Archiv:»Alla Aureliana« (BB 34)

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 34, Seite 23 Schildwacht.png Datiert auf: um 1031 BF


»Alla Aureliana«
von Alverano ya Paredo


“Du, Phedro, das ist aber gar nicht alla Aureliana, oder doch?” Wer weiß das schon? Sicher ist nur eins: alla Aureliana ist gut, alla Aureliana ist fortschrittlich, alla Aureliana ist das neue Geheimrezept. Dessen Rezeptur nur noch niemand so genau kennt.

Es ist wohl eine neue Modeerscheinung – Moda alla Aureliana nennen es die Belhankaner, und verkaufen damit schlicht geschnittene Gewänder zu teuersten Preisen – aber irgendwie auch wieder nicht. Denn ist Aureliani nicht eine ausgestorbene Sprache, der Aureal nicht eine längst ungültige Münze, und die Stilrichtung nicht vielmehr eine in die Vergangenheit weisende, statt wirklich an güldenländischen Vorbildern orientierte?

Lamea, du legendäre Prinzessin, hast uns ein zweites Mal mit diesem Fieber angesteckt, dich diesmal jedoch einer ganzen Reihe von Helfern bedient. Hast während deiner gefahrvollen Reise einen König und einen Kaiserdrachen auf der Strecke zurückgelassen, doch dafür eine neue Königin gekürt. Deine Gefährten weilen überall unter uns. Wenn es sie wie den armen Rubec nicht schon dahingerafft hat.

Renascentia oder alla aureliana?

Eine Verstoßene, Asmodena die Urbetierin, lebt gar in unserer Fürstlichen Gemeinde, und kann – oder will – doch keine Klarheit schaffen bei der Suche nach ihr: der Rezeptur. Das Geheimnis bleibt geheim. Alla aureliana, was ist das jetzt wirklich? So sprecht doch endlich, ihr Geheimniskrämer, über das was ihr gesehen, gehört und gerochen habt. Das Güldenland, das Vorbild, die ewige Heimat. Spürt ihr nicht die Sehnsucht des Volkes, die ihr selbst geschürt habt?

Oder ist die Gleichung eine ungleich einfachere: Alla Aureliana ist … ja was? … Renascentia! Also nicht wirklich, weil das kann ja irgendwie nicht sein. Dass im Güldenland Satinavs Schiff der Zeit stehen geblieben ist. Aber weil ihr Geheimnisvollen das Geheimnisvolle nun geheimnisvoll habt bleiben lassen, sind die Sehnsüchtigen längst vorangeschritten … zurückgeschritten … haben sich zurückbesonnen … Egal, auf jeden Fall haben sie ihre eigenen Vorstellungen entwickelt, mit ihren eigenen Vorbildern, die nicht ganz so fern sind. Keine 3000 Meilen, nur 1000 Jahre.

Renascentia eben, das war ja vorher schon da und ist irgendwie auch viel präsenter. Sie buddeln in Arivor, sie buddeln in Silas, sie buddeln vor allem hier in Urbasi. Vielleicht buddeln sie ja demnächst sogar schon in Torremund? Und wo sie besser nicht buddeln sollten, da greift das Renascentia-Edikt … Schon wieder diese Geheimniskrämer!

Ein Name kommt in den Sinn, nicht Asmodena, nein: Auricanius, auch einer der Urbetier. Immer wieder diese Urbetier. Wen gibt es da noch? Preciosa, die Fürstin, Kleinod des güldenen Tyrannen, und ihre Töchter. Eine heißt … Aureliana! Schon wieder? Preciosa Aureliana, Aureliana Lucrezia. Unter ihren Vorfahren finden sich eine Signora Aureliana, hier in Urbasi, und eine Heliodana Aureliana, irgendwie auch hier in Urbasi. Nach letzterer ist der Palazzo Aureliana benannt, das Hauptgebäude des Turaniterklosters … genau: hier in Urbasi. Alla Aureliana ist plötzlich so nah.

Die Turaniter und das Renascentia-Edikt, da war doch was? Was ihnen nicht gefällt – oder gar, Praios bewahre, gerade was ihnen gefällt – kassieren sie ein. Und lagern es wohl im Palazzo Aureliana. Welch Zufall. Welche Ironie.

Bleibt nur noch zu fragen: “Harika, haben wir das wirklich verdient?”

Armin Bundt