In Sachen Ramaúd/Travin di Asuriol zu Gast auf Gut Zweiflingen

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Dieser Text entstand im Rahmen des Briefspiels In Sachen Ramaúd und schildert die Unterredung Travin di Asuriols mit Gishtan re Kust auf Gut Zweiflingen am 19. Ingerimm 1033 BF.

„Werter Signor Gishtan re Kust, es freut mich, Euch nun endlich einmal persönlich kennen zu lernen !" Travin die Asuriol erschien pünktlich zur mittäglichen Teestunde in der Casa Zweiflingen.
Nachdem man erste Höflichkeiten ausgetauscht und Drôler Schwarztee mit Rohrzucker und Mittelstädter Küchlein zu sich genommen hatte, wurde das Gespräch dann konkreter: "Ich kann mir gut vorstellen, Euch in Euerem Anliegen zu unterstützen, vorerst als Leumund und dann, abhängig von der Entwicklung dieser Angelegenheit, auch auf andere Art und Weise, dies wird sich zeigen. Was ich mir davon verspreche? Zum einen würde ich gerne Euere Wortgewandtheit zum Nutzen der Familie di Asuriol einsetzen, sei es gesellschaftlich oder auch auf wirtschaftlicher Ebene, gleiches gilt für Eueren schriftlichen Ausdruck. Dann hätte ich noch ein persönliches Anliegen, das idyllische Städtchen Ramaúd betreffend. Wenn Ihr wieder der Herr dort seid, würde ich gerne ein Anwesen das meine nennen, denn die Meeresluft ist sehr gesund und ich könnte mir gut vorstellen, einige Wochen im Jahr dorthin zur Sommerfrische zu fahren. Was haltet Ihr von meinen Vorschlägen, werter Signor?"

Ohne jeglichen Umweg kam der Gast direkt auf seine Erwartungen zu sprechen, die er im Austausch für eine Unterstützung in Sachen Ramaúd erhoffte. Der Erste Rat Shenilos war aus diplomatischen Begegnungen gänzlich anderes gewohnt, doch ließ er sich seine kurzfristige Überraschung nicht anmerken: „Ihr kommt sogleich zur Sache“, sagte er mit einem freundlichen Lächeln. „Das macht unsere Unterredung einfacher, da wir keine sprachlichen Figuren tanzen müssen wie die almadanische Domna beim Ball zum fürstlichen Empfang.“
Gishtan und sein Gast hatten im Salon des Gutshauses Platz genommen. Durch die geöffneten Flügeltüren konnten ihre Blicke hinaus in den noch immer reichlich wildwüchsigen Garten des Anwesens schweifen, wo Orangerie und Voliere eines Besuches harrten. Doch der Baron in spe und der sheniloer Patrizier hatten wenig Sinn für exotische Gewächse wie die Kokoa-Bohne, die im Ingerimm bereits in erster Blüte stand, oder Tiere wie den kreuzschnäbligen Goldwetzer, von dem ein Pärchen in dem begehbaren Käfig umher flog.
„Eure Vorstellungen, wie der künftige Baron von Ramaúd das Wohle Eurer Familia fördern könne, sind klar und weitreichend. Und mir solche Vorschläge zu unterbreiten ist nur recht. 'Eine Hand wäscht die andere', sagt man nicht nur im geschäftstüchtigen aventurischen Süden.“
Der Signor stellte sein Tässchen aus Grangorer Porcellan ab und zog einen kleinen Humidor zu sich heran, der ebenfalls auf dem Tischchen zwischen den beiden Gesprächspartnern stand, öffnete ihn aber nicht. „Ich kann Euch in aller Offenheit zusagen, dass – so es mir auch dank Eurer Unterstützung gelingt, das mir zustehende Erbe zu erlangen – meine Verbundenheit sich in genau gleichem Grade in Wort und Tat niederschlagen soll, in welchem mir zuvor Hilfe zuteil ward. Und die Fürsprache eines wohlwollenden Barons vermag manche Tür zu öffnen, die bislang noch verschlossen ist.“
Leicht in die Ferne blickend rieb sich der alternde Diplomat das glattgeschabte Kinn und überlegte. Einen Moment waren nur der Gesang der Vögel und das sporadische Klappern der Wengerterrätschen aus dem Weinberg draußen zu hören. Dann fuhr Gisthan fort: „Seeluft ist tatsächlich der Gesundheit förderlich, das bestätigten vor einigen Jahren auch die Forschungen des Medicus ya Aragonza. Ich hoffe sehr, dass es machbar werden wird, Euch zur gegebenen Zeit eine Möglichkeit zu eröffnen, Euch an den sanft landeinwärts wehenden Brisen zu erfreuen. Versteht, dass ich allerdings nicht nur Zugriff auf, sondern auch Kenntnis über die Besitzungen in Stadt und Land Ramaúd erlangen muss, bevor über Details entschieden werden kann.“
Nun klappte er das Kistchen aus Zedrelenholz auf und drehte es geöffnet dem Gast zu. Säuberlich aufgereiht lagen darin fingerdicke Rollen aus dunklen, getrockneten Blättern: „Eine Cigarille ist auf ihre Weise ebenso der Gesundheit förderlich wie der Meerwind. Echter Kolchissya-Tabak aus Trahelien“, bot er Travin an. „Lasst uns ein kleines Rauchopfer bringen, während Ihr mir erläutert, auf welche 'andere Art und Weise' Ihr meine gerechten Ansprüche zu fördern vermögt.“

