Briefspiel:Drachenfeuerturnier/Geronthe vs. Jacop
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Geronthe Geremoni vs. Jacop Rahjamor Novacasa
Autor: Novacasa Terubis, 22. Rahja 1045 BF
"Warum willst du die Kleine fordern? Sie ist doch viel zu jung, um gemeinsam mit dir auf deiner Schule gewesen zu sein. Und ein scharfes Luder ist sie auch nicht. Warum überhaupt jemanden fordern? Das machst du doch sonst auch nicht?"
"Sie hat eine interessante Kampftechnik. Ich habe sie beobachtet. Ihre Ergebnisse sind besser als ihr angebliches Können. Vielleicht kann ich dabei noch etwas lernen."
"Oh, und ich dachte, du weißt nicht nur alles, sondern kannst auch schon alles."
"Du wirkst unzufrieden. Was ist passiert?"
"Ich bin mir nicht sicher. In jedem Fall habe ich sie mit meiner Forderung überrascht, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie verängstigt oder einfach nur misstrauisch war. Sie wollte sich auf absolut nichts einlassen. Oder vielleicht hat mein Vorschlag mit dem Welpenschutz sie wütend gemacht."
"Du kannst nicht immer und überall verbergen, dass du ein Fuchs bist. Aber vermutlich hat sie sich selbst angesprochen gefühlt. Wer glaubt dir in deinem Alter noch, dass du gern als Welpe gelten möchtest?"
"Oder sie ist scharf auf mich und wollte vermeiden, dass ich es bemerke."
Als Geronthe Geremoni und ihr Gefolge den Kampfplatz erreichen, ist es nahezu still.
Die Cavalliera hat genug vom lautstarken Novacasa-Gefolge
gesehen und gehört, um zu wissen, dass hier irgendwas ganz und garnicht seinen
gewohnten Verlauf nimmt. Wo ist die Trommelgruppe?
Wo sind die anfeuernden Schlachtgesänge? Wo sind die all die Leute?
Geronthe hat ein paar Freunde und Bekannte mitgebracht
Sie überprüft Schwert, Schild und Rüstung. Alle Platten sind da, wo sie sein sollen.
Alle Riemen sind fest. Der Helm sitzt fest.
Ihr Kontrahent wartet bereits.
Gepanzert, aber dennoch geschniegelt, geradezu aufgedonnert.
Er trägt keinen Helm und hat auch keinen dabei.
Statt des Degens trägt er ein Rapier, in der Linken statt in der Rechten,
der Dolch in der Scheide.
"Oro, meinen Hut! Ich möchte ihn schwenken."
Wozu dieser Bockmist mit dem Welpenschutz?
Anscheinend fürchtet er überhaupt nicht um sein glattes Gesicht.
Aber wenn sie jetzt zum Ausgleich den Helm abnimmt ...
vielleicht ist genau das der Plan?
Er ist der deutlich erfahrenere Fechter.
Ist das der zweite Versuch, ihr Gesicht zu entblößen?
Wird es eine Covernade, um sie zu einem Fehler zu verlocken?
Wozu sollte es gut sein, wenn nicht für eine heimtückische Riposta?
Gibt es irgendeine Feindschaft von dritter Seite, die diesen Pfau vorgeschickt hat?
Geronthe klappt das Visier herunter. Besser ist das.
Sie beißt die Zähne zusammen und tritt ins Rund:
Nicht bange machen lassen.
Nicht auf die Tricks dieses Avesvogels hereinfallen.
Auch die Schiedsrichterin ist irritiert.
Alles ganz normal, und gerade das kommt ihr nach all den bisherigen
Mätzchen verdächtig vor.
Sie mustert die Kontrahenten übertrieben lange und genau und gibt dann mit
"Attenzione!" das Zeichen zum Beginn.
Geronthe tritt vor, dann Jacop.
Die Waffen werden erhoben und berühren einander mit leisem Klingen.
Jacop lächelt gewinnend.
"Ihr braucht keine Angst zu haben."
Frecheit. Geronthe ist erleichtert, dass ihr Gesichtsausdruck nicht zu erkennen ist und sagt nichts. Der Comto eröffnet mit einem Bethanischen Blitz, - tückisch, weil mit der Linken geführt - doch die vorsichtige Geronthe hat die Eisernen Pforten bereits geschlossen und antwortet sogleich mit einer improvisierten Drolina alla Costermana, die wiederum an Federinos Führung des Rapiers abgleitet.
"So zaghaft? Ihr werdet doch nicht Romins Traverse hinlegen."
Geronthe gerät in Zorn. Ein Scapanunzio-Stoß, gekontert mit einer Traverse. Jacop wechselt zum Adlergriff und schlägt einen überaus harten Kusliker Klopfer gegen Geronthes Schwert. Deng! Beinahe hätte sie die Waffe verloren, und in tempo folgt ein Vinsalter Vorstoß, der nur vom Grangorer Block aufgehalten wird.
"Das war falsch!"
"W... was?"
Eine mit langem rechten Arm geführte Ohrfeige trifft Geronthes Helm
über den Schild hinweg auf Höhe des linken Ohres.
Der Helm ist erstklassig, der Schmerz demzufolge gering, doch durch die Wucht
des Aufpralls verliert die Cavalliera für einen winzigen Moment die Orientierung.
Sie will erneut zustechen, findet aber im Getümmel keinen Freiraum für die Klinge.
Plötzlich verdecken flatternde Federn ihr Gesichtsfeld. Der Hut!
Instinktiv stößt Geronthe den Schild nach vorn, nutzt den Schwung für einen
Schritt nach hinten und stochert mit dem Schwert herum,
vielleicht die Einleitung zu einem Schwertgewitter.
Ein harter Stoß gegen den oberen Rand treibt die stählerne Schildkante
gegen das Visier, das daraufhin etwas verbiegt und die Sicht weiter versperrt.
Verzweifelt macht Geronthe einen weiteren Schritt zurück und drückt das
Visier nach oben. Der Hut ist scheinbar von allein verschwunden,
denn sie hat wieder freie Sicht.
Wo ist der Gegner?
"Ich bin hier!"
Jacop Rahjamor Novacasa steht links hinter ihr, sodass der Schild Geronthe im vorigen Moment kaum hätte schützen können. Der Federhut ist etwas zerzaust.
"Der Hut war recht teuer, insbesondere die Federn. Ich würde ihn ungern noch weiter zerzausen. Aber wenn Ihr wollt, können wir gern weitermachen. Ich empfinde es als Auszeichnung, von Euch zu lernen."
Zunächst fehlen Geronthe für einen Moment die Worte,
dann denkt sie eine Weile über den Vorschlag nach.
Schließlich nimmt sie den Helm ab und verkündet:
"Finito!"