Briefspiel:Retter des Amtes/II

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Sheniloneu3k klein.png Briefspiel in Shenilo Sheniloneu3k klein.png
Beteiligte (irdisch)
Familie Menaris klein.png Athanasius
Familie Cordur klein.png Cordur
Stadt Ramaud.png Gishtan re Kust
Familie di Asuriol.png Travin

außerdem mit Stimmabgabe

Haus Aurandis klein.png Randulfio
Familie Brahl klein.png Brahl
Haus Calven klein.png Calven
Haus Carson klein.png OrsinoCarson
Haus di Matienna klein.png Di matienna
Haus Gabellano klein.png Gabellano
Familie Tuachall klein.png Lagoil
Haus ya Papilio klein.png Sharane

Die Briefspielgeschichte Retter des Amtes? spannt sich um die Magistratswahlen in Shenilo im Praios 1034 BF. Nach der Wahl des dritten gewählten Gransignore von Shenilo, Leomar Gabellano, steht die Entscheidung über die Ämter des Ersten Rates, Iustitiars und des Secretarios an. Seine Entscheidung verkündete der neue Gransignore schließlich bei seiner Amtseinführung, die auch eine Überraschung bereithielt.


Praios-Tempel Shenilo, im Magistratspalast, 15. Praios 1034 BF

Eine Stimme des Friedens?

Tsatalante Friedensstimme, die Consiliera Yalsicor, erhob sich, nachdem Tankred Menaris, der Consiliere Naclador und Sprecher des Consiliums, das Wort vor dem Consilium an sie weiter gegeben hatte:
"Ich möchte das Wort ergreifen und dem werten Consilium Travin di Asuriol als Kandidaten zum Ersten Rat vorschlagen !" Die Consiliera Yalsicor kam ohne Umschweife auf den Punkt Ihrer Ansprache. "Bereits 1032 BF schlug ich das vermeintlich junge Oberhaupt der Familie di Asuriol als Kandidaten zum Cancellario vor. Damals sprach sich der werte Consiliere Branibor gegen ein Wahl Travin di Asuriols aus mit der Begründung, 'dass es in diesen jungen Tagen unserer Stadtordnung einen Menschen braucht, der durch alle Wandlungen dieser Stadt, alle Wirren ihrer jüngeren Geschichte gesehen, ja miterlebt hat !'" Sie hielt kurz inne und fuhr dann fort: "Sollte dies damals ein Argument gegen die Wahl Travin di Asuriols gewesen sein, so trifft die Forderung oder Feststellung, welche der Consiliere Branibor damals getroffen hatte, heute um so mehr auf die Qualifikation des Herren di Asuriol zu ! Die Wirren und Wandlungen der letzten Monate allein haben gezeigt, dass Travin di Asuriol eine wahrhaftige Persönlichkeit der Stadt Shenilo darstellt, welche gerade jetzt gezeigt hat, wie die Familie di Asuriol zu unserer Stadt steht. Travin di Asuriol ist meiner Meinung nach als Erster Rat ein würdiger Vertreter Shenilos, sei es in der Ponterra oder gerade vor dem Kronkonvent, denn sein Studium in Methumis und auch seine jahrelangen Erfahrungen als Patrizier in unserer Stadt, sind eine hervorragende Basis für dieses Amt!"

Tsatalante Friedensstimme blickte sich um: "Aus diesen Gründen schlage ich Travin di Asuriol als Kandidaten zum Ersten Rat vor und bitte die Mitglieder des Consiliums, diese Kandidatur zu unterstützen !"

