Siburer Herrschaftskonflikt

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Altes Wappen der Baronie Sibur

Unter dem Siburer Herrschaftskonflikt versteht man den infolge des Thronfolgekriegs entbrannten Machtkampf zwischen Baron Leomar della Pena und dem Statthalter Ralmans um die Stadt Sibur sowie deren Umland. Während sich Leomar auf seine Herrschaft über die in den Kriegswirren neugeschaffene Baronie Sibur beruft, pocht der Statthalter auf die weitreichenden Befugnisse Ralmans von Firdayon-Bethana, des Comto Protector und Fürsten von Vinsalt.

Die nachfolgende Ausarbeitung des Konflikts greift dabei wesentlich eine in Masken der Macht ausgelobte Heldenbelohnung auf und sollte als Fundgrube für eine Fortsetzung dieser Geschichte am Spieltisch verstanden werden.

Hintergrund

Das umstrittene Gebiet

Der Streit um das Gebiet hat verschiedene Hintergründe, von denen einige tief in der Geschichte der Region verwurzelt sind:

  • Die Adelsgeschlechter des Gebiets um Sibur und Radoleth sind ein stolzer und streitlustiger Haufen. Daher strebten sie schon länger nach der Gründung einer eigenen Baronie, wie sie bereits bis 973 BF existierte. Der beabsichtigten Sezession lag keine Abneigung gegen die herrschenden Firdayons in Aldyra zu Grunde, sondern einfacher Lokalpatriotismus und sturer Eigensinn.
  • Gleichzeitig ist der Konflikt ein Stellvertreterkrieg zwischen alter und neuer Ordnung des Reiches. Baron Leomar steht für die alte Lehensstruktur und stellt sich gegen das neue System aus Stadtherrschaften und ihre Einflussgebiete.
  • Konkreter Ausgangspunkt für die unklaren Machtverhältnisse war die Ausrufung der Nandusrepublik Sibur, auf die die Rückeroberung der Stadt durch die Draconiter, Verheerungen durch marodierende Lutisanen, die Befriedung der Region durch Leomar und schließlich die Annektierung durch das Fürstentum Urbasi folgten.
  • Genannt seien zudem die Ambitionen Graf Croenars von Marvinko, der wiederholt Versuche zur (Rück-)Eroberung der reichen Region unternahm – nicht unbedingt zu Unrecht, denn vor dem Unabhängigkeitskrieg gehörte sie zu den Ländereien des Hauses Marvinko.

Chronologie des Konflikts

1028 BF

1029 BF

  • Mitte Rondra: Nach den Neun Schlachten von Urbet beziehen die Kettenhunde, die Söldner des Condottiere Drakon di Gorfar, Quartier in Siburetta.
  • Anfang Efferd: In Sibur gelingt ein Staatsstreich unter Magister Euxemios: die Nandusrepublik Sibur wird ausgerufen. Nachrichten darüber dringen schnell bis nach Urbasi, wo man sich aber nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen kann.
  • Anfang Travia: Abelmir von Marvinko verhängt den Kichenbann der Hesinde-Kirche über das 'ketzerische' Sibur. Dahinter steckt der Plan der Marvinko-Brüder, die Stadt den eigenen Ländereien einzuverleiben. Die Draconiter werden in Marsch gesetzt und das Haus Marvinko stellt eigene Truppen auf. Die della Pena sichern ihm Unterstützung zu.
  • Anfang-Mitte Travia: Die Situation in Sibur eskaliert, als die Bevölkerung vom Herannahen des Heeres erfährt. Unter der Führung von Iridias Cornamusa wird der Wehrturm der Radoleths gestürmt und alle Familienmitglieder umgebracht. Ihre Köpfe werden zur Mahnung öffentlich aufgepflanzt.
  • Mitte Travia: Der Fall Siburs wird durch die Draconiter und das Grafenheer herbeigeführt. Quartier des Planungsstabs ist das Castello Salmanya. An der Stürmung der Stadt sind auch Bewaffnete der della Pena, der dell'Arbiato und einige Turaniter beteiligt.
  • Ende Boron: Abelmir von Marvinko wird des Mords an Salkyas Kindern und anderer Frevel (darunter Amtsmissbrauch) überführt; er stirbt auf der Flucht. Croenar distanziert sich zwar von seinem Bruder, büßt allerdings selbst erheblich an Macht ein und zieht sich nach Marvinko zurück. Seinen Anspruch auf Sibur kann er nicht aufrechterhalten, die Machtverhältnisse in der Stadt sind unklar.
  • Anfang Hesinde: Marodierende Lutisanen, die Reste der Söldnerarmee Croenars, verheeren die Gebiete am Sikram.
  • Mitte Hesinde: Urbasische Söldner erobern Sibur. Abermals ist Siburetta Ausgangspunkt des Heerzugs. Die Hausgarde der della Pena bekämpft anschließend die Marodeure im Umland. Leomar lässt es sich nicht nehmen, selbst seine Haustruppen anzuführen und sichert sich dadurch einige Sympathien in der Region.
  • Mitte Firun: Das Haus della Pena ä.H. tritt dem Sikramtaler Ritterbund bei.
  • 26. Firun: Traviano von Urbet-Marvinko proklamiert das Fürstentum Urbasi. Leomar wird Baron von Sibur. In der Region um Sibur wird die Etablierung der eigenen Baronie mancherorts gefeiert, andernorts hingegen die selbstherrliche Entscheidung des Fürsten streng verurteilt.
  • Ende Firun: Im Gegenzug für Travianos Unterstützung erkennt Königin Salkya Firdayon das Fürstentum Urbasi an.
  • Anfang Peraine: Entgegen aller Erwartungen gelingt es dem Fürsten Traviano sein Fürstentum nach dem Tode Salkyas auch von Königin Aldare Firdayon anerkennen zu lassen.
  • 7. Rahja: Fürst Traviano wird bei einem Ausritt ermordet.
  • Mitte Rahja: Nach dem Tod des Herrschers kollabiert das Fürstentum Urbasi. Gestützt auf die Besitzstandsgarantie des Sikramtaler Ritterbunds bekräftigt Leomar den Anspruch auf die Baronswürde Siburs, die ihm (nach eigener Auffassung) von zwei Königinnen durch die Anerkennung des Fürstentums bestätigt worden ist.

