Briefspiel:Nach dem hohen Besuch

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Beteiligte
Haus ya Papilio klein.png Haus ya Papilio
Familie Menaris klein.png Familie Menaris
Haus Carson klein.png OrsinoCarson
Haus di Matienna.png Di Matienna

Hier finden sich einige Artikel des Sheniloer Hesindeblattes, die in Reaktion auf die Ereignisse um den hohen Besuch am 17. Boron 1037 BF verfasst wurden. Es wurde debattiert, ob die Leondrisgarde versagt habe und ob ihr Anführer Rondrian Vistelli zu entlassen sei. Weiterhin finden sich Reaktionen aus dem übrigen Sheniloer Bund, wo das Ansehen Shenilos stark gelitten hat.


Im Hesindeblatt

19. Boron 1037 BF
Pertakische Delegation zieht unverrichteter Dinge wieder ab

Während man in Shenilo weiterhin mit Aufräumarbeiten, der Suche nach der Gildenmeisterin Odina Jobornu und der Trauer um Lysadion di Côntris beschäftigt ist, ist Alessandro ya Ilsandro, der Gransignore von Pertakis mit seiner Gesandtschaft im Anschluss an die Beisetzung des Lysadion di Côntris in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Obwohl uns aus unterrichteter Quelle zu Ohren gekommen ist, dass es bei den Verhandlungen im Magistratspalast zu einer Übereinkunft bezüglich des pertakischen Pilgerzolls gekommen ist, wird es vorerst nicht zu deren Umsetzung kommen. Nicht nur rief Boron leitende Unterhändler beider Seiten zu sich, auch heißt es aus dem Umfeld Ilsandros, Pertakis wolle nur Vereinbarungen mit Parteien eingehen, denen er zutraue, ihren Teil auch umzusetzen. Wer in seiner eigenen Stadt dem mordlüsternen Pöbel die Politik überließe, gehöre selbstverständlich nicht dazu. Alessandro Ilsandro ließ verkünden, er sei nachsichtig und bereit, die in Shenilo begonnenen Verhandlungen fortzusetzen, sobald man in Shenilo wieder "Herr im eigenen Hause sei" und geklärt sei, wer in Shenilo die Politik mache, der Pöbel oder das Patriziat. Bedingungen seien lediglich, einen besser geeigneten Ort zu wählen und die Pertakische Seite für die erlittenen Verluste zu entschädigen, insbesondere das Haus di Pertakir. Selbiges Haus wollte sich nicht näher gegenüber dem Hesindeblatt äußern, einzig die Aussage, man halte sich alle Optionen offen, konnten wir erhalten.

20. Boron
Hauptmann Vistelli unter Beschuss

Aus den Reihen der Leondrisgarde erfuhr das Hesindeblatt, dass zur nächsten Sitzung der Eteria am 24. Boron Gardehauptmann Vistelli vorgeladen wird. Er wird die Gelegenheit erhalten, sich zu den Ausschreitungen am 18. Boron anlässlich des Besuchs des Gransignors von Pertakis zu äußern. So wird er sich Fragen stellen müssen, wie es dazu kam, dass Unruhestifter aus Porta Pertakia das eigentlich verschlossene Südtor passieren konnten, warum sie in den Magistratspalast eindringen konnten und generell wie seiner Garde derart die Kontrolle entgleiten konnte. Und für den Fall, dass er als Erklärung anbringt, Shenilos Stadtgarde sei unterbesetzt, was selbstverständlich stimmt, wird man ihn fragen, wieso er nicht bei einem der vielen Mitglieder des Sheniloer Bundes um Verstärkung gebeten hat, deren Garden die meiste Zeit des Jahres nichts zu tun haben. Das Hesindeblatt schätzt die Situation des Hauptmanns als prekär ein und wäre nicht im Geringsten überrascht, wenn er am Ende der Sitzung nicht länger Gardehauptmann ist. Während die Ereignisse vom 18. Boron in der Tat ein schlimmes Versagen der Stadtgarde darstellen, gereicht es dem Hauptmann nämlich zusätzlich zum Nachteil, ein gutes Bauernopfer abzugeben, solange nicht klar ist, was von den Gerüchten über Agitation und dubiose fremde Unruhestifter zu halten ist.

