Briefspiel:Schwertfest in Urbasi (15)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: 15. Rondra 1033 BF, im Zuge der Marudreter Fehde Schauplatz: Magistratspalast und Renascentia-Platz in Urbasi Entstehungszeitraum: Juli bis September 2011
Protagonisten: etliche Patrizier Urbasis, dazu auswärtige Gäste Autoren/Beteiligte: Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus dell'Arbiato.png Dellarbiato, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, Familie van Kacheleen klein.png Van Kacheleen, Familie Carasbaldi.png ZarinaWinterkalt


Teil 15: Noch mehr Entgeisterung (ohne Früchte)


Autor: Dellapena

Leomar wusste nicht, wie ihm geschah: eben noch hatte ihm der gesamte Platz zugejubelt und er hatte sich in die besten Zeiten als Held von Urbasi zurückversetzt gefühlt und nun war die Stimmung komplett umgeschlagen. Man bewarf seine treue Garde mit faulem Obst und Gemüse und skandierte Sprechchöre, in welchen die tapferen Männer und Frauen, die schon häufig ihr Leben riskiert hatten, um diese Stadt zu schützen, aufs übelste beschimpft wurden. Als er mit dem Gonfaloniere zusammen die Aufstellung der Parade durchgegangen war, schien es ihm eine ideale Lösung, die prächtigen Hausgarden der beiden Adelshäuser mitmarschieren zu lassen. Die Arbalettieri waren zwar gefallen und zerschlagen, aber die Urbasier hatten nichts zu fürchten, denn die kampferprobten Recken von Priore militaris und priore urbis, würden die Stadt zu schützen wissen. Das war die Botschaft, die sie hatten verbreiten wollen. Wie konnten die Urbasier das denn nur so missverstehen?

Baron Leomar Romualdo della Pena ä.H. blickte konsterniert auf die tobende Menge. Er verstand die Welt nicht mehr!


Bereits als die Garden den Platz betraten und anfänglich sogar bejubelt wurden, hatte Lutisana ein schlechtes Gefühlt gehabt. Paraden waren schön und gut und der Pöbel jubelte üblicherweise gerne mit blitzenden Brünnen bewehrten Kriegern zu, doch auch hierbei galt es Fingerspitzengefühl zu wahren. Es gab eine Zeit, um militärische Stärke zu zeigen, und es gab eine Zeit, wo man uralte Traditionen ehren musste. Und das Schwertfest war wie Palio oder Trottora einer der ganz wichtigen Bräuche der stolzen urbasischen Bürgerschaft.

Hätte ihr Vater sie auch nur einmal um Rat gefragt, hätte sie ihm auf eindringlichste Weise davon abgeraten, seine imposante Truppe bei dieser Gelegenheit zu präsentieren, gerade wenn der militärische Stolz der Urbasier durch den Verlust der Arbalettieri im Moment empfindlich gekränkt war.

Und wie zu erwarten kippte schnell die Stimmung. Noch bevor das Volk begann, seinem Unmut mit Sprechchören Luft zu machen, bemerkte Lutisana die mürrischen Blicke der Signori aus den Case Nobili urbis. Diese hatten sofort untereinander zu tuscheln begonnen und warfen dem Gonfaloniere böse Blicke zu.

Sie musste handeln! Und zwar schnell.

Während draußen auf dem Platz die ersten Küchenabfälle flogen, war Lutisana bereits durch eine verborgene Tür aus dem Feiersaal verschwunden udn eilte auf der Treppe nach unten dem Ausgang entgegen, um möglichst schnell ein paar Worte mit ihrem Vater zu wechseln.


