Briefspiel:Träume von Salkya/Cordovans Vision

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Briefspielgeschichte aus: Stadt Urbasi.png Briefspiel in Urbasi
Zyklus: Übersicht · Zeittafel · Nachforschungen · Karten · Aramir bei den dell'Arbiato · Splitter-Séance im Haus der Schlange · Cordovans Vision
Datum (aventurisch / irdisch): ab 18./19. Phex 1034 BF / ab September 2012
Beteiligte (aventurisch / irdisch): siehe Übersichtsseite / Familie Aspoldo.png Aspoldo, Familie Cirrention klein.png Cirrention, Haus dell'Arbiato.png Dellarbiato, Haus Doren.png Dorén, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Familie ya Ranfaran.png Ranfaran, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Solivino.png Solivino, Familie Dalidion.png Storai, Familie Carasbaldi.png ZarinaWinterkalt
Schauplatz: Urbasi, ausgehend von der Vorstadt Camponuovo


Cordovans Vision

Autor: Gonfaloniere [mit Dank an Dorén, der seinen SC zur Verfügung stellte]

‘Hast du Rondra schon nackt gesehen?’
Cordovan musste noch immer über die Anekdote zum Sprachgebrauch am unteren Sikram schmunzeln, die ihm einer der wegen der Visionen von Salkya nach Urbasi gekommenen, auswärtigen Geweihten am Abend erzählt hatte. Auch wenn er sich selbst ein wenig ketzerisch dabei vorkam.
Mit schweren Gliedern taumelte er durch den Korridor, der zu den im Nebengebäude des San-Raidri-Tempels gelegenen ‘Gästegemächern’, eigentlich mehr rustikalen Schlafsälen führte. Der Alkohol, dem sie in nicht mehr ganz so ernster Runde vor der Nachtruhe zugesprochen hatten, war ihm doch ein wenig zu Kopf gestiegen.
‘Rahjagesöff? Der Wein heißt ‘Arivorer Blut’ … was soll daran rahjanisch sein …’, kam ihm auch die Argumentation des redseligen Rondrianers diesbezüglich wieder in den Sinn. Nur seiner Gastgeberin, der Schwertschwester Amene di Salsavûr, wollte Cordovan in seinem angetrunkenen Zustand nun besser nicht mehr über den Weg laufen.
Einige Schritte noch, dann war er seinem letzten, seinem einzigen verbleibenden Ziel für heute ganz nahe. Mit schon zittrigen Händen stellte er die ihm in der fremden Dunkelheit so behilflich gewesene Kerze auf dem kleinen Hocker ab, blies sie mit einem kräftigen Atemstoß aus – und ließ sich dann von der Müdigkeit übermannt nur noch ins Bett fallen.


Hufgetrappel schreckte ihn wieder auf. Und leichter Verwesungsgeruch.
Er war auf einem Schlachtfeld, das über und über von Toten bedeckt war. Toten in weiß-roten Gewändern vor allem. Das Schwert der Ardariten, ihr Emblem, lugte auf vielen der einst strahlend weißen Wappenröcke unter Schmutz und Blut hervor.
Zwischen ihnen ritt aber eine einzelne Kriegerin, eine Königin wohl, wie man an der schmalen, reifartigen Krone auf ihrem Kopf erkennen konnte, auf einem noch immer strahlend weißen, regelrecht silbern schimmernden Schimmel davon. Ihr hellbraunes Haar wehte stolz im Wind. In der Hand aber trug sie nur ein zerborstenes Schwert, dessen Klinge kurz oberhalb der Parierstange bereits abgebrochen war.
Das Hufgetrappel musste, ja konnte nur von ihrem Reittier stammen, einem wahrlich wunderschönen Ross, das im Gegensatz zu seiner Reiterin auch keinerlei Blessuren zeigte. Blut rann über das kurze Fell auf dem ungesattelten Rücken, fiel dann in kleinen Tropfen herab, als es am Bauch, zwischen den das Tier mit kleinen Bewegungen lenkenden Beinen der Reiterin, angekommen war – aber es musste ihr Blut sein.
Die Wunden merkte man der Kriegerin indes überhaupt nicht an. Sie ritt, den Blick fest auf den Horizont gerichtet, über eine große Ebene, ließ das Schlachtfeld bald hinter sich, und ritt einfach immer weiter. So stolz, so unbeirrt, so scheinbar fest entschlossen, dass man als Betrachter alles um sie herum allmählich verschwimmen sah.
Oder waren das Nebelschwaden, die die Szenerie in ihrem durchdringenden, matten Grau allmählich verschluckten? Ein Gedanke, der sofort zum Erliegen kam, als sie ihr Pferd plötzlich stoppte. Der Blick der Kriegerin ging nun zu Boden, richtete sich auf die kurze, ebene Grasnarbe – und tatsächlich wies sie auch mit ihrem abgebrochenen Schwert nach unten. Einfach nur nach unten.
Bald hatte der Nebel alles verschluckt: das Pferd, das Gesicht der Kriegerin, ihren Oberkörper und die Beine, ja schließlich sogar die Hand mit dem Schwert …


