Rafik von Aranjuez

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Rafik von Aranjuez (SC)
Familie: FamiliaAranjuez klein.png Haus Aranjuez
Wahlspruch: "Longa manus calami." [bosp.: "Weit reicht die Hand mit dem Schreibrohr."]
Titel & Ämter: Mitglied des Consilio della Signores von Unterfels & Centimare Aurum
Tsatag: 26. Tsa 986 BF
Größe: 177 Halbfinger
Statur: 80 Stein
Haare: Grau
Augenfarbe: Grau
Kurzcharakteristik: Schlitzohriger Advocatus
Wichtige Eigenschaften: KL, IN, CH
Wichtige Talente: Selbstbeherrschung, Menschenkenntnis, Brett-/Kartenspiel (Boltan), Rechtskunde, Staatskunst
Vor- und Nachteile: Adlige Abstammung, Glück im Spiel, Gutes Gedächtnis - Arroganz, Lahm, Goldgier, Spielsucht, Unfähigkeit Natur
Beziehungen: Ansehnlich in Almada wie im Yaquirbruch
Finanzkraft: Ansehnlich
Eltern: Valpo Hillero von Aranjuez, Gonzaga de Vallecas
Geschwister: Joselito Hilado von Aranjuez, Caldaya Promesa von Aranjuez (Halbschwester)
Travienstand: Ledig
Freunde & Verbündete: Graf Brandil von Ehrenstein
Zitate: "Den Götter sei Dank bin ich bereits ergraut..." (nach einer von vielen harten Verhandlungsrunden mit Dom Brandil)

"Hier ist es wie überall: Du wirst geboren - frisst Scheiße. Du ziehst hinaus in die Welt - frisst mehr Scheiße. Du steigst auf - frisst nicht mehr ganz so viel Scheiße. Bis Du eines Tages - vielleicht - so weit aufgestiegen bist, dass Du nicht einmal mehr weißt wie Scheiße aussieht. Willkommen beim Rechtsseminar, Bürschchen." (zur Begrüßung des Neuankömmlings Dschijndar von Falkenberg-Rabenmunds)
"Den Abschluss macht man nicht, den Abschluss hat man." (nach eben jenem)

Der Absolvent des Rechtsseminar des Greifen zu Beilunk (Abschluss 1018 BF) begann seine Karriere in Unterfels als Centimare Aurum, also als Regalverwalter für Tikalen und den Yaquirbruch, und ist momentan Mitglied der Signoria. Obgleich sein linkes Knie steif ist - ein Andenken an seinen Einsatz für den Reichsbehüter, wie er ob der zahlreichen answinistischen Verwandtschaft oft und gerne betont - und sich der Advocatus beim Gehen auf einen Stock stützen muss, gilt er dennoch als recht passabler Fechter, der zur Durchsetzung seines Rechtes beileibe nicht nur auf Wort und Schrift angewiesen ist.

Erscheinung

Rafik Fadrique von Aranjuez
(Copyright Tristan Denecke 2009)

Von durchschnittlicher Größe und Statur fehlen dem Advocatus im Vergleich zu zahlreichen Anverwandten ganz offensichtlich ein wenig die Waffenübungen und Campanyas. Und dies mag nicht nur an dem Gehstock liegen, auf den er sich ob seiner alten Verwundung bei jedem Schritt stützen muss, sondern die eher bleiche Farbe im hageren Antlitz verrät auch einen Mann, der weit häufiger Schriftrollen bei Kerzenschein studiert, denn sich übertrieben oft den Strahlen der Praiosscheibe auszusetzen. Diesem Umstand mögen vielleicht auch die zumeist etwas zusammen gekniffenen Augen geschuldet sein, die den Mitmenschen häufig das Gefühl geben taxiert zu werden.

Ebenso weicht er hinsichtlich seines Kleidungsstils von den häufig bei der Familia gesehenen schweren, dunklen Brokatstoffen ab, sondern zieht stattdessen leichte Wämser aus feiner Seide vor. Auch das ob des Familienwappens häufig regierende Schwarz sieht man an ihm selten, sondern Dom Rafik bevorzugt offensichtlich eher gedeckte, helle Farben, während der Zierat seiner Garderobe entsprechend zumeist in Gold gehalten ist, statt dem wiederum dem Wappen geschuldeten, in seiner Umgebung ansonsten allgegenwärtigen Silber. Ebenso hält er es auch mit seinem Schmuck, wobei neben diversen mit Edelsteinen besetzten Ringen vor allem seine schwere Unterfelser Amtskette auffällt.