Überraschendes Plädoyer des Praioten

Erneut zum Ersten Rat vorgeschlagen - Gishtan re Kust

Der Hohepriester des Sheniloer Praiostempels wirkte angesäuert, als er sich nach den Worten der umtriebigen Tsageweihten erhob und seinen Blick über das versammelte Gremium schweifen ließ: "Immer was Neues... wobei die Idee so neu nicht ist...", murmelte er, ehe er seine von flammenden Predigten gefürchtete Stimme überraschend ruhig erhob.
"Ich mag Gishtan re Kust nicht", sagte er, und augenblicklich erhob sich unter den Anwesenden verwundertes Gemurmel. Er sollte doch einen Kandidaten empfehlen, nicht einen solchen schlechtmachen? "Ruhe!", forderte Praiosdan vom Lohenfels sogleich mit Nachdruck.
"Der amtierende Erste Rat hat sich in der Vergangenheit immer wieder gegen die Weisheit der Praioskirche gestellt, insbesondere des hiesigen Tempels, und wiederholt verdeutlicht, dass ihm Hesinderei... ich meine... hesindianische Freigeistigkeit in Wort und Lehre als ein höheres Gut gilt denn Recht, Ordnung und der Schutz der Öffentlichkeit vor irregeleiteten Ideen, die man besser in sicheren Archiven verwahren als im Volk diskutieren sollte. Die leidgeprüften Leser des Sheniloer Hesindeblatts wissen, was ich damit meine, wenn ich sage, dass Gishtan re Kust den örtlichen Schwarzkünstlern (ich meine die Schreiber und Drucker, nicht ihre noch übleren, zauberkundigen Geistesgesellen) stets ein verlässlicher Kumpan gewesen ist."
"Und geht nicht auch die Existenz des Semaphors zu Shenilo letztlich auf ihn zurück, die zeitweilig mit dem geradezu lästerlichen Spruch beworben wurde: 'Vielleicht fast so schnell wie göttliche Verständigung'!? Ja, Gishtan re Kust ist ein Aves- und Nandusjünger, wie er im Buche steht! Auch dem züchtigen Gläubigen kann der Erste Rat kein Freund werden: Nicht nur, dass er mit mehr als 50 Sommern Lebenszeit noch immer nicht in den Hafen der Ehe eingelaufen ist - er ist auch dem Genuss zugeneigt, trinkt Rauch und Bosparanjer, spielt Würfel und lockt mit seinem Handgeld reisende Barden und Musici an, kurz: ist in vielen Schänken der Stadt ein gerngesehener Gast."
"Noch schlimmer: Nun hat er sogar angekündigt, im Lustgarten - man achte allein schon auf dieses Wort! - des Guts Zweiflingen der Sancta Rahjalina einen Schrein weihen zu lassen. Der Schutzheiligen des Perlweins! In Shenilo! Als ob es hier nicht schon genug rahjagefällige Auschweifung anstelle frommer Einkehr gebe! Als ob dieser Schrein nicht noch mehr Pilger hierher locken wird, und nicht nur die gestrengen, demütigen, sparsamen, die es zum Geronsgrab zieht!?"
Die Zuhörer hatten zunehmend erstaunt der Tirade des Praiosgeweihten gelauscht. Jetzt würde er sich setzen und derjenige, der den Ersten Rat für eine zweite Amtszeit vorschlagen wollte, einen wirklich schweren Stand haben, diesen anzupreisen. Aber Praiosdan stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch und fuhr noch grimmiger fort:
"Trotzdem muss Gishtan re Kust Erster Rat Shenilos bleiben. Etwas anderes kann keiner gutheißen, dem ernsthaft am Wohlergehen der Stadt gelegen ist, und nicht nur an politischen Pfründen der eigenen Familie. Im höchsten Amt, dem Amt des Gransignors, hat es die vergangenen Jahre so viele Wechsel gegeben, so viel Unfrieden, so dass der neue Gransignore alle seine Kraft brauchen wird, um Recht und Ordnung und Gesetz in allen Bereichen durchzusetzen, gleich wer es wird. Da kann er nicht noch ein Auge darauf haben, ob seine rechte Hand, sein wichtigster Berater, sein Stellvertreter im Kronkonvent, überhaupt in der Lage ist, das Amt des Ersten Rats in der notwendigen Weise auszufüllen, oder nur danach schaut, dass möglichst viele Privilegien bei der eigenen Familie angehäuft werden."
"Shenilo braucht Beständigkeit. Eine Beständigkeit, die selbst während des Streits zwischen Dorén und Calven um die Vorherrschaft in Shenilo der amtierende Erste Rat gewährleistete. Gishtan re Kust hat gezeigt, dass er - obgleich ein nachlässiger Praiosdienstgänger - durchaus praiosgefällige Ordnung sowie rechtmäßigen Wandel und Handel in Shenilo anstrebt, wenn das notwendig wird. Und dabei ist er nur der allgemeinen Wohlfahrt verpflichtet, nicht den partikularen Interessen einer einzelnen Familie."
"Außerdem, rufe ich Euch in Erinnerung, schwebt Shenilo nicht in einem feenhaften Nebelreich, losgelöst aus allen äußeren Zwängen und Gefahren. Nein, die Geronsstadt befindet sich mit vielen anderen, aufstrebenden Gemeinschaften, nicht zuletzt dem nahen Pertakis, in einem ständigen Wettkampf um Einfluss und Gehör an den richtigen Stellen. Auch deshalb muss Gishtan re Kust Erster Rat bleiben: Er ist eines der schwersten Gewichte, die wir im Kronkonvent und bei offiziellen Anlässen in die Waage legen können. Wer sonst hat nennenswerte Beziehungen an den Horashof? Welcher andere Kandidat hat schon eine Audienz beim Comto Protector erhalten, dem praiosgewollten Verwalter des Horasreichs? Aus wessen Kelch hat sonst bereits eine vom Boten des Lichts gekrönte Kaiserin getrunken? Shenilo sollte nicht leichtfertig die Beziehungen des Amtsinhabers verwerfen, nur um dem Reiz des Neuen willen."
"Ich mag Gishtan re Kust nicht. Er wird nie mein Freund werden. Aber ich lege diesem Gremium aus reiner Vernunft dennoch nahe, ihn wiederum als Ersten Rat der Stadt Shenilo zu empfehlen."
Praiosdan vom Lohenfels setzte sich in dem Augenblick der Stille, den seine Ansprache hinterließ. Ein Schluck edlen Perlweins kühlte seine Kehle.

