Briefspiel:Raloff-Affäre (1031 BF)

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Anklage der Senatorin Raloff gegen Torrems und Onerdis

An den ehrenwerten Hochrichter der Republik Efferdas,
Senator Dettmar Gerber,


hiermit erhebe ich Anklage vor dem hohen Gerichte der Republik, auf dass Recht und Wahrheit strahlenden Sieg über Dunkelsinn und Lüge erringen mögen.


Primo: Ich erhebe Anklage wider die Stadtrichterin zu Toricum namentlich Yannai Dorlen aus dem Hause di Onerdi.
Wider jedes Recht und jede Ordnung hat die Stadtrichterin meine Person in Gewahrsam nehmen lassen und mir die Freiheit entzogen. ::Auch wurde mir Schaden in meiner Amtswürde und Ehre zugefügt.


Secundo: Ich erhebe Anklage wider einen Senator der Republik Efferdas, namentlich Nicolo Faellan aus dem Hause di Onerdi.
Dieser hat schändliche Verleumdungen wider meine Person und mein Haus vor dem hohen Senate der Republik Efferdas ausgesprochen und mich und mein Haus in Amt und Würde verletzt. Ich wurde der Feindschaft wider die Republik bezichtigt, der Korruption und des standesunwürdigen Verhaltens.


Tertio: Ich erhebe Anklage wider einen Senator der Republik Efferdas, namentlich Kalman Phecadio aus dem Hause Torrem. Dieser hat ebensolche schändlichen Verleumdungen wider meine Person und meine Familie vor dem hohen Senate der Republik Efferdas ausgesprochen und mich und meine Familie in Amt und Würde verletzt. Einen untadeligen Weibel hätte ich durch schändliches Ausnutzen meiner Amtswürde zu Taten wider Recht und Ordnung gezwungen. Republikfeindlichkeit und Korruption wurden ebenfalls von dem Senator genannt. Ferner bezichtigte er mich des Verrats an seinem Hause.


All diese Vorwürfe sind haltlose Verleumdungen, getan um meiner Person Schaden zuzufügen. Ich verlange Recht!


Senatorin der Republik Efferdas
Bürgermeisterin der Stadt Efferdas
Fusca Gylvana Raloff

Einspruch Nicolo Onerdi

An dero verehrten Hochrichter der Republik Efferdas, den Senator Dettmar Gerber, möge der Herr Praios immer mit ihm sein.

Ich, Nicolo Faellan di Onerdi, Senator von Efferdas, Baron von Parsek (...), dabei gleichsam handelnd für Ihre Wohlgeboren Yannia Dorlen di Onerdi, Stadtrichterin zu Toricum und das einige Haus Onerdi, erhebe

E I N S P R U C H


vor dem Hochgericht der belhankanischen Republik Efferdas gegen die Klage der Senatorin von Efferdas, Fusca Gylvana Raloff.

Zum Inhalte des Einspruches: Ich beantrage, die Klage der Senatorin vor dem Hochgericht abzuweisen.

Zur Begründung des Einspruches: Es besteht keine Zuständigkeit des Hochgerichtes für den Gegenstand der Klage. Wiewohl die Beklagten beschuldigt werden, Taten von Zuständigkeit des Hochgerichtes begangen zu haben, wurde im Senate zu Efferdas beschlossen, diese, vor allem aber auch die zuvor gegen die Senatorin Raloff erhobenen Vorwürfe, in einer Kommission zu untersuchen, allwelche aus Mitgliedern der Senatorenhäuser bestehen solle. Hierdurch ist die Sache der Gerichtsbarkeit des Hochgerichtes jedenfalls insoweit entzogen, als dass eine Beurteilung der Schuld der wechselseitig Angeklagten nur durch die Kommission erfolgen kann. Die Klage der Senatorin ist somit abzuweisen, hilfsweise ist der Beschluss der Kommission zu erwarten.

Möge das gleißende Licht des Herrn uns erleuchten und dem Recht zum Sieg verhelfen! Urishar mit uns!

gegeben zu Efferdas von eigener Hand (Datum)

Senator Nicolo Faellan di Onerdi

(Siegel)

Aussage des Weibels von Toricum

Fafel Ubriacone ist ein Weibel aus den Reihen der Toricumer Rondrenbuhler. Er war Zeuge und untergeordneter Handlungsträger der Vorfälle um Fusca Gylvana Raloff in Toricum.

