Utilismus (Salquirio della Pena)

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---ARBEITSVERSION---

Der Utilismus (von bosp. utilitas, "Nutzen") ist eine im Zuge des horasischen Thronfolgestreits aufgekommene Herrschaftstheorie. Der Herrscher muß danach seine übergeordnete Aufgabe zum Wohle des Gemeinwesens um jeden Preis erfüllen. Da formale Regeln, Moral oder ethische Grundsätze dem Nutzen untergeordnet sind, darf sich ein Herrscher nicht durch diese Aspekte einschränken lassen, sondern muß sie sogar missachten, insofern sie dem Aufbau, Erhalt und Sicherheit des ihm anvertrauten Gemeinwesens dienen.

Theorie

Im Utilismus wird die einzelne Handlung direkt nach den aus ihr folgenden (zu erwartenden) Konsequenzen und ohne Rücksicht darauf beurteilt, welche Art Handlung jeweils vorliegt; so kann z. B. ein Vertrauensbruch je nach den möglichen Konsequenzen als vorteilhafter beurteilt werden als nachteilige Folgen durch Bündnistreue. Auf der anderen Seite ist die Beurteilung der einzelnen Handlung von ihrer Übereinstimmung mit Handlungsregeln abhängig, z. B. mit der Regel: Es ist falsch, sein Versprechen zu brechen. Eine Handlung ist also dann richtig und moralisch gerechtfertigt, wenn sie einer Handlungsregel entspringt, deren Befolgung im Vergleich zu anderen Handlungsregeln die nützlichsten Folgen hat.

Salquirio della Pena, ein dem Utilismus nahestehender Theoretiker.

Gegen das "Prinzip der Folgenberücksichtigung" werden zahlreiche Einwände erhoben. Sie beziehen sich meist auf Situationen, in denen bereits normsetzende Institutionen etabliert sind, wie z. B. Eigentumsrechte, Vertragssysteme, Wahlsysteme, Hierarchien oder gesetzgebende Körperschaften. Die Utilisten haben keine besonderen Schwierigkeiten damit, die generelle Nützlichkeit dieser normsetzenden Verfahren bzw. Institutionen zu begründen. Allerdings ergibt sich damit das Problem, dass mit der Existenz legitimierter Verfahren der Normsetzung nun zwei Geltungsquellen für die Bewertung einer Handlung nebeneinander existieren:

  • Zum einen gibt es die formale Legitimation einer Handlung (durch Normsetzung einer dazu berechtigten Institution) - es ist falsch, sein Versprechen zu brechen.
  • Zum andern gibt es die inhaltliche Legitimation einer Handlung (durch Berücksichtigung und Bewertung aller Konsequenzen des Handelns) - Vertrauensbruch erbringt Vorteile.

Der Utilismus löst diesen Dissens, in dem er der inhaltlichen Legitimation, d.h. dem größtmöglichen Nutzen einer Handlung, den Vorrang gibt. Dieses scheinbar unethische Verhalten darf jedoch auf keinen Fall das Ergebnis eigennütziger Intentionen sein, sondern ist lediglich als Mittel zum Erreichen eines höheren Ziels, nämlich zur Erhaltung des Gemeinwohls, einzusetzen. Der Utilismus ist in seiner Formulierung hier recht eindeutig – die Verhaltensweisen des Herrschers, nämlich das Ignorieren allgemein anerkannter ethischer Normen, bezeichnet er als Verbrechen, zu denen der Herrscher zur Erfüllung seiner (im Endeffekt moralischen) Aufgabe sowie des angestrebten Ergebnisses gezwungen ist. Der Herrscher sollte moralisch handeln, solange die Notwendigkeit seiner Aufgabe es zulässt, und sich auch ständig den Anschein eines moralischen Menschen geben, jedoch keine Scheu haben, augenblicklich von diesem Weg abzuweichen, sobald es im Namen des Gemeinwohls notwendig wird.

Praxis

Die Ordnung im Gemeinwesen wird nach dem Utilismus, wenn nötig ohne Rücksicht auf Moral und Recht, von dem "uomo virtuoso", einem willensstarken Herrscher, erschaffen. Jener ist der Gründerheros, der dem Chaos Ordnung aufzwingt. Dazu steht ihm das rationale Zweck-Mittel-Schema zur Verfügung, was die Schaffung einer umfassenden und ordnungsstiftenden Macht zum Ziel hat. Das wichtigste Element ist der Herrscher, der seine Macht sowie die Sicherheit des ihm anvertrauten Gemeinwesens auf der einen Seite akkumulieren und durchsetzen, auf der anderen Seite vor Feinden schützen muß. Um diese Balance zu halten, gibt der Utilismus dem Herrscher folgende Ratschläge, die hier in groben Zügen umrissen werden:

1. Der Herrscher ist für den Erwerb der Macht, ihre Sicherung und Behauptung gegenüber dem Volk verantwortlich. Er sollte eine so genannte Machtvollkommenheit anstreben, die schlussendlich Frieden, Ruhe, Ordnung sowie Gehorsam des Volkes gegenüber der Obrigkeit garantiert.

