Briefspiel:Kadron und Djamilla (1)

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Horasreich-klein.png Briefspiel Horasreich-klein.png
Datiert auf: 1014 BF Schauplatz: vor allem Marudret und Clameth Entstehungszeitraum: im letzten Jahrtausend
Protagonisten: siehe Übersichtsseite Autoren/Beteiligte: Stefan Deutsch, Marcus-René Duensing, Christel Scheja, dazu Clemens Bock, Eckart Hopp, Martin Lorber, Lars-Torben Oltrogge, Steffen Popp, Dennis Schmidt, Karl-Heinz Witzko; bearbeitet von Michael Hasenöhrl und (fürs Wiki) Armin Bundt
Zyklus: Übersicht · Die Kunstfestspiele zu Marudret · Abendliches Begrüßungsbankett · Feierliche Eröffnung · Erster Tag: Bücher und Gedichte · Zweiter Tag · Dritter Tag: Bildhauer · Vierter Tag · ...

Die Kunstfestspiele zu Marudret

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chon zwei Wochen vor Beginn der Kunstfestspiele der Akademie der Künste und Kultur waren die Gasthäuser Marudrets ausgebucht. Außerhalb der Stadt entstand eine regelrechte Zeltstadt, denn auch die Nachbardörfer waren überfüllt. Mir wurde sogar berichtet, daß die Hotels in Silas ebenfalls ausgebucht seien. Die Straßen waren alle überlastet, zur Freude der Kaufleute. Die Vorbereitungen fingen Mondläufe vorher an. Häuser wurden schön hergerichtet, Straßen gefegt und besprengt. Eine Woche vorher begannen freiwillige Helfer, die Straßen Marudrets mit Tannengirlanden, bunten Lampions und Grußschildern zu schmücken.
Am Vorabend der Spiele, dem 15. Peraine, wurden alle Vorbereitungen abgeschlossen, und die Ehrengäste, die Baron Macrin vom Rauhen Berg, der Gastgeber, geladen hatte, trafen den ganzen Tag über im Hof des Marudreter Schlosses ein. Schon dies war ein Ereignis, das etliche Besucher anlockte. Sie standen rechts und links neben der Toreinfahrt und winkten den herannahenden Gästen jubelnd zu.
Gegen die erste Ingerimmstunde näherten sich Reiter dem Marudreter Schloß. Als der Trupp schließlich auf einige Schritt heran war, erkannte man Macrins alten Freund und Nachbar Troyan, den Landherrn zu Urbet. Macrin eilte heran und begrüßte ihn herzlich. Troyan in seiner eleganten Kleidung, die rondrianisch wirkte - in den Farben schwarz, weiß und weinrot -, stellte seinem Freund und Gastgeber sogleich seine Begleiter vor.
Zum einen war es eine Dame aus Brabak namens Ysenith. Sie war etwa 1 und 2/3 Schritt groß, zierlich und zeichnete sich durch ihre Schönheit und ihre extravagante Garderobe aus. Ihre Augen waren von zartem Violett, ihr silberweißes Haar reichte ihr bis zur Taille, und ihr Teint war von vornehmer Blässe. Ihre Kleidung wirkte feminin und erotisch zugleich, sie bestand aus dunkelvioletter Seide und Silberbrokat gleicher Farbe.
Daneben war da ein Elf mit Namen Lobelian Dunkeltann. Er schien aus dem Neuen Reich zu kommen, denn er ließ es sich nicht nehmen, Macrin gleich an Ort und Stelle über seine Reise von dort zu berichten.
Doch eines wunderte mich doch: Wo war die Dame Lyriath, die sonst immer den Herren Troyan begleitete, und was macht ein Elf soweit im Süden, der anscheinend soviel über das Mittelreich weiß? Auch gab mir die Dame Ysenith einige Rätsel auf - wer war sie und warum begleitet sie Troyan scheinbar anstelle von Lyriath?
Doch ich kam nicht zu einer Antwort, denn schon im nächsten Moment fuhr eine schwarze Kutsche, gezogen von vier nachtfarbenen Pferden, in den Hof ein. Vier Langschwerter sprangen ab und öffneten die Tür der Kutsche. Als erstes stieg ein Mann aus, der weite dunkle, aber edle Kleidung trug. Nach näherem Hinsehen erkannte ich Kemoc, den Baron von Shumir. Mit seinen schwarzen Augen, Haaren und Vollbart wirkte er, wie man sich ein Magier vorstellte, er führte sogar ein leichtes Florett und seinen sechs Spann langen Zauberstab mit. Gleich darauf stieg auch seine Dame Zarina Dschadir'suni aus Khunchom aus der Kutsche. Beide wurden auf herzlichste von Macrin begrüßt und in sein Schloß gebeten. Kaum das sie verschwunden waren, folgte der nächste Gast.
Es war Areana Schladromir, die Schwester des Barons von Otterntal, in Begleitung ihres langjährigen Freundes und Vertrauten Magister Borbardus Donkart, der seinerzeit die arkanen Künste an der Akademie zu Donnerbach studiert hatte. Beide kamen zu Pferd über die Goldfelsen. Vor allem Areanas Aussehen erweckte die Aufmerksamkeit der Schaulustigen, mit ihren langen kastanienroten Haaren und dunkelgrünen Augen und weiten, pastellfarbenen Kleidern.

