Scheitern der Heilig-Argelion-Konferenz (1031/32 BF)

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Zum Kontext siehe Pontorriat Torremund sowie Torremundzwist (1032 BF).

Präliminarerklärung der Torrems

Erster Satz
Die Sicherheit des Eigentums ist ein Satz der praiotischen Ordnung. Wer die Sicherheit des Eigentums missachtet, steht außerhalb des göttlichen Gesetzes und muss mit Praios gezüchtigt werden. Aus einer Missachtung des Eigentums, aus einem Raub, kann kein Titel auf eine Sache resultieren.
In dieser praiotischen Satzung liegt Vernunft, denn

ad 1) wäre das Gegenteil der Fall, so müsste der enteignete Grundbesitzer seinem Feind die Hand reichen und erklären, die Macht des Faktischen habe einen neuen Rechtszustand geschaffen. Er müsste ebenso erklären, weitere Gewaltstreiche dürften auch inskünftig neue Rechtszustände schaffen.
ad 2) wäre das Gegenteil der Fall, so müsste morgen etwa der Kaufherr dem Plünderer seines Lagers die Hand reichen, ihm auf die Schulter klopfen und erklären, jener habe durch den Gewaltstreich ein Recht erworben. Ebenso müsste er erklären, auch künftige Plünderungen seines Lagers schüfen neue Rechtszustände.

Und also, wie die exempla zeigen, müsste eine Missachtung des Eigentums in die Anarchie führen. Alle praiotischen Seelen folgen daher der Ordnung.

Das Haus Torrem wurde im 1028ten Jahre um die Sicherheit des Eigentums gebracht, indem eine Zusammenrottung von Einfältigen zu Torremund Eigentum des Hauses appropriierte. Der so genannte Pontorriatus Torremundiae maßt sich seither die Macht über fremden Grund an. Dies darf nicht geduldet werden.

Zweiter Satz
Die Herrschaft des gemeinen Mannes (= einfaches Volk) führt in das Chaos. Aus diesem Grunde ist sie praioswidrig und verdammenswert. Wo die Menge urteilet, da folget sie nämlich ihrem Fresstriebe, ihrer Lust an der Zerstörung und ihrem Fortpflanzungstriebe. Nie jedoch folget sie der Frau Hesinde, denn jener sind nur wenige teilhaftig. Daher haben es die Väter eingerichtet, dass niemals der gemeine Mann herrscht.
In dieser praiotischen Satzung liegt Vernunft, denn

ad 1) wäre das Gegenteil der Fall, so würde eine Herde den Richterstuhl einnehmen und durch ihr mehrheitliches Blöken der praiotischen Vernunft zu obwalten suchen. Dies wäre jedoch praioswidrig.
ad 2) wäre das Gegenteil der Fall, so würde die Fressgier der Herde auf dem Richterstuhl über die Wahrung des Eigentums entscheiden. Dies wäre jedoch praioswidrig und mündete endlich in das Chaos.
ad 3) wäre das Gegenteil der Fall, so würde die angegriffene Herde über Rondra oder Travia entscheiden dürfen. Kein weiser Mann mit besserem Urteil würde ihr zu steuern wissen. Dies wäre jedoch praioswidrig und führte in eine Blutstürzung.

Daher haben es die Väter eingerichtet, dass es stets einen Herrn und seinen vernünftigen Ratschluss gibt. So mag man ihm einige Weise beiordnen oder dem Kaufmannsstand ein Interesse geben - immer jedoch gibt es einen Herrn. Wer aber diesen Satz missachtete, ohne dass der Herr eingewilligt hätte, verletzte seine praiotische Legitimität. Dürfte nämlich eine Herrschaft schlicht usurpieret werden, so dürften späterhin immer wieder feige Anschläge erfolgen. Dies würde in praioswidriges Chaos führen.
Ebenso jedoch haben es die Väter eingerichtet, dass niemals eine Herrschaft bestehe, ohne dass die Weisen oder - ein wenig, nach dem hesindemäßigen Vermögen - auch das Volk an ihr teilhabe. Wie das Beispiel der Garether Statthalter gezeigt hat, führt nämlich auch die Herrschaft des Einzelnen in das Unrecht. Also solchem zu steuern, gab es unter den Königen den Cron-Convent, dass die Herrscher nicht versucht würden und Praios' Auge für sich allein beanspruchten. Deshalb muss ein ordentliches gemeines Wesen einen Herrscher haben und das wachende Auge der Weisen. Niemals aber darf die Legitimität verletzt werden, denn dies würde morgen wieder Verletzungen erlauben usw.

