prügle ich die Scheiße aus dem Leib“, hatte sein Vater gewohnt derb vernehmen lassen, als des Condottieres Finger am Namenszug von Ricarda ya Cantarra hängen geblieben war.

Bald ein Jahrzwölft war es her, dass die Bürger von Unterfels unter Mitwirkung des einen oder anderen Aranjuezers das Terrorregime Romualdo ya Cantarras gestürzt hatten. Offensichtlich nicht lange genug um die Verachtung gegenüber diesem Namen vergessen zu machen – wenngleich böse Zungen behaupten mochten, dass die Feindschaft des Hauses Aranjuez weniger aus den manigfaltigen Schandtaten des damaligen Herren von Carindôr resultierte, sondern vor allem daraus, dass man selbst auf die Statthalterschaft geschielt hatte. Und, dass man diese Zurücksetzung weder dem ya Cantarra verziehen hätte noch Josmina von Bregelsaum, aus deren Diensten man sich sogleich unter dem mehr oder weniger zutreffenden Vorwand absentierte, dass ihr Vormarsch die vereinbarte Neutralität von Unterfels verletzt hatte.

Und, nachdem es dieses Mal keinen Sirensteen zu fordern gab, kam es, dass weder der Baron und Junker als Reizer im Tjost irgendwelche Zeit verlor noch später sein Vater später in gleicher Funktion bei den Zweihandwaffen und spornstreichs Ricarda ya Cantarra herausforderten. Schade eigentlich, sinnierte er schmunzelnd beim Blick auf die wohlgefällige Gestalt der Geforderten. Ihm, der einen ähnlich rahjagefälligen Lebensstil pflegte wie seine Mutter, Asmodena di Côntris, fiel gewisslich noch ein anderes Schlachtfeld ein, auf welchem er sich mit der Cavalliera messen würde. Immerhin, hier würde ihn zu gegebener Zeit niemand per Los zum Däumchendrehen verdammen. Doch vor etwaigen Huldigungen von Herrin Rahja hatte der Tag erst noch die Huldigungen ihrer ungleich gestrengeren Schwester Rondra gesetzt.

Für derlei Überlegungen hatte der Caballero de Torre Nuevo ausreichend Zeit und Muße, zogen sich doch die Forderungen scheinbar endlos hin, bis überhaupt einmal die Zweihandwaffen an der Reihe waren. So schnitt er mit dem Messer ein Stück des Apfels in seiner anderen Hand ab und führte den Schnitz zum Mund, derweil er seinen Blick weiter über die Szenerie schweifen ließ. Im Gegensatz zu seinem Onkel war er kein profunder Kenner der Heraldik beider Reiche, sodass er nur dienjenigen Streiterinnen und Streiter einordnen konnte, die er bereits irgendwo einmal getroffen hatte: hier Koromar von Liobas Zell, der Nordmärker, der beim Grafenturnier 1035 BF die Fürstennichte Morena von Harmamund aus dem Sattel gestoßen und im Kampf zu Fuß erst im Finale etwas überraschend Tsaya von Ragathsquell den Vorrang hatte geben müssen. Dort Yandriga von Urbet, die seinerzeit den Schützling des Hauses Aranjuez im ersten Anritt bezwungen hatte, nur um hernach der Lanze des späteren Siegers Rondrigo de Braast zum Opfer gefallen war. Rondrajane von Veliris, deren Lanzenstoß seinem Onkel bei der Goldenen Lanze von Bomed 1034 BF zwei Rippen gebrochen hatte und Colmar Luntfeld, mit dessen Cavallieri das Viejo de Ragatia das Winterquartier in Unterfels teilte. Nicht zuletzt ob der hochgeschossenen Gestalt erkannte er den Edlen von Selkethal, von dem sein Onkel einmal im Scherz gesagt hatte, dass man in der Schlachtreihe entweder direkt hinter ihm gehen oder aber möglichst weit entfernt stehen solle, weil er unweigerlich die Aufmerksamkeit jedes Bogen- und Armbrustschützen auf sich ziehen musste. Mit Laurentio von Taldur – für dessen Farben reichten seine Heraldikkenntnisse dann doch noch – erkannte er einen weiteren Streiter aus der almadanischen Heimat. Und dazu noch zwei, drei andere bekannte Gesichter, deren Namen ihm aber gerade nicht einfallen mochten.

