Briefspiel:Kamingespräche - Delphine?

Aus Liebliches-Feld.net
Version vom 3. Oktober 2018, 23:30 Uhr von Cordovan (Diskussion | Beiträge) (Neuer Briefspieltext)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springenZur Suche springen

Frühjahr 1041 BF, im Arbeitszimmer von Haldur di Malavista, Herrschaft Chintûr

Es war ein milder Frühjahrsabend, als Haldur und sein Bruder Adaon abends bei einem guten Glas Wein beisammen saßen. Der jüngere Bruder war in den letzten Jahren etwas ruhiger geworden und Haldur ertappte sich bei dem Gedanken, dass er die Zusammenkünfte mit ihm zunehmend schätzte. Adaon hatte immer noch viele Ideen, von denen manche sicher dazu geeignet waren, bei den älteren Familienmitgliedern ein vorschnelles Ableben herbeizurufen, wenn ihnen vor lauter Schreck oder Entsetzen das Herz stehenbleiben würde, doch bisweilen waren Ansätze dabei, über die man zumindest nachdenken konnte. Bei dem heutigen Vorschlag allerdings wußte Haldur noch nicht genau, was er davon halten sollte.

„Geschätztes Bruderherz, das ist wohl eine der dümmsten Ideen, die du seit langem hattest. Eine eigene Mannschaft aufstellen für die Meisterschaft? Wir haben uns bisher noch nie an den Delphinoccomeisterschaften beteiligt, warum also sollten wir das jetzt tun?“

„Eben gerade deswegen, Haldur. Es wird Zeit, dass wir mehr am aktiven Leben und Geschehen der Stadt teilhaben! Sicher, Onkel Seneb führt seine Armenspeisungen durch, Onkel Cornilius ist in der Stadt bekannt als Hüter von Wissen und Geschichte und über Vater brauchen wir kein weiteres Wort zu verlieren, aber kann es denn schaden? Wollen wir diese Ereignisse den anderen Häusern überlassen? Meiner Meinung nach ist es ein guter Anlass, um Präsenz zu zeigen.“

„Dieses laute und aufdringliche! Denk doch nur daran, wie sie beim letzten Mal auf diesen grässlichen Hörnern getrötet haben und...“

„Die du ja wohl kaum gehört haben durftest hier auf dem Gut. Oder warst du etwa doch in der Stadt, um dir die Spiele anzusehen?“

„Lenk nicht ab. Es war ein unendlicher Aufruhr so wie jedes Jahr. Onkel Cornilius berichtete gar von einigen Rüpeln, die anscheinend ihren Mageninhalt kaum bei sich behalten konnten und an die Mauern der Monumenta gespien hätten. Wüstlinge!“

„Das Volk muss auch feiern dürfen, Haldur. Wir alle profitieren davon – Nahrung und Unterhaltung braucht das Volk, dann kommt es nicht auf dumme Gedanken. Die anderen Häuser wissen diese Veranstaltung sehr wohl für sich zu nutzen, Bruderherz, da sollten wir nicht nachstehen.“

„Dann frag mal Onkel Seneb, wie viel diese Veranstaltung jedes Jahr an Dukaten verschlingt.“

„Gut investiertes Geld, Bruderherz. Unsere Theatervorstellungen und Armenspenden lassen wir uns schließlich auch etwas kosten, erreichen aber vermutlich viel weniger Menschen damit, als bei den Spielen. Ganz Efferdas wird mitjubeln und mitfiebern, zudem gibt es viele Gäste und Teilnehmer von außerhalb. Gerüchten zufolge nehmen auch Mannschaften aus anderen Städten teil, die von wohlhabenden Häusern finanziert werden. Ich bin mir sicher, dass dies auch eine gute Gelegenheit ist, um neue Beziehungen aufzubauen.“

Haldur grübelte einen Augenblick und nahm einen weiteren Schluck des schweren Rotweins. Das Haus sollte bei den anstehenden Delphinoccomeisterschaften mit einer eigenen Mannschaft antreten? Ohne Frage war Delhinocco ein angesehener Sport in Efferdas, bei den letzten Pokalmeisterschaften vor neun Jahren barst die Stadt regelrecht vor Zuschauern und begeisterten Anhängern. Doch ging dies auch oft einher mit Rüpeleien und maßlos Betrunkenen, wenn sich das Volk nicht im Griff hatte. Und doch hatte sein Bruder nicht unrecht – die Veranstaltung begeisterte die Massen und die anderen Häuser hatten dies in der Vergangenheit für sich zu nutzen gewusst.

Sein Bruder unterbrach seine Überlegungen: „Was ist los, Bruderherz, du bist auf einmal so still? Gehen dir die Argumente aus, warum du meiner überragenden Idee nicht nachgehen solltest?“

Haldur wollte schroff etwas entgegnen, um diese – leider nicht ganz daneben liegende – Behauptung beiseite zu wischen, als ihm ganz plötzlich eine Idee kam, die ihn spitzbübisch lächeln lies. „Tatsächlich, Bruderherz, hast du einige interessante Argumente vorgebracht, über die ich nachdenken muss. Aber selbst wenn, dann haben wir niemanden, der die Organisation übernimmt und ich fürchte, daran wird es scheitern...“ sagte er mit einem leicht enttäuschten Gesichtsausdruck.

„Das soll dein Problem nicht sein, Bruderher…“ Kurz stockte der jüngere der beiden Brüder, dann schlug er sich mit der flachen Hand vor die Stirn und fuhr fort: „Ich sollte jetzt sauer sein auf dich, doch vielmehr bin ich wütend über mich, da ich mich von dir so einfach habe übertölpeln lassen. Ein klassischer Anfängerfehler, den du gezielt zu nutzen verstandest.“ Anerkennend nickte Adaon mit dem Kopf, während das spitzbübische Lächeln seines Bruders sich in ein offenes Grinsen wandelte.

„Ich bin selber erstaunt, Adaon, das war jetzt sehr einfach. Du wirst dich um die Organisation und die anfallenden Arbeiten kümmern, während es Vaters und meine Aufgabe sein wird, den Ruhm an unsere Fahnen zu heften – und das Geld bereitzustellen, dass du benötigen wirst. Und damit beginnt deine Arbeit auch schon, denn ich möchte, dass du mir eine Kalkulation aufstellst, mit welchen Kosten du ungefähr rechnest. Und übertreibe es nicht, ich werde die Zahlen gegenprüfen lassen. Auf der Basis können wir dann eine Summe für dieses Ereignis einplanen und bereitstellen. Wenn Vater der ganzen Sache zustimmt, dann wird er sicher auch bestimmte Hoffnungen auf eine gutes Abschneiden entwickeln… aber das ist dann deine Aufgabe, Bruderherz.“

„Ungefähr so dachte ich mir das schon, geschätztes Brüderchen. Eines schönen Tages werde ich den Spieß umdrehen, aber da ich den Vorschlag mit der eigenen Mannschaft selbst gemacht habe… sei es drum. Du besprichst das mit Vater und sorgst für die Mittel und ich mache mich an die Vorbereitungen. Vorher aber hätte ich gerne noch ein weiteres Glas von diesem guten Wein, ist der tatsächlich von uns?“


Zurück zu den Briefspieltexten aus dem Haus di Malavista.