Archiv:Fehde erschüttert Aurelat (BB 37)

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Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 37, Seiten 22-23 Schildwacht.png Datiert auf: Erste Jahreshälfte 1033 BF


Fehde erschüttert Aurelat

Streit um Marudret eskaliert zwischen Marvinko und Urbasi

von Alverano ya Paredo


Drei Jahre hat der Arivorer Frieden gehalten. Länger als gedacht, wie mancher Aurelasse dieser Tage zu beteuern nicht müde wird. Am oberen Sikram ist man Streitsucht und gewaltsame Lösungen gewohnt. Die Fehde zur Durchsetzung eigener Machtansprüche ist hier oft das Mittel der Wahl. Oder war es, bis infolge des Thronfolgekriegs neue Krongesetze gerade diesem ausufernden Unwesen ein Ende bereiten sollten. Graf Croenar von Marvinko setzte dem Frieden am 26. Praios 1033 BF jedoch ein Ende. Der fortan nur Marudreter Fehde genannte Konflikt – der Graf hatte formell Baron Macrin vom Rauhen Berg die Fehde erklärt – erschütterte das Aurelat bis in den späten Traviamond hinein, als erst das Eingreifen Fürst Ralmans dem kriegerischen Treiben Einhalt gebot. Der Chronistenpflicht sei im Folgenden genüge getan, soweit es bei einem so vielschichtigen Konflikt wie diesem möglich erscheint.

Der eigentlichen Fehde gingen bereits mancherlei Spitzfindigkeiten voraus: Seit Hesinde 1032 BF sandte der Graf Baron Macrin regelmäßig Mahnungen zur Abgeltung seiner seit dem Thronfolgekrieg ausbleibenden Abgaben; dieser berief sich jedoch auf den fürstlichen Status Urbasis, dessen Untertan er nun sei. Im Rahja- und Praiosmond folgte ein kurzes juristisches Geplänkel vor der Eisernen Kammer der Krone, die sich aber – erwartetermaßen, weil kein Hochadliger angeklagt war – für nicht zuständig erklärte. Dass all dies nur das Vorspiel eines größeren Konflikts sein würde, überraschte niemanden. Dies tat erst der Eröffnungszug des Windkönigs Croenar.
Am 25. Praios hatte die Fürstliche Gemeinde des Heiligen Agreppo, die Stadt Urbasi also, ihren zweiten posttravianischen Gonfaloniere gewählt: Romualdo di Salsavûr, einen erklärten Feind der Marvinko. Manch Beobachter deutete dies als Warnung an den Grafen, sich nicht mit der militärisch überlegenen Silberstadt anzulegen. Und doch tat er eben dies noch am folgenden Tag. Die Fehdeerklärung war dabei pikanterweise auf den 18. Praios datiert; was ihre Zustellung verzögerte, ist bis heute nicht aufgeklärt. Das Überraschungsmoment lag dadurch jedenfalls vollständig beim Grafen, dessen Söldner so bereits am Tag der Fehdeverlesung in Urbasi die Stadt Marudret im Handstreich nahmen.
Und es sollte für Urbasi noch schlimmer kommen: Am 27. fiel die aus Unwissenheit über die tatsächliche Lage entsandte Garde der Arbalettieri in einem Hinterhalt – und mit ihr Signore Korrago da Brasi. Der eskortierte Macrin selbst blieb zunächst verschollen, konnte sich jedoch zur belagerten Marudreter Burg durchschlagen. In der Nacht auf den 30. brannte zudem die Waffenmanufaktur Balestriano bis auf die Grundmauern nieder. Die Fürstliche Gemeinde war wie gelähmt und brauchte auch wegen innerer Streitigkeiten Wochen, um auf den Eröffnungszug des Grafen zu reagieren. Dessen Söldner, allen voran Condottiere Colmar Luntfeld, plünderten indes das Marudreter Land bis fast vor die Tore Urbasis.
Zum Schwertfest am 15. und 16. Rondra stand der Heerbann der Silberstadt endlich bereit, dem Einhalt zu gebieten, auch wenn Gonfaloniere Romualdo dem Grafen bereits am 9. im Namen der ganzen Gemeinde den Krieg erklärt hatte. Zwischen Sikram und Mardilo wehte nun der Esel über allem, hinter der tiefen Mardiloschlucht selbst warteten die Gräflichen in defensiver Stellung ab. Weil die Brücken von Marvinko und Marudret in deren Hand waren, erzwang sich Urbasi beim alten Viadukt von Mardilet ab dem 2. Efferd den Übergang. Croenars Saboteure zögerten dies jedoch so lange hinaus, bis Entsatz aus Marudret herbeigeeilt war. In der Schlacht von Portecorvo am 4. errang Condottiera Phedre von Arinken für den Grafen durch ein taktisches Unentschieden einen strategischen Sieg. Der Heerbann Urbasis musste vorerst wieder zurückweichen.

