Otravio ya Quast
Otravio ya Quast (geb. 1009 BF) ist der Iudex maior (im Grunde Freirichter) der Stadt und Baronie Cindano. Panthino von Urbet ernannte ihn Anfang der 1040er Jahre zum selbigen, nachdem Otravio ihm seit Ende 1035 BF als Segretario Segreto, als Privatsekretär also, und zuvor bereits als Delegierter des Barons im Haus der Edlen des Kronkonvents diente.
Werdegang
Otravios akademische Ausbildung an der Rechtsschule Vinsalts wurde bereits vom Haus Urbet gefördert, dem auch viele andere Mitglieder seiner Cindaner Familie Ämter verdanken. Seine Redegewandtheit qualifizierte ihn in besonderer Weise für die Position des Delegierten im Kronkonvent, die er lange Jahre auch zur vollen Zufriedenheit seiner Dienstherrn ausfüllte, trotz einer gewissen Vorliebe für bissige Ironie. Der Tod seines Onkels Onnoro 1033 BF, den der Sheniloer Tyrann Ludovigo von Calven-Imirandi hinrichten ließ, veränderte jedoch sein Auftreten allen Delegierten aus der Geronsstadt gegenüber, die er wiederholt persönlich verhöhnte oder anfeindete. Ende 1035 wurden diese Eskapaden dem Baron schließlich zuviel, und er berief Otravio zu seinem eigenen Privatsekretär, während seine Nichte Istirde zur Delegierten wurde.
Otravio fügte sich dieser Berufung, vermisste in der Folge allerdings als zur häufig stillen Zuarbeit verdammter Sekretär die hitzigen Debatten des Konvents sehr. Istirde gegenüber hegte er zeitweise eine persönliche Rivalität, weil er in ihr die eigentliche Initiatorin des Positionswechsels identifiziert zu haben glaubte. Die Ernennung zum Richter in Cindano fasste er später als große Ehre auf, auch wenn sie ihn aus dem unmittelbaren Umfeld des Barons entfernte (wo ihm dessen Erstgeborene Fiona von Urbet nachfolgte). In der eher provinziellen Basiliskenstadt, seiner Heimat, entdeckte er indes die Poesie als neues Steckenpferd – für die er in seiner neuen Funktion auch weit mehr Zeit hatte. Gerüchten zufolge plant er einen Geschichtenband speziell über die Verbrechen und sonstigen Unzulänglichkeiten der "Shenilacken" zu veröffentlichen.
Die Honorius-Trilogie
Im Ingerimm 1045 BF trug Otravio bei den Sheniloer Heldenfestspielen die Honorius-Trilogie vor, die dem Ende seines Onkels Onnoro (Honorius ist eine Bosparano-Variante des Namens) gewidmet war und die Gastgeber der Komplizenschaft anklagte. Wenig überraschend erntete er dafür jedenfalls nach dem dritten und letzten Teil den wengisten Applaus aller teilnehmenden Sänger und Poeten. "Meine Schande ist die Schande Shenilos", kommentierte er dies abschließend.
Fass, das, das Fass. Ochs vorm Berg, wird zum Zwerg, Ein Fass voll, ein Fass leer, Das Fass groß ist sein Los, Denn merke: Wer rechnen kann, Ein Nagel hier, ein Nagel da, Das Fass ist zu und wird verbracht, Großer Jubel im Getrubel, Komplize hier, Komplize da, |
Es begab sich zu einer Zeit, Ein Lude wohl, Und doch … Der Lude kam vom Meere her, Er lungerte unbotmäßig vor des Horas‘ Tür Denn merke … Der Lude ist ein böser Mann, Die Stadt, die jubelt, voller Ungeduld, Komplize hier, Komplize da, |
Viel haben wir gehört vom Ludenloch, Ihr fragt zurecht: Das End‘ des Manns, der rechnen kann, Doch was ist, ja ist mit der Komplizenschaft, Oh, warte, Dichter, was war das? Denn merke … die Moral von der Geschicht‘: |