Eine offene Waffe trägt der Rechtsgelehrte allenfalls, wenn er sich unters gemeine Volk begiebt, oder wenn ein offizieller Anlass ihn dazu zwingen sollte. Ansonsten sieht man ihn zumeist ohne Rapier, wiewohl davon auszugehen ist, dass es sich bei seiner Gehhilfe um einen Stockdegen handelt.

Curricum Vitae

Frühe Jahre

Rafik von Aranjuez begann seine Laufbahn zunächst als Page am Hofe Graf Tolak von Harmamunds, ehe er zu Beilunk mit eher mittelmäßigem Erfolg das Rechtsseminar zum Greifen absolvierte. Zurück in Almada trat er einen reichlich drögen Posten in der puniner Hofkanzlei an, der seinen Talenten kaum gerecht wurde. Immerhin konnte er in der Capitale ausgiebig dem Laster des Glücksspiels frönen, sodass sein Säckel beinahe notorisch leer war. Somit war er häufig gezwungen in seinem Tun am Rande der Legalität zu operieren, sofern sich für ihn ein Vorteil daraus ergab. Diese eher phex- denn praiosgefällige Grauzone lag dem Advocatus wesentlich mehr als der langweilige Schreibstubendienst, sodass er eher dann zu Rate gezogen wurde, wenn es um kreative Problemlösungen ging, und weniger brillanter iuristischer Sachverstand gefragt war.

Noch ehe er aber wirklich bedeutende Personen auf sich aufmerksam machen konnte, kam es im Jahre 1010 BF zur Answinkrise, in deren Fahrwasser die Aranjuezer Blutfehde ausbrach. Obgleich selbst kein großer Freund der Hal'schen Lehnspolitik, und mit einer gehörigen Portion Arroganz gegenüber dem gemeinen Pöbel versehen, hielt ihn leidenschaftslose Kalkulation auf Seiten der Loyalisten. Den Answinisten räumte er im vom Heldenadel verseuchten Almada nur geringe Chancen ein, und sollte der Rabenmund im übrigen Reich obsiegen, so vertraute er darauf, dass schon genügend seiner Verwandten übergelaufen waren, um ihn nachher vor allzu großem Schaden zu bewahren.

Mit seiner Einschätzung sollte er Recht behalten: in der Ersten Schlacht der Zwölf unterlagen die Answinisten, darunter sein Vetter Hernán von Aranjuez, in Almada wie auch später im Gesamtreich. Er selbst aber erlebte den Triumph in der Obhut der Therbuniten, hatte ihm doch ausgerechnet ein Rabenschnabel, das Siegel seines Hauses, das Knie zertrümmert. Zeitweise fürchtete man gar, dass das Bein abgenommen werden müsste, doch konnte er schließlich nach langer Rekonvaleszenz das Spital mit allen Gliedern verlassen, auch wenn das Knie fortan steif bleiben und bei allzu viel Belastung schmerzen sollte.

Weniger Glück hatte er hinsichtlich seiner Karriere. Obgleich er für Brin von Gareth gefochten hatte, fiel der Schatten der aranjuezer Verräter auch auf ihn. Zu blutig hatte die Fehde in der Mark Ragathsquell und in Dubios gewütet. Weder gelang es ihm seine alte Stellung zurück zu erlangen, noch wurden seine Bittschriften an die Residencia oder an den Kaiserhof hinsichtlich einer Leibrente ob seiner schweren Verwundung je auch nur beantwortet.

So blieb dem Rechtsgelehrten nichts übrig als sich als selbstständiger Advocatus in Punin niederzulassen. An einen Aranjuez wurden freilich keine großen, politisch bedeutenden Fälle heran getragen, keine reichen oder wichtigen Leute suchten seinen iuristischen Beistand, sodass sich Dom Rafik in den Folgejahren mehr schlecht als recht durchschlagen musste. Immerhin konnte er so weiterhin an seiner Begabung für die Lösung besonderer Probleme und Fälle feilen.