Autor: Gonfaloniere

Auricanius, der Praios-Geweihte in den Farben des Hauses vom Rauhen Berg, verfolgte das ganze Spektakel auf dem Renascentia-Platz mit einer unerschütterlichen Seelenruhe – zumindest innerlich, denn rein physisch lief ihm der Schweiß unter dem noch immer nicht abgesetzten Helm wegen der Hitze wie ein Sturzbach herunter. So wie sich die Situation entwickelte, würde das auch noch ne ganze Weile dabei bleiben …

Er besann sich seiner im Noviziat erlernten Meditationstechniken, beschwor seine Selbstbeherrschung. Diese Prüfung hast du dir selbst zum höheren Gefallen deines Herrn auferlegt, redete er sich sein – ein Scheitern kommt nicht in Frage, denk nicht einmal daran! Konzentration durch Verdrängung, skandierte er leise. Also gut … doch wieder politische Positionen durchgehen?

Die Zügel seines schweren Schlachtrosses fester greifend, ließ er es einen Schritt zurück machen, so dass er hinter dem Rücken der meisten anderen Cavallieri einen Blick auf die Vertreter der di Salsavûr und della Pena werfen konnte. Selbst durch die schmalen Sehschlitze konnte er erkennen, wie sehr Baron Leomar von der Situation überrascht zu sein schien. Sollte er mit dem Mitverschwörer hinter dem Mord an seinem Bruder Mitleid haben? Leomar schien immerhin zuletzt um eine Normalisierung der Beziehungen zu den Urbet-Marvinko bemüht gewesen zu sein. Bei den Salsavûr stellte er sich solche Fragen gar nicht erst.

Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen – zum „Glück“ hatte er den Helm auf. Ob Romualdo mit dem Gemüse-Protest gerechnet hatte? Verdient hatte er ihn schon lange, das stand außer Frage. Gespannt harrte er aber auch der späteren Reaktion seines eigenen Nachfolgers oben auf dem Balkon. Panthino war kein Idiot, der wusste spätestens jetzt, dass es im Hause Urbet-Marvinko noch alte Absprachen gab, bei Volksversammlungen auf der Piazza „eine gewisse Munition“ bereit zu halten. Ob er dies nun ändern würde?

Während ihm der Schweiß weiter aus allen Poren drang, bedauerte Auricanius augenblicklich nur eins – dass er die Gesichter oben auf dem Balkon nicht sehen konnte …


Autor: Toshy

Abelmir Zorgazo stand noch immer auf dem Balkon neben seiner Cousine Duridanya und dem Priore Panthino und verzog keine Miene. Was sich unter ihm abspielte war mal wieder eines dieser Schauspiele von Macht und unerwarteten Gegenreaktionen. Was war passiert? Die Machtdemonstration zweier landadliger Familien war hier scheinbar etwas falsch gelaufen. Scheinbar wollte man mit dicken, glänzenden Metallrüstungen demonstrieren: seht her wir stehen euch zur Seite. Doch der Einfacher Pöbel verstand den Aufmarsch falsch. Abelmir mußte sich das Grinsen verkneifen. Nicht aufgrund der unten mit Küchenabfällen verzierten Krieger sonder wegen seiner Cousine Duridanya die das ganze scheinbar ziemlich auf die Palme zu brigen schein. Satzfetzen wie "Eine Unverschämtheit" und "Dass die sich sowas erlauben" waren zu hören, wobei sich Abelmir nicht ganz sicher war für wen seine Cousine hier eigentlich Partei ergriff und ob ihre ganze Empörung ein gespieltes, politisches Theaterschauspiel darstellte oder ob sie sich wirklich derart echauffierte, wie sie hier in erlauchter Gesellschaft zum Besten gab.

Abelmirs Blick fiel unweigerlich auf Panthino, nicht ohne dabei ein gewisses Mitgefühl zu entwickeln. Sie waren sich Beide gar nicht so fremd, der Priore von Urbasi und der älteste Sohn der Kornhandelspartriarchin Varosja. Beide waren sie in etwa im selben Alter und Beide hatten ein ähnliches Problem, dass sich Familie nannte. Abelmirs zänkerte in diesem Augenblick aber nur mit ein paar Angehörigen der urbasischen Adelsgeschlechter. Panthinos Sorgen waren ganz anderer Dimension. Abelmir räusperte sich, nachdem er sich vergewissert hatte, dass seine Cousine außer Hörweite ihr Schauspiel vortrug und ergriff das Wort an Panthino gerichtet.