24. Boron
Stellungnahme der Iustitiarin
Im Vorfeld der Eteriasitzung am 24. Boron 1037 BF wird in Shenilo  folgende Stellungnahme der Iustitiarin Sharane ya Papilio verbreitet: 

„Bezugnehmend auf die Vorkommnisse am 17. Boron: Hauptmann Vistelli hat aus Sicht des Hauses ya Papilio alle in der gegebenen Lage erkennbar erforderlichen Maßnahmen angeordnet. Dass die latente Unruhe derart eskalierend manifest werden würde, war für niemanden zu erahnen. Wer gegenteiliger Ansicht wäre, möge sich öffentlich bekennen und alsdann erläutern, weshalb er an jenem Tag nichts unternommen hat, um die Garde von der Entwicklung der Lage in Kenntnis zu setzen. Im Rückblick fällt es so viel leichter, weise zu erscheinen. Ein Versuch, Vistelli, einen verdienten Diener dieser Stadt aus dem Geschehen heraus seines Amts zu entheben, fände nicht die Unterstützung dieses Hauses. Viel dringlicher ist hingegen, das auf tragische Weise erneut vakant gewordene Amt des  Ersten Rats rasch und kompetent neu zu besetzen. Die Aufgabe Vistellis und der Garde wird zuallererst sein, Beweise zu finden, dass die Ausschreitungen an mehreren Orten von einer dritten Seite aufgestachelt worden sind. Es gibt genügend Zeugenaussagen dafür – diese müssen in sinnvoller Weise zusammengestellt und dadurch die Hinterleute offenbart werden. Das sind wir Pertakis, vor allem aber unseren getöteten Mitbürgern und der Reputation unserer Stadt schuldig.

Gespräch mit Orsino Carson

Dem SHB ist es gelungen, einige Worte des Gransignore zu den Vorfällen in und vor dem Magistratspalast zu erhalten, die sicherlich von besonderem Interesse sind, einersiets wegen des Amtes von Signor Orsino und er nahe bevorstehenden Eteria-Sitzung, andererseits wegen der persönlichen Betroffenheit des Gransignores, der in personam vor Ort war und auch bedroht wurde, sowie wegen der Rolle, die sein Neffe Gianbaldo bei den Ereignissen spielte. Letzter wollte sich persönlich übrigens vorerst nicht äußern, gefragt hatten wir ihn auch.

SHB: Signor Carson, Sie haben die dramatischen Ereignisse wohlbehalten überstanden?

OC: Natürlich, was für eine Frage! Da bin ich doch wohl schon anderes gewohnt. Aber dennoch erfüllen mich die Ereignissen auch nachträglich mit großer Sorge: Wie kann es sein, dass Shenilo nicht in der Lage war, für die Sicherheit seiner eigenen Bürger und seiner Amtspersonen und nicht weniger schlimm für die seiner hochgestellten Gäste zu sorgen. 

SHB: Ja, wie?

OC: Hier gibt es doch wohl nur zwei denkbare Erklärungen, gleich wie bei einer Schlacht: entweder war der Gegner zu stark oder man selbst zu schwach. Das heißt: Entweder haben die Verantwortlichen, in diesem Fall die Stadtgarde, versagt, oder es handelte sich um eine überraschend gut vorbereitete und ins Werk gesetzte Aktion, die Unterstützer im Hintergrund, vielleicht gar außerhalb Shenilos - und damit meine ich jetzt nicht in erster Linie: in Pertakis - hatte. Eine Verschwörung mithin. Wahrscheinlich erscheint es mir, ohne auf die Ergebnisse anstehener Untersuchungen vorgreifen zu wollen, dass beides eine Rolle spielte. Die Ereignisse in Porta Pertakia sahen nicht wie ein spontanes Aufwallen eines zornigen Pöbels aus, die Überwindung des Tores war geplant und vorbereitet, die geehrte Iustitiarin hat dies ja auch bereits angemerkt. Die Ereignisse vor dem Magistratsgebäude waren in der Tat in überraschender Weise heftig, hier hat die Stadtgarde keine gute Figur abgegeben, die Drachenreiter hingegen haben gezeigt, das im Kampf erprobte Streiter bisweilen mehr zu bewirken vermögen - trotz aller bedauerlichen Nebenwirkungen und Schädigungen - als städtische Büttel, die sich sonst eher mit Einbrechern und Marktdieben befassen, die bekanntlich nicht in großer Zahl auf einmal auftreten. Welche Schlüsse hieraus zu ziehen sind, wird sicher Gegenstand der Beratungen sein. Hauptmann di Vistelli muss hierfür natürlich ausführlich befragt werden. 

SHB: Und dann? Damit könnte zwar eine Wiederholung solcher Ereignisse vielleicht verhindert und manchen Opfern der Ereignisse durch die Abstrafung von Verantwortlichen, die versagt haben, Genugtuung verschafft werden. Aber was ist mit den Hintermännern oder -frauen. 

