Briefspiel:Die Halle der Herrin Rondra

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: Boron 1043 BF Schauplatz: der Rondra-Tempel zu Vinsalt Entstehungszeitraum: August 2023
Protagonisten: Rhinaya von Baburin, Thorgrim Sohn des Tuwar, Auricanius und Panthino von Urbet, Ancuiras Alfaran Autoren/Beteiligte: Haus Urbet.png Gonfaloniere

Die vorliegende Briefspielgeschichte Die Halle der Herrin Rondra handelt von einem Treffen zweier Mitglieder des Hauses Urbet mit dem (eigentlich exilierten, nur vorübergehend zurückgekehrten) Erzherrscher Ancuiras Alfaran im Rondra-Tempel zu Vinsalt. Sie greift den Artikel Untersuchungen stagnieren – Schwert der Schwerter greift ein! aus dem Aventurischen Boten Nr. 219 auf und stellt in gewisser Hinsicht eine Fortsetzung des Valvassorenbanketts II dar.

Die Halle der Herrin Rondra

Die Halle der Herrin Rondra in Vinsalt war schon in normalen Zeiten einer der wichtigsten Tempel der Kriegsgöttin im Horasreich und lockte gerade mit ihrer angeschlossenen Fechthalle Schwertmeister aus den entferntesten Landstrichen an. Doch was sich dieser Tage in den Mauern des altehrwürdigen Gebäudes auf dem Tempelberg abspielte, vermochte der gemeine Gläubige gar nicht recht zu erfassen. Einige der einflussreichsten und höchsten Diener Rondras in Aventurien hatten hier Quartier bezogen – um endlich Bewegung in die seit einem halben Jahr laufende Aufarbeitung des Angriffs auf den Urbeter Grabtempel zu bringen.
Rhinaya von Baburin, die in Nachfolge Somena Talligons neue Hochgeweihte des Tempels, war denn auch gerade in ein Gespräch mit dem Erzkanzler der gesamten Kirche, Thorgrim Sohn des Tuwar, verwickelt, als sie einer ihrer Novizen vorsichtig auf einen eher ungewöhnlichen Besucher aufmerksam zu machen versuchte.
„Monsi… ähm … Hochwürden“, tat sich der angehende Geweihte mit der Anrede gegenüber der Nicht-Horasierin noch schwer. „Ein Inquisitor der Praios-Kirche ist eingetroffen und wartet darauf weiter vorgelassen zu werden.“
Bei den Worten ‚Inquisitor‘ und ‚Praios-Kirche‘ wurde allerdings nicht nur die Angesprochene hellhörig, sondern mehr noch ihr zwergischer Gesprächspartner. Beide wandten sich mit suchendem Blick zum Eingang der großen Tempelhalle, wo sie einen mit ungewöhnlichem grauen Talar unter der üblichen Praiosrobe gekleideten Geweihten des Götterfürsten erspähten. Thorgrim erkannte diesen nach mehreren Begegnungen in der Urbeter Tafelbergfestung sofort wieder. Ein grimmiges Murren war deutlicher Ausdruck seines Missfallens über das erneute Wiedersehen. Rhinaya warf dem Erzkanzler daraufhin einen fragenden Blick zu.
„Schon gut, hört euch zumindest sein Anliegen an …“


Auricanius betrat kurz darauf die nicht minder eindrucksvolle Fechthalle, in der mehrere Paare von Kontrahenten ihre Klingenkünste maßen, und atmete erstmal tief durch. Die offen zur Schau getragene Feindseligkeit des Erzkanzlers verlangte auch ihm einiges an Selbstbeherrschung ab, wollte er nicht den Eindruck erwecken davon eingeschüchtert oder offen verärgert zu sein. In der neuen Umgebung schien er sich nun erst neu orientieren zu müssen.
„Hier, Vetter“, rief ihm dann aber Panthino, der Baron von Cindano, zu, bevor er selbigen selbst hatte ausmachen können. „Ihr kommt gerade recht, um einige aufgekommene Fragen zu beantworten.“
Auf den Zuruf ging die Aufmerksamkeit des Praios-Geweihten zu einer der Ecken des großen Saals, in der sein eigenes Familienoberhaupt neben dessen formellem Lehnsherrn, dem Erzherrscher stand. Ancuiras Alfaran, der einstige Königsgemahl Salkya Firdayons, weilte erst seit wenigen Tagen wieder im Horasreich. Auricanius beeilte sich, ihn nicht lange warten zu lassen.
„Schaut an“, sprach ihn der Ardarit direkt an, als er nahe genug war, „ihr duelliert euch jetzt also juristisch … und nicht mehr mit dem blanken Stahl.“
„Ich versuche es“, erwiderte auch der Praios-Geweihte ohne Umschweife oder Begrüßungsfloskeln, „auch wenn ich mir dieser Tage manchmal den Stahl zurückwünsche.“ Sein Duell mit der Baronin von Aldan vor ziemlich genau zwei Jahren, an das beide gleichermaßen zurückdachten, erfuhr ob der Spontanität, mit der es ergriffen wurde, beim Inquisitor gerade wieder eine neue Würdigung.
„Euer Vetter hat mir schon erzählt, dass euer Prozess im juristischen Sumpf zu versinken droht. Was er mir nicht erklären konnte war, warum ihr ihn überhaupt genau führt?“
Auricanius stieß ein schicksalsergebenes Seufzen aus, ehe er zu seiner längeren Erklärung ansetzte …


„Und ihr seid sicher, dass der Baron an der Verschwörung seiner Mutter beteiligt war?“ Ancuiras stellte am Ende der Ausführungen des Inquisitors die entscheidende Frage.
„Nein“, gab dieser zu. „Wenn ich’s wäre, dürfte ich diesen Prozess ob der Eide, die meiner Familie abverlangt wurden, gar nicht führen.“
Der Erzherrscher sah den Praios-Geweihten misstrauisch an.
„Was ich weiß“, beeilte der sich hinzuzufügen, „ist, dass der Baron mit denselben Mächten im Bunde steht, die schon seine Mutter zu ihrem schändlichen Tun verleitet haben. Und dass sich hier die einzige Möglichkeit auftun könnte, bei aller politischer Räson ihr Erbe der Gerechtigkeit zuzuführen, die sie verdient.“
Ancuiras runzelte die Stirn und schien still zwischen zwei Standpunkten abzuwägen. Erst nach einer Weile erhob er wieder das Wort.
„Inquisitor, ihr hättet meine Unterstützung für die Durchführung eures Prozesses, unter einer Bedingung …“
Auricanius und Panthino hoben fast gleichzeitig die Augenbraue.
„Ihr, und auch euer Bruder, der Valvassor, stellt euren passiven Widerstand gegen die anderweitigen Untersuchungen meiner Kirche, Romurs und auch der Hohen Räte, sowie des Marschalls ein. Und ihr entsendet sogar welche eurer Ordensleute, sich daran zu beteiligen. Als Zeichen der Verbundenheit, wenn man so will …“
Auricanius sah den Erzherrscher innerlich widerstrebend an.
„Wir akzeptieren diese Bedingung“, traf dann aber Panthino, sein Familienoberhaupt, mit fester Stimme die Entscheidung – und warf seinem Vetter einen fordernden Blick zu. Dieser nickte schließlich.