Archiv:Replik auf die Thronfolgefrage Gerilians von Torrem (BB 46)

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Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 46, Seiten 14-15 Bosparan Herold Datiert auf: 1046 BF


Replik auf die Thronfolgefrage Gerilians von Torrem
von Auricanius von Urbet


Auricanius von Urbet – Verteidiger des Hauses Firdayon gegen torremsche Spekulationen?

Mit großem Entsetzen nahm wohl mancher aufmerksame Leser des letzten Bosparanischen Blatts die … ähm … Ergüsse zur Kenntnis, die ausgerechnet der langjährige Korrespondent Gerilian von Torrem zu vermeintlichen Flüchen über dem kaiserlichen Hause Firdayon (heilig!) und der Thronfolge des Reiches vom Stapel ließ. Derlei verleumderisches, faktenfernes Geschwätz ist man von der angesehensten Zeitung Vinsalts wahrlich nicht gewohnt. Da hier Redaktion und Lektorat – womöglich im blinden Vertrauen auf den bislang tadellosen Leumund Gerilians – jegliche Korrektur vermissen ließen, sieht man sich als wahrheitsliebender Untertan der Krone geradezu genötigt, ebendiese nun selbst nachzureichen … oder jedenfalls die Torrem’schen Hypothesen und Schlussfolgerungen gehörig zu hinterfragen.

Dazu eine Vorbemerkung: Natürlich hat der Autor dieser Zeilen, ein volksverbundener Geweihter und Baron aus der eher abgelegenen Gerondrata, bisher nur sehr kurze Zeit am kaiserlichen Hofe verbringen dürfen. Aber: Der Eindruck, dass im Sangreal aberwitzige Gerüchte wie einst Efeu und Weinranken im Arivorer Stadtteil Morgunora wucherten, vor allem zu den Interessen und Gewohnheiten des Horas, kam dabei so gar nicht auf. Khadan II. stehen Studien der Schriften und Labore so gut zu Gesicht wie jedem gebildeten Monarchen vor ihm! Einem bald 24-jährigen Kaiser, der mit dem Willen der Götter noch weit über ein halbes Centurium an Götterläufen herrschen kann, ein Ende seiner Trauerzeit aufnötigen zu wollen, fiele davon ab wohl nur den herzlosesten Gestalten ein.

Wo Gerilian sich der hochverräterischen Verleumdung verdächtig macht, ist jedoch die sicherlich frei erfundene Geschichte über das vermeintliche Verhältnis unseres geliebten Kaisers zu seiner angeblichen Konkubine, die er (Gerilian) zuvor selbst eine „Diebin“ und ein „subversives Objekt“ nennt. Ja, Objekt, nicht Subjekt. Der Verdacht, dass er damit selbst die Unruhe heraufzubeschwören versucht, die nur die Geburt eines Thronfolgers zu beschwichtigen im Stande sei (seine Worte!), drängt sich auf. Zumal er noch im selben Atemzug von Schlachtfeldern und Ansprüchen der Marchesa von Neetha auf den Thron des Reiches spricht. Um es deutlich zu sagen: Ein solcher Anspruch besteht nicht! Es braucht da gar keinen Richterspruch.

Über die Verleumdung und faktenferne Zwistschürerei hinaus schreibt Gerilian sodann vom Fluch, der über der Familie des Horas liegen soll – und schweift ins Reich des (unheiligen!) Aberglaubens ab. Soll der Leser wahrlich glauben können, dass die Nachkommen Herzog Hakaans allesamt vom Pech verfolgt werden? Ist Gerilian auch nur annähernd der Werdegang des herrschenden Fürsten von Vinsalt bekannt? Seine Schlachterfolge? Seine Regentschaft als Comto Protector? Vielleicht mag er erklären, wer in diesem Reich – den bereits verleumdeten Horas ausgenommen – überhaupt eine eindrucksvollere Vita aufweist? Fragen über Fragen …

Doch damit noch immer nicht genug: Der hochangesehenen Schwester des Fürsten, der Custoda Lumini Gylduria vom Kusliker Tempel des Gerechten Herrn, spricht er jegliches Thronfolgerecht ab. Weil sie eine Geweihte ist! Wähnt sich Gerilian drei Jahrhunderte nach der Unabhängigkeit noch immer unter dem Joch Gareths? Wobei selbst im Mittelreich Geweihte gar nicht von der Thronfolge ausgeschlossen sind, sondern lediglich von der direkten Ausübung der Herrschaft (die sie delegieren müssen). Die Zahlenmystik, die Gerilian veranlasste, kein viertes Kind, sehr wohl aber ein fünftes bis neuntes Kind Hakaans zu sehen, verstehen vermutlich selbst die bewandertsten Numerologen des Tulamidenlands nicht.

Gänzlich absurd wird’s schließlich, als er Generationen von Königen der Vergangenheit zu Einzelkindern erklärt. Schon König Therengar hatte dabei eine Schwester, deren Nachkommen, das sei versichert, wohlauf und sehr gesund sind. Unter den Nichten des Autors dieser Zeilen etwa.

Nun, der geneigte Leser, mag sich abschließend nur noch zwei Fragen stellen: Zum Einen, was muss passieren, dass sich ein Geweihter des Götterfürsten (aus dem Haus Urbet noch dazu) in Rage schreibt ob der kaiserfeindlichen Zeilen eines Torrems im bislang angesehensten Blatt unseres Reiches? Und zweitens, in Anlehnung an den letzten, für sich schon hochverräterischen Satz Gerilians: „Denn wer kann schon die Gedanken dieses Horas-Korrespondenten verstehen?“

Armin Bundt