OC: Nun, manche wurden ja bereits bestraft, aber ein Mann wie dieser Presser war sicherlich nur der unwissende mann fürs Grobe, der sein Leben für die Ziele anderer aufs Spiel gesetzt hat. Einmal mehr zeigt sich in solchen Fällen, warum es nun manchen vergönnt ist, die Geschicke einer Stadt zu leiten, anderen hierfür hingegen Weitblick und Verstand fehlen. Aber ich schweife ab. Entscheidend könnte Odina Jobornu sein, die sich jedoch wohl leider abgesetzt hat. In ihr sehe ich einen Schlüssel zur Aufklärung der Ereignisse.  

SHB: Vielen Dank, Signor, für Ihre Einschätzungen. 


Ende Boron 1037 BF
von Farlon Terschlin Aus Helametto, genauer aus dem Kloster Helas Ruh, meldeten sich in diesen Tagen Stimmen zu Wort, die in den vergangenen Jahren selten in Shenilo zu hören waren. Zum einen äußerte sich der Prior des dortigen Draconiter-Klosters, Thaslinil von Kuslik, zu den Vorgängen vor dem Magistratspalast vom Boron 1037 BF und der aufgekommenen Kritik am Gardekommandant Rondrian Vistelli. „Nein, es ist sicher nicht an mir oder der Hesinde-Kirche, die Eignung des guten Hauptmanns zu hinterfragen. Wohl aber müssen wir erkennen, dass die Abschaffung der Tempelgarde ein großer Fehler war. Sicherlich war es Anno 1033 verständlich - die Despotie Ludovigos von Calven war gerade niedergeschlagen worden [Anm. d. Verf.] -, dass man vermeintliche Instrumente der Unterdrückung entfernen wollte. Aber spätestens der Brand im Draconiter-Institut und der Angriff auf einen Geweihten der Zwölfe auf dem Khadan-Platz zeigen doch, dass es in Shenilo eines besonderen Schutzes für die Einrichtungen der Kirchen und seiner Anhänger braucht!" Überhaupt stelle sich, so der Prior weiter, die Frage, warum es in Shenilo bisher unterblieben sei, die "Anno 1032 vom Erzherrscher versprochene Bewachung von Tempeln der Rahja-Kirche durch Angehörige des Ordens der Heiligen Ardare" umzusetzen. Thaslinil von Kuslik appelliert daher "an den Gransignore sowie die örtlichen Vertreter der Leuin, in Arivor endich den Schutz anzufordern, der der Grabstätte eines Hochheiligen der Zwölfe gebührt!"   Manchen mag es wundern, warum sich ausgerechnet der Klosterprior zu einer Stellungnahme bemüßigt sah. Aus Sicht der Hesinde-Kirche überrascht dies allerdings weniger, bemüht sich Thaslinil doch offenbar um die Nachfolge des bekanntlich bei besagtem Brand verstorbenen Hohen Lehrmeisters Tankred Menaris. Sich mit klaren Worten gegenüber der in Shenilo verbliebenen – aber ihrerseits nicht unumstrittenen – Luciana von Sibur profilieren zu können, mag daher ein Motiv der Äußerungen Thaslinils sein. Aber auch aus Sicht der Draconiter mögen sich die Einlassungen des Klosterpriors erklären lassen. Zumindest dann, wenn Gerüchte stimmen, wonach des Hauptmanns Gemahlin, Jana, selbst Draconiterin, in Kontakt mit der verschwundenen Rädelsführerin, der Gerbermeisterin Odina Jobornu gestanden haben soll...   Für viele unserer besorgten Lesern womöglich noch spannender, als die Worte des Hesinde-Priesters, sind die Nachrichten, die unser Berichterstatter aus Helametto mitbrachte, als er sein Gespräch mit dem Prior abgeschlossen hatte. Denn in Helametto hat sich eine Centuria Pikeniere eingerichtet, die unser Berichterstatter als Angehörige der Grauen Kompanie erkannt hat. Offenbar hindern die Mercenarii jede größere Gruppe von Bewaffneten, die auf der Straße gen Süden oder Norden unterwegs sind, in Helametto an der Durchreise. Zwar sind noch keine ähnlichen Berichte aus Mesaverde zu uns vorgedrungen, aber vieles spricht doch dafür, dass es der Condottiera der Pikeniere, Phedre von Arinken, daran gelegen ist, den Frieden zwischen Shenilo und Pertakis zu sichern, der durch die blutigen Stunden jenes Travientages einmal mehr in Gefahr zu sein scheint. Als der Frieden in der Ponterra durch ein Aufeinandertreffen von Shenilo und Pertakis zuletzt zerbrochen war, ebenfalls in den Monden der Landherrenhändeln vor nunmehr mehr als vier Jahren, hatte die Condottiera jedenfalls erst verspätet eingreifen können, weil sie anderweitig einen Auftrag ausgeführt hatte. Dass sich dies nicht zu wiederholen scheint, könnte darauf hindeuten, dass das wachsame Auge des Comto Protectors für das Handeln der Söldner verantwortlich ist.