Firumir“, wandte er sich zu dem greifenfurter Pagen seines Onkels um, den alte answinistische Seilschaften in die Dienste des Hauses Aranjuez gebracht hatten „…sei so gut und reiche mir ebenfalls einen Kelch.“ Soeben hatte sich sein Vater nach vollbrachter Forderung mit metallischem Scheppern auf den Feldstuhl fallen lassen und nach Wein gerufen. Zufrieden stießen die beiden Alten an, dass es ihnen beiden gelungen war Ricarda ya Cantarra zu fordern. El Mozalbete hingegen musste sich noch gedulden und konnte daher seinen Platz nicht verlassen. Kaum aber drehte er sich wieder um, fiel ihm plötzlich ein Schatten ins Gesicht, als eine junge Kriegerin vor ihn trat, die sich mit ihrer Größe kaum vor Dom Algerio zu verstecken brauchte …


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Missmutig stapfte Gwena ya Pirras, in Begleitung ihrer Knappin Kyrilla, durch das Lager der Teilnehmer auf der Suche nach einem weiteren Trutzer. Nachdem ihr Vater ihr vollends freie Hand gelassen hatte, stürmte sie nach einem Blick auf das Teilnehmerfeld in Richtung der Zelte mit den belhanker Farben, um Mythraela ya Aranori zu fordern. Es gab einen lautstarken Austausch an Unfreundlichkeiten, als man in ihr ein Mitglied des Hauses ya Pirras erkannte. Nur durch ein beherztes Eingreifen ihrer Knappin begann das Duell nicht schon vor den Zelten und letzten Endes konnte die Geforderte sich nicht die Blöße einer Ablehnung geben.

Der Ärger war gerade abgeklungen, als Gwena sich auf den Weg zu ihrer zweiten Forderung machte. Wie beim letzten Turnier wollte sie Nevinia ya Stellona ihre Aufwartung machen. Enttäuscht musste sie aber feststellen, das mit Leonora di Salsavûr jemand schneller war. Auch bei Yandriga von Urbet war jemand aus dem Haus di Salsavûr vor ihr zugegen. Das gerade die di Salsavûrs Ihre Forderungspläne durchkreuzten schien Schicksal zu sein. Schon belm Mythraelsturnier gab es Zwistigkeiten zwischen den Häusern, beginnend mit der abgelehnten Forderung durch Timor di Salsavûr und weiteren Nickligkeiten. Den Haldur di Malavista|di Malavista hatte ihr Vater bereits gefordert. Nun waren nur noch ihr unbekannte Streiter übrig. Dies gefiel ihr überhaupt nicht.

Nach kurzer Überlegung entschloss sie sich keinen liebfelder Streiter zu fordern sondern stand vor dem Lager derer von Aranjuez. Dieses Haus hatte in Almada einen wahrhaft großen Namen und war auch hier im Lieblichen Feld durch den Thronfolgekrieg nicht gänzlich unbekannt. Den Baron selbst zu fordern wäre vermessen, wobei sie sich auch nicht sicher war ob dieser überhaupt für einen Waffengang gemeldet war. Aber jemanden aus seinem Gefolge durchaus interessant. Nachdem ihre Knappin in Erfahrung gebracht hatte, wer als Trutzer zur Verfügung steht, begab sie sich direkt in die Richtung des wartenden Kämpfers, den sie schon länger ins Auge gefasst hatte. Als sie seine Aufmerksamkeit hatte berührte sie mit dem Blatt ihrer Glefe das Wappenschild der Aranjuez um ihre Forderung auszusprechen. "Der Herrin Rondra zur Ehr' ", sprach sie noch mit fester Stimme und wandte sich dann um.


