Briefspiel:Feuernacht (3)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: ab 7. Rondra 1035 BF, abends Schauplatz: Stadt Urbasi, besonders Palazzo Casciano Entstehungszeitraum: Juni bis Dezember 2013
Protagonisten: Haus Urbet und viele zum Fest geladene Patrizier Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Aspoldo.png Aspoldo, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus Doren.png Dorén, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie ya Ranfaran.png Ranfaran, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai, Haus di Tamarasco.png Tamarasco, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, Familie Carasbaldi.png ZarinaWinterkalt


Eine Rede und einsetzende Wehen

Autor: Gonfaloniere

Rondralio war nicht zum Feiern zumute. Nicht, solange er von lauter Missgünstigen umgeben war, jedenfalls.
Tarquinio, den unsäglichen Verkuppler, hatte seine Tante nur zwei Stühle neben ihm an der langen Tafel platziert. Die Turteltauben Carolan und Pira hingegen gerade noch so, dass er sie immer schräg im Blickfeld haben musste. Dass seine Pira den Turani-Knilch heiratete, war für ihn schon schwer genug zu ertragen, auch wenn er insgeheim schon länger damit gerechnet hatte, dass sie vermählt werden würde – und das wegen der Unmöglichkeit, seine eigene Ehe mit Perainia aufzulösen, eben nicht mit ihm. Aber warum musste sie sich auch noch wirklich in den Kerl verlieben? Es war zum Heulen …
Verzweifelt suchte Rondralio nach Abwechslung in dem goldenen Saal seines Hauses, in dem heute wegen der Vielzahl der Gäste zum Bankett aufgetischt wurde. Alles leuchtete, erhellt von hundert Kerzen oder mehr … So musste sich sein Bruder diesen nach ihm benannten Saal immer vorgestellt haben. Nur dass das alte, überbordende Prunkwappen hinter Stoffbahnen wie verschämt versteckt wurde, das hätte er sich sicher so nicht ausgemalt …
Traviano war der gewesen, der auch seine Ehe mit der Torrem arrangiert hatte, die ihn auf ewig von seiner wahren Liebe fernhalten würde. Des Erbes seiner Ältesten wegen. Ach, Pi…
‘Nein, verflucht, denk an was Anderes’, ermahnte sich Rondralio selber, ‘Frischluft zum Beispiel, die so schön vom offenen Balkonportal hereinweht … oder an Istirde, um die es hier heute schließlich eigentlich geht …’
Sein Blick fiel unwillkürlich ans Ende der langen Tafel, wo die frisch gebackene Esquiria an der Seite seines Vetters Panthino saß, der sich soeben von seinem Platz erhob …

„Verehrte Nobili und Patrizier Urbasis“, fing Panthino an, als unter den anwesenden Gästen weitgehende Ruhe eingekehrt war, „Signori und Signoras, Comti, Praetoren und Patrone!“
Er machte eine ausladende Geste.
„Seid uns am heutigen Abend im Namen meines ganzen Hauses noch einmal als Gäste willkommen! Willkommen zu einem Fest, dessen Anlass kein besserer sein könnte!“
Er sah stolz auf seine Nichte herab.
„Esquiria Istirde, meines leider schon verstorbenen Bruders – Boron sei seiner Seele gnädig – Tochter ist nach acht Götterläufen fern der Heimat endlich nach Hause zurückgekehrt! Und sie hat nicht nur einen Titel, nein, vor allem viele Erkenntnisse und reichhaltiges Wissen mitgebracht, dass meinem Haus, aber auch der Fürstlichen Gemeinde im Ganzen für die Zukunft neue Wege aufzeigen werden …“

War das ein verstohlener Blick? Rondralio wollte selbst nicht hinsehen, hätte aber schwören können, dass Pira, seine Pira ihn gerade doch ganz heimlich angesehen hatte … Nichts anmerken lassen, redete er sich selbst ein, konnte dabei aber ein leichtes Erröten nicht ganz verhindern.

„Es sei an dieser Stelle nicht verschwiegen, dass der Weg, den meine Nichte eingeschlagen und nun zu einem solch erfolgreichen Abschluss zurückgelegt hat“, führte Panthino weiter aus, „meinem Haus aufgrund alter Vorbehalte besonders gegenüber der Familie des Begründers ihrer Ausbildungsstätte einige Überwindung abverlangt hat. Und doch, gerade im Angesicht ihrer Erfahrungen, findet nun ein Umdenken statt …“

Rondralios Selbstbeherrschung wurde auf eine harte Probe gestellt. ‘Augen geradeaus’, gab er sich die Marschroute vor. ‘Und was riecht denn hier so schön’, zwang er sich sich auf andere Sinneseindrücke zu konzentrieren. ‘Wildbret auf Kräutersoße …’ Er zog tief Luft ein. ‘Rosenöl … War das nicht auch ihr Duft? … Nein, verdammt!’

„Gelehrsamkeit ist eine Tugend“, schweifte Panthino etwas ab. „Eine Tugend, die in unseren Zeiten, da der Frieden uns allen ein hohes Gut ist, gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Es sind gelehrte Männer und Frauen, an denen wir unsere Politik ausrichten sollten, nicht Söldner und Condottieri, die es allüberall in allzu ausreichender Anzahl hat …“

‘Geräusche, denk an Geräusche, ihr Atmen wirst du kaum hören’, beschwor sich Rondralio. ‘Nur Panthinos Stimme … die kennst du schon … oft gehört, oft überhört … Aber halt, was war das? Ein langgezogener Schrei einer Frau, fast schnaufend! Und da, gleich nochmal … das war Tsabella!’

Auch Panthino stockte, als er den entfernten, doch durch alle Korridore seines Palazzos unüberhörbaren Schrei vernahm. Manche Gäste wunderten sich, andere rätselten selbst schon ob des so plötzlich hereinbrechenden Geräuschs. Der Baron fasste seiner Gemahlin an die Hand, die sich daraufhin, begleitet von seiner Mutter, der strengen Comtessa, erhob und aus dem Saal entfernte. Ein bemühtes Lächeln ging über des Hausherrn Gesicht.
„Wohlan, die Zukunft ist heute! Hesindes Segen liegt nicht allein auf meinem Haus, auch Tsa schickt sich an, den ihren zu erteilen. Darauf ein Prost! Und lasst uns feiern!“