Werft Slin
Der neue Glanz
Die Sonne erhellt das Gelände der ehemaligen Werft Slin, die so nicht wieder zu erkennen ist. Bereits beim Passieren des eisernen Eingangstoren, das statt Eisenstangen metallene Rosenranken besitzt, erahnt man bereits den neuen Lebenshauch dieses Geländes. Auf einem gepflasterten Platz im Eingangsbereich wird man von einem großen Orangenbaum begrüßt, der die Mitte zwischen den Verwaltungsgebäuden einnimmt. Neben eleganten und duftenden Blütenpflanzen, die in Balkonkästen sowie um jedes der Häusern gepflanzt sind, kann man den aranischen Einfluss der Familie d'Antara auch hören: Im Hof stolziert ein wunderschönes Pfauenpaar deren Rufe einen überwältigen. Wie gesagt ein neuer Lebenshauch hat das Gelände erfasst. Doch neben der repräsentativen Ausstrahlung steht die Werft ihrer eigentlichen Aufgabe, das Bauen von erstklassigen Schiffen ins nichts nach.
Aufbau der Covernischen Schiffswerft
Betritt man das neugebaute Gelände der Covernischen Schiffswerft in Efferdas, liegt wie laut früherem Bauplan zur rechten Hand das Hauptgebäude (1). Dort führen die Angestellten der Werft genauestens Buch über sämtliche Ausgaben der Werft, denn schließlich werden Schiffe erst bei Auslieferung bezahlt, eine Praxis, die Phelizzio d'Antara fortzusetzen gedenkt. Zusätzlich befindet sich neben dem Hauptgebäude eine kleine Kanzlei des Mada Baseri , dem Sybilla d'Antara einige Zeit als Kontoristin in Belhanka angehörte, ehe sie nun diese neuerrichtete Zweigstelle mit zwei Handelsbeamten gegründet hat. Die Versorgung sowie der Schutz des Mada Baseri auf dem Werftgelände unterliegt der Familie d'Antara, die wiederum durch Handelskonzessionen und Kapitalanteilen profitiert.
Westlich des Hauptgebäudes liegt das Lager (2) der Werft. Hier werden die unterschiedlichsten Holzsorten aufbewahrt und getrocknet. Ganze Baumstämme, welche später als Masten dienen werden, sind hier untergebracht, genauso wie ein enormes Seillager, aus dem die endlosen Schritt Tauwerk eines künftigen Schiffes entspringen. Die Luft dort ist erfüllt von Pinien-, Zedern- und Bosparanienduft, ganz im Gegensatz zu der der Schiffszimmerei (3) welche oft staubig ist von den unzähligen Sägearbeiten, welche hier Tag für Tag, neben hobeln, polieren und wachsen, ausgeführt werden. Das ist jedoch immer noch besser als die Gerüche, welche in der kleinen Teersiederei und Schmiede (4) vorherrschen, wo das Dichtungsmaterial der Rümpfe und unter anderem Beschläge und Scharniere gefertigt werden. Auf der Helling (5) werden die großen Schiffe, Karavellen und Karracken gefertigt. Neben der großen Helling befindet sich ebenfalls eine kleine Helling , auf der kleinere Ruderboote und Fischerboote gebaut werden.
Der Tradition der alten Werft folgend, beginnt der Bau eines Schiffes nicht mit der Kiellegung, sondern mit der Helling selbst. So wird nach jedem erfolgreichen Stapellauf die alte Helling abgebaut und der sandige Boden wieder in seinem Ursprungszustand gebracht. An der Ausrüstungskaje (6) findet der Großteil des Innenausbaus der Schiffe statt. Über einen Kran können kleinere Boote dort auch stapelgehoben werden. Hier werden die Reparaturen an großen Schiffen vorgenommen, während die örtlichen Fischer, so sie die Reparatur nicht selbst vornehmen, an die kleine Pier herangehen. Wenn die Arbeit nachts ruht sorgen die vier Wachen im Wachhaus (7) mit einigen Wachhunden dafür, dass niemand Unbefugtes die Werft betritt. Als eine persönliche Angewohnheit lädt Phelizzio d'Antara stets nach jeder Fertigstellung eines Auftrages, das gesamte Werftpersonal sowie die komplette zukünftige Mannschaft der Schiffes zu einem Essen ein.