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„Yalsicor!“ Stahl krachte metallisch auf Stahl. „Arindon!“ Abermals sangen die Klingen ihr ehernes Lied. Tego Colonna machte seiner Ankündigung alle Ehre und trieb Ricarda ya Cantarra mit wuchtigen Hieben über die Turnierbahn und wiederholte mit jedem Streich blechern unter dem Helmvisier das Unglück des Hauses ya Cantarra. „Yalsicor!“, „Arindon!“, „Yalsicor!“, „Arindon!“, regnete es Stahl auf die Cavalliera nieder – ohne nennenswerte Kunstfertigkeit, bar jeder Finesse, sondern allein brutale, blindwütige Kraft. Längst mussten ihr alle Glieder weh tun, längst erkaufte sie jede Parade mit einer Welle des Schmerzes, die durch ihren Leib fuhr, wenn sie einen neuerlichen Hieb ihres Gegners abwehrte. An Gegenangriffe war längst nicht mehr zu denken sondern im Gegenteil wurden ihre Bewegungen zusehends langsamer, ihre Paraden kamen nicht mehr so genau, sie vermochte das Schwert nicht mehr gänzlich über das Haupt zu heben. Und so kam es schließlich wie es kommen musste: ein Abwehrversuch geriet zu ungelenk, die Klingen trafen sich in allzu ungünstigem Winkel und der Hieb ihres Kontrahenten prellte ihr die Waffe in hohem Bogen aus den taub gewordenen Fingern.

Sie sah das Blitzen der Augen hinter dem Visier des Colonna und für einen Moment musste sie fürchten, dass er einfach weiter auf sie einschlug. Doch ließ er seinen Zweihänder nur einen Augenblick später sinken, nachdem ihre eigene Waffe den sandigen Turniergrund berührt hatte. Der Condottiere grunzte nur kurz und stapfte dann in klirrender Rüstung davon als sei nichts gewesen, um Colmar Luntfeld zu suchen. Selbstverständlich gebot es die freundschaftliche Rivalität zweier im gleichen Winterquartier liegender Tercios, dass sich ihre Hauptleute hier miteinander maßen.

Sein Sohn Gualterio hingegen hatte beinahe Mitleid mit Ricarda ya Cantarra. Während sein Onkel Hernán sie gleich im ersten Anritt mit einem sauberen Stoß aus dem Sattel befördert und dann im Vorbeiritt kurz höflichkeitshalber die gesplitterte Lanze zum Gruß erhoben hatte, war seinem Vater solcherlei Cortezia gänzlich fremd. Sondern er war angetreten, um sie buchstäblich in Grund und Boden zu prügeln. Und nun wurde von ihm erwartet, dass er seinen Teil für die Ehre des Hauses Aranjuez tat und die ya Cantarra ebenfalls forderte.

Gerade hatte er sich zu diesem Behufe von seinem Feldschemel erhoben, als ihm auch schon der Weg verlegt wurde. Er blinzelte Erdano ya Pirras an, der nächste Streiter, der ihn, der für einen Almadaner beileibe nicht kleingewachsen war, um mehr als eine halbe Haupteslänge überragte. Der Mann trug die Farben seiner vorherigen Kontrahentin, welche ihr Aufeinandertreffen zu seinem Bedauern nicht gänzlich unbeschadet überstanden hatte. Vom Alter her mochte der Herausforderer ihr Vater oder ihr Onkel sein. Gedachte er sich für die Verletzung zu rächen? Oder war er, El Mozalbete, etwa dieses Hauses von güldenen Birnen und blauen Forellen ya Cantarra? Kurz furchte er die Stirn, ob er wohl eine Anverwandte der beiden geschwängert hatte? Seit die Schwägerin seines Onkels den Herzog der Nordmarken geehelicht hatte, hatte sich auch das eine oder andere amouröse Abenteuer jenseits von Amboss und Eisenwald ergeben. Doch mochte ihm dieses Wappen partout nicht einfallen. Freilich, ein eifriger Student der Wappenrollen war an ihm noch nie verloren gegangen.

So nickte er dem Mann zur Bestätigung zu, dass er die Forderung annahm. Die Klärung, wer seine Gegnerin und sein Gegner zum Auftakt waren, musste bis zum nächsten Gespräch mit seinem ungleich wappenkundigeren Onkel warten. Dieser wiederum hatte eigentlich vorgehabt gegen den langen Culming zu reiten, doch war ihm ausgerechnet Ricarda ya Cantarra hier zuvorgekommen. Man hätte meinen sollen, dass sie für heute genug von allem Almadanischen gehabt hätte. So lenkte der Baron und Junker sein Ross in Richtung Laurentio von Taladurs.