Das Haus Torrem, dessen Herrschaft über Torremund seit bald 1.000 Götterläufen währt, wurde in seinem legitimen Titel verletzt. Im 1028ten Götterlauf hat eine Zusammenrottung sich der praiotischen Ordnung entschlagen. Dies darf nicht geduldet werden. Ferner strebt das Haus Torrem den Erlass eines Fundamentalgesetzes an, um die Ordnung in Torremund wiederherzustellen. In diesem Vermögen hat es keinen Herrn, ist aber vielmehr selbst Herr. Und dennoch strebt das Haus Torrem Konsultationen mit den Efferdiern und den Urbasiern an, um Rat einzuholen. Das Ziel ist eine Ordnung aus legitimer Herrschaft und einer an die Weisen und an das Volk delegierten Verantwortung. So ist es in Belhanka. So ist es in Efferdas. So ist es in Toricum. So ist es in Urbasi. So auch soll es in Torremund sein. Alles andere hieße, den Verführungskünsten und dem schlechten Rat extraalveraneidischer Entitäten zu folgen und den guten Göttern entsagen. Wer sich also gegen unseren praiotischen Sinn stellt, der ist unser Feind.

Gegeben zu Toricum am zweiten Tage der Rahja im 1031ten Jahre nach der Zerstörung Bosparans

Präliminarerwiderung im Senat von Efferdas

Im Senat von Efferdas. Kalman Phecadio Torrem hat obgemeldte Erklärung vorgetragen, nachdem Elanor von Efferdas die Thematisierung der Torremundfrage hinsichtlich des Motivs dargelegt haben wollte.

Nach der Verlesung erhebt sich Senator Kanbassa: "Dies beantwortet zwar nicht alle Fragen der Frau Senatorin (Elanor), doch lasst mich zunächst antworten: Menschen können nicht Eigentum sein. Sklaverei und Leibeigenschaft gibt es nicht im Reiche des Praiosenkels Horas. Die Letzte, welche jenes versuchte, ist heute tot und vergessen, der Name ihrer Familie getilgt aus diesen Landen. Somit kann auch Herrschaft über Menschen nicht Eigentum sein und das Volk hat das Recht sich gegen eine Herrschaft aufzulehnen, insbesondere wenn sie nicht gut ist, denn jene widerspricht auch fundamental dem Wille Praios nach guter Herrschaft. War denn die Herrschaft gut in Torremund? Nein! Die Lebensader der Stadt wurde zerstört, Menschen starben und es wurde Feuer gelegt durch kleinmütigen Hader. Wahrlich keines der beteiligten Häuser hat hier Ruhm auf seinen Schild laden können." (Senatorin Efferdas räuspert sich kurz, schweigt dann jedoch mit gesenktem Blick) "Und war es hernach eine Herrschaft der Gierigen? Nein die Brücke steht zum Fromme aller wieder, die Stadt prosperiert und war unserer Republik in Verträgen praiosgefällig treu. Treuer als es das Haus Torrem Efferdas gegenüber war. Conclusio: Der Pontorrerat ist legitim und fähig zu herrschen. So soll es auch in Zukunft sein!"