1030 BF

  • Ende Rondra: Comto Protector Ralman erhebt einen verdienten Recken zum Statthalter von Sibur, wodurch die sicher geglaubte Herrschaft Leomars über die Baronie Sibur ins Wanken gerät. Das Castello Salmanya erhält wieder große strategische Bedeutung für die della Pena.
  • Mitte Efferd: Um deutlich zu machen, dass Ralmans Statthalter über die Stadt Sibur allein, aber keine weiteren Ländereien gebietet, ernennt Leomar seinen Neffen Armato della Pena zum Herren über die Signorie Sibur – ein Gebiet, das bislang zum Herrschaftsgebiet der Stadt gezählt wurde.

Die Parteien

Machtsphären in der Baronie: Löwentreue (grün) und Loyalisten (rot)
Leomar della Pena

Baron Leomar

Die Anhänger Baron Leomars, nach dem Wappen des Hauses della Pena auch Löwentreue genannt, rekrutieren sich vor allem aus konservativen Adelsgeschlechtern, die sich einer Auflösung der alten Lehensstruktur widersetzen. Auch die Separatisten, die schon immer für eine eigene Baronie Sibur eingetreten sind, sammeln sich unter dem Banner des geflügelten Löwen. Paradoxerweise sind selbst die Parteigänger der Radoleths Anhänger des Barons, denn obgleich die Baronie früher deren Hausgut war, ist die Chance selbst wieder an die Herrschaft zu gelangen nach der beinahe vollständigen Auslöschung der Familie in Sibur (s.o.) verschwindend gering.

Seine Traditionsverbundenheit hat Leomar zudem bei der einfachen Landbevölkerung recht beliebt gemacht.


Argumente der Löwentreuen

  • Ralman hat einen Statthalter für die Stadt Sibur ernannt, nicht für die Baronie. Das Umland und die übrigen Signorien stehen also Baron Leomar zu.
  • Leomars Herrschaft über die Baronie wurde von zwei Königinnen bestätigt [Salkya und Aldare durch die Anerkennung des Fürstentums Urbasi].
  • Die della Pena haben schon vorher viel für die Region getan, als sie die Lutisanen hier vertrieben haben.
  • Die della Pena sind ein tapferes Rittergeschlecht, so wie wir [von den alten Adelsfamilien].
  • Der Statthalter von Sibur ist ein tapferer Streiter für das Reich, dem die Herrschaft über die Stadt durchaus zusteht, allerdings ist er viel zu selten vor Ort, um eine ganze Baronie regieren zu können.
  • Obwohl er zu dieser Zeit in der Stadt weilte, konnte der Statthalter nicht verhindern, dass die Radoleths grausam von einem wütenden Mob gemordet wurden. [Man bezeichnet ihn teilweise sogar als Sympathisant der Republikaner, deren Ideen er bereits in Belhanka unterstützt haben soll.]