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ie Sonne zeigte, daß es mittlerweile Mittag geworden war, und schon brauste wieder eine Reisekutsche in den Hof, die, zum Erstaunen aller, die Wappen von Marudret trug. Aus ihr stiegen die Schwester Baron Macrins, Helena, nebst Gemahl Janosch Ernsing.
Gleich danach sprang ein kleines blondes Mädchen übermütig von der Karosse, bei der Hand gehalten von einem zierlichen Kindermädchen. Wie sich später herausstellte, handelte es sich dabei um die jüngste Tochter des metenarischen Barons, Jileia, und ihre Zofe Coletta, die auf die Siebenjährige bei ihrer ersten großen Reise aufpassen sollte.
Alsdann kletterte auch schon der metenarische Baron Myros Stragon von Kystral höchstselbst heraus, ein leicht ergrauter Alchimist aus dem Kosch (seltsamerweise aber hin und wieder mit bornischem Akzent). Es ist stets überraschend, wieviele Personen in eine Ferrara passen, denn es fehlte noch ein Gast. Myros stützte einen, mit Verlaub, greisen Magier – Thorkan Philokan, über siebzig Winter alt, aber geistig immer noch sehr rege. Bei Grau- und Weißmagiern sind beide durchaus keine Unbekannten.
Während dieses Empfanges überbrachten Myros und Magister Thorkan als Gastgeschenke eine kunstvolle Ausgabe des "Codex Veritas", eines seltenen Zauberbuches, und ein Fläschchen mit einer alchimistischer Tinktur. Bis jetzt ist es ein Geheimnis geblieben um welche Art Elixier es sich dabei handelt. Macrin jedenfalls zeigte sich hocherfreut.
Doch möchte ich nicht versäumen, Myros ein wenig näher zu beschreiben. Da er schon einige Winter älter war, war sein Vollbart braun-grau, und seine Haare, die er zu einem Zöpfchen hinten zusammengebunden hatte, ein mondsilbernes Stirnband hielt die Strähnen aus dem Gesicht, zeigten die gleichen Farbe. Aber seltsamerweise hatten sich scheinbar seine Augen seinem Alter angepaßt, denn sie waren gleichfalls braun-grau. Er trug elegante, lockere, weite Kleidung in kräftigen Farben.
Myros und seine Begleitung waren kaum im Schloß verschwunden, als erneut eine Eilkutsche in den Hof fuhr. Sie trug das Wappen des Grafen von Mendena, jedoch stieg nicht der Graf persönlich aus, sondern sein Berater Bleskar Summrob, der Intendant der Akademie der Künste in Mendena. Begleitet wurde er von Rydia, seiner Assistentin. Sie schien wie eine Rose, denn Rydia war ganz in rot gekleidet, Bleskar hingegen trug elegante, weite Kleidung in Dunkelblau, die ihn mystisch wirken ließen. Ferner hatte er langes volles Haar und einen Schnurrbart.
Macrin war jetzt klüger und blieb gleich im Hof stehen, er schickte nur seine bislang eingetroffenen Gäste ins Schloß, wo sich ihnen dann Diener widmeten. Schon von weitem hörte man einen weiteren Gast sich nähern. Auf Elenviner Rappen ritt Elanor, Baronin von Efferdas, nebst ihrer Ehrenwache in den Hof ein. Ihre braunen, schulterlangen, glatten Haare schweiften im Wind, und ihre braunen Augen zwinkerten Macrin zu. Dann stieg sie von ihrem Roß und wurde sofort von Macrin begrüßt. Die Baronin trug eine enge schwarze Hose, rote Seidenbluse, schwarzes Samtcapé und leichte Reiterstiefel, ideal für die Anreise.
Dann fuhr eine edle Reisekutsche mit dem Wappen von Grangor vor. Ausstieg Cusimo, Herzog von Grangor. Macrin schien sehr froh zu sein, daß der Herzog seiner Einladung nachgekommen war, zeigte es doch, daß auch höchster Adel des Reiches seine Neuerungen auf dem Gebiet der Kunst würdigte.
Gleich darauf fuhren einige Reisewagen in den Hof ein. Aus dem ersten stieg der neue Intendant des Arivorer Theaterbundes, Jobar von Perdanwall. Gegen ihn wirkte Macrin mit seinen neun Spann wie ein Zwerg, denn Jobar maß stattliche zehneinhalb. Doch nicht nur seine Größe war beeindruckend, sondern auch seine edle Kleidung aus dunkelgrüner Seide. An Schmuck trug er einen prachtvollen Siegelring aus echtem Mondsilber, man merkte ihm seine Vergangenheit als erfolgreicher Händler an. Den anderen Wagen entstiegen die Mitglieder des Arivorer Ensembles, allesamt sehr farbenfroh gewandet.

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erade hatten die neuen Gäste den Hof verlassen, hörte man erneut Hufklappern. Die Schaulustigen und sogar Macrin trauten ihren Augen nicht, als drei Kamele in den Hof trabten. Es konnte sich dabei nur um Agadir Elmayano, Baron von Suderstein, handeln. Seine Überraschung war gelungen, denn keiner