Während nun aber sein Vetter 1024 von Graf Brandil begnadigt wurde, blieb ihm in Punin der Mief der Verräterfamilia treu. Immerhin erklärte sich Dom Hernán, nun Junker von Aranjuez, bereit ihm finanziell unter die Arme zu greifen. Sehr zur Freude der puniner Glücksspieler.

Im Yaquirbruch

Das Schicksal sollte sich ironischerweise erst zum Besseren wenden als sich eben jener vier Götterläufe später abermals dem Rabenmund anschloss, und demzufolge nach dessen Tod wiederum ins Exil fliehen musste, dieses Mal in den Yaquirbruch. In den Wirren des Thronfolgekriegs im Horasreich und der um sich greifenden Taifas-Herrschaften gelang Dom Hernán der Aufstieg zum Condottiere seines eigenen Söldnerhaufens und der Einzug in die Signoria von Unterfels. Eine Gelegenheit wie geschaffen für den findigen Rechtsgelehrten, der, dort wo neben Mercenarios auch mit Gold, sowie Haken und Ösen um Macht und Einfluss gerungen wurde, regelrecht aufblühte.

Zunächst als Centimar Aurum gelang es ihm nicht nur trotz der unsicheren Lage für einen stetigen Zufluss an Steuern zu sorgen, sondern er wusste auch recht genau, wer in der Gegend was bzw. wie viel besaß. Nicht selten wurden die bedauernswerten Yaquirbrucher und Tikalener daher mehrfach heimgesucht, zunächst von den Steuerprüfern bzw. -eintreibern der Sternenstadt, und hernach noch von Landsknechten, die sog. Kriegskontributionen eintrieben. Hier kamen ihm die guten Kontakte seiner beiden Vettern - Tego Colonna hatte es zum Maior Mercenario der unterfelser Söldner gebracht - sehr zupass, wusste er doch über diese, welche Terzios bald verlegten, sodass er für derlei Aufgaben nicht nur keine Almadaner anheuerte, sondern stets solche liebfelder Landsknechte, die den Landstrich ohnehin demnächst verließen. Ihm im Nachhinein etwas nachzuweisen gestaltete sich somit noch schwieriger als es in diesem unübersichtlichen Landstrich ohnehin möglich gewesen wäre.

Im Jahre 1033 sah es schließlich so aus, als würde Josmina von Bregelsaum den Grafenstreit für sich entscheiden. Oberfels war bereits im letzten Mond des Vorjahres mit tatkräftiger Hilfe seines Vetters erobert worden, im Travia fiel ihr das kaum verteidigte Unterfels in die Hände, sodass sie alsbald mit der Belagerung von Bomed beginnen konnte. Von einigen Widerstandsnestern abgesehen, befanden sich nun weite Teile der Grafschaft in ihrer Hand.

Dennoch brachen die Aranjuezer auf dem Höhepunkt ihrer Macht mit Domna Josmina: erstens hatte sie die Neutralität von Unterfels verletzt, und zweitens hatte sie dann statt als Ausgleich für diesen Vertragsverstoß nicht etwa einen der Ihren zum Stadthalter ernannt, sondern Romualdo ya Cantara. Eine von Dom Rafik ausgehandelte Klausel betreffs der Unterfelser Neutralität ermöglichte somit die fristlose Kündigung des Soldvertrages. Die Bregelsaumerin verlor mit dem Viejo de Ragatia so eine ihrer kampfstärksten Einheiten.

Da derweil Hernán von Aranjuez von Selindian Hal für die Eroberung von Oberfels jüngst zum Baron von Dubios erhoben worden war, und sich neben dem Ferkinakriege von 1033 BF zunächst eher Familienangelegenheiten in Ragatien widmen musste, übernahm Dom Rafik im Yaquirbruch mehr und mehr die Vertretung der Interessen der Familia und schließlich auch den Signoriasitz seines Vetters.