Dritte Nominierung eines Kandidaten als Erster Rat

Kedio aus Malur blinzelte, als ein durch ein hohes Fenster hereinscheinender Sonnenstrahl sich in dem ehrfurchtgebietenden, spiegelnden Auge des Praios brach und ihn für einen kurzen Augenblick blendete. Das Metallrelief des Götterfürsten, das Kedios Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, war übermannshoch und war erst seit einigen Monden im Besitz des Tempels, soweit Kedio wusste. Er wischte sich eine Träne aus dem Auge und wandte seinen Blick von dem prunkvollen Gegenstand ab. Bedachte man, dass noch vor etwas mehr als einem halben Götterlauf plündernde Söldlinge und Feuersbrünste die Stadt bedroht hatten, war die hinzugewonnene Pracht des Praios-Tempels für Kedio nur schwer zu verstehen. Angeblich hatten Spenden in ganz Braniboras, die der informelle Quartiervorsteher Jallik Olben eingesammelt hatte, die nötigen Geldmittel geliefert, um das Relief, das angeblich sogar aus der Ponterra stammen sollte, zu erwerben. Während im Süden der Mauern Teile der Stadt immer noch in Trümmern lagen und angeblich sogar die Kassen der Patrizier so leer waren wie die Wellen des Nirgendmeers, hatte es Praiosdan vom Lohenfels vermocht, seinem Gotteshaus neuen Glanz zu verleihen. Bei dem Gedanken daran, wie vielen Kriegsgeschädigten man mit den Spenden hätte aushelfen können, verfinsterte sich Kedios Gesicht im hell erleuchteten Tempelrund des Herren der Zwölfgötter. Es war Zeit zu sagen, was zu sagen er gekommen war. Kedio hob die Hand und bat den Sprecher des Consiliums, dessen Miene in letzter Zeit fast immer so finster war, wie Kedios im Augenblick, um das Wort. Tankred Menaris gewährte ihm mit einer Geste die Bitte.
„Habt Dank, Consiliere Naclador! Nachdem wir nun zwei würdige Kandidaten gefunden haben, möchte ich einen dritten Namen ins Spiel bringen. Unbestritten sind die Taten des Herren von Ramaúd, Gishtan re Kust für die Stadt Shenilo, insbesondere in den hinter uns liegenden Tagen nach Ludovigo.“ Er hielt einen Augenblick inne. „Es kann nicht mein Anliegen sein, seine Leistungen zu schmälern und das werde ich auch nicht. Aber wie viele von Euch wissen, hat Wohlgeboren Gishtan seinen eigenen Kampf auszufechten, den Kampf um das Erbe seines Vaters in Ramaúd. Ich wünsche ihm dafür Phexens und Praios‘ Segen.“
„Genausowenig möchte ich die Taten des jungen Herren di Asuriol in der vergangenen Krise in Abrede stellen. Einen Mann – oder eine Frau – zum Ersten Rat zu ernennen, der noch keine Amtsmüdigkeit verspüren kann und der noch nicht korrumpiert ist vom Spiel der Mächtigen in unserer oder anderen Städten ist ein nobles Anliegen. Und es ist sicher nicht an mir, sondern wohl eher an Hochwürden vom Lohenfels, daran zu erinnern, dass die Aufgaben eines Ersten Rates nunmehr eng verbunden sind mit der Vertretung unserer Stadt im Kronkonvent von Vinsalt. Ein anderes Parkett, meine ich.“ Er blickte kurz in Richtung des erwartungsvoll lauschenden Consiliere Naclador, dessen schmallippiges Lächeln ihm nicht entgangen war. Grinste das arrogante Gerippe etwa, weil Kedio sich wie ein Politiker anhörte? Wenn der Hochgeweihte wüsste, wie Recht er hatte!"
„Ich möchte daher in den Spuren meiner Vorredner wandeln und als dritten Kandidaten Mazarina Eugenie di Selshed vorschlagen, die Vögtin von Efferdstrand. Sie hat die Erfahrung in politischen Dingen, die dieses Amt braucht. Sie hat gezeigt, dass sie angesichts stärkerer Gegner nicht bereit ist, klein beizugeben – eine Eigenschaft, die wir im Schatten Pertakis‘ benötigen werden! Und schließlich hat sie durch ihre Taten in Viacuslicana, als sie uns wertvolle Tage erkaufte, um die Pertakker von Côntris fernzuhalten, bewiesen, dass sie loyal zu Stadt und Bund steht.“ Kedio endete, setzte sich mit unterdrücktem Seufzen wieder hin und wartete. Nun galt es zu sehen, ob zwei andere Consilieri seiner Entscheidung beipflichteten.