Die Konkurrenz zur Werft der Familie ya Cabazzo in Belhanka ist seit Übernahme der Werft durch Phelizzio d'Antara beendet, da dieser lange Zeit selbst dieser angehörte und bis heute gute Beziehungen zum ehemaligen Arbeitsgeber besitzt.
Efferdischer Schiffbau
Aus einem Vortrag von Vitello Taladûr Slin vor Eleven des Hesinde-Tempel Efferdas, wohl als Vorbereitung für das Sanct Beleman-Collegium für Handelswesen und Nautik:
''"Ein Schiff, majestätisch die Wellen durchschneidend, ist nichts ohne einen fähigen Kapitän, nichts ohne eine fähige Mannschaft, doch auch nichts ohne einen fähigen Schiffbauer. Ein fähiger Kapitän zu sein, dessen müsst ihr euch befleißigen während eurer Etuden unter diesem Dach. Eine gute Mannschaft, diese müsst ihr mit Verstand auswählen und ein Schiff, ein solches müsst ihr erkennen, seine Vorzüge und Grenzen kennen und beachten.
Schon am Grunde fängt es an; das Holz aus welchem es gebaut ist wird die Seele des Schiffes bestimmen. Groß möchte ich trotzdem nicht darauf eingehen, dann sein Holz und die Behandlung selbigen ist das intimste Geheimnis eines jeden Schiffbauers. Nur so viel sei gesagt: Hier in Efferdas bauen wir die Rümpfe aus Zeder, da diese sich der Fäulnis widerständig zeigt und die Masten aus Pinie, da diese gerade hoch wächst. Alles was Einlegearbeit, Verzierung aus Mohagoni, Tiik-Tok, Elfenbein und dergleichen ist dem Ingerimm wohlgefällig und der Rahjas Sinn für Schönheit eine Freud, doch mit Stabilität, Sicherheit für Ladung und Besatzung hat dies nichts zu tun. Drum zögert nie, zur Erleichterung des Schiffes so es aufgelaufen ist, gerade dies Efferd zum Opfer zu bringen, auf das er sich gnädig zeige.
Wo ihr jedoch zu achten habt, ist, wie der Rumpf ausgeführt ist, ob in Klinker oder Kraweel. Hinten höre ich den Ersten schon lachen: Sei still und hör zu, strunzdummer Naseweis! Mitnichten ist der eine besser als der andere, es kommt immer darauf an. Beim Kraweel baut man auf die Spanten, welche den Schiffskörper andeuten die Planken außen und innen auf Stoß, also ohne Überlappung, auf. Schon das aufbauen auf die Spanten hat den ersten Vorteil: Notiert man die genaue Ausführung der Spanten, kann man mehrmals den gleichen Schiffskörper herstellen. Ah, jetzt sehe ich die ersten die aufhorchen und endlich verstehen wie ein Schwesterschiff entsteht. Hier in Efferdas verzichten wir jedoch bewusst darauf, wollen wir doch nicht, dass der Herr Efferd versehentlich die beiden Schiffe verwechselt und der Unschuldige für den Schuldigen büßt. Beim Klinker baut man zuerst die aus Planken bestehende Schale und setzt dann die Spanten innen zur Versteifung ein. Dabei können die Schiffe nicht so groß werden, weil die Schale keine großen Gewichte aushält. Deswegen sind alle größeren Schiffe in kraweel gebaut. Natürlich ist auch die höhere Geschwindigkeit wegen des geringeren Widerstands in Efferds Element ein sicherer Vorteil für jeden Händler, auch ist ein Kraweelschiff etwas leichter und trotzdem stabiler, weil Stöße über die Plankenenden und nicht über die Bolzen weitergegeben werden. Aber ein Kraweelschiff ist viel schwieriger abzudichten, merkt euch das, viel schneller habt ihr Wasser drin. Also lacht nicht über den braven efferdischen Fischer in seiner „veralteten“ Nussschale. Der weiß genau was er an ihr hat und ist im Zweifel in zehn Götterläufen immer noch ein besserer Kapitän als ihr, da er jeden Abend Mannschaft und Ladung sicher in den Hafen bringt. Auch ist es möglich den Rumpf mit einer Mehrfachbeplankung auszustatten. Auch darüber solltet ihr etwas wissen, wobei der Preis euch nicht zu interessieren braucht, denn ihr zahlt ihn nicht. Das Schiff wird mit jeder weiteren Außenhaut, bis zu dreien insgesamt, stabiler, dichter und widerstandsfähiger, gerade gegen Rotzenkugeln. Vor allem mit Geschützpforten ist diese Bauart wichtig, weil diese genau das Gegenteil des ebengenannten hervorrufen. Bei Kriegsschiffen arbeitet man so, denn das Schiff wird auch schwerer und kann weniger Ladung befördern, weswegen die meisten Kaufherren darauf verzichten.
