Theatrokratie von Montarena

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Auge-grau.png Als Theatrokratie von Montarena wird die kurze, nicht anerkannte 'Sheniloer' Herrschaft über die Stadt Montarena im Herbst 1033 BF bezeichnet. Besonderes Interesse wird ihr dabei eigentlich nur von Staatskundlern entgegen gebracht, weil sie als eine Sonderform unter den verschiedenen Arten der Stadtherrschaft im Horasreich gilt. Manche kennzeichnen sie als besondere Ausprägung einer demagogischen Tyrannei. Unter Schauspielern genießt sie einen eher zweifelhaften Ruf.

Entstehung

Im Jahr der Nachbeben entbrannten 1033 BF vielerorts Fehden um im Frieden von Arivor nur unzureichend geklärte Machtverhältnisse. Zwischen der Stadt Urbasi und dem Grafen Croenar von Marvinko war dies die Marudreter Fehde, während sich in Shenilo im Zuge der Ponterranischen Landherrenhändel Ludovigo von Calven-Imirandi zum Tyrannen aufschwang. In Montarena sah Corvino von Urbet-Marvinko zu Jahresbeginn seiner Ablösung als Podestat der von Urbasi abhängigen Stadt entgegen. Nachdem er bei der vom Fehdegeschehen überschatteten urbasischen Ämterverteilung nicht mehr berücksichtigt wurde, wandte er sich dann aber nach Shenilo, wo Ludovigo wiederum im Namen des 'verbündeten Hauses Vistelli', der ehemaligen Stadtherren Montarenas, seinen Machtbereich zu erweitern gedachte. Die sogenannte 'Vistelli-Expedition' stellte er unter den Befehl Corvinos, der tatsächlich wenige Tage vor dem Tod Ludovigos (am 23. Travia) mit Sheniloer Gefolge aufbrach 'seine' Stadt in fremdem Namen 'zurückzuerobern'.

Widerstand schlug den Sheniloern unter dem urbasischen Anführer dabei kaum entgegen. Die wenigen treuen Amtsleute der Silberstadt wurden kurzerhand dingfest gemacht. Schon kurz danach erreichte aber die Nachricht vom Tod des Tyrannen in Shenilo die Usurpatoren. Corvino wandte sich nun, vor dem Nichts stehend, an die Meisterscharlatanin Yaquiria Avessina, ihrerseits ebenfalls vor einer ungewissen Zukunft stehende urbasische Gubernatorin ('Ausrichterin der Arenaspiele'). Ob er sie überredet oder gezwungen hat, ist strittig; gemeinsam jedenfalls schufen sie dann die auf die zentrale Arena der Stadt ausgerichtete und dortens von Schauspiel und Illusionen unterstützte 'Theatrokratie' unter dem 'zurückgekehrten Stadtherrn' Corvino.

Herrschaft

Unter der so errichteten Herrschaft Corvinos verlagerte sich das öffentliche Leben in der Stadt binnen kürzester Zeit fast ausschließlich ins Arenarund. Maestra Avessinas Commedia Yaquiria ließ ein spektakuläres Schauspiel stets bereits aufs nächste folgen. Corvinos Audienzen fanden vor der gesamten versammelten Stadtbevölkerung statt und gehorchten zunehmend dramaturgischen Gesichtspunkten. Bittgesuche wurden weniger nach ihrem Inhalt, mehr nach der schauspielerischen Leistung beim Vortragen gewährt oder abgelehnt. Im Grunde durchlebte die ganze Stadt einen fast zweiwöchigen Sinnesrausch, der niemanden an der Legitimation Corvinos zweifeln ließ. Jedenfalls nicht in Montarena selbst ...

Fall

In Urbasi war man zu Beginn der theatrokratischen Herrschaft noch mit der Marudreter Fehde beschäftigt, doch dies sollte sich schnell ändern. Fürst Ralman selbst drängte die Fehdeparteien mit militärischer Präsenz auf einen Friedensschluss, der im Albornsburgfrieden Anfang Boron auch erreicht wurde. Zur Befriedung des montarenischen Aufstands belehnte er darin den treuen Gefolgsmann Lorian di Salsavûr als Baron von Montarena mit der Herrschaft über die Stadt. Den daraufhin entsandten Truppen des Hauses di Salsavûr schlossen sich auch solche des Hauses Urbet an, das Corvino zwischenzeitlich als Verräter bereits aus der Familie ausgestoßen hatte. Das Kommando führte Larissa di Salsavûr, die Zwillingsschwester des neuen Barons.

Der Versuch einer friedlichen Beilegung des Aufstands wurde zwar gemacht, trug jedoch keine Früchte: Wie in einer anständigen Tragödie zu erwarten, fügten sich die neuen Stadtherren nicht, sondern überzogen vielmehr die 'Bittsteller' aus Urbasi vor der versammelten Stadtbevölkerung mit Hohn und Spott; Szenenapplaus, dramatische Reden und allerlei übertriebene Gestik inbegriffen. So kam es am 7. Boron schließlich zum bewaffneten Einmarsch der Urbasier in die menschenleer erscheinende Stadt. Allein verhaltener Beifall aus der Arena ließ schnell vermuten, wo sich die Stadtbevölkerung auch diesmal zum 'finalen Akt' versammelt hatte. Präparierte Fallen, freigelassene Bluthunde, entzündetes Pech und ein riesiger, sich jedoch schnell als phantasmagorisches Werk entpuppender Drache begleiteten das blutige Ende der Theatrokratie. Letztlich blieb dem Tyrannen nichts anderes übrig, als sich selbst von einem der Türme der Arena zu stürzen, wie es schien. Tatsächlich opferte sich jedoch ein Anderer in Verlarvung für den bereits geflüchteten Corvino. Maestra Yaquiria hingegen wurde aufgegriffen, nach Arivor vor das Gericht des Erzherrschers gebracht und schließlich im Spätsommer 1034 BF hingerichtet.