Löwentreue Gebiete

Das Umland von Sibur ist zweigeteilt: die Gegend um Siburetta gehört zur Machtsphäre Urbasis. Dieses Gebiet untersteht unangefochten der Kontrolle Leomars, der hier auch als Podestat der Stadt Urbasi fungiert. Die direkte Umgebung von Sibur zählt zwar auch zur Signorie Sibur über die nominell Armato della Pena herrscht, dieser Anspruch besteht jedoch nur auf dem Papier.

Ebenso geteilt ist die Signorie Regredia, denn der Westteil gehört als Präfektur Truffelin zur Urbasiglia und damit den Unterstützern Leomars, während um Regredia mit Orphiles d'Auspizzi ein erbitterter Feind des Barons das Sagen hat. In der Signorie Andima sieht die Sache anders aus: Signora Bascanai von Andima interessiert sich zwar herzlich wenig für den Konflikt – schließlich hat sie als Spektabilität der Anatomischen Akademie Vinsalt ganz andere Dinge im Kopf –, doch ihr Vogt zählte schon immer zu den eifrigsten Sezessions-Befürwortern und ist nun einer der glühendsten Anhänger des Barons. Auch die Signorie Monterado steht auf der Seite der della Pena, schon weil diese den feigen Mord der Siburer an der gütigen Elanor von Radoleth-Sibur, der ehemaligen Verwalterin der Signorie, gerächt haben.

Der Statthalter Ralmans

Ralman von Firdayon-Bethana

Die Getreuen des Statthalters von Sibur bezeichnen sich als Loyalisten, da sie in erster Linie treu und loyal zum Haus Firdayon stehen. Sie sind stolz darauf, dass ihre Gegend schon seit Langem zur Hausmacht des Kaisergeschlechts gehörte und nun dem Comto Protector und Fürsten von Vinsalt untersteht. Der von Ralman eingesetzte Statthalter übt von Sibur aus die Kontrolle über die Region aus.

Auch wenn nie genau festgelegt wurde, wie weit die Befugnisse des Statthalters über die Stadtgrenzen von Sibur hinaus Geltung haben, legen die Loyalisten die weitestmögliche Interpretation zu Grunde und zählen den gesamten Oberlauf des Sikram dazu. Da der Statthalter selbst häufig außerhalb tätig ist, haben die Loyalisten oft freie Hand in seinem Namen gegen Baron Leomar vorzugehen – häufig auch um alte Rechnungen zu begleichen oder ihre eigene Macht auszubauen.

Vor allem die Bürgerschaft von Sibur selbst, aber auch die städtische Bevölkerung in den anderen Orten der Region favorisiert die neue Ordnung der Stadtherrschaften und orientiert sich an der mächtigen Metropole Vinsalt sowie dem Fürsten Ralman.


Argumente der Loyalisten

  • Der Comto Protector ist der Regent des Reiches und er persönlich hat den Statthalter von Sibur eingesetzt und im Rang einem Baron gleichgestellt. Somit kann unzweifelhaft kein Baron neben ihm stehen.
  • Leomar ist zweimal in aggressiver Eroberungsabsicht in Siburer Gebiet eingefallen. So jemand kann nicht rechtmäßiger Herrscher der Baronie sein.
  • Der Statthalter von Sibur gehört zu den verdientesten Helden des Reiches. Ihm und seinen Gefährten ist es zu verdanken, dass der Thronfolgekrieg endlich ein Ende gefunden hat. Außerdem hat er sich um die Region besonders verdient gemacht, als er die Bürger von Sibur vor den fehlgeleiteten Draconitern beschützt hat.
  • Die della Pena sind Mirhamionetten des Grafen Croenar von Marvinko, der schon oft versucht hat seine Macht bis Sibur und Radoleth auszudehnen. Wenn man den Baron unterstützt, dient man auch dem Grafen.
  • [Alternativ:] Die della Pena sind treue Diener der Stadt Urbasi. Die Fürstliche Gemeinde will die alten Grenzen des Fürstentums Urbasi wieder herstellen.
  • Ein Festhalten an der alten Lehensstruktur ist eine unsinnige Haltung, die einem fortschrittlichen Denken und Handeln entgegenläuft und jeden Aufschwung verhindert.


