Briefspiel:Malbeth und Delhena (11)

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Datiert auf: Ende 1012 BF Schauplatz: vor allem Ankram und Onjaro Entstehungszeitraum: im letzten Jahrtausend
Protagonisten: siehe Übersichtsseite Autoren/Beteiligte: Christel Scheja, Markus Hattenkofer, Niels Gaul; bearbeitet von Michael Hasenöhrl und (fürs Wiki) Armin Bundt
Zyklus: Übersicht · Malbeths Aufbruch · Von Onjaro nach Ankram · Delhenas Warten · Weitere Gäste ... und ein Tanz · Malbeths Zweifel · Treffen in der Nacht · Die Einladung · Jaarns Antwort · Die Feier zu Ankram · Eine besondere Überraschung · Jaarns Ankunft · Weitere Gäste · Das Fest beginnt · Unterbrochene Zeremonie · Bankett, Tanz und allerlei Reden · Gespräche abseits der Feier · Ein wenig festliches Ende · Die Kreisweihe ... · ... und eine druidische Trauung · Die Geburt der Erben Ankrams und Onjaros

Jaarns Ankunft

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in wunderschöner Frühlingstag, Hochgeboren, keine Frühjahrsstürme wie an den vorigen Praiosläufen. Eure Söldlinge können ihre Wappenröcke im Sonnenschein trocknen lassen, da macht das Reisen Spaß. Glück auch für Euer Gewand, und daß Ihr ansonsten Lederröcke getragen habt, in Sturm und Regen. ... Nun ja, unser Glück freilich, im Sonnenschein hätten die Strauchdiebe bessere Chancen gehabt, so war ihr Leinenzeug völlig durchweicht, kein Schutz vor unseren Schwertern. Nun ja, Garfang liegt in Silas im Siechenhaus ... und’s sieht gar nicht gut aus mit dem linken Arm, aber Arline ist bei ihm geblieben. Das wird ihn gesunden lassen! Und die Zahl Eurer Bewaffneten ist wiederum gerade ...“
Der Baron blickte ihn durchdringend an, sagte dann leise, abgewandt, eher zu sich selbst: „Ja, Nazir, Ihr seid wohl ein guter Soldat.“
Dann, plötzlich, hinter den sanften Hügelketten verborgen, tauchten die sechseckigen Türme der finsteren Burg Ankhelet auf ... so als gehöre die Feste gar nicht in diese liebliche Landschaft, als sei sie einfach hergesetzt, aufgesetzt, nicht gewachsen, unnatürlich. Jaarn schauderte, er faßte das Bären- und Greifenamulett auf seiner Brust fester. „Bei allen Zwölfen, grimmer Herr Firun, liebsame Ifirn!“
„Unheimlich, nicht wahr“, sagte der Waffenmeister, „so eine liebe ... liebliche, kleine Adelsfrau und solch eine große, düstere Burg.“
„Nazir!“
Je näher sie der Burg kamen, desto schneller trieb der Baron sein Pferd an ... bis der Waffenmeister ihn zurückhielt. Er könne ihn wohl verstehen, sagte er lächelnd, aber er müsse schon auf sein Gefolge warten. Und das könne füßlings nunmal nicht so schnell. Unwillig blickte Jaarn seinen Getreuen an ... lachte schließlich. „Oh, Rahja!“

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aarn Firunwulf saß ab, strich sein prachtvolles Wams glatt und griff nach einem länglichen Gegenstand in seiner Satteltasche. „Die Stute her, Verlin! Wollt Ihr mich ankündigen, Waffenmeister Nazir ibn Tulachim?“ Der Baron stand aufrecht, blickte streng und doch freudig.
Der Waffenmeister nahm ein kleines güldenes Horn zur Hand, blies der Sitte gemäß zweimal laut und weithin schallend und rief dann mit donnernder Stimme, was seine tulamidische Sprechweise besonders betonte, die herkömmlichen Worte: „Götterrecht und Gastung für den hohen Herrn von Kabash, Herrin der hohen Halle!“
Und sodann trat die liebliche Baronin von Ankram, die längst in der Halle gewartet hatte, anmutig hinaus vor die Burg mit ihren Knechten ... in einem schönen Gewande, mit Perlen im rotblonden Haar, die Augen aufmerksam auf die Ankömmlinge gerichtet und freundlich lächelnd. Jaarn Firunwulf schritt ihr entgegen, drei Schritte hinter ihm führte Nazir die wilde Stute.