Formal ein Vertreter des Almadinquartiers und seiner Bewohner und damit ein potentieller Verbündeter Domna Josminas, immerhin Vasallin seines Kaisers, und damit auch Romualdo ya Cantarras, arrangierte sich der pragmatische Advocatus einmal mehr mit den Gegebenheiten. Für seine Beamten gab er die Parole aus, dass das Amt der Stadt diene, unabhängig davon was man persönlich von Josmina und ihren Untergebenen hielte. Und zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung seien nun einmal Steuern notwendig, folglich seien diese ebenso gewissenhaft einzuziehen wie eh und je. Tatsächlich aber begann er an den Steuerschrauben zu drehen, zunächst nur ein wenig dann immer mehr, denn nachdem Ohan Basso, Hochgeweihter des Kor und erster Handlanger des ya Cantarra, die ersten renitenten Unterfelser in der Arena in blutigen Schaukämpfen und Stierhatzen hatte hinrichten lassen, wagte kaum noch jemand gegen einen womöglich zu hohen Steuerbescheid zu protestieren.

Beliebt waren Steuereintreiber ohnehin nie, aber neben den Übergriffen der tatsächlichen Machthaber, die sich in ihrer Tyrannei schon bald nicht mehr vor dem Mondenkaiser zu verstecken brauchten, fiel die höhere Steuerlast kaum noch ins Gewicht, zumal es der Centimare Aurum verstand, stets gegenüber Untergebenen wie Außenstehenden Romualdo ya Cantarra als den eigentlichen Urheber darzustellen. Dieser freilich war hochzufrieden mit seinem Beamten, der, wann immer es nötig war die notwendigen Gelder besorgte, zunächst über ein kompliziertes System Schwarzer Kassen, mit fortschreitendem Regiment des ya Cantarra immer unverhohlener direkt aus dem Stadtsäckel.

Sein Wissen in dieser Zeit nutzte Dom Rafik durchaus auch dahingehend einzelnen Unterfelsern durch diskrete Warnungen das Leben zu retten. Freilich hauptsächlich Bürgern, von denen er sich später noch Gewinn und Nutzen versprach. Über dieses Tun geriet er in den erweiterten Dunstkreis des Stellaren Cirkels, der zunächst den Widerstand und dann den Aufstand organisierte und der nun kurioserweise ebenfalls von den im Namen ya Cantarras durch Auspressen von Unterfels und Umgebung gut gefüllten Schwarzen Kassen profitierte. Lange Zeit betrieb er dabei durchaus ein doppeltes Spiel, ohne sich wirklich vollends einer Seite zu verschreiben. Erst als Ohan Basso das rahjaheilige und damit vor allem für die zugewanderten Almadaner bedeutende Fest der Freuden für seinen blutigen Stierkult missbrauchte, brach er endgültig mit den Machthabern. Weniger aus Frömmigkeit, sondern weil er mit feinem Gespür erahnte, dass "seine" Almadaner sich dies nicht mehr lange würden bieten lassen.

Als schließlich am 11. Travia der Yalsicor-Aufstand losbrach, verblieb das Viejo de Ragatia auf seine Veranlassung hin im Feldlager vor den Stadttoren. Zusammen mit seinem Vetter Tego gelang es ihm auch weitere Söldner davon zu überzeugen nicht der Mischung aus Befehlen, Angeboten, Versprechungen, Bitten und schließlich Drohungen des Statthalters nachzukommen, Ohan Bassos Schergen bei der Niederschlagung des Aufstandes zu unterstützen. Stattdessen rückten manche, darunter auch das Viejo de Ragatia, schließlich zur Unterstützung der Aufständischen in Unterfels ein.

Nachdem dort zunächst Ohan Basso von einem Untergebenen im Zweikampf getötet, der Palast des Statthalters gestürmt und dieser von Haldane Saldinhus erschlagen wurde, war es Rafik von Aranjuez, der dem vor dem Balkon versammelten Volke die Freiheit verkündete. Diesen spektakulären Auftritt neidet ihm noch heute mancher Patrizier, spiegelt der damit verbundene Ruhm doch nicht ganz den Verdienst wider, den der Advocatus tatsächlich an der Befreiung hatte.

