Briefspiel:Urbasi nach dem Verrat (3)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi: Urbasi nach dem Verrat (2) Stadt Urbasi klein.png


Alessandero dell'Arbiato, 23. Praios:

Alessandero dell'Arbiato

"Damnum, quod quis sua culpa sentit, sibi debet, non aliis imputare - Einen Schaden, den man durch eigene Schuld erleidet, muß man sich und nicht anderen zuschreiben", erhob sich Alessandero dell'Arbiato und schaute herausfordernd in die Runde. "So will ich nicht von der Schuld meines Amtsbruders Flavoria, unseres Gonfaloniere, sprechen. Denn so, wie er in seiner Unschuld und seinem Vertrauen von dem verräterischen Torrem verraten wurde, so wurden wir alle verraten."

Mit einer Armbewegung wies er auf Leomar della Pena: "Auch von der Schuld meines Amtsbruder della Pena will ich nicht sprechen. Denn obwohl er bereit war, zugunsten des Torrem das Schwert gegen unsere geliebte Heimat zu ziehen, obwohl er fidus Leomar, der getreue Leomar des Torrem war, so sage ich hierzu nur: Qui leviter credit, deceptus saepe recedit. Wer leichtgläubig ist, wird oft hereingelegt. Denn, werte Freunde, auch ich spreche mich nicht von dem Irrglauben frei, den Worten des Torrem vertraut zu haben."

Alessandro sprach diese Worte mit scheinbar bekümmerter Stimme, bevor er beschwörend fortfuhr: "Nun, Brüder und Schwestern, stellt sich die Frage, was zu tun ist? Wollen wir mit einem Achselzucken das verräterische Treiben des Efferdiers sanktionieren?

Ich sage NEIN!

Wollen wir uns dem Spott des Efferdiers aussetzen, der unseren Gonfalioniere der Lächerlichkeit preisgab?

Ich sage NEIN!

Wollen wir dem Verrat des Torrem weiterhin tatenlos zusehen?

Ich sage NEIN!"

Mit wuchtiger Stimme fuhr dell'Arbiato fort: "Meine Freunde, unsere Vorfahren blicken nunmehr auf uns herab. Mit Abscheu betrachten sie diese Versammlung. Sie winden sich in ihren Gräbern. Und sie verfluchen uns. Denn wir sind ihrer nicht würdig. Unsere Vorfahren, Brüder und Schwestern, wollen Gerechtigkeit. Sie verlangen die Bestrafung der Schuldigen für diesen Verrat, für dieses abscheuliche Verbrechen wider Praios. Und nicht Worte werden für Gerechtigkeit sorgen, sondern Blut und Stahl!"

Lauter sprach er nun und jeder Satz hämmerte wie das Werkzeug Ingerimms: "Und daher muß unser Schlachtruf lauten:

Efferdas delenda est!

Efferdas muß ausgelöscht werden. Denn diese Schlangengrube unterstützt den Torrem! Dieses Rattennest weidet sich an dem Verrat! Diese Ansammlung rückgratloser Gestalten wäre auch Borbarad gefolgt! Dieses lächerliche Ultimatum, von dem hier gesprochen wurde, diese Bitte um Stellungnahme, diese unerträgliche Kriecherei, meine Freunde, all diesem kann ich nur mit drei Worten begegnen: Efferdas delenda est!"

Dann kam der Höhepunkt der Rede, Alessandero richtete sich zu voller Größe auf und übertönte mühelos das Gemurmel, welches sich bei seinen letzten Worten erhoben hatten:

"Efferdas delenda est! Hört ihr das Volk dort draußen? Instinktiv weiß es, daß nur efferdisches Blut diese Schmach von unserem Gonfaloniere abwaschen kann.

Efferdas delenda est! Auch für meinen Amtsbruder Leomar der einzige Weg, seinen beschmutzten Schild zu reinigen und seine Ehre wiederherzustellen.

Efferdas delenda est! Dies muß unser Schlachtruf sein, meine Freunde, oder wir sind unwürdig vor den Zwölfen und vor Dere.