Loyalistische Gebiete

Die Stadt Sibur ist die Hochburg der Loyalisten, die nicht einmal der Baron ihnen streitig machen will. Beim direkten Umland der Stadt sieht das schon anders aus. Dieses gehört aus Sicht Leomars als Signorie Sibur zu seinem Hoheitsgebiet, während es die Siburer als rechtmäßigen Teil der Stadt betrachten.

Der verbliebene Teil der Signorie Regredia unter Orphiles d'Auspizzi ist ein weiteres Kerngebiet der loyalistischen Bewegung. Orphiles stand den Truppen der della Pena im Krieg in der Urbasiglia gegenüber und konnte sich behaupten. Umso bitterer war, als ihm dann zur Zeit des Fürstentums sein alter Widersacher Leomar als Lehnsherr vorgesetzt wurde. Als der Statthalter eingesetzt wurde rieb er sich die Hände und warb in der ganzen Region für die Sache der Loyalisten.

Die Signorie Walderach ist ein Gut des Hauses Firdayon und steht als solches natürlich auf Seiten Ralmans bzw. seines Statthalters. In jedem Fall beugt man sich keinem umstrittenen Baron, der von einem (Urbet-)Marvinko ernannt wurde.

Neutrale

Natürlich ist einem Großteil der Landbevölkerung ziemlich egal, wer den Zehnt von ihnen eintreibt und die Erträge ihrer Felder verschwendet, aber auch die Stadt Radoleth hat im Streit um die Macht keine Patei ergriffen. Die reiche Kurstadt unterstützt mal diese, mal jene Fraktion und kann es sich leisten Abgaben an beide zu zahlen, um es sich mit keiner Seite zu verscherzen. Dennoch pocht man auf seinen Status als eigenständige Stadtherrschaft und erhebt Anspruch auf die ehemalige Signorie Radoleth. Insofern kommt es weder in Frage sich der konkurrierenden Stadt Sibur zu unterstellen, noch sich einfach in die Baronie Sibur einzugliedern.
Anders als die Bürgerschaft Radoleths sympathisieren die Adligen des Umlands jedoch mit Baron Leomar, denn auch hier gab es schon lange separatistische Tendenzen, die sie unter der Herrschaft der della Pena als erfüllt sehen.

Auch die Stadt Urbasi mischt sich in den Konflikt nicht ein. Obwohl Leomar dort ein wichtiger Machthaber ist, unterstützt die Civita Principesca seine Ambitionen offiziell nicht. Nur die Gebiete um Siburetta, die der Baron in Ämterunion als Podestato von Sibur im Auftrag der Gemeinde verwaltet, und die Präfectur Torrini, die von Leomar nicht als Teil seiner Baronie betrachtet, von den Loyalisten jedoch beansprucht wird, würde die Gemeinde Urbasi notfalls auch mit Waffengewalt verteidigen. Dass Baron Leomar die Befugnisse seiner Ämter in Urbasi jedoch nutzt, um sich Vorteile im Ringen um Sibur zu verschaffen, ist unbestreitbar.

Irdisches

Der ganze Sibur-Plot resultiert irdisch aus dem Belohnungs-Kapitel der Königsmacher-Kampagne. Hier wird einem geeigneten Spieler-Helden der Titel des Statthalters von Sibur angeboten. Da im Briefspiel kurz vorher Leomar zum Baron von Sibur ernannt wurde, habe ich aus der Not eine Tugend gemacht und diese Story darum gesponnen.
Das Ganze soll sich irdisch erstmal nicht klären, daher plane ich keine Feldzüge, Kampagnen oder andere kriegerische Handlungen. Vielmehr soll das ganze eher langfristig als Hintergrund für diverse Intrigen, Verwicklungen und Verhandlungen nutzbar sein.
Plausibel ist die Beibehaltung dieses Schwebezustands dadurch, dass beide Kontrahenten, Leomar und der Statthalter, am Streit um die Region weniger Interesse haben als die jeweiligen Parteigänger. Den Statthalter interessiert vornehmlich die Kontrolle von Sibur selbst (und vielleicht wird er ja auch weiter auf Abenteuer ziehen), Leomar geht es vor allem um den Barons-Titel und die Abgaben aus den Löwentreuen Gebieten. Somit wird dieser Konflikt keine großen Wellen schlagen, sondern ist eher ein Streit um Symbole und Namen als um wirkliche Macht.
Ein anderer interessanter Aspekt ist die Auseinandersetzung zwischen altem (Lehensstruktur) und neuem (Stadtherrschaften) System, der hier konkret ausgetragen wird und nach den früheren Beschreibungen auch gut in die Region passt.