Zuvor allerdings galt es die neu erworbene Freiheit gegen die eilig von Bomed her anmarschierende Josmina von Bregelsaum zu verteidigen. Im Gegensatz zu früheren Zeiten konnte sie dieses Mal nicht mehr auf die Sympathie der almadanischen Minderheit vertrauen. Noch recht genau vor einem Götterlauf hatte das Viejo de Ragatia unter dem Kommando der Prätendentin gestanden, nun trat es, eilig verstärkt um weitere Mercenarios, als eine der wenigen regulären Einheiten auf Seiten der Unterfelser an. Dass ihnen viele ihrer Landsleute so entschlossen entgegen traten, versetzte der Moral der Almadaner auf Seiten Josmina von Bregelsaums einen empfindlichen Schlag, zumal Rafik von Aranjuez neben dem Banner des Terzios und den Sternenbannern von Unterfels demonstrativ die Farben aller vier almadanischen Grafschaften aufziehen ließ.

Seine Beteiligung am Aufstand, die Rolle, die seine Leute in der Schlacht auf den Felder von Arindon spielten, der Ruhm der Balkonszene und schlussendlich das Fehlen von Zeugen und Beweisen sorgten trotz manchen Gemunkels am Ende dafür, dass Rafik von Aranjuez' Umtriebe vor und während der Terrorherrschaft niemals untersucht wurden. Dabei kam ihm der hohe Blutzoll, den sein Amt beim Aufstand zu entrichten hatte, durchaus gelegen. Wer nicht rechtzeitig die Seiten wechselte, riskierte vom wütenden Mob als Repräsentant der verhassten Unterdrücker gelyncht zu werden. Doch auch wer sich dem Aufstand anschloss, schien gefährlich zu leben: manchen sah man tatsächlich in den Kämpfen fallen, viele wurden aber auch schlicht mit durchschnittener Kehle in irgendeiner dunklen Gasse gefunden oder verschwanden einfach spurlos. Das Geflüster, Dom Rafik selbst hätte sich rechtzeitig einiger Mitwisser entledigt, konnte freilich ebenfalls nie bewiesen werden. Stattdessen waren seine Dienste in der Folge bei Reorganisation und Wiederaufbau des Zehntamtes gefragt - eine durchaus lukrative Aufgabe, gab es doch zahlreiche einträgliche Posten neu zu besetzen.

Flussdiplomatie

Parallel zu diesen Ereignissen waren Dom Rafiks Dienste allerdings immer wieder auch in Punin oder Ragath vonnöten. Die häufigen Reisen auf dem Yaquir kamen ihm freilich insbesondere zu den Zeiten der Tyrannei Romualdo ya Cantarras zupass, sodass er nicht zuletzt auch nach dessen Untergang seine Hände in Unschuld waschen konnte. Er war schließlich bei dieser oder jener Bluttat gar nicht vor Ort gewesen, was freilich nicht immer ganz der Wahrheit entsprach. Den umgekehrten Weg beschritt sein Vetter Hernán, der seinerseits das im Terror des Mondenkaisers versinkende Almada immer häufiger gen Yaquirbruch verließ, und somit nach dessen Ende ebenfalls vergleichsweise glimpflich davon kam.

So handelte er den symbolträchtig am 30. Tsa 1033, dem Tag der Erneugerung, unterzeichneten Ragather Revers aus. Zuvor hatten die renitenten Einwohner von Heldor, welche die Herrschaft des Hauses seit den Tagen der Aranjuezer Blutfehde ablehnten, immer wieder bei Graf Brandil um Beistand wider ihres ungeliebten Barones ersucht. Und gerne hatte der Graf geholfen, liebäugelte er doch insgeheim damit Heldor zur Landstadt zu erheben, und damit unter seine direkte Kontrolle zu bringen. Nach zähen Verhandlungen aber konnten sich die Aranjuezer und ihr Graf jedoch in vielen strittigen Punkten einigen. Hernán von Aranjuez musste eine Vielzahl an Zugeständnissen machen, u.a. umfangreiche Regalien und Privilegien Heldors anerkennen, welche sich dessen Einwohner unter seinen unfähigen Vorgängern mal mehr, mal weniger reichtmäßig angeeignet hatten, dafür blieb der Markt unter seiner Oberhoheit. Graf Brandil wiederum wurde mit dem zum Landedlengut umgewandelten San Therbûn zu einem der größten Landbesitzer in der Baronie.