Entwicklungsvorschlag der Verhandlungen

Ein pragmatischer Einwurf - Arana von Shenilo

Die Rondra-Geweihte erhob sich von ihrem Platz als kein anderer Consiliere dazu Anstalten machten. "Sehr geehrte Anwesenden, in vielen Dingen sind die Consiliera Yalsicor und ich anderer Meinung und werden dies wohl immer sein. Doch ihren Vorschlag zum Ersten Rat, spiegelt auch mein Intresse wider Shenilo Kraft und Handlungsfähigkeit zurückzugeben. Gishtan re Kust hat unserer Stadt wohlgedient und würde es keinen geeignetern Kanidaten als ihn, wäre meine Stimme auf ihn entfallen. Doch es muss manchmal auch Platz für neue Ideen gemacht werden und so stimme ich für Travin di Asuriol als Kanidaten für das Amt des Ersten Rats." Nun war es wirklich offiziell die Familien Cordur und di Asuriol hatten gute Beziehungen zueinander aufgebaut, wie man leicht an den Ereignissen der letzten Jahre festmachen konnte.
Nach ihrer Stimmabgabe setzte sich Arana von Shenilo aber nicht hin und manch einer der Anwesenden schaute sie fragend an. "Ich stehe jetzt aber nicht nur um über den Kandidaten zum Ersten Rat zu sprechen. Nein, ich stelle den Antrag die Sitzung so zu verkürzen, das man die Abstimmung zum Justitiar und des Secretarios in einem Zug erledigt. Was vielen hier nur recht sein kann, da man sicherlich noch andere wichtige Angelegenheiten hat die auf ihre Erledigung harren." Dieser Vorschlag dürfte nach der Ansicht der Rondra-Geweihten vor allem Tankred Menaris und Praiosdan vom Lohenfels nicht schmecken, doch die war Arana egal, warteten doch ihre Ehemann und ihr Kind auf die Mutter und sie musste auch noch die Andacht für die Himmelsleuin vorbereiten.
"So gebe ich meine Vorschläge für die beiden zu besetzenden Ämter ab. Für den Posten des Iustitiar schlage ich Sharane ya Papilio vor, da sie schon an höchster Stelle des Reiches für das Recht gekämpft hat. Und welche Qualifikation benötigt es noch als Schöffin am Ucurihof gewesen zu sein. Desweiteren schlage ich Guiliana di Matienna zur Kanidatin für den Secretario-Posten vor. Einfach weil ich davon ausgehe das sie dieses Amt ohne Problem ausfüllen wird."
Nach diesen beiden Vorschlägen setzte sich wieder auf ihren Platz um der weiteren Sitzung zu folgen.