Briefspiel:Feuernacht (5)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: ab 7. Rondra 1035 BF, abends Schauplatz: Stadt Urbasi, besonders Palazzo Casciano Entstehungszeitraum: Juni bis Dezember 2013
Protagonisten: Haus Urbet und viele zum Fest geladene Patrizier Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Aspoldo.png Aspoldo, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus Doren.png Dorén, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie ya Ranfaran.png Ranfaran, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai, Haus di Tamarasco.png Tamarasco, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, Familie Carasbaldi.png ZarinaWinterkalt


Der Wolf im Wolfspelz

Autor: Gonfaloniere

„Ein Rabe, der sprechen kann?“
Panthinos Verärgerung über die unterbrochene Unterredung mit Yarum, die er in der Sala Dere unter sechs Augen – auch Salquirio della Pena war an der Seite seines Dienstherrn – geführt hatte, war nach den ersten Aussagen des ihn so plötzlich störenden Basiliskengardisten Verwunderung gewichen.
„Eine Krähe“, korrigierte ihn der Störenfried vorsichtig, „mit teils aschgrauem Gefieder.“
„Jaja. Und die hat was für Worte ausgestoßen?“
„Es klang wie ‘Gefahr’, immer wieder, sonst nichts.“
„Sonst nichts? Nur ein ‘Wort’?“ Panthinos Betonung machte deutlich, dass er damit in Frage stellte, dass es sich überhaupt um eines gehandelt habe. Der Gardist nickte nur.
„Und wo ist das Vieh jetzt?“
„Zuletzt wurde es in der Eingangshalle gesehen, muss aber in einer der oberen Galerien in andere Räumlichkeiten ausgewichen sein.“ Der Gardist sah betreten zu Boden.
„Soll das heißen, ihr bekommt so ein dummes Tier noch nicht mal eingefangen?“ Panthinos Miene verfinsterte sich. „Herrlich … die ganze Stadt ist zu Besuch und meine tapfere Garde schafft es währenddessen nicht einmal, den Palast gegen einen einzelnen Vogel zu beschützen …“ Der Baron schüttelte ungläubig und enttäuscht den Kopf.
Der Gardist wartete noch einige Herzschläge ab, ob er Befehle erhielt, wandte sich dann aber zum Gehen – als bereits ein weiterer auf die Tür zur Sala Dere zulief.
„Herr, Herr“, verlangsamte er im Angesicht des Hausoberhaupts schnaufend seine Schritte, „das untere Tor ist aufgebrochen worden, die Wache erschlagen … und der ganze Theaterplatz davor ist nebelverhangen …“
Panthinos Augen weiteten sich vor Entsetzen.
„Ich glaube …“, stotterte der Bote, während er noch nach Atem rang, „wir werden angegriffen …“

„Geht es dir gut?“
Auricanius‘ Frage an die ohnmächtig zusammen gebrochene Patrizierin, die gerade wieder zu Bewusstsein kam, drückte echtes Mitgefühl aus, auch wenn ihm daneben noch ganz andere Gedanken durch den Kopf schwirrten. Vor allem zur Krähe, die den Ohnmachtsanfall ausgelöst hatte.
Ein vorsichtiges Nicken der gleichwohl noch immer unter Schock stehenden Frau beantwortete seine Frage.
Cordovan, würdest du …?“ Auricanius sah sich zu dem Sheniloer um und bat ihn mit eindeutigem Blick, sich weiter um die Patrizierin zu kümmern. Der Krieger, selbst noch etwas verwirrt aussehend, kam der Aufforderung ohne zu Zögern nach.
Auricanius hingegen stand auf und wandte sich mit schnellen Schritten zur Galerie, in der die Krähe verschwunden war. ‘Verflucht, was geht hier vor? Was hat all das zu bedeuten?’ Ihm schossen immer wieder dieselben Gedanken durch den Kopf.
Kurz vor der zur Galerie führenden Saaltür rempelte er, sich noch einmal zum Balkon umsehend, einen der Gäste an.
„Verzeihung“, brach es instinktiv aus ihm hervor, während er bereits weitergehen wollte. Dann sah er sich den Angerempelten aber noch genauer an: Es war Timor Sâl, der rustikale Cavalliere aus dem Haus di Salsavûr. ‘Warum ausgerechnet der?’ Auricanius kam sein eigener Gedanke während der Begrüßung in der Eingangshalle wieder in den Sinn. ‘Warum schickt Romualdo ausgerechnet das Mitglied seines Hauses, das auf einer Feier unter zivilisierten Patriziern am deplatziertesten wirkt?’ Und sein Blick fiel erneut auf das martialische Breitschwert an der Seite des Cavalliere.
‘Sei’s drum’, befand der Praios-Geweihte nach kurzem Zögern jedoch, ‘mit der Krähe wird er kaum unter einer Decke stecken …’, und wandte sich weiter Richtung Galerie und dort um die weiter zur Eingangshalle und Sala Dere führende Ecke.
Dann hörte er einen entfernten Schrei: „Feuer! Feuer! Die Salsavûr-Wölfe haben den Palast angezündet!“