Rafik von Aranjuez hatte aber auch schon einen Schritt weiter gedacht, und die Ragather Lückentheorie ersonnen, ein rechtstheoretischen Konstrukt, welches es seinem barönlichen Vetter erlaubte, in weiten Teilen zumindest am Geiste des Ragather Revers vorbei gegen die Heldorer zu regieren. Wann immer dieser nämlich für einen Fall keine konkrete Regelung, oder eine Übereinkunft zwischen Baron und Heldorern vorsah, postulierte der Advocatus eine Lücke. Immer dann, so der Rechtsgelehrte weiter, müsse der Baron als vornehmliches Exekutivorgan in der Baronie und als derjenige, der gegenüber Lehnsherr, Fürst, Kaiserin und dem Herren Praios eine funktionierende Ordnung und Verwaltung zu vertreten habe, diese Lücke durch eine entsprechende Entscheidung füllen. Mit dieser Argumentation gelang es, den Ragather Revers und die außergewöhnlichen Rechte der Heldorer in weiten Teilen auszuhebeln. Wobei freilich deswegen ein gutes Dutzend Klagen bei verschiedenen Gerichten anhängig sind, sofern Graf Brandil nicht anderweitig vermitteln konnte.

Einen Rückschlag hinsichtlich seiner eigenen Ambitionen musste er jedoch 1035 hinnehmen, als er erfolglos um die Hand der schönen Witwe Concabella von Bonladur warb. Zumindest munkelte man dies, wobei auch unklar war, ob er dabei nun für sich selbst oder für seinen Vetter warb. Bekannt ist nur, dass er sich unter schwerer Bedeckung von Unterfels nach Endivarol begab, nur um schließlich einige Tage später offensichtlich unverrichteter Dinge wieder abzureisen.

Ungleich erfolgreicher war er zu Beginn des Jahres 1036, als einmal mehr Verhandlungen mit Dom Brandil - mittlerweile war er dem Grafen auch freundschaftlich verbunden - wegen eines Rechtsstreites mit Heldor anstanden. Statt nun eines weiteren faulen Kompromisses, gab er stattdessen mit der wohlwollenden Unterstützung des neuen Fürsten Gwain von Harmamunds, einem alten Waffengefährten Dom Hernáns, die Verlobung seines Vetters und Soberans des Hauses Aranjuez mit der zweitgeborenen Tochter des Grafen bekannt, Domna Rahjada von Ehrenstein-Streitzig. Besieht man sich die Auswirkungen, könnte es sich dabei um das bisherige Meisterstück des Rafik von Aranjuez handeln. Schließlich war die Mutter seines Vetters eine Harmamund, sodass im Rahmen dieser Hochzeit auch ein Bündnis der Harmamunder mit den Ehrenstein-Streitzigs geschlossen wurde. Keine Kleinigkeit in Ragatien, erhob die Familia des Fürsten doch neben anderen Familias auch Ansprüche auf den Marmorthron. Diese sollten nun ruhen, solange man auf dem Fürstenthron saß, womit man sich gegenseitiger Unterstützung versicherte, sollte einer der Throne von Dritten angegangen werden.

Ebenfalls eine bedeutende Rolle spielte er bei der Hochzeit von Graf Brandils Erstgeborener, Domna Concabella von Ehrenstein-Streitzig, mit dem damaligen Erbprinzen der Nordmarken, Hagrobald vom Großen Fluss. Unglücklicherweise war nämlich zum Zeitpunkt der nordmärkischen Brautwerbung neben Domna Rahjada auch die jüngste Tochter, Domna Romina von Ehrenstein-Streitzig, bereits verlobt. Es bedurfte somit eines diffizilen Vertragswerkes, um trotz einer Einheirat in das Haus vom Großen Fluss sicherzustellen, dass die Grafschaft Ragath auch zukünftig in den Händen des Hauses Ehrenstein-Streitzig verblieb. So stammen weite Teile des ausgehandelten Ehekontraktes aus der Feder Dom Rafiks.

Stimmen aus Adel und Popolo

"In den Wäldern Brigellans, da hab ich ihn einst kämpfen sehen. Er und die Seinigen kämpften in Unterzahl doch sie wichen nicht von der Stelle. Na! Mit ihm möchte ich keine Querella haben, das kann ich dir sagen. Warum fragst du nach ihm, Bruderherz....?"

Cordovan Tizano von Neetha im Gespräch mit seinem Bruder Sybaris Dorén.