Briefspiel:Malbeth und Delhena (14)

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Horasreich-klein.png Briefspiel Horasreich-klein.png
Datiert auf: Ende 1012 BF Schauplatz: vor allem Ankram und Onjaro Entstehungszeitraum: im letzten Jahrtausend
Protagonisten: siehe Übersichtsseite Autoren/Beteiligte: Christel Scheja, Markus Hattenkofer, Niels Gaul; bearbeitet von Michael Hasenöhrl und (fürs Wiki) Armin Bundt
Zyklus: Übersicht · Malbeths Aufbruch · Von Onjaro nach Ankram · Delhenas Warten · Weitere Gäste ... und ein Tanz · Malbeths Zweifel · Treffen in der Nacht · Die Einladung · Jaarns Antwort · Die Feier zu Ankram · Eine besondere Überraschung · Jaarns Ankunft · Weitere Gäste · Das Fest beginnt · Unterbrochene Zeremonie · Bankett, Tanz und allerlei Reden · Gespräche abseits der Feier · Ein wenig festliches Ende · Die Kreisweihe ... · ... und eine druidische Trauung · Die Geburt der Erben Ankrams und Onjaros

Unterbrochene Zeremonie

D

och gerade, als Ihre Hochgeboren erneut ihre Stimme erheben wollte, erklang von draußen Lärm und Hörnerschall, und die edle Gesellschaft wandte erstaunt ihre Köpfe. „Reskan! Sieh nach, wer so überraschend Gastung fordert!“ fing sich Ihre Hochgeboren wieder und sandte den Haushofmeister hinaus, doch schon wurde der alte Mann von einer Gestalt beiseite geschoben, und mit weitausholenden Schritten trat ein edel gekleideter Ritter in die Halle, auf dem Wams prangte deutlich das Wappen seines Hauses. Nie habe ich eine Gesellschaft sich rascher erheben sehen und verneigen, denn kein anderer als der erhabene Herzog Timor Firdayon von Neetha war es, Prinz des Hauses Firdayon und unserer allergütigsten und erhabensten Kaiserin Amene III. jüngster Sproß. Nie hatte Ankram einen höheren Gast gesehen.
Plötzlich blitzten des Prinzen blaue Augen unter den blonden Haaren hervor, als er auf Ihre Hochgeboren Delhena-Naila zutrat und sie artig grüßte, um dann mit blumigen Worten festzustellen: „Ich vernahm von Eurer Großen Schönheit, edle Herrin, und da ich gerade des Weges kam, dachte ich mir, bei den Zwölfen, Euch einmal einen Besuch abzustatten. Aber wie ich sehe, geriet ich in eine Festlichkeit?“
„Nun, Eure Hoheit, ich freue mich sehr über Euer Kommen, denn Euer Glanz erhellt die Halle noch mehr. Seid mein Gast, so lange Ihr mögt. Ich war gerade im Begriff, mich zu vermählen.“
„Oh“ stellte da seine Hoheit Herzog Timor fest. „Oh!“, und mit einem Zwinkern, „Wer ist nun der Glückliche?“ Sein Blick fiel sogleich auf Seine Hochgeboren Malbeth Glandore, und fast war es mir, als trete ein bedauerndes Glänzen in des Prinzen Augen, als er den Erwählten musterte. Doch des Herzogs Wesen war fröhlich an diesem Tage, und so sprach er: „Ich beglückwünsche Euch, Hochgeboren Glandore von Onjaro. Nicht besser hättet Ihr wählen können. Erlaubt Ihr mir, Hochgeboren Delhena-Naila, Euer Brautführer zu sein? Wenn ich schon nicht selbst die Ehre habe, eine solch liebliche Dame in den Bund Travias zu führen, so möchte ich sie Euch zumindest zugeleiten ...“
„Es wäre mir eine Ehre.“
Nun, so verzögerte sich die Trauung um eine Weile, denn für Seine Hoheit und dessen zwanzigköpfiges Gefolge mußte noch rasch Platz geschaffen und die Hohe Tafel erweitert werden. Zu den Klängen der Harfen einiger Barden unterhielten sich die Gäste derweil und bemühten sich, Seine Hoheit einzeln zu begrüßen. Erst als wieder Ruhe in die hohe Halle einkehrte, begann die Zeremonie.
Nun, da Seine Hochgeboren Malbeth Glandore vor dem einfachen Altar wartete, geschmackvoll gekleidet in ein dunkles samtenes Gewand, die wilde düstere Haarmähne mit dem Reif seiner Würde gebändigt, trat Seine Hoheit Herzog Timor Firdayon vor Ihre Hochgeboren Delhena-Naila und bot ihr feierlich den Arm. Weniger feierlich war zugleich sein jungenhaftes ... Lächeln.
Dennoch war es ein lieblicher Anblick, Ihre Hochgeboren anmutig zum Altare schreiten zu sehen, obgleich die Bürde ihres Leibes schon schwer wog.