"Efferdas delenda est, sage ich! Und ich verhülle mein Haupt in Scham, daß ich hier diese Worte sprechen mußte, um Gerechtigkeit zu verlangen! Ich schäme mich, uns an die Pflichten gegenüber Praios und Rondra erinnern zu müssen. Denn wir sollten nicht Briefe schreiben, keine höflichen Worte, keinerlei kriecherisches Getue, meine Freunde. Blanker Stahl soll unsere Ehre wiederherstellen, das Schwert unsere Botschaft sein und mit Rondra wollen wir kämpfen, damit efferdisches Blut die Schmach von Torremund tilgt. Und so sage ich, sammeln wir unsere Streiter, bewaffnen wir uns und rüsten zum Kriege. Rondra selbst verlangt es:

Efferdas delenda est!"

Mit diesem theatralischen Höhepunkt setzte sich dell'Arbiato wieder.


Miguel & Niccolo Flaviora, 23. Praios:

Niccolo Flaviora

Bei der Rede Leomars lag nur für einen kurzen Moment Verwunderung und Ungläubigkeit im Gesicht des Gonfalonieres, als Alessandro das Wort ergriff, hörten die Personen um Miguel herum merklich das Knirschen seiner Zähne. Er nickte kaum sichtbar in Richtung Niccolos während der Rede. Er selbst wollte noch ein wenig warten. Nachdem Alessandro seine Rede beendet hatte, erhob sich Niccolo als Vertreter der Stimme der Wollzunft.

„Es freut mich euch so engagiert vor dieser Ehrwürdigen Versammlung zu sprechen Priori Structuris, auch wenn ihr der letzte seit, von dem ich erwartet habe, dass ein Krieg seine Lebensgeister weckt. In den letzten Wochen wart ihr so still… …oder lasst es mich besser ausdrücken… …gelangweilt.

Die letzten zwei Jahren habt ihr Priore Alessandero und andere oft von ihren Ahnen gesprochen. Von alten Rechten und von der Gewalt die schon immer in der Hand der Case Nobili lag. – Die heutige Situation mag das Ergebnis dieser Ansicht der Welt sein.

Nun ich werde mich nicht anmaßen über eure Ahnen zu urteilen, aber ich weiß über die meinen. Sie unterscheiden sich [mit einem Blick in Richtung Miguel] – offensichtlich.

Nun habt ihr ein neues Thema gefunden, ihr sprecht nicht über Schuld - auch gut – ihr sprecht über die Vernichtung Efferdas'.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir vom Verrat der Torrems, vom Verrat Torremunds und vom Verrat der Baronin von Efferdas. Möget ihr diese verfluchen wie ihr wollt.

Möget ihr – Leomar - glauben, dass Pfeffersäcke schuld am Verrat der Torrems sind. Lässt der Adel sich nun wankelmütig von Händlern verleiten? Ich habe Stimmen in dieser Versammlung gehört, die vehement und von Anfang an ihr Mistrauen und sogar ihre Missgunst gegenüber den Torrems geäußert haben, ohne das efferdische Patriziat in ihre Rechnung einbeziehen zu müssen. Es wundert mich nicht, dass sich diese Zweifel bestätigt haben.

Nun ich spreche heute für die lebenden – die Wollzunft - und ich kann euch sagen, sie sucht nicht den Krieg um jeden Preis und schon gar nicht die Vernichtung einer Stadt. Ich spreche für Bürger, nicht für Krieger und in unserem Stande verlangt Verrat die Genugtuung am Verräter - nicht an seiner Heimat. … Mag diese sich gegen uns stellen? Gut dann sucht sie den Krieg und lasst uns dafür vorbereitet sein.

Ich habe Vertrauen in diese Versammlung, die ihrer Aufgabe und Verantwortung gerecht werden wird. Meine Ahnen werden sich nicht vor Schande winden müssen, solange die ehrwürdige Signoria der Fürstlichen Gemeinde des Heiligen Agreppo nicht um sich schlägt, wie eine tollwütige Bestie im Todeskampf.“


Aliena di Taresellio, 23. Praios:

Aliena di Taresellio

Mit einem gewinnenden Lächeln erhob sich nunmehr Aliena dell'Arbiato, welche anstelle ihres Gemahls den Sitz als Patrona der Steinzunft innehatte. Als das Gemurmel verstummte, hob sie an:

"Verehrte Anwesende, ich kenne meinen Gemahl seit langer Zeit und hege keinen Zweifel, dass nur tiefe und aufrichtige Empörung über den efferdischen Verrat ihn zu seiner Rede zwang. War er doch der Ansicht, dass während der vorangegangenen Verhandlungen mit dem Torrem der Gonfaloniere der Stadt, Signore Flaviora, mit ganzen Kräften die Interessen der Fürstlichen Gemeinde vertreten und den Forderungen des Efferdiers entgegentreten würde. Doch, mit Verlaub, dies ist ein Streit um des Esels Schatten, wenn Ihr das Wortspiel verzeiht. Denn uns gereicht es nicht zur Ehre, weiter über Schuld und Sühne zu diskutieren, wenn Urbasi von uns Taten erwartet und keine bloßen Absichtserklärungen."

Mit einer rhetorischen Pause wartete Aliena einen Augenblick ab, bevor sie wieder mit einer Handbewegung um Ruhe bat:

"Erlaubt mir daher, die Frage aufzuwerfen, wie wir reagieren wollen, sollte das vorliegende Schreiben von efferdischer Seite nicht beziehungsweise nicht zur Zufriedenheit Urbasis beantwortet werden. Sicherlich stimmen mir alle zu, dass die auslösende Tat, der Verrat der Torrems mit der Okkupatio Torremunds, nicht von unserer Seite ignoriert werden darf. Doch wollen wir nicht übersehen, dass auch von efferdischer Seite der torremsche Verrat unterstützt wurde:

Denn hat nicht der efferdische Senator di Camaro den Torrems vor Torremund den Rücken gestärkt? Hat nicht Elanor von Efferdas mit eigener Hand einen Bündnisvertrag ausgefertigt, welcher die urbasischen Rechte für nichtig erklärte? Und haben nicht die efferdischen Mitglieder dieses obskuren Parvenusbundes die Erklärung unterfertigt, mit welcher Urbasi Genugtuung und Buße verweigert wurde? So ist denn in unserer Wahrnehmung der Verrat der Torrems ein Verrat und Treuebruch Efferdas - und eben dies, Signore Niccolo, entzürnte meinen Gatten und entfachte das Feuer Rondras in ihm.

Nicht nur unseren Gonfaloniere in seinem kindlichen Vertrauen machte der efferdische Verrat zum Gespött vor Praios und Horas, auch unser lieber, guter aber leider naiver Amtsbruder Leomar wurde von den Torrems ausgenutzt und der Lächerlichkeit ausgesetzt. Und damit ist auch unsere Fürstliche Gemeinde dem Spott des Landes preisgegeben worden. Ich glaube, wir alle sind uns einig, dass dieses Tun nicht ungestraft und ungesühnt bleiben soll. Was aber wollen wir nunmehr tun?

Als erstem Punkt stimme ich den Ausführungen meines verehrten Freundes Auricanius ..."

An diesem Punkt brandete Gelächter auf, welches von Aliena mit gütigem Lächeln ignoriert wurde.

"... meines Freundes Auricanius zu. Wenn Praios das Consiglio einer Prüfung unterziehen will, so kann die Steinzunft sich nicht widersetzen. Ich stimme daher namens der Steinzunft einer Verlängerung der Amtszeit aller Priori zu.

Zum zweiten beantrage ich, für den Fall der weiteren Beschränkung der urbasischen Rechte in Torremund und Efferdas, die Aufstellung einer Streitmacht, welche in rondragefälligem Streite die Ansprüche Urbasis durchsetzt. Welcher Art und in welchem Umfang diese Ansprüche sind, möge das Consiglio nach eigenem Dafürhalten beschließen; jedoch dünkt es mich, dass die Wiederherstellung des status quo ante, einer Wiedergutmachung des durch efferdische Schuld eingetretenen Schadens sowie einer festzulegenden Buß- und Reueleistung als Minimum anzustreben ist.

Zum dritten schließlich soll das Consiglio Boten und Gesandte zu befreundeten Fürsten, Herren und Städten aussenden, auf dass diese Kenntnis von dem Unrecht erhalten, welches unserer Stadt angetan wurde. Die Steinzunft ist überzeugt, dass diese sicherlich genauso empört über den efferdischen Verrat sind wie diese Versammlung und daher mit Rat und Tat zugunsten Urbasis eingreifen werden."


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