Briefspiel:Feuernacht (4)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: ab 7. Rondra 1035 BF, abends Schauplatz: Stadt Urbasi, besonders Palazzo Casciano Entstehungszeitraum: Juni bis Dezember 2013
Protagonisten: Haus Urbet und viele zum Fest geladene Patrizier Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Aspoldo.png Aspoldo, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus Doren.png Dorén, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie ya Ranfaran.png Ranfaran, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai, Haus di Tamarasco.png Tamarasco, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, Familie Carasbaldi.png ZarinaWinterkalt


Die Nebelkrähe

Autoren: Dorén und Gonfaloniere

„Ich freue mich schon auf unsere nächste Unterhaltung“, verabschiedete sich Auricanius von seiner Gesprächspartnerin, und ergänzte noch lächelnd: „Vielleicht ja im Laufe dieses Abends noch …“
Valiana, die Nichte des neuen Priore structuris, war eine zurückhaltende junge Frau, die er gerne ein wenig mehr aus der Reserve gelockt hätte, deren Reserviertheit ihn aber zugleich weit stärker faszinierte als das aufreizende Verhalten anderer Damen ihres Alters. Dazu interessierte ihn noch immer, was ihren Vater Prospero einst so plötzlich in die Ferne getrieben hatte.
Nun sah sich der Praios-Geweihte aber erstmal im Saal um. Seine Schwester Yandriga schien mit dem Zyklopäer Aramir in ein Gespräch vertieft zu sein. Über die Visionen von der Heldenkönigin und die Ausgrabungen in Camponuovo, wie er annahm. Sein Vetter Panthino winkte indes gerade Yarum della Turani zu sich, wohl um endlich dessen Weiterbeschäftigung im Ufficio pecunis mit ihm zu besprechen.
‘Politik und Pilger’, fasste Auricanius die auch an diesem Abend in Urbasi vorherrschenden Themen innerlich zusammen. Nach dem weitgehend aufgehobenen Bankett – es wurden nur noch kleine Desserts gereicht – und einer ersten Runde mehr oder weniger interessanter Gespräche zog es ihn jetzt auf den großen Balkon. Frischluft hatte an Abenden wie diesen auch immer ihren Reiz …

Draußen angekommen fiel Auricanius erstmal die Hellig- bzw. Dunkelheit auf, die dort mittlerweile herrschte. Die Sommerabende waren auch im Rondramond noch lang, doch irgendwann blieb die Dämmerung eben nicht mehr aus. Dass er die Sonne von dem ostwärts gerichteten Balkon indes nicht untergehen sah, bedauerte er wie schon häufiger in der Vergangenheit. Einmal ans Licht gewöhnt, machte er an der Brüstung auch den jungen Sheniloer Krieger – und mittlerweile Novizen, wie er hörte – Cordovan aus, der etwas nachdenklich wirkend auf den Theaterplatz heruntersah.
„Nichts für Schwindlige“, sprach er den Auswärtigen an. „Sind etwa 16 Schritt von oben nach unten. Ein Sprung, den ich auch keiner Katze empfehlen würde …“
Cordovan erschrak zunächst, richtete sich dann aber auf und antwortete verzögert: „Verzeiht … Ehrwürden … ich habe euch gar nicht kommen hören. Gedanken ans ferne Shenilo …“
„Ich hatte das Glück, mein Noviziat nahe der Heimat zu absolvieren“, versuchte der Verständnis aufzubringen. „Dass die einen nicht einfach loslässt, kann ich daher nur erahnen.“
„Es ist eine Umstellung“, gab der Sheniloer zu, „eine doppelte zumal – fern der Heimat und dann das Noviziat. Wer weiß, meine Eltern erkennen mich vielleicht nicht einmal wieder. Ich war mehr der Lebemann, wenn ihr versteht …“
„Nur zu gut“, war nun auch Auricanius in Gedanken – bei seinem jüngsten Gespräch mit seiner Schwester über das eigene Hinfinden zum Geweihtendasein.
„Aber der Blick von hier oben“, fuhr der Rondra-Novize fort, „erinnert mich irgendwie an Burg Yaquirstein, die Burg meiner Väter. Nur dass der Nebel auf den Auen liegt und nicht auf dem … Theaterplatz?“
„Genau der“, bestätigte Auricanius dem Ratenden seine Vermutung, überlegte dann aber: ‘Nebel? So hoch über dem Tal …’
Tatsächlich, jetzt sah er es auch in der Dämmerung: Der Theaterplatz unter ihm lag wie unter einer dicken Nebeldecke versteckt. Das war komisch …
Bevor er länger darüber nachdenken konnte, hörte er über sich aber schon ein irritierendes Krächzen und Flattern. Ein einzelner Rabenvogel, doch kein gänzlich schwarz gefiederter, vielmehr grau-schwarz gefärbter, hielt direkt auf den Balkon zu. Eine junge Patrizierin, die gerade aus dem Saal ins Freie trat, erschrak so sehr, dass sie kreischte.
„G’faaahr“, krächzte indes das Tier, das seinen Sturzflug erst kurz vor der bewusstlos zusammenbrechenden Frau mit einigen heftigen Flügelschlägen abfing.
„G’faaahr … G’faaahr …“
Ungeachtet aller irritierten, verängstigten oder einfach nur überraschten Menschen, setzte es seinen Weg danach quer durch den Saal fort und verschwand in der um den Innenhof führenden Galerie aus dem Sichtfeld Auricanius‘ …