Briefspiel:Kampf um Yandrigas

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: Efferd bis Boron 1036 BF Schauplatz: Urbasi und Baronie Marudret Entstehungszeitraum: Herbst 2014
Protagonisten: Therengar Aspoldo und Anverwandte, Collaribianci, Torreon de Torri u.w. Autoren/Beteiligte: Familie Aspoldo.png Aspoldo, Familie Zorgazo.png Toshy

Ein Brief aus Yandrigas

Mitte Efferd 1036 BF

Signor Therengar Aspoldo,

von schlimmer Kunde muss ich euch diesmal aus Yandrigas berichten. Wie ihr bereits aus meinem letzten Schreiben wisst ging alles seinen gewohnten Gang und die Ernte versprach reich zu werden. Die Halme schienen fast schon unter der Last des Getreides zu wanken. So bereitete sich das ganze Dorf auf die Ernte vor, doch es sollte alles ganz anders kommen.
Im Morgengrauen des 9. Efferd gab der Türmer Alarm, und als ich mich auf dem Wehrgang einfand, musste ich zu meinem Schrecken feststellen, dass eine Halbschwadron an schwer bewaffneten Reitern auf das Dorf zuhielt. Dicht gefolgt wurden sie von einem vollen Banner an schwer bewaffnetem Fußvolk. Über ihren Köpfen wehte das Feldzeichen der Brüder des Blutes, sowie die Zeichen der Häuser di Grello und de Torri. In aller Hast bereiteten wir uns auf den bevorstehenden Kampf bevor. Mit meiner Handvoll Streiter hätten wir einem Sturmangriff wohl wenig entgegen zu setzen gehabt, doch die Schar machte keine Anstalten uns zu bestürmen, sondern bezog außer Schussweite Aufstellung und wartete bis eine große Schar Knechte und Mägde mit Karren heran gezogen war. Nur wenig später mussten wir erkennen, was die Bande im Schilde führte. Nicht auf Yandrigas selbst hatten sie es abgesehen, denn es ging ihnen nur um die Ernte. Unter unseren ohnmächtigen Rufen und Drohungen brachten sie also in den nächsten Tagen unsere gesamte Ernte ein und zogen dann, guter Dinger, gen Grello ab.
Angesichts unserer kleinen Zahl waren uns die Hände gebunden.
Ich möchte euch dringend bitten in dieser Sache tätig zu werden. Unsere Vorräte werden sonst nicht ausreichen um die Leute über den Winter zu bringen, von der nächsten Aussaat ganz zu schweigen.

Ergebenst
Otgar von Hartsteig
Gegeben von eigener Hand am 14. Efferd 1036 zu Yandrigas

Therengars Vorbereitungen

Mitte Efferd 1036 BF

Gedankenverloren massierte Nestor sein Knie. Seit heute früh ziepte es wieder. Es würde wohl bald wieder kühler werden. Entweder das oder er wurde schlichtweg älter. Jünger wurde er jedenfalls nicht mehr.
„Meinst du das sind die richtigen für diese Mission?“ fragte er nach einer Weile an seinen Vater Therengar gewandt.
Dieser hob den Kopf, welchen er über ein Schriftstück gebeugt hatte, und blickte Nestor klar an.
„Natürlich Nestor. Das sind alles kriegserfahrene Gesellen und ihre Anführerin, Condottiera Niam, und ihr Hauptmann Halmdahl haben in den letzten Jahren kaum einen Krieg ausgelassen. Die machen das schon. Die di Grellos werden kaum wissen was über sie gekommen ist.“
„Ich meinte nicht die Söldner“, erwiderte Nestor. „Ich frage mich ob Pervalia und Gorfar für die Aufgabe geeignet sind. Von ihnen hat keiner Erfahrung im Führen von größeren Haufen.“
„Wen soll ich denn sonst schicken?“, knurrte Therengar unwirsch, „dein Bein ist steif, und Ucurio kann sein Kommando nicht einfach so verlassen. Wenn Mondino noch leben würde …“
Mondino schon wieder. Nestor seufzte. Sein Bruder war 1028 in der Schlacht von Westfar gefallen, doch noch immer sprach Therengar oft und viel von ihm. Auch Kalman, Diomeda und Roban waren den Kämpfen der letzten Jahre zum Opfer gefallen, doch sie erwähnte er so gut wie nie. Ob er wohl von Nestor sprechen würde, falls dieser vor ihm sterben sollte?
„Ich weiß nicht, Vater, diese ganze Sache könnte ganz furchtbar ausgehen. Yandrigas ist mitten im Gebiet der Marvinko. Wenn die wegschauen, während ihre Gefolgsleute über uns herfallen, haben wir keine Chance. Es scheint ja so als würden die de Torri mit den Grellos gemeinsame Sache machen. Damit haben wir gleich zwei Adelshäuser gegen uns stehen.“
„Sei nicht so ein Schwarzseher, Nestor“, wies Therengar seinen Drittgeborenen unwirsch zurecht. Pervalia und Gorfar werden der Aggression der Grellos angemessen begegnen und unseren Besitz dort festigen.“
„Die Brüder des Blutes sind nicht zu unterschätzen“, wandte Nestor ein.
„Genauso wenig sind es unsere Leute. Die werden die Brüder überraschen und ihnen den Garaus machen.“
„Sie mögen erfahren sein, aber die Grellos sind sicher nicht auf den Kopf gefallen. Die warten doch sicher nur auf eine Aktion von uns.“
„Jetzt ist aber genug mit deinen ständigen Einwänden“, fauchte Therengar. „Ich habe beschlossen, dass wir es so machen, und basta.“
Entschieden ergriff Nestor seinen Gehstock und schlurfte damit aus dem Zimmer. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, dauerte es noch einige Augenblicke bis das tok-tok seines Stockes verklungen war.
Wie Therengar dieses Geräusch hasste. Es stand für all die Schwäche, die sich in seiner Familie fand. Wenn Mondino doch nur noch leben würde. Er würde die Lage schon wieder richten. Nun war es an Therengar, gedankenverloren aus dem Fenster zu blicken. So ganz Unrecht hatte Nestor schließlich nicht gehabt. Was, wenn die Grellos vorbereitet waren? Eine offene Schlacht konnten sie sich jedenfalls nicht erlauben. Aber zu einem offenen Kampf sollte es ja ohnehin nicht kommen. Dafür würden Niam und Halmdahl schon sorgen. Den Kleinkrieg schienen diese erfahrene Kriegsgurgeln jedenfalls zu beherrschen. Blieb nur zu hoffen, dass sich Pervalia und ihr Sohn an seine Anweisung halten würden auf ihre Söldnerführer zu hören. Ja wenn Mondino noch unter den Lebenden weilen würde, wäre alles leichter.