"Welch unerwartete Wendung!" Sprach er nicht geflüstert aber auch nicht zu laut und wartete höflich ab, bis Panthino sich aus seinen Gedanken gelöst hatte und durch eine Kopfdrehung zu verstehen gab, dass er Abelmir seine Aufmerksamkeit schenkte. "Wenn euch meine Meinung dazu interessiert?" fragte er und als Panthino im höflich deutete das er weitersprechen soll fügte er hinzu: "Mir ist es lieber die Haustruppen bei unseren Cavalleri zu wissen." Was können sie da schon für Schaden anrichten? Schlimmstenfalls kommt es abermals zu Kompetenzstreitigkeiten. Mir ist jedenfalls wohler zu wissen, dass soviele gerüstete und kampfgeschulte Recken an der Seite meines Bruders ins Feld ziehen. "Abgesehen meines persönlichen Interesses an dieser Wendung, finde ich stellen diese Truppen in Marudret weniger Bedrohung dar, als wären sie vor den Toren Urbasis verblieben und alle wehrtüchtigen Recken der Stadt wären ohne sie abgezogen. Der Schatten Travianos schwebt immernoch über den Dächern dieser Stadt und nicht wenige hätten wohl größere Angst davor, dass sich wieder ein Emporkömmling einer Familie, mit Hilfe seiner Haustruppen, an die Macht bringt. Diese Angst in den Herzen der Bürger Urbasis wird hiermit wohl gemindert. Auch wenn sie es jetzt grade noch nicht sehen. Ich denke wir sind mit dieser Lösung besser bedient. Ich für meinen Teil werde mich heute ein Stückweit enspannter zur Nachtruhe begeben."

Abelmirs Augen lösten sich wieder von Panthinos und musterten die Geschehnisse zu seinen Füßen. keinen Augenblick zuspät. Das Weibsgeschnatter in seinem Rücken hatte aufgehört und Duridanya schob ihren schmächtigen Körper zwischen den ihres Cousins Abelmir und dem Priore Panthino. Sie musterte Beide, als wollte sie aufschnappen worum es grade ging, um ihre eigenen Meinung einbringen zu können. Doch die Beiden Männer schwiegen. Abelmir hing seinen Gedanken nach. Unergründlich für Duridanyas sonst so scharfen, hesindegefälligen Verstand. Er hatte gesagt was er sagen wollte. Ob Panthino seine Auffassung teilte oder ob die klaren Augen des Priore mehr gesehen hatten als Abelmir bereit gewesen war Preis zu geben, konnte er nicht sagen. Später würde sich mit sicherheit noch die Gelegenheit bieten, zu erfahren wie Panthinos Reaktion auf Abelmirs Sichtweise war. "Die Zeit ist noch nicht Reif für soviele Dinge" murmelte er ungehört unter den von unten zum Balkon hochdringenden Parolen.


Autor: Gonfaloniere

Panthino war ob der Worte Abelmirs etwas erstaunt. Nicht wegen der eigentlichen Aussage, sondern mehr davon, dass ihm gegenüber sein Vetter Traviano so scheinbar zufällig und unbeteiligt als abschreckendes Beispiel genannt wurde. Das war er nicht eben gewohnt. Die Signori Urbasis schwiegen sich ihm gegenüber über ihre Meinung zu dem vergangenen Stadtherrn sonst entweder aus oder warfen ihm dessen Machenschaften – bevorzugt in der Signoria vor großem Publikum – vorwurfsvoll an den Kopf.

Zur eigentlichen Aussage nickte Panthino indes nur leicht. Natürlich war es besser, die Hausgarden beim Heerbann zu wissen als sie ohne Gegengewicht in der Heimat rumstehen zu lassen. Das war hier bei der Parade aber auch nicht eben der springende Punkt. Die Lutisaner seines eigenen Geschlechts würden schließlich auch gegen den Grafen kämpfen – ohne sich vorher noch einmal in der von den Silbernen Löwen und Eisernen Wölfen gezeigten Manier in den Vordergrund zu drängen …