Meriterfels

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Ehedem: Silem Brahl umsorgt von seinen Töchtern

Auf dem Meriterfels südöstlich von Shenilo liegt der älteste der Weinberge der Familie Brahl. Trotz seiner unmittelbaren Nähe zur Stadt musste die auf dem Hügel thronenende alte Villa im Jahre 999 BF dem Palazzo Brahl als neuer Residenz der Patrizierfamilie weichen. In ihr lebt jedoch weiterhin der Zweig der Vilmire Brahl. Während der Weinbau weiterhin geschäftig vonstatten geht, ist es im alten Gutshaus selbst in jüngster Zeit ruhig geworden. Auch nach dem Auszug des Hauptzweiges der Brahl in die neue städtische Residenz musizierten Vilmires Töchter gemeinsam zur Wonne ihrer Eltern beinahe jeden Abend, während sich die Weinbauern und Erntehelfer in den weiteren Häusern des Hofs von der anstrengenden Arbeit auf dem Weinberg erholten. Wenn sie nicht gerade nach schönen neuen Hüten in Shenilo Ausschau hielten, so flanierten die Töchter tagsüber über das Gut und genossen derlei Beschäftigungen wie das Lesen im Schatten der alten Bäume, das Kugelwerfen in der wärmenden Sonne oder einfach den Ausblick auf die nahe Stadt.

Doch diese Zeiten sind vergangen, seitdem - zum heimlichen Bedauern des Vaters Silem Brahl - die vielen kleinen Gesellschaften, bei denen Mutter Vilmire ihren Töchtern junge Herren und gute Partien vorstellte, durchschlagenden Erfolg hatten: Die Zweitgeborene wurde bereits 1025 BF zur Brahl von Rossreut, als sie einen garethischen Ritter heiratete und aus der Baronie Schwanenbruch nur selten die beschwerliche Reise anzutreten vermag; 1032 BF verließ die älteste Tochter, Purothea, die Ponterra gen Sikram, als sie einen Manifakturisten aus Toricum ehelichte; im selben Jahr schloss auch die Jüngste den Travienbund, mit dem unterfelser Juristen Bassiano Bolburri d.J., der doch eigentlich für ihre ältere Schwester Zerline gedacht war; jene fristet nunmehr ihr Dasein fern ihrer großen Liebe in Sewamund als Leibsecretaria der Lania Luntfeld; Geronita Brahl verblieb zunächst in der Villa, war ihr efferdischer Gatte aus dem befreundeten Hause Kanbassa doch Gesandter seiner Stadt in Shenilo und Geronita selbst für die Weinhandlung Yaquiria Shenilo tätig. Diese Stellung musste sie im Jahr darauf jedoch an ihre zurückgekehrte Base Carisia abgeben und Abschied von den Eltern nehmen, wurde ihr Gatte Rashid doch aus familiären Verpflichtungen ins kleine Dorf Hilmaras in die Republik zurückgerufen. Schließlich schloss auch Traviane am Rande des Königsturniers in Arivor den Travienbund und zog mitsamt brahlerischer Mitgift zu ihrem neuen Gatten, dem Patriachen des Winzeradels Solivino.

Seit dem Auszug ihrer Töchter versucht sich die Signora des Hauses in neuen Betätigungen: Nachdem die Schreckensherrschaft des Despoten Ludovigo von Calven-Imirandi am 23. Travia 1033 BF darin gipfelte, dass dessen Inbrandsetzung der Stadt nur durch schwere Regenschauer - einem Wunder gleich! - scheiterte, begann in Vilmire ein Plan zu sprießen. Sie pries in höchsten Tönen das Wunder des rettenden Herrn Efferd und behauptete, zur gleichen Zeit sei eine Quelle aus dem Meriterfels gebrochen. Wenngleich diese keiner der Rebleute zu sehen bekommen hatte, hoffte sie doch das Wasser als segenreich und gar heilsam gelten zu lassen. Obwohl einige Gerüchte über die Schänken der nahen Kronstraße an die Ohren der Pilger gelangten, die die beschwerliche Reise über Land nach Bethana auf sich nahmen, wurden doch nur wenige - anders als gehofft - auf den Weinberg gelockt; noch weniger dieser armen Reisenden hatte zudem das Gold für kostbare Weine oder dergleichen.

Einige Jahre gingen ins Land, da beauftragte Vilmire Brahl die Künstlerin und oberste Baumeisterin der Weinhandlung, Piara Collina, die selige Quelle doch etwas glaubhafter wirken zu lassen. So wurde auf dem Hof eine hohe Windmühle errichtet, die fortan über dem Meriterfels thront (und eine schöne Aussicht böte, wenn man Zutritt erhielte). Für den Betrachter nicht zu sehen ist, dass im Inneren eine sogenannte Schneckenpumpe, wie sie im Bergwerk oder zur Trockenlegung von sumpfigem Gebiet bekannt ist, das Brunnenwasser hinauf bis zu einem Trichter befördert. Angetrieben wird diese Pumpe von der sichtbaren Windkraft. Das Wasser fällt nun über den Trichter in ein bleiernes Rohr hinab. Das Rohr führt mitten unter die Rebstöcke am nahen Hang des Hügels, wo es steil zur Oberfläche zurückführt. Fröhlich sprudelt dort seither erquickendes Wasser aus dem Boden - während kräftiger Winde des launischen Gottes gar in beeindruckender Höhe. Kaum verwundert es da, dass unmittelbar neben der Quelle ein "alter", verwittert aussehender Efferdschrein "entdeckt" wurde. Die Feldarbeiter und Winzer des Meriterfelses blieben jedoch skeptisch ob der wundersamen Quelle, wäre sie ihnen doch genauso aufgefallen wie der Schrein. Auch die Mühle ist ihnen suspekt. Aus ihren Mündern entsprangen daher leider wenig förderliche Gerüchte, wenngleich andere - bezahlte - Tavernenbesucher in höchsten Tönen die heilsamen Kräfte des gesegneten Wassers priesen. Allein, allzu viele der ohnehin wenig wohlhabenden efferdfrommen Pilger lockte auch dies nicht auf den Meriterfels.

Im Süden führt ein Weg den Berg hinab zur hier nach Osten abbiegenden Seneb-Horas-Straße. Wo die Weinstöcke am Fuße des Berges enden, findet sich ein tsagefällig bunter und rahjagefällig wohlriechender Blumen- und Rosengarten. Er ist der ganze Stolz Silem Brahls. Der ehemalige Capitano verbringt hier viel Zeit, wenn er nicht gerade in seinem Arbeitszimmer ist. Direkt daran anschließend sorgte sich einst seine Tochter Traviane um einen kleinen Gemüsegarten, der frische Speisen für ihre vorzügliche Küche bot. Auf ersteren muss sie seit dem Umzug nach Urbasi leider verzichten, auf letzteres hingegen ihre Eltern. Die im Westen vorgelagerte Wiese wurde in Teilen von Ascanio von Calven-Imirandi erstanden, um auf diesen seine Fischzucht zu betreiben. Die hierfür angelegten Teiche werden durch den Borquat im Norden gespeist.