Farben, Formen, Flittereien: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 27. März 2015, 15:09 Uhr
Farben, Formen, Flittereien | |
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Gattung: Sachbuch, Belletristik |
Farben, Formen, Flittereien ist ein zweimal pro Jahr erscheinendes Werk von Jacop Rahjamor Novacasa und enthält Beschreibungen und Illustrationen der kommenden Modeneuheiten und Torheiten. Während das Heft gerade noch zeitig genug vor Beginn der Opernfestspiele (20. bis 29. Hesinde) erscheint, um Besuchern die Gelegenheit zu geben, in einem neuen und dem Anlass und Zeitgeist angemessenen Aufzug zu erscheinen, ist die Sommer-Ausgabe erst unmittelbar mit der offiziellen Eröffnung des Festes der Freuden (1. bis 7. Rahja) zu haben. Selbstverständlich erscheinen die Modeschöpfenden und die Mitglieder des Hauses Novacasa - auch wenn sie während des Festes mal nicht in Belhanka sein sollten - zu diesem Termin auf jedem festlichen Anlass bereits in der neuesten Kreation. Es gab bereits mehrere Kabalen und es wurden Duelle gefochten, um hinter das Geheimnis des Informationsvorsprungs zu kommen - bislang alle erfolglos.
Inhalt
- Drinnen und draußen: Eine Rubrik, in der bejubelnd gefeiert bzw. spöttisch verreißend oder gar in Form einer Karikatur kundgetan wird, wer sich im vergangenen Zeitraum als richtungsweisend hervorgetan oder als rückständig, reaktionär oder gar geizig erwiesen hat. Obgleich die Illustrationen sich nah am jeweiligen Thema orientieren, kommt es auch vor, dass mehr oder weniger subtil politische Inhalte transportiert werden. So wurden beispielsweise mehrmals gernegroße Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in zu großen Schuhen dargestellt. Es wurden bereits extrem hohe Summen geboten, um hier genannt zu werden, angeblich immer ohne Erfolg. Es soll andererseits schon mehrfach gelungen sein, gegen Zahlung hoher Summen nicht genannt zu werden.
- Bekanntmachungen: Amtliche - zum Thema gehörende - Bekanntmachungen und offizielle Wandlungen des Zeitgeistes werden in kurzen Beiträgen unkommentiert aufgeführt, so beispielsweise das Verbot des Tragens von Perücken nach der Perucetten-Verschwörung.
- Vom Scheitel bis zur Sohle: Entgegen dem Titel unten beginnend werden je Geschlecht mindestens zwei Beispiele für Schuhwerk, Strümpfe, Beinkleider, Röcke, Mäntel und andere Obergewänder, Schals und Tücher, Frisuren und nicht zuletzt Hutmode aufgeführt, verbunden mit unauffälligen Hinweisen, welche Lieferanten die gezeigten Exemplare so oder auf Wunsch so ähnlich liefern können und welche Haarkünstler imstande sind, die kunstvollen Frisuren zu erschaffen. Es ist ein schlecht gehütetes Geheimnis, dass teilweise extrem hohe Summen gezahlt werden, um hier genannt zu werden, aber auch ein beliebig hoher Betrag hat es bisher nicht vermocht, trotz mangelnder Qualität in den Kreis der Erlauchten aufgenommen zu werden.
- Geheimnisse des Lieblichen Feldes: Inmitten des Heftes kann ein Heft-im-Heft herausgenommen werden, in dem die Unterwäsche beschrieben wird. Alljährlich gibt es Kontroversen, inwieweit dieser Teil die Grenzen der Sittlichkeit überschreitet. Da jede Ausgabe zuvor von der Geliebten der Göttin begutachtet und für angemessen befunden wird, hat es bisher kein noch so gerissener Advokat vermocht, ein Gericht zu einem negativen Urteil zu bewegen. Besonders hartnäckige selbsternannte Sittenwachen werden von Gui La Flor dagegen gern vor Gericht gezerrt, wobei die Anklage Geschäftsschädigung oder gar Rütteln an den Grundfesten von Dere und Alveran lautet, denn niemand darf ungestraft sein, der sich öffentlich dem Urteil der Geliebten der Göttin widersetzt.
Kritik: In konservativen und besonders in sparsamen Kreisen - Letztere im Heft gern als "die Todsündigen" und "die Geizigen" karikiert - wird das ganze Werk und dessen Inhalt als nutzloser Tand und Untergang der Zivilisation abgetan. Im Rahja-Kult und in der höfischen Gesellschaft nimmt es jedoch einen festen Platz ein, und nur wenige wagen es, sich mit ihrem festlichen Auftritt offen gegen das Modediktat aus Belhanka zu stellen.
Ausführungen
Das Werk erscheint im gesamten Horasreich in drei (gerüchteweise vier) Ausgaben:
- Die Horas-Ausgabe wird nur dreimal hergestellt. Ein Exemplar geht an den Horas, das zweite an den Palast Rahjas auf Deren in Belhanka, das dritte verbleibt an einem geheimen Ort.
- Die edle Edition hat Text auf der einen und eine farbige Illustration auf der anderen Seite und ist auf Pergament mit Goldrand geschrieben - und sie ist recht teuer.
- Die Zeitgeist-Edition ist mit Ausnahme des Titelblattes schwarzweiß illustriert und auf Papier gedruckt. Auch der Text ist in dieser Ausgabe vereinfacht. Die Illustrationen können per Malen nach Zahlen selbst koloriert werden. Am Ende des Heftes sind zusätzlich einige Seiten über Farbenlehre mit gedruckten Farbmustern enthalten, weiterhin Hinweise über korrektes Benehmen in der aktuell korrekten Kleidung und wohlfeiles Verhalten. Nicht verkaufte Exemplare dieser Edition werden nach Ablauf eines Jahres zu ermäßigten Preisen oder gar kostenlos an Hesinde-Schulen im Reich abgegeben.
- Der Wäsche-Katalog existiert offiziell nicht, und möglicherweise stimmt das sogar. Jedenfalls wird alljährlich immer wieder erzählt, es gäbe unterschiedliche Ausgaben mit besonders pikanten Versionen des Mittelteils. Manchmal werden Leute jeden Alters mit solchen Ausgaben erwischt und behaupten, sie würden die Werke nur wegen der geistreichen Kommentare lesen. Nicht selten werden sogar Mittelteile ohne jeden Text beschlagnahmt. Das Haus Novacasa hat sich stets von solchen Machwerken distanziert, äußert sich aber regelmäßig befremdet über die Aufregung und vertritt den Standpunkt, es gäbe Wichtigeres, als sich über bedrucktes Papier und Menschen auf der Suche nach Lebensfreude zu echauffieren.
Die größte Sammlung solcher Hefte besitzt der Maler und Praios-Laienprediger Martigan Hummer, der einen Großteil seines Lebens dem Kampf gegen die Sittenlosigkeit widmet und dafür bekannt ist, die weithin größte Sammlung schlüpfrigen Materials zu besitzen - natürlich nur als Beweismittel.
Kolumnisten
- Baron Dom Aquitanyo von Mesch zum Peraineteich (schreibt gerne und viel über die Vorzüge des Caldabresers)