21. Boron 1037 BF
Schande der Ponterra

Nur wenige Tage ist es her, dass aufgebrachte Elemente des Sheniloer Pöbels mit der Ermordung von Lysadion di Contris und Saggia di Pertakir die Verhandlungen über ein Ende des Pertakischen Pilgerzolls zu einem abrupten Ende brachten, doch beginnt sich in der ganzen Ponterra ein neuer Name für diesen Tag einzubürgern. Egal of in Gilforn, Sodanyo oder Contris, überall spricht man nur noch vom Tag der Schande für die Ponterra. Wir haben einige Korrespondenten in die anderen Städte des Bundes entsandt, um Stimmen von dort zu erhalten. Überwiegend herrscht Unverständnis vor, aber auch Wut und offen zur Schau gestellte Verachtung Shenilos. Häufig bekommen wir den Vorwurf zu hören, Shenilo wolle anscheinend einen neuen Krieg mit Pertakis provozieren, dessen Hauptlast es wie in der Vergangenheit der übrigen Ponterra überlassen würde. Auch das Wort "Verrat" fällt oft, während besonnenere Geister sich verwundert zeigen, wie im Zentrum des zivilisiertesten Reichs Aventuriens der Popolo derart außer Rand und Band geraten kann. Das Hesindeblatt stellt jedenfalls fest, dass auch anderswo der Popolo derzeit gereizt wirkt, vielleicht auch wegen der bisher raren öffentlichen Reaktionen des Patriziats auf die Vorfälle. In Arinken scheint der Stadtrat dies auf ungewöhnliche Weise anzugehen. Unserem dorthin entsandten Schreiber teilte man am Stadttor mit, dass Sheniloern genau wie "Thorwalern, Orks und anderem Barbarenpack" das Betreten der Stadt untersagt sei, so dass er sich außerhalb der Mauern informieren musste. Auch so lassen sich Reibereien unterbinden, immerhin erlebte unser Korrespondent zwar offene Verachtung, jedoch blieb alles friedlich. Flussabwärts in Chetan hatte er nur wenig mehr Glück. Nicht nur dort scheint "Schande der Ponterra" dabei zu sein, auch zum Beinamen der Stadt Shenilo selbst zu werden. Das Hesindeblatt hofft darauf, dass die Eteria sich in den nächsten Wochen von Hesindes Vernunft leiten lasse, auf dass das Ansehen Shenilos nicht übermäßigen Schaden erleide.

Hier ein Auszug von Stimmen aus der Ponterra, allesamt wörtlich von unseren Berichterstattern aufgeschrieben. Es sei darauf hungewiesen, dass diese Meinungen nicht unbedingt mit der des Hesindeblatts übereinstimmen.

Aus Sodanyo:

  • "Geht es bei der Rivalität zwischen Shenilo und Pertakis inzwischen nur noch darum, wer größere Schande über die Ponterra bringt?"
  • "Kann man Shenilo aus dem Sheniloer Bund rauswerfen wie die Selsheds?"

Aus Chetan:

  • "Wieder zerstört Shenilo alles, wofür wir gekämpft haben."
  • "Nur Forderungen stellen, keinen Beitrag zum Wohl der Ponterra leisten, und wenn sie nicht bekommen, was sie wollen, rasten sie aus? Eine Schande für die Ponterra, nein, für das ganze Reich!"

Aus Arinken:

  • "Den nächsten Krieg können sie selber führen, keine Lust mehr, meinen Arsch für dieses Gesindel hinzuhalten."
  • "Die Leute sehen immer nur das Schlechte. Als wäre es etwas neues, dass die Sheniloer Barbaren sind. Man muss das Gute im Blick behalten. Immerhin hat es die Rachsucht-Saggia und den grünen Geier erwischt, kein so schlechter Tag, wie viele hier meinen."

Aus Côntris:

  • "Wart ihr beim Trauerzug? Erst bringen sie den alten Maru um, dann heucheln sie Trauer. Wollen uns die Sheniloer für dumm verkaufen?"

Aus Gilforn:

  • "Hoffentlich wird das Gesindel hart bestraft, wird Zeit dass in Porta Pertakia ausgemistet wird."
  • "Unter Ludovigo wäre das nicht passiert. Er hat dies vorhergesehen und Porta Pertakia in Brand gesteckt. Verdammt sei Efferd! Vollenden wir Sein Werk, vielleicht kehrt Er zurück und erlöst uns!"