Am Südufer des Mardilo

Ende Efferd 1036 BF

Gorfar Aspoldo blickte stolz auf die Boote, die seine Söldner und seine Mutter über den Mardilo trugen. Sein Onkel Therengar hatte seine Mutter und ihn damit beauftragt Yandrigas vor dem gierigen Griff der Grellos und Torris zu halten. Es würde keine leichte Aufgabe werden, aber zusätzlich zu den zwanzig Bewaffneten in Yandrigas setzten hier ein Banner Collaribianci und zehn Reiter über den Mardilo. Damit sollte es kein Problem sein, Yandrigas zu verteidigen. Ganz im Gegenteil hatten Gorfar und Pervalia Pläne, den Kampf zu ihren Feinden zu tragen. Jetzt im Herbst, wo die Speicher voll waren, galt es reiche Beute zu machen, und die eigenen Verluste durch die gestohlene Ernte einzuholen.
Es dauerte ein volles Stundenglas, bis auch die letzten Söldner und Trossknechte übergesetzt waren. Nun stand Gorfar mit seiner Mutter Pervalia und dem Collaribianci-Hauptmann Halmdahl beisammen und warteten auf die Rückkehr der Späher, die sie ausgesandt hatten. Glücklicherweise hatten die Späher keinerlei feindliche Truppen ausmachen können.
Gorfar rieb sich zufrieden die Hände. Das konnte nur bedeuten, dass sie unbemerkt geblieben waren. Nun galt es erst einmal ein geeignetes Nachtquartier zu finden und dann würden sie am nächsten Morgen gen Yandrigas abrücken. Nicht weit von hier entfernt lag ein großes Wirtshaus. Dort würden sie die Nacht verbringen.

Der Rote Hahn

Ende Efferd 1036 BF

Torreon de Torri hatte ein grimmiges Lächeln auf den Lippen, als er einen weiteren Collarobianco niederstreckte. Die Hitze des brennenden Gasthofes zwang ihn von der sterbenden Frau zurück zu treten und sein Visier zu lüften. Sein Blick schweifte zufrieden über den Hof des Gasthauses. Sie hatten hier ganze Arbeit geleistet. Die Aspoldos und ihre Söldner waren auf ihren Angriff nicht vorbereitet gewesen. Die Wachen hatten sie still und leise überrumpelt, und Torreon hatte es sich nicht nehmen lassen einem von ihnen selbst die Kehle durchzuschneiden.
Dann hatten sie Feuertöpfe auf Stall und Gasthof geworfen und abgewartet. Das Feuer hatte ihre Feinde aus ihren Verstecken getrieben. Ein Bolzenhagel hatte die ersten Tapferen begrüßt, die es gewagt hatten sich aus ihrem brennenden Nachtlager zu wagen. Er selbst hatte dann seine Kämpfer ins Handgemenge geführt. Es war ein leichtes gewesen ihre oft spärlich bekleideten und bewaffneten Gegner niederzuhauen.
Sieben der Collaribianci hatten sich ergeben und ein Dutzend waren unter ihren beiden Anführern durch eine Hintertür entkommen und hatten sich freikämpfen können, doch der ganze Rest war entweder erschlagen worden oder elendlich verbrannt. Unter den Toten war freilich auch der Wirt und seine Familie, aber das scherte Torreon gerade nicht sehr.
„Bringt mir die Aspoldos“, rief er mit lauter Stimme. „Und ihr da verfolgt die Flüchtlinge.“
Einige seiner Leute sattelten auf und machten sich an die Verfolgung. Tassilo IX. di Grello trat an seine Seite. Der Wicht wirkte angesichts des Blutbades, das sie angerichtet hatten, etwas weiß um die Nase, aber auch das scherte Torreon nicht. Einige Söldner schleiften zwei Leichen herbei und legten sie vor den beiden Adligen nieder.
„Das sind Gorfar und Pervalia Aspoldo“, verkündete ein Sargente mit einem breiten Grinsen.
“Das waren Gorfar und Pervalia Aspoldo“, korrigierte Tassilo den Mann.
Der Sargente schaute verdutzt aus der Wäsche, doch Torreon gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen sich zu entfernen.
„Ein großer Sieg, Vetter“, sprach Torreon zu Tassilo. „Morgen wollen wir uns ausruhen und schauen ob wir die Flüchtlinge schnappen können, aber danach sollten wir uns nicht länger mit Kleinlichkeiten aufhalten, sondern uns Yandrigas zurück holen.“
Tassilo nickte nur benommen. Die Schreie der Sterbenden und Verwundeten würden noch lange in seinem Gedächtnis bleiben. Torreon schien auch dies nichts auszumachen. Ganz im Gegenteil, es schien fast so als würde er sie genießen. Vielleicht dachte er auch schon über das Drittel der Einnahmen aus Yandrigas nach, die Graf Croenar ihnen jeweils für die Rückeroberung versprochen hatte.