"Nun, wie ihr sicherlich selbst wisst, wird es hier und da unerlässlich sein, Stimmen, das heißt Fürsprecher zu finden und sich diese zu sichern, deren Beweggründe nun einmal nicht in reiner Menschen- oder Gerechtigkeitsliebe begründet liegen, so dass es notwendig wird, "schnöden Mammon" zu investieren. Hier würde ich ins Spiel kommen, um dies zu gegebener Zeit zu übernehmen, damit Euch diesbezüglich keine Bestechung unterstellt werden kann. Wäre dies in Euerem Sinne?"

Gishtan schnitt während dieser Worte Travins eine der feinen Tabakrollen an und entzündete sie mit einem Stücklein Kohle, welches er mit einer kleinen Eisenzange einem auf dem Tischlein bereitstehenden Steinbehältnis entnahm. Da auf diese Weise sein Gesicht hinter einer Rauchwolke verborgen war, konnte der Gast den Ausdruck im Gesicht des Hausherrn nicht erkennen.
Eine herb und nach fernen Gestaden duftende Schwade umwehte di Asuriol, als der Erste Rat antwortete: „Bestechung ist gerade auch unter phexfürchtigen Menschen ein allzu unerfreulich konnotierter Begriff. Ich sehe es vielmehr so: Wer eine hilfreiche Dienstleistung erbringt, Kontakte knüpft und Fortschritte in einer Angelegenheit ermöglicht, dem soll dies nicht zu materiellem Nachteil gereichen.“
Mit einer Handbewegung lud er Travin noch ein Mail ein, doch zu einer Cigarille zu greifen. „Zwar hoffe ich, dass allein die Faktenlage und die praiosgewollte Gerechtigkeit genügen mögen, in Sachen Ramaúd für eine Lösung zu sorgen. Sollten jedoch eher die Wege des Fuchses erforderlich werden, werde ich unter Umständen auf Euren Vorschlag zurückkommen. Eure Möglichkeiten sind in solchen Belangen fraglos größer als die meinen.“
„Im Moment jedoch“, Gishtan drehte die Aschespitze in eine Messingschale, „genügt mir allein zu wissen, dass Ihr bereit seid, für mich auch Wege abseits der breiten, sandsteingepflasterten, sonnenbeschienen Prachtalleen zu beschreiten. Das kann bei unerwartet auftretenden Fährnissen in der Zukunft womöglich viel wert werden. Nun denn, habt Ihr im Moment noch weitere Fragen an mich, ehe ich Euch einen Einblick in die nächsten Schritte auf dem Wege nach Ramaúd gebe?“

Travin di Asuriol nahm nun auch eine Cigarille und entzündete diese. " Ich denke, so weit ist erst einmal alles geklärt. Nun, so gebt mir einen Einblick auf das Kommende in Sachen Ramaúd!"

Der Erste Rat ließ es sich nicht nehmen, erfreut dem Gast das edle Rauchwerk zu entflammen, ehe er fortfuhr: „Der Hohe Lehrmeister des hiesigen Hesindetempels höchstselbst hat damit begonnen, in den Archiven historische Dokumente suchen zu lassen, welche die Rechtmäßigkeit meines Anspruches auf Stadt und Land Ramaúd untermauern sollen. Sind diese zusammengetragen, so werde ich mit Hilfe Advocatus' Leophex die besagte Petition um Wiederaufnahme des Processes abfassen und mit allen nötigen Dokumenten versehen. Dies wird der Zeitpunkt sein, zu dem ich Fürsprecher guten Leumundes wie Euch bedarf, auf dass mein Schreiben am Hofe des Horas Gehör finde.“
Gishtan drehte ein weiteres Stückchen Asche in die Schale und schob diese dann Travin hinüber. „Und dann werden wir sehen, wie in die Sache Ramaúd neuerlich Bewegung kommt.“

(fe, wus)