Archiv:Frohlocke Grangoria (BB 9)

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Frohlocke Grangoria!

Vorwärts marschieren die Farben,
Das Silber, das Gold und das Rot.
Sie setzen ein deutliches Zeichen
Für Broderico den Münzereichen,
Für Recht, Gesetz und Gloria!
Flieht nur, ihr Hunde, gen Harben;
Sonst schlägt euch der Tikalen tot!
Die Feinde des Herzogs erbleichen,
Und weh ihnen, wenn sie nicht weichen,
Dem Connetabel von Grangoria.

So klingt es dieser Tage allenthalben zwischen Grangor und Güldenhang. Ein Lied aus der Feder des bekannten Belhanker Publicisten Vascal di Arrencio hat das stolze Herzogtum an der Nordgrenze unseres Wiedererstandenen Horasreiches in einem Taumel erfaßt. Es singen die Mägde und Knechte, die Wirte und Bauersfrauen, die Krämerinnen und Schuster. Doch vor allem tönt der Zug der Söldlinge, beritten oder zu Fuß, eine bunte Schar, Marketenderinnen und allerlei fahrendes Volk im Gefolge. Und ihre Waffen und Wunden, das blanke Silber und die Geschichten, die sie des Abends in der Schänke herausgeben, künden von den besungenen Geschehnissen. Wahrlich, es tut sich was im Herzogtum Grangoria! Der frisch erkorene Connetabel, Baron Broderico von Berlînghan-Tikalen, (siehe auch numero VII) ist in seinem ersten Götterlauf beleibe nicht untätig gewesen. Zunächst sammelte er flugs das Regiment und sicherte das Grangorer Land, sowohl die letzten Banden und Aufrührer als auch die garethischen Geier zu zerstreuen. Darum waren die Räte der Inneren Stube zu Grangor so erfreut und erleichtert, daß sie dem Münzreichen den Titel und die Ehre eines Honoratior ihrer Stadt antrugen. Doch Hochgeboren Broderico lehnte ab: "Der Connetable Grangorias habe keinen weiteren Titelschmuck nötig." Da waren die Herren Räte betrübt und ärgerlich wohl auch, so beschämt zu werden. Grangoria aber frohlocke! Denn als der Connetable nach vierzig Tagen die Truppen entließ, war der Friede in Stadt und Umland wieder hergestellt. Jedoch nicht eitel PRAiosschein allenthalben: Die Signori Bustio Barfold von Streitebeck, Chrianor von Selzin-Schelf und Nordersteyn und Zyraria von Sewadâl, sowie der Herr Firdon Garlischgrötz von des Herzogen Stamm, vor dem Vogt in Veliris, verwehrten sich der Beschlüsse des Ehernen Landtages und wurden des Landfriedensbruches schuldig. Sie wurden verwarnt, aber alle Ermahnungen mochten nicht fruchten. Schon kam die Forderung, sie in die Schranken zu verweisen, denn sie trieben es gar wild: Signor Streitebeck und Signor Nordersteyn ließen nicht von ihrer Fehde und zogen dabei drei weitere Signorien in Mitleidenschaft, Signora Sewadâl erhob eig'ne Maut an allen erdenklichen Stellen, auch von Geweihten wohl und mit der Schwerterklinge Recht, und Herr Firdon Garlischgrötz weigerte sich, Titel und Privilegien und vor allem die Stadt und Feste Unterfels herauszugeben, und schlug gar einen Abgesandten tot. Doch das Heer war entlassen und die Herzogskasse so leer, daß nicht einmal eine Laus sich darinnen verstecken konnte, geschweige denn ein Söldnerhaufen daraus zu bezahlen gewesen wäre. Also hieß es warten und Arbeit in der Siegelstube tun, bis daß der Herzogstaler beisammen sei. So vergingen weitere Monde, und weder der Tikalen noch die Landunholde gaben nach. Da ritt der Connetabel vor die Feste Unterfels, ein mächtiges Bollwerk jüngsten Baus und neun Bastionen stark, in vollem Harnisch und blitzendem Waffenschmuck, den Herrn Garlischgrötz auf einen Zweikampf zu fordern. Der aber mochte sich nicht stellen und ließ die gnädige Anfrage durch eine Salve seiner Armbrustiere beantworten. Der Baron blieb unverletzt, TSAseidank, dem Pferdeknecht Jasco durchschlug's aber glatt die Kehle. Dreimal verfluchte der Connetabel den Heimtückischen und versprach bei allen ZWOelfen, in vier Wochen wiederzukommen, um Rache zu tun.