"Bei dem Herrn Praios schwöre ich, nur die Wahrheit zu sagen.
Als ich mich an jenem Tage im Klosterhof von Toricum mit einigen Knechten auf die Guardia di Borone (1) zurüstete, wurde ich plötzlich von der Stadtrichterin, der edlen Frau Yannia Dorlen di Onerdi, um Hilfe angerufen. Sie erklärte, die Frau Raloff aus Efferdas habe sie durch schmähende Worte in ihrer Amtswürde verletzt. Sie müsse um des Herrn Praios willen um eine Geldstrafe angegangen werden.
Weil die Senatorin in ihrer Sänfte bereits den Klosterdistrikt verlassen hatte, musste ich mich mit einigen Mannen mit Eile zur Porta Efferdea (2) verfügen und das Tor schließen lassen. Dort also, kaum dass die Frau Raloff eingetroffen war, versuchte ich meinem Auftrag Gehör zu verschaffen. Die Frau Raloff ignorierte jedoch jedes Wort und fluchte nur. Auch ihr vornehmer Begleiter, als ich mit der Sache vorstellig werden wollte, ging mich übel an, indem er sich zwischen mich und die Sänfte stellte. Und dann sagte er Dinge wie 'Das wagst Du nicht, Lump!' oder 'Diese hier ist die Bürgermeisterin von Efferdas, also Tor auf!' Und dann ging er mich wieder mit üblen Worten an, ich solle mich bei Borbaradsholen davonscheren.
Da war ich ratlos: Hätt' ich der Gebahr der Bürgermeisterin von Efferdas in Praios' Namen gesteuert, so hätt' es bald wieder efferdisch Kriegsvolk vor Toricum gegeben. Und das letzte Mal war ich ja selbst dabei, als wir zum Schlagen kamen gegen die Belhankanischen und dann gegen die Efferdischen (3). Deshalb ließ ich einige Knechte am Tor zurück und eilte wieder zum Kloster, um mir ein Befehlswort erteilen zu lassen. Wegen der besonderen Angelegenheit wollte ich die Stadtherrin selbst sprechen. Als ich der Frau Selinde vortrug, dass die sonderbaren Gäste ganz und gar stur waren, hieß sie mich das Tor öffnen. Später sagte die Frau Selinde, ich hätte besonnen gehandelt. Deshalb bekam ich eine besondere Ration Tobak. Auch der Herr Ronnaman Vistrell (4) lobte mich später, obwohl ich doch feige gewesen war. Vor allem aber lud mich die Stadtherrin ein letztes Mal vor, was nur ganz selten geschieht im Umgange mit dem gemeinen Mann.
Als wir unter den Gemeinen beisammensaßen, überlegten wir, was die Bürgermeisterin von Efferdas unserer Stadtrichterin wohl an üblen Worten gemacht haben musste. Und da hieß es, sie habe 'kleines Stechalrikchen' zu ihr gesagt und 'Levthansbuhle'. Da waren wir erschrocken ob solcher Gebahr, weil unsere Stadtrichterin doch viel zu schön und edel ist, als dass sie ein solcher Mensch sein könnte."


(1) Guardia di Borone: Wachdienst am Eingang der Grablege der Torrems, also zwischen Boronanger und dem unteren Eingang des Klosters. Fafel Ubriacone hat sich also mit einigen bewaffneten Knechten auf die Wachablösung vorbereitet.
(2) Porta Efferdea: Nordtor von Toricum
(3) bezogen auf den so genannten "Toricumer Weinkonflikt", insbesondere dessen Endphase
(4) Ronnaman Vipistrello: Leutnant in Toricum

Erklärung der Stadtherrin von Toricum

Selinde Torrem ist die Stadtherrin von Toricum und Schwester von Senator Kalman Phecadio Torrem.

"Auf den XX. im XYmond des 1031ten Jahres hatten Wir die Zusage der Frau Fusca Gylvana Raloff, dass sie zu Konsultationen nach Toricum sich begeben haben würde. Dies hatten Wir über Unseren Bruder Kalman arrangiert und weiterhin erfahren.
Nach ihrem Eintreffen wurde die Bürgermeisterin von Efferdas auf das Kloster geleitet, wo sie nächst der Grabesstatt Unseres Geschlechtes Propositionen unterbreitet bekommen haben würde. Hierzu hatten Wir die Wohn- und Arbeitsstube des Klosterpriorates bestimmt. Sodann trugen Wir der Bürgermeisterin von Efferdas vor, es sei nicht statthaft, dass die Stadtvogtei und das Bürgermeisteramt von Efferdas einander blockierten. Vielmehr müsse es eine bessere Zusammenarbeit geben und nicht stete Obstruktion gegenüber der Amtsführung meines wohllöblichen Bruders Kalman. Hierauf wurde die genannte Fusca Gylvana Raloff ausfällig mit Worten, indem sie Uns - offenbar aus sehr wirren Vorstellungen heraus - praiosferner Paktiererei zieh, Beleidigungen ausstieß und fürder erklärte, ihre Person stehe für die Republik und es sei dies die Sache des Adels nicht. Noch ehe Wir etwas zu entgegnen gewusst hätten, eilte sie fort.
Später wurden Wir von einem Weibel aufgesucht, der unterbreitete, er könne eine Beleidigung der Stadtrichterin durch die Raloff nicht mit Praios sühnen lassen, weil die Bürgermeisterin von Efferdas sich über die lokale Ordnung schlicht hinwegsetze und sein Amt missachte. Um gewissen Parteien in Efferdas keinen Vorwand zu einer ungerechtfertigten Geißelung Unserer Stadt zu geben, ließen Wir denn diesen Vorfall ohne eine unmittelbare Folge. Nichtsdestoweniger sind Wir der Auffassung, dass die Autorität der Republik Efferdas großen Schaden erlitten, weil eine Amtsträgerin solchermaßen das Recht gebeugt und mit schlechtem Beispiele dem Volk Veranlassung gegeben hat, dem Kaufmannsstand von Efferdas fortan Anmaßung zu unterstellen. Nicht zuletzt wurden Wir in unserer bescheidenen Autorität zu Toricum gekränkt.
Der Vorwurf, die Torrems seien der Republik fern, wird von der Bürgermeisterin Raloff offenkundig erhoben, um ihre eigene Anmaßung und Rechtsbeugung durch ein gewohntes Feindbild zu schirmen."