Fürchtet jetzt nicht um Leib und Leben, viel gefährlicher ist es, wenn ein Schiff von einem wenig verantwortungsvollen Kapitän überladen wird. Ja, es ist eure Aufgabe darauf zu achten, denn ihr seid für die Sicherheit des Schiffes verantwortlich. Seht also zu, das immer ausreichend Platz zwischen Wasserlinie und dem obersten durchgezogenen Deck habt, also genug Freibord. Daran seht ihr dann auch wie groß euer aktueller Tiefgang ist, der sich ja nun ständig ändert, schon dadurch wie das Wasser beschaffen ist.
Welch Segel soll ich fahren, Rah oder Havener? Eine schöne Frage. Wo willst du denn hin? Ich habe eine Illustration mitgebracht um es euch ein wenig zu verdeutlichen. Es bleibt ein wenig Geschmackssache, worauf man setzt. Rahsegler haben den Vorteil, das sie bei seitlichen Wind generell schneller werden als Havenersegler, da sie eine größere Segelfläche besser anströmen lassen können. Dies vor allem durch die Möglichkeit, die Segel in zwei oder mehr Stockwerken übereinander fahren zu können. Außerdem ist es leichter bei achterlichem Wind den Kurs zu halten. Rahsegel können erst ab einem Windeinfallwinkel von 60 Grad genutzt werden. Havenersegler können bereits ab einem Einfallwinkel ab 45 Grad genutzt werden decken also mehr Kurse um einen bestimmten Punkt ab. Bei achterlichem Wind ab ca. 150 Grad werden sie schneller als Rahsegler.
Denkt auch immer daran um euren Rumpf besorgt zu sein, denn er ist das größte und sicherste Rettungsboot welches es gibt. Also lasst in regelmäßig neu kalfatern und lasst euch nichts erzählen, meist werdet ihr den Kahn komplett leichtern müssen um ihn sicher aufzusetzen und Arbeiten auf einem trockenen Strand durchführen zu können. Hier in Efferdas ist dieses gezielte Aufsetzen am Strand die einzige Möglichkeit. Wollt ihr ins Dock werdet ihr nach Belhanka, Kuslik oder Grangor müssen.
Da hier nicht nur fähige Kapitäne sondern auch fähige Handelsmänner ausgebildet werden, für diese noch eins. So ihr je ein Schiff aus unserer Werft kauft, in weiter oder naher Zukunft, so kommt vorbei und wisset im Voraus was ihr mit dem Schiff zu tun gedenkt und wir werden euch bauen, was ihr benötigt. Denn, wir Slins sind in 900 Jahren nicht weit gereist, doch unsere Schiffe haben jeden Fleck Aventuriens erreicht, den man übers Wasser erreichen kann. Und ihr Kapitäne, wenn ihr Efferdas mit einem unserer Schiffe erreicht, erzählt uns bei einem Abendmahle unter meinem Dach, wie es euch ergangen ist."
Siehe auch
- Kurzbeschreibung unter den Werften des Horasreiches
Quellen
- Das Reich des Horas
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