Ein Ende mit Schrecken

Anfang Travia 1036 BF

Therengar Aspoldo stand wie benommen vor den Särgen von Pervalia und Gorfar. Nestor hatte fast ein wenig Mitleid mit seinem sonst so felsenfesten Vater. Therengar war sichtlich erschüttert. Die Bilanz für diesen Feldzug war erschütternd. Pervalia und Gorfar waren tot, ebenso wie vierzig ihrer Kämpfer. Yandrigas hatte sich ergeben müssen, als die Grellos und Torris mit einer gewaltigen Übermacht aufmarschierten und die Leichen der beiden Aspoldos als Beweis dafür gezeigt hatten, dass kein Entsatz kommen würde. Die Garnison hatte daraufhin ihr Banner gestrichen und war mit den beiden Särgen nach Urbasi zurückgekehrt.
Nestor würde sie ebenso auszahlen wie die wenigen Collaribianci, die sich unter Niam Praetorin und Halmdahl von Sindelsaum zu ihnen hatten durchschlagen können. Immerhin, Toten musste man keinen Sold zahlen! Wichtig war jedoch herauszufinden, ob es innerhalb der Bediensteten eine undichte Stelle gab, denn der schnelle Angriff auf Pervalias Truppen legte nahe, dass sie verraten worden waren. Aber darum würde er sich später kümmern. Stattdessen trat Nestor einen Schritt nach vorne und legte seinem Vater eine Hand auf die Schulter.
„Vater, es ist vorbei. Wir haben gekämpft und geblutet, aber nun ist es an der Zeit einen Schritt zurück zu gehen und unsere Optionen zu überdenken. Wir dürfen nicht noch mehr Blut für Yandrigas vergießen. Sollen die doch damit glücklich werden. Wir müssen uns nun auf unser Kerngeschäft konzentrieren. Wir sind Patrizier von Urbasi.“
Therengar nickte fast unmerklich.
„Ja, wir sind Patrizier von Urbasi, und Yandrigas wird für uns auf immer verloren sein, aber ich habe ein langes Gedächtnis, und eines Tages werden die Grellos und Torris mit ihrem Blut büßen müssen.“
Die überlebende Garnison von Yandrigas zog derweil ebenso ihres Weges wie die verbliebenen Collaribianci. Zwar waren die Gefangenen freigelassen worden, aber so blieben Niam derzeit nur zwanzig Streiter, und nach dem Desaster der vergangenen Kämpfe nahm auch noch ihr Hauptmann Halmdahl seinen Abschied. Ihrem Ziel, Rache am verräterischen Haus Urbet zu nehmen, das ihren Verlobten vor gerade zwei Monaten so ehrlos dahingemordet hatte, war sie damit weiter entfernt als jemals zuvor.

Die Kondolenz der Ähre

Anfang Boron 1036 BF

An Signor Therengar Aspoldo,
Oberhaupt der göttergesegneten Familie Aspoldo und Cavalliere der stolzen, fürstlichen Gemeinde Urbasi,

mit großem Entsetzen vernahm ich die Nachricht über den Verlust, der eure Familie jüngst ereilte. Welch grauenvolle Prüfung euch die Götter auferlegen. Und welch schmerzlicher Verlust für unsere fürstliche Gemeinde.
Seid versichert, dass eure Niederlage auch die meine ist. Niemals werde ich tatenlos zusehen, wie Marvinko-Knechte die süße Frucht des Sieges kosten, wenn sie auf so abscheuliche Weise gegen einen von uns errungen wurde.

Eure Freundin Duridanya Zorgazo
Im Boron 1036 BF