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enkwürdig war aber nun der Empfang des edlen Herrn, der stolz und aufrecht inmitten seiner Bedeckung ritt, und voraus, als sie sich Ankhelet näherten. Stolz und ritterlich kam er durch das Tor der Feste und saß ab; indes nahm sein Waffenmeister Nazir ibn Tulachim ein kleines güldenes Horn zur Hand und blies, der alten Sitte gemäß, zweimal hinein, um dann mit wahrlich donnernder Stimme zu rufen:
„Götterrecht und Gastung für den hohen Herrn von Kabash, Herrin der hohen Halle.“
Und sodann trat Ihre Hochgeboren anmutig hinaus mit ihren Vögten und mir. Wahrlich prächtig hatte sie sich gewandet, der dunkle Sammet ihres Gewandes und die güldenen Borten hoben ihr kupfernes Haar, das sie mit leuchtenden Perlen geschmückt hatte, hervor. Stolz und aufrecht trat sie vor die Neuankömmlinge, freundlich lächelnd, aber wie ich auch wußte, mit Kummer im Blick.
Seine Hochgeboren Malbeth Glandore hielt sich unterdessen innerhalb der Burg auf, die Szene von einem Fenster her beobachtend und wartend, da seine Zeit gekommen, den zu begrüßen, der einst auch um die Hand seiner Braut geworben hatte.
Seine Hochgeboren Jaarn Firunwulf ter Severijn aber trat auf die Herrin zu, an seiner Seite ein junger Bursche von vielleicht sechzehn Sommern. Drei Schritte hinter ihm führte der Waffenmeister Nazir eine wild tänzelnde Stute.
„Liebe Freundin, hochgeborene Baronin, die Zwölfgötter und Glück zum Gruße. Eurem Ruf bin ich gefolgt, und ich danke höflichst und freudig für Eure Einladung ... selbst und Euch. Und, Frau Delhena, das rahjagefällige Glück und den elfgöttlichen Segen wünsche und erbitte ich Euch, die Geburtstag hat! Nehmet darob, Herrin, ich bitte Euch, nehmet diese Kabasflöte des Meisters Têrfan, Sinnesrausch und Sangesfreud’, und diese edle Stute ... Lust und Göttinrausch. Als Geburtstagsgabe und Gastgeschenk.“
Eilfertig und knapp verneigte er sich, deutete dann auf den Burschen neben sich, der die Geste sogleich wiederholte und unruhig hin und her blickte. „Dies ist Herr Aran Therim ash Manek, der Sohn Seiner Edelgeboren Chadim von Eldoret, der leider nicht anwesend sein kann, weil er sich noch immer auf großer Fahrt befindet, Erbe seines Vaters und mein Knappe. Er kam als Vertreter der Domäne Eldoret, und als Gastgeschenk bringt er Euch einen Scheffel des kostbaren Eldoreter Salzes ...“
„Dank Euch, Ihr Herren“, erwiderte meine Herrin sanft und verstummte ob des Blickes, den Seine Hochgeboren genauer auf sie warf und des entsetzten Erstaunens in seinen Augen. „Ich entbiete Euch meine Gastfreundschaft, und möge der Segen der Zwölfe über uns sein. Dank auch für Eure wundervollen Gschenke. Darf ich Euch nun in die Halle laden, zu einem kühlen, erfrischenden Trunke?“
Ich merkte wohl, wie die Spannung wuchs und die Fragen in des Barons Gesicht standen, während der junge Herr Aran eher verwundert und verwirrt blickte, den wahrlich, nun gab es Fragen, die beantwortet werden mußten, und ich kann nicht leugnen, daß ich mit ihm fühlte. Meine Herrin hatte gewählt, aber die Entscheidung dem Verschmähten kundzutun, war unserer Herrin größte Herausforderung.
Wir geleiteten die Gäste nun in die Halle, wo Mägde den versprochenen kühlen Trunk brachten und reichten, während sich des Barons von Kabash Begleitung um die Tiere kümmerte und sich Stallknechte der Stute annahmen. Die Flöte und das Fäßchen mit Salz aber legte man zu einem anderen Geschenk, das bisher einsam dort geruht hatte - die Gabe Seiner Hochgeboren Glandore - das Bildnis ener dunkelhaarigen Sharizad, das unsere Herrin besonders bewundert hatte. Oh Hesinde, oh Rahja, kein Wort sprach sie darüber, aber so, wie man dem Schmiedsohn Glauben schenken darf, ist diese Gabe mehr als nur ein Bild. Eine Erinnerung.
Nun aber betrat auch Seine Hochgeboren, der Baron zu Onjaro, die Halle und grüßte die neuen Gäste freundlich, dann aber wählte er den Platz neben meiner Herrin Delhena und begrüßte sie mit einer sanften, bedeutungsschweren Geste.
Dem fragenden Blick Seiner Hochgeboren Jaarn Firunwulf folgte langsames Verstehen, Wissen, ja, und auch Zorn ... und mehr. Aber des Ritter strenge Zucht, die man in all seinen Bewegungen und Worten spürte, ließ diese Miene weichen, so als sei nichts geschehen.
Freundlich war des ehemaligen Kronvogtes Gesicht, als er seinen Bruder im Amte begrüßte, seine Niederlage nicht zugebend. Freundlich, aber mit Distanz und Würde sprach er von nun an mit unserer Herrin, die ihn verwundert anblickte und verstand.
So hatte die edle Herrin Delhena Naila ihre Entscheidung getroffen, und nun, da sie gesprochen und gezeigt, bemühte man sich, die folgenden Stunden in freundlicher Eintracht zu verbringen, unterhalten von Sängern Ankrams und den Gaukelspielen einiger jugendlicher Kinder des Landstriches ...