Briefspiel:Feuernacht (9)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: ab 7. Rondra 1035 BF, abends Schauplatz: Stadt Urbasi, besonders Palazzo Casciano Entstehungszeitraum: Juni bis Dezember 2013
Protagonisten: Haus Urbet und viele zum Fest geladene Patrizier Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Aspoldo.png Aspoldo, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus Doren.png Dorén, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie ya Ranfaran.png Ranfaran, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai, Haus di Tamarasco.png Tamarasco, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, Familie Carasbaldi.png ZarinaWinterkalt


Rondralios Rettung

Autor: Gonfaloniere

Selinde?!“
Rondralio irrte bereits seit einer Ewigkeit durch die Korridore des verqualmten Palastes – so kam es ihm jedenfalls vor. Aber er hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, seine Tochter noch zu finden. Immer wieder nahm er sich den Fetzen vom Mund, ohne den er wohl längst erstickt wäre, und schrie ihren Namen in den schwarzen Rauch hinaus.
Wie lange würde er das noch durchhalten? Wann hätte ihn das Feuer unweigerlich eingeschlossen? Oder hatte es das schon? Und warum war seine Tochter nicht mehr in ihren Gemächern gewesen? Alles Fragen, die den Cavalliere immer wieder beschäftigten – und doch von seinem Ziel nicht abbringen konnten. Er wollte, ja er musste seine Tochter einfach finden!
„Selinde?!“
Nach jedem Schrei horchte er erstmal, ob es eine Antwort gab. Doch das Feuer selbst schluckte viele Geräusche – oder übertönte sie schlicht. Er musste keuchen. Und er wusste nicht einmal genau, wo er überhaupt war. Der dichte Qualm nahm ihm seinen Orientierungssinn. Er tastete sich mehr vor, als dass er noch sah, wo er hinlief.
„Selinde?!“
„Hi… Hilfe …“
Rondralios Herz machte einen Sprung. Hatte er sie endlich gefunden? Er rannte förmlich in die Richtung, aus der er die schwache Mädchenstimme gehört hatte. Oder war es eine Frauenstimme? Er war sich nicht sicher …
„Ist hier wer? Sag was, bitte!“
„Hilfe …“
Da! Da kam die Stimme her! Rondralio tauchte durch den Qualm – und vor ihm bald der schlanke Schenkel einer jungen Frau auf. Ein blutverschmiertes Bein, ein offener Bruch. Das war nicht Selinde, aber jemand anderes, der seine Hilfe brauchte. Er beugte sich noch ein Stück weiter nach vorne – und erkannte Pira! Seine Pira. Sie war offensichtlich kurz davor das Bewusstsein zu verlieren.
„Sprich mit mir“, forderte er seine einstige Geliebte auf, „ich bin hier.“
„Rondralio?“ Piras Frage war so leise, dass er sie kaum hören konnte.
„Ja, ja, ich bin hier. Ich werde dich hier rausbringen!“

Yandriga hatte Auricanius bereits in der verrauchten Eingangshalle verloren, in der das Feuer teilweise schon bis kurz unter der Kuppel an den Emporen und Galerien entlang zündelte. Panthino war ihr, kaum dass er ihre Kinder einem der Bediensteten anvertraut hatte, hinterher gerannt. Er dachte überhaupt nicht mehr groß nach, sah nur noch das Familienmitglied vor ihm, das er retten musste.
„Es bringt nichts … wir müssen hier raus“, versuchte er die Cavalliera zur Besinnung zu bringen. „Nicht mehr lange, und hier stürzt alles ein!“
„Aber Auricanius …“ Yandriga war verzweifelt. Ihr Bruder musste hier doch irgendwo sein, sie hatte nur keinerlei Ahnung, in welche Richtung er sich gewandt hatte. Die Prunktreppen hinauf ins Piano nobile? Durch eine der seitlichen Türen in die Nebenräume? Über die Dienstbotentreppen direkt nach oben? Oder durch die ‘Geheime Pforte’ zum Innenhof? Der kunstvoll einer Grotte nachempfundene Zugang zum Geheimen Hof stand ringsum längst in Flammen, gemahnte an einen alles verschlingenden Höllenschlund.
„Wir müssen hier raus“, forderte Panthino die Cavalliera nochmal eindringlich auf, „oder willst du deine Kinder zu Waisen machen?!“
Ihre Kinder. Yandriga zweifelte plötzlich an dem, was sie hier tat. Panthino hatte Recht, gestand sie sich ein. Von Auricanius war keine Spur mehr. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte in diesem ganzen Qualm sowieso kaum noch etwas sehen. Doch halt, was war das? Ein Schatten schälte sich aus dem Rauch, der über der Prunktreppe lag!
„Da, da, ich hab ihn“, rief sie Panthino zu, der sogleich auch auf den angewiesenen Punkt zulief.
Der Schatten stürzte ihr entgegen. Sie fing ihn mit aller ihr verbliebenen Kraft auf – und erkannte, dass es eigentlich zwei waren. Das war nicht Auricanius, das war ihr jüngerer Bruder, Rondralio, der anscheinend gerade das Bewusstsein verloren hatte – und in seinen Armen noch die verletzte Pira trug.
Panthino war schnell an ihrer Seite. Er nahm die gleichermaßen bewusstlose Pira nun auf den Arm, während sich Yandriga stöhnend den Bruder über die Schulter warf. Einen Bruder hatte sie gerettet, zumindest einen …