Kalman Phecadio Torrem - Senator von Efferdas

Darauf Senator Kalman: "Considerabilis, seit Generationen haben wir an der Torre gegen den Urbeter gestanden und mit Gut und Blut die efferdischen Lande geschützt. Wollt Ihr unsere Herrschaft für schlecht zeihen, weil vor einigen Jahren die götterungefällige Trennung der Stadt durch einen Gewaltstreich des Urbeters erzwungen wurde, durch Traviano Nepolemo von Urbet-Marvinko? Eine solche Kausalität dürfte nicht vorliegen, gleichwohl unser Haus wohlresolviert den Travienbund mit den Marvinken gesucht hat, um deren Blut zu veredeln und ihnen die Roheit zu nehmen. Die Herrschaft der Torrems war also nicht ungerecht. Vielmehr ist unser Haus in mehrfacher Hinsicht verdient und heldisch zu nennen.
Und das Volk soll ein Recht auf Widerstand haben? Wohin aber führte es, überließe man einen solchen Ratschluss dem gemeinen Manne? Nehmt dies an, und morgen könnte mit gleichem Rechte Euer gemeines Gesinde sich gegen Euch erheben und - sei es aus Drangsal, sei es aus schlichter Gier - unbotmäßig werden und Euch aus Eurem Hause jagen. Oder lasst ein Kind entscheiden, ob es seine bittere Medizin einnehmen will.
Überdies sind wir nicht der Auffassung, im Horasreich gäbe es Leibeigenschaft oder gar Sklaverei. Aber wir waren die Kapitäne von Grund und Boden, der uns gehörte. Was tut Ihr, wenn morgen die Mannschaft auf dem Schiffe eines Kauffahrers meutert? Sprecht Ihr ihnen Recht zu? Würdet Ihr dies dulden? Mehr noch: Würdet Ihr es für ein Exempel gelten lassen - und gar ein Recht auf Widerstand erklären oder für Freiheit? Wir nicht. Wir werden um den Nutzen unseres Eigentums gebracht. Der Erbpächter und Dienstmann erhebt sich gegen seinen Wirt. Nein, dies darf nicht geduldet werden.
Item sind wir nicht bestrebt, die Bürgerfreiheit Torremunds zu exstirpieren. Wohl tut eine gute Regierungsform dem Städtchen bitter not, maßen es derzeit das Exil stadtfremder Aufrührer und Anarchisten aus dem ganzen Reich ist. Überdies gebietet die altbosparanische Staatsweisheit den Blick in die Erkenntnis, dass eine reine Volksherrschaft verfallen muss, wie etwa eine Horde Kinder, wenn sie von den Alten nicht behütet wird, trotz guter Seeleneigenschaften zu großen Grausamkeiten sich hinreißen lässt. Also sind wir die Herren von Torremund, um unseren lieben Kindern eine gute Ordnung und Zucht zu geben.

Wir rufen die Republik um Hilfe an. Verweigert sich die Republik, so verrät sie die erste ihrer Pflichten, nämlich die Wahrung des Eigentums und gemeiner Praiosgefälligkeit. Verweigert sie sich, so stellt sie das Faustrecht über den Herrn Praios. Verweigert sie sich, so verliert sie also ihren Anspruch, ihren Gefolgsleuten Gebot zu geben. Verweigert sich die Republik, so kost sie die Anarchie und nicht göttergefälligen Ratschluss und altbosparanische Treue."

Präliminarerwiderung des Hauses Urbet-Marvinko

Die Ordnung des Götterfürsten Praios ist ein unverletzliches Gut. Sie fußt auf Recht und Herrschaft. Dies sind die Grundpfeiler jeder Ordnung und ohne sie ist keine Ordnung, sondern götterlästerliches Chaos.

Doch Recht und Herrschaft bedeuten immer auch Macht, und dies weckt Begehrlichkeiten. Wo Macht herrscht, herrscht so stets auch die Gefahr den Einflüsterungen der Götterfeinde zu erliegen. Wo Macht zur Willkür wird, wird die praiosgefällige Einigkeit von Recht und Herrschaft aufgehoben. Denn Recht ist nicht Gesetz, sondern vielmehr Gerechtigkeit. Und nur Gerechtigkeit mag daher eine Herrschaft als praiosgefällig legitimieren.

Ein Grundpfeiler der Herrschaft ist indes Gehorsam, den der Knecht dem Bauer, der Bauer seinem Grundherrn und der Grundherr seinem Fürsten schuldet. Ungehorsam ist ein Frevel wider die Götter, ebenso wie Ungerechtigkeit. Wo eine Herrschaft aber ungerecht ist, kann sie keinen Gehorsam verlangen.

Im vorliegenden Fall des Aufruhrs und der Begründung des Pontorriats Torremund gilt es daher zu prüfen, ob eines dieser beiden Motive – Ungehorsam oder Ungerechtigkeit – oder gar beide vorgelegen haben. Die Fürsten Urbasis und Efferdas’ – in diesem Fall namentlich Frau Elanor als Vertreterin der Belhankanischen Republik – haben im 1029ten Jahr nach der Zerstörung Bosparans anerkannt, dass Ungerechtigkeit vorlag und den (scheinbaren) Ungehorsam der Bürger Torremunds dadurch verziehen. Nun führt das Haus Torrem Klage gegen die Entscheidung seiner Fürsten, wie es sein gutes Recht ist, zu klären ob seine Herrschaft in Torremund nicht doch gerecht war und folglich tatsächlich Ungehorsam vorlag.

Der Prüfung dieser Fragen will das Haus Urbet-Marvinko gerne beiwohnen und seinen Standpunkt, auf wessen Seite nun Ungerechtigkeit und wo Ungehorsam zu suchen war oder noch immer ist, nach Anhörung aller Beteiligten deutlich machen.

Gegeben zu Urbasi, am 12. Rahja 1031 BF