Und wahrlich, an einem frühen Morgen im Monde RONdra, waren weithin Trommelschläge auf der Reichsstraße von Bomed gen Norden zu hören, und mit Tambourinenspiel und Schalmeienklang zog das Heer des Tikalers auf. Da waren zwei Companien des Herzogsregimentes "Gloria Grangoria" und das wieder versammelte Land-Regiment, dazu Söldlinge über das gewöhnliche Maß hinaus verdungen. Die schiere Zahl der Piken und Lanzen, Wimpel und Waffenröcke sollte wohl den unmäßigen Statthalter zur Raison bringen, doch der Herr Firdon entschied sich wider jede Vernunft für ein Aushalten, und da er zuvor nur niedrige Steuern erhoben und Speisen verteilt, trotzten die Bewohner von Unterfels mit ihm. Am übernächsten Tag ließ der Connetabel beide Tore zugleich berennen, jedoch ohne Erfolg. Zu gut waren die Befestigungen, zu wacker kämpfte die Bürgerschaft an der Seite der eigenen Söldlinge. Darum umschloß er die Stadt mit einem Belagerungsring von allen Seiten außer vom Flusse her und befahl den Bau schweren Geräts. Derweilen harrte Herr Firdon weiter aus. Das mittägliche Schmähduell der beiden Herren erlangte eine solche Berühmtheit, daß sogar der Marchese von Baliiri an einem Tag vorbeischaute, um dem Wortgefechte beizuwohnen. Weniger beschaulich war das Ende der Belagerung, als des Tikalens Frauen und Männer am Morgen des 7. EFFerd Unterfels stürmten und wohl elf Dutzend Leute den Tod fanden, aber die Gerechtigkeit hatte obsiegt. Am Abend übergab der Connetabel Stadt und Feste an den Baron Ariano von Treuffenau-Veliris, der nach der ZWOelfe und des Landtages Wollen hier sein Banner aufzog. Zwei Tage später zog das Heer weiter gen Phecadien, voran das unselige Haupt von Firdon dem feigen Garlischgrötz auf eine Pike aufgesteckt. Da bekamen es die aufsässigen Signori mit der Angst zu tun! Die Sewadâl und der Nordersteyn flohen von ihren Gütern und über die Grenze nach Harben in des Garethers Windhager Grenzmark, wo sie wohl Schutz und Trost bei Freunden und Verwandten fanden. Signor Bustio Barfold von Streitebeck ergab sich in die Gnade des Tikalers. Das Grangorer Hofgericht wird nun über ihn urteilen.
So war dem Connetabel bis zum HESindemond ein glänzender und allseitiger Sieg zuteil, und nimmermehr sollte es einer wagen, Wort oder Schwert gegen Grangoria zu erheben! Wie aber das Schicksal zuschlägt, das wissen allein die Götter, dauerte es doch nicht lange, bis sich ein neues Problem auftat. Grund war ein Schreiben der Arivorer Erzcanzlei an den Grangorer Hof, worinnen der Erzherrscher und seine Siegelmeister Anspruch auf grangorisches Land erheben: Die Baronie Tikalen, des Connetabels eigen Lehen, solle "nach eyner althen unth getreulychen Urkunde Recht" gänzlich an Arivoria fallen! Das Document, von dem die Rede ist, begrenzt nach Arivorer Ansicht das Herzogtum auf das rechtsyaquirische Gebiet, so daß das Tikaler Land (mit seinen reichen Bodenschätzen) folglich allein der Erzherrschaft zugeschlagen werden dürfe. Da war ein Rumoren und Gezeter in der Burg Windhag und kurz darauf in allen Archiven des Herzogtumes, zu Windhag, zu Farsid, zu Schradok und zu Yaquirwacht. Und Seine Hoheit der Herzog wiesen den Tikalen an, "dringlichst und schärfstens eine Absage an Arivor zu adressieren, nicht als Seneschall oder Ardarit oder Baron, sondern als Grangorias Connetabel allein!" Über nämliches Schriftstück ist noch nichts bekannt, doch sah man in der vergangenen Woche einen Boten von Oberbomed den Yaquir hinunter reiten, und er hatte es eilig...

Frank Bartels