Meisterinformation: Die Marudreter Fehde und Croenars Intrigen

Eine weitaus detailliertere Behandlung einschließlich vieler Nebenschauplätze erfährt die Marudreter Fehde im Wiki des Lieblichen Feldes. Auf die wichtigen Intrigen und Überlegungen Graf Croenars, die ihm den Erfolg gegen die militärische Überlegenheit Urbasis ermöglichten, sei aber hier noch hingewiesen:

  • Er lässt seine älteste Tochter Comtessa Findualia bereits weit im Voraus bei Hofe in Vinsalt und Horasia Stimmung gegen die urbasische Hoffart machen.
  • Er macht sich ureigene Interessen Ralmans als Fürst von Vinsalt zu eigen: Dieser erhält zwar Abgaben von Urbasi, wird formell jedoch ebensowenig als Provinzherr in Teilen der Urbasiglia akzeptiert.
  • Er trägt ein von vorneherein zum Scheitern verurteiltes Anklageverfahren gegen Baron Macrin vor die Eiserne Kammer – um sich dann auf die Fehde als ‘letztes Mittel’ zur Wahrung seiner Interessen berufen zu können.
  • Er lässt seinen eigenen Boten, der Macrin die Fehdeerklärung überbringen soll, für eine Woche ausschalten und sichert sich dadurch ein im Fehderecht nicht vorgesehenes Überraschungsmoment.
  • Er lässt die Waffenmanufaktur Balestriano in Brand stecken und falsche Spuren zu den Schnittern aus Silas legen.
  • Er stachelt durch Demagogen wiederholt die Feindschaft (BB#36, S. 11) zwischen Urbasi und Silas an.
  • Er macht sich auch innerurbasische Gegensätze zu Nutze, fördert womöglich schon während der Wahl durch Einflüsterungen seiner Gefolgsleute Rivalitäten und steckt möglicherweise sogar hinter der kurzfristig aufflammenden Brasimento-Affäre um das Erbe Signore Korragos.
  • Mit Vorliebe nimmt er auch erklärte Hassfiguren Urbasis in seine Dienste, seien es der ‘Heiligenmörder’ Travian di Faffarallo oder der Salsavûr-Rivale Ricardo von Westfar-Weilenschein. Eine frühe Eskalation der Fehde kommt ihm zugute, da er sie militärisch nicht gewinnen kann und auf das Eingreifen der Krone angewiesen ist.

Die neue Krongesetzgebung zum Fehdewesen – formell bestand für diese nun eine Beschränkung auf 40 Tage, die sich dem Ende näherten – tat in der Folge ihr Übriges, das bestehende Patt zu verlängern. Über weitere Wochen zögerten beide Seiten, den nächsten entscheidenden Schritt zu tun. Razzien, ins Wasser fallende Volksfeste und die weiterhin belagerte Marudreter Burg, auf der Baron Macrin südlich des Mardilo aushielt, lagen jedoch wie ein dräuender Schatten über dem Land. In Silas forderte das Volk mehrfach eine Parteinahme seiner Syndikokratie auf der einen oder anderen Seite.

Am 18. Efferd setzte nach zähen Verhandlungen der berüchtigte Condottiere Uolbo Valpoza, mittlerweile gewählter Valvassor von Urbet, über den Sikram und griff als unsicherer Verbündeter Urbasis ins Kampfgeschehen ein. Am 21. fiel endlich die Burg von Marudret, aus der Macrin im letzten Augenblick fliehen konnte. Urbasi hatte nun die Truppen, der Graf jedoch die besseren Positionen. Am 26. schlug die Fürstliche Gemeinde einen Vorstoß der Grafensöldner nach Soria zurück, überquerte Anfang Travia erneut den Mardilo, konnte die Belagerung Marudrets auf beiden Seiten der Mardiloschlucht aber nicht aufrechterhalten. Stattdessen plünderten Valpozas Söldner weiter südlich gelegene Grafengüter und bedrohten dadurch die Stadt Onjaro. Sogar ein Tempel brannte.
Nun endlich war es der Krone jedoch zuviel geworden: Bevor das ganze Aurelat in Flammen aufging, verhängte Ralman als Comto Protector am 12. Travia, dem Tag der Treue, das Interdikt über die Fehde und machte sich zugleich – da er wohl schon ahnte, so kein schnelles Ende erzwingen zu können – daran mit eigenem Heer von Vinsalt südwärts zu marschieren. Am 14. schloss der urbasische Heerbann den Belagerungsring um Marudret. Die Fürstliche Gemeinde wollte es zu keinem Kompromiss auf Grundlage faktisch gehaltener Stellungen kommen lassen. In der Nacht auf den 17. jedoch verstarb der Baron von Terubis – auf dessen Erbe das Haus Gonfaloniere Romualdos Aussichten hatte. Zudem ging in Shenilo die Herrschaft des Despoten Ludovigo zu Ende und hinterließ Urbasi die Scherben seiner finanziellen Ausschweifungen. Die kostspielige Fortführung der Fehde verlor darüber zunehmend an Reiz.
So hatte der Protector letztlich leichtes Spiel in seinem Bemühen, die Fehdeparteien an den Verhandlungstisch zu zwingen. Als Ort wählte er die königliche Albornsburg zwischen Urbasi und Marvinko, oder vielmehr – der Forderung nach Neutralität folgend – die Felder unterhalb derselben. Sechs Tage, vom 25. Travia bis 1. Boron währten die Verhandlungen, die Urbasis fragwürdigen fürstlichen Sonderstatus endgültig negierten, ihm gleichwohl zwischen Fürstentum Vinsalt, Erzherrschaft Arivor und Grafschaft Sikram manche Privilegien bestätigten und vor allem einige neue Baronstitel zur Befriedung marvinkischer wie auch urbasischer Interessen schufen. Die Marudreter Fehde fand durch diesen Albornsburgfrieden ihr Ende, das Fehde(un)wesen im Aurelat an sich vermutlich nicht.

Armin Bundt