I

hr möget mir verzeihen, edle Damen und Herren, wenn ich das Gelöbnis nicht im einzelnen schildere, denn die Zeremonie unterschied sich in nichts von der allzeit üblichen - in ihrer Schlichtheit und Würde. Zum Zeichen seiner Verbundenheit teilte das Paar Brot, Wasser und Salz und entzündete das Feuer, reichte es einander im Bunde der Herdtreue. Brausender Jubel erklang, als sie einander die Köpfe zuneigten und sich küßten.
Jubel, der höflich oder aus dem Bauche heraus kam. Nur einer schwieg verbissen und stimmte nur widerwillig in die Lobesrufe ein, aber wer von den Anwesenden, der vernommen hatte, was ihn mit meiner Herrin verband, konnte ihm dies verübeln. Sein edles Gesicht verzerrte sich wahrlich in Schmerz, Trauer und Zorn, den Rivalen gewinnen zu sehen, und ich spürte in diesem Moment, dies würde noch ein Nachspiel haben.
Nun, in den Rufen aber ging fast der Jubel einer Trommel unter. Just in diesem Moment erstaunte der sanfte Klag einer Kabas-Flöte die Anwesenden, und so blickten sie auf die Mädchenschar, die Blüten ausstreuend in den Saal tanzte. „Ah“ erklang es da von seiner Hochgeboren Agadir, als er die Gewandung des jüngsten der Mädchen erkannte. „Ein Hochzeitstanz.“ Wohl wußte ich, und mit einem Schmunzeln betrachtete ich das Gesicht Ihrer Hochgeboren Delhena, daß sie selber das nicht angeordnet hatte.
Resiana, der Baronin begabteste und jüngste Schülerin, gehüllt in die Gewänder einer tulamidischen Braut, bewegte sich anmutig wie eine Elfe zu den Klängen der Flöte, bog ihren Körper zu den uralten, überlieferten Gesten, schamhaft, stolz und leidenschaftlich - an ihrer Herrin Statt, die dies selber getan hätte, verböte es nicht der Zustand ihre Leibes.
Und schon zeichnete sich ein Lächeln auf Ihrer Hochgeboren Stirn und Antlitz - wohl beugte sie sich zu ihrem Gemahl und Seiner Hoheit Herzog Timor, um ihnen diese Sitte zu erklären.
Die Augen der Anwesenden wandten sich nicht von der zierlichen jungen Gestalt, und manches Mal nickte selbst Ihre Hochgeboren Elanor anerkennend mit dem Kopf, und Seine Hochgeboren Agadir konnte seine Blicke kaum von dem Mädchen wenden. Sah ich nicht recht, oder stieß ihn seine Angelobte manchmal an?
Der Tanz verzauberte die Halle, und eindringlich pulste der Schlag der Trommel in der Zuhörer Ohr, sodaß erst eine Weile Stille herrschte in der weiten Halle, ehe sie begriffen, daß das Mädchen niedergesunken war vor seiner Lehrmeisterin und Landesherrin - lächelnd einen Kranz zu Ihrer Hochgeboren Delhena erhebend.
Diese aber ergriff die Hände Resianas und zog sie zu sich herauf, bot ihr den Kopf dar und sprach: „So kröne denn mich mit dem Kranze der Blüten. Du hast es Dir mehr als verdient.“
So geschah es, doch noch bevor die Anwesenden ihren Beifall kundtun konnten, fanden sich die Mädchen zu einem Reigen zusammen, um sich, als die Trommel ihre Bewegungen bestimmte, zu trennen.