Esto Torrem versuchte durch utilistische Positionen die Republik Efferdas zu retten.

2. Um dies zu erreichen bewegt sich der Herrscher in einer spannungsreichen Balance zwischen Moral und Notwendigkeit, welche nicht leicht zu halten ist. Es wird hier die Frage nach der Beliebtheit des Herrschers angesprochen. Der Utilismus rät hierzu, dass der Herrscher sowohl vom Volk geliebt als auch gefürchtet werden muss. Allerdings mit der Betonung, dass das Sicherheitsgefühl des Herrschers bezüglich der Machterhaltung durch Furcht eher garantiert werden kann.

"Auch scheuen sich die Menschen weniger, einen zu verletzen, der sich beliebt macht, als einen, den sie fürchten; denn die Liebe wird durch das Band der Dankbarkeit aufrechterhalten, das, weil die Menschen schlecht sind, von ihnen bei jeder Gelegenheit des eigenen Vorteils wegen zerrissen wird; die Furcht aber wird durch die Angst vor Strafe aufrechterhalten, welche dich niemals verläßt."

3. Bei der Frage nach dem Verhältnis zwischen Macht und Recht gibt der Utilismus folgende Antwort: Zur Umsetzung der Macht verhelfen dem Herrscher einerseits Gesetze (sowohl menschliche als auch zwölfgöttliche) oder aber auch die bloße Gewalt. Da der Herrscher aber mit bloßer Gewalt keinen dauerhaften Erfolg sicherstellen kann, muß der Herrscher ebenfalls über List und Schläue verfügen. Dann nämlich können Gesetze durch den Herrscher verändert und angepasst werden, um je nach gewünschtem Nutzen als Rechtfertigung dienen zu können.

4. Moralische Erwägungen werden nach dem Utilismus überschätzt. Der sich behauptende Herrscher sollte daher nicht allein nach moralischen Grundsätzen handeln. Oft ist er sogar gezwungen, unmoralisch zu handeln um die Selbsterhaltung der Herrschaft zu garantieren und seine übergeordnete moralische Aufgabe, nämlich Aufbau und Erhalt des Gemeinwesens, durchzuführen.

"(...) ein Mensch, der sich in jeder Hinsicht zum Guten bekennen will, muss zugrunde gehen inmitten von so viel anderen, die nicht gut sind. Daher muss ein Herrscher, wenn er sich behaupten will, die Fähigkeit erlernen, nicht gut zu sein, und diese anwenden oder nicht anwenden, je nach dem Gebot der Notwendigkeit."

5. Religion hat in der Theorie eine machtstabilisierende und ordnungsstiftende Funktion. Somit ist der Glaube an die Zwölfe ein gewinnbringendes Mittel, welches die Gesetzestreue des Volkes und damit ein geordnetes Gemeinwesen häufig garantiert.

Dem Wesen nach ist der Utilismus eine Anleitung für nach persönlichem Erfolg und Macht strebende Politiker. Er macht seinem Anhänger unweigerlich klar, daß für einen Herrscher alle Mittel recht sein müssen sind, um die ihm anvertraute Gemeinschaft in Ruhe und Frieden zu führen. Auf der anderen Seite aber soll der Herrscher diese eigentlich unmoralischen Mittel nur zu einem moralischen Zweck einsetzen:

"Wer glaubt, der Utilismus sage, Politik könne man nur mit Gift und Dolch, Lüge und Verbrechen machen, hat ihn gründlich missverstanden. Wo es ohne diese Dinge geht, darf man diese Mittel gar nicht anwenden, nicht aus moralischen Gründen, sondern weil es unpolitisch wäre, es zu tun. Wo aber, gewissermaßen von der Technik des Machtkampfes her, in einer bestimmten Lage Gift und Dolch, Lüge und Verbrechen nicht entbehrt werden können, um den Gegner zu überwinden, wenn es wirklich um Sein oder Nichtsein geht, dann ist einer als Staatsmann nur dann richtig am Platze, wenn er es über sich bringt, sich dieser Mittel zu bedienen, sei es als amoralischer Zyniker, sei es als einer, der dem Staat das Königsopfer seiner Seele bringt. Das ist der Sinn des Wortes , daß ein Staatsmann auch böse handeln können müsse."