Autor: Toshy

„Hast du das eben mitbekommen?“
Finnian Zorgazo wandte sich an seine jüngere Schwester Duridanya, die eben aus ihrer Dauerunterhaltung mit Timor Sâl di Salsavûr zurück zu ihrem Sitzplatz eilte, wo ihr Vater Fulvio und ihr Bruder Finnian saßen.
„Was ist denn los?“
Duridanyas verwirrter Blick bestätigte ihren Begleitern, dass sie so in ihr Gespräch verwickelt gewesen war, dass sie tatsächlich nicht mitbekommen hatte, was sich zugetragen hatte.
„Ein sprechender Vogel ist einfach zur offenen Tür herein und wäre bei der Signora dort fast in der Haarpracht gelandet.“
Ein breites Grinsen durchzog das Gesicht des jungen Zorgazo-Sprosses, der erst wenige Tage in Urbasi weilte, und die anwesende Patrizierschar weder beim Namen, noch beim Titel kannte.
Das Stimmengewirr wurde lauter. Vom Balkon her hörte sie jemanden rufen: „Was hat denn dieser Nebel zu bedeuten? Verdammt, der ganze Platz liegt ja unter einer mannshohen Nebelschicht!“
„Ihr bleibt hier, ich bin gleich wieder da“, gab sie wie selbstverständlich ihrem Vater und ihrem älteren Bruder Anweisung und eilte zurück zu ihrem Gesprächspartner aus dem Haus di Salsavûr. Ihr elegantes hellgrünes Abendkleid mit den edlen goldenen Stickereien wehte über den Fußboden des Saals.
Ihre Augen trafen die von Timor Sâl und sie wollte gerade etwas sagen, als Auricanius wie aus dem Nichts auftauchte und den Cavalliere von hinten anrempelte. Ein kurzer Augenblick peinlicher Blickwechsel folgte und Duridanya hatte das Gefühl, dass ihr Herzschlag kurz aussetzte. Den ganzen Abend hatte sie es bisher geschafft, Auricanius aus dem Weg zu gehen. Nur bei der offiziellen Begrüßung war es kurz zu einem förmlichen Aufeinandertreffen gekommen.
Sie hielt im Schritt inne und wartete kurz, bis der Geweihte seinen Weg fortsetzte. An seinem grübelnden Gesichtsausdruck erkannte sie, dass er etwas ahnte.
Nach etwas Zögern gesellte sie sich wieder an die Seite Timor Sâls. „Was ist hier nur los?“ Ihre Blicke trafen sich.
Dann schrie irgendwoher jemand: „Feuer! Feuer! Die Salsavûr-Wölfe haben den Palast angezündet!“


Autoren: Gonfaloniere und Storai

Leonore und Rodrigo hatten sich vom Schreck des durch den Saal flatternden Vogels gerade erholt, als vom Balkon her jemand etwas von einer Nebelschicht rief. Unvermittelt brach um sie herum eine gewisse Unruhe aus – und auch sie hielt es nun nicht mehr auf ihren Stühlen.
„Was für eine Nebelschicht?“, war Leonore neugierig und wandte sich selbst Richtung Balkon. Ihr Gemahl blickte sie an, als wollte er ihre Neugier lieber zügeln, folgte ihr dann aber schicksalsergeben. Gerade als sie durch die Saaltür ins Freie traten, hörten sie entfernt jemanden „Feuer“ schreien.
Rodrigo tätschelte die Hand seiner Frau: „Komm, Liebes, lass uns schnell hier verschwinden.“
Die beachtete diesen Einwand aber gar nicht und warf stattdessen einen skeptischen Blick über die Brüstung: „Tatsächlich, der ganze Theaterplatz ist unter dem Nebel verschwunden. Nur die Obelisken ragen daraus noch hervor. Aber wo soll das Feuer sein?“
Dann drängte ihr Brandgeruch in die Nase und eine schmale dunkle Rauchwolke stieg direkt an der Brüstung des Balkons gen Alveran empor.
„Das Feuer muss in einem der Stockwerke unter uns ausgebrochen sein“, beantwortete sie sich die Frage selbst …

„Auricanius!“
Panthino hatte den Geweihten soeben in der Galerie ausgemacht und winkte ihn hektisch zu sich.
„Was ist hier los?“ Auricanius fragte bereits, als er noch in Richtung des Barons rannte.
„Die Gardisten haben irgendeinen Vogel verfolgt, der zum Balkon hereingeflogen war …“, versuchte Panthino ihn rasch in Kenntnis zu setzen.
„Ich weiß“, kürzte der Geweihte den Versuch ab.
„Währenddessen ist das untere Tor aufgebrochen worden.“
„Der Nebel …“, fiel es Auricanius schlagartig wieder ein.
„Genau!“
„Und jetzt haben die Salsavûrs den Palast in Brand gesteckt?“
„Sieht so aus.“ Panthino warf einen hektischen Blick durch die Fenster der Innenhof-Galerie. „Muss aber im Wirtschaftshof sein, ich sehe hier nichts …“
„Oder im Keller.“
„Oder da. Wir müssen uns einen Überblick verschaffen.“ Panthino wandte sich bereits ab.
„Warte. Timor Sâl, was ist mit dem? Und Larissa?“
„Verdammt!“ Panthino überlegte kurz, wandte sich dann an seinen Segretario: „Salquirio, sieh nach, wo es brennt! Und ihr …“ Er sah die beiden Basiliskengardisten an. „… folgt mir … gleich.“
Der Baron verschwand noch einmal in der Sala Dere, klappte in der nächstgelegenen Ecke des Saals einen Teil der Wandverkleidung um und zog eine leichte Armbrust sowie Bolzen aus einem versteckten Fach hervor. Auricanius warf er ein gleichfalls zu Tage gefördertes Schwert zu.
„Jetzt!“