Dunkelheit. Und ein Rabenkrächzen.


Emblem der vier Schwerter

Die Hand mit dem Schwert, da war sie wieder!
Unbehandschuht, kräftig und doch zweifellos zu einer Frau gehörend, einer Kriegerin gleichwohl. Ein einzelner Ring ‘schmückte’ ihre Finger, wenn es denn überhaupt Schmuck war … Eher ein Siegelring, mit einem sich aus vier übereinander liegenden Schwertern zusammen setzenden Emblem. Schwertern wie auf den Wappenröcken der Ardariten. Und darum Nebel, der sich aber allmählich zurückzog.
Das Schwert, das von der Hand umklammert wurde, steckte im Boden, bis fast zum Griff sogar. Es war ein einfaches Schwert, mit einer nur vage stilisierten Löwin als Parierstange. Einfach, was die Ausschmückung anging, und doch wohl von einem Meister seines Fachs geschmiedet. War das ein ‘S’ auf der Fehlschärfe? Oder eher ein Blitzstrahl? Vielleicht beides?
Details, die in den Hintergrund rückten, denn der Blickwinkel erweiterte sich. Die Hand, die das Schwert umklammerte, zog es nun, ganz langsam und doch bestimmt, aus dem Boden heraus. Vom Griff bis zur Spitze. Eine meisterliche Klinge. Unversehrt und ungebrochen.
Dann war sie wieder zu erkennen: die Kriegerin. Ihr hellbraunes Haar hing ihr in wilden Strähnen herunter, wie eine Löwenmähne. Als sie das Schwert aus dem Boden gezogen hatte, erhob sie sich, wo sie vorher gekniet hatte. In der rechten Hand hielt sie das Schwert am Griff, griff nun aber auch mit der linken danach. Doch nicht nach dem Griff – nein, diesmal nach der scharfen Klinge!
Ein einzelner Blutstropfen löste sich aus ihrer Umklammerung der Schneide, rann ihr an der Hand und über die Fingerknöchel herunter, um dann zu Boden zu fallen. Ein einzelner Blutstropfen, wo sonst kein Blut mehr war. Die Wunden der Kriegerin – sie waren geheilt. Aber konnte das sein? So endgültig wirkten sie zunächst, so tödlich. Und doch, jetzt war von all dem nichts mehr zu sehen.
Die Kriegerin, sie lächelte und griff auch mit der Rechten nun nach der Schneide, richtete die Spitze der Klinge auf ihre eigene Brust. Was hatte sie vor?
Langsam glitt die rechte Hand an der Schneide entlang. Wie scharf diese war … Ein zweiter Blutstropfen rann nun am Metall selbst Richtung Griff herab. Die Kriegerin verzog keine Miene. Sie streckte nur beide Arme weiter aus, schob die Waffe so von ihrem eigenen Körper weg.
Allein: Wohin?
Ein Gedanke, der die Sinne trübte … Nein, das war wieder der Nebel!


Finsternis. Und ein geflüsterter Name: Dapifer. Dann nichts mehr …


Cordovan erwachte. Endlich.
Er war zurück im Schlafsaal des Rondra-Tempels von Urbasi. Es musste früher Morgen sein. Doch welcher? Es fiel ihm wieder ein: der Morgen des 13. Praios 1035 BF. Der redselige Rondrianer lag neben ihm und schnarchte.
Cordovan erinnerte sich an einen weiteren Trinkspruch seines schlafenden Nachbarn vom letzten Abend: ‘Auf St. Halmar, in dessen Festtag wir reinfeiern wollen … und darauf, dass die Ardariten, die morgen in Arivor ihr Treuegelöbnis erneuern, es auch nächstes Jahr wieder tun können!’
‘Oder neue, die in ihre Fußstapfen treten’, hatte der andere, der grimmigere Geweihte, dessen Name Cordovan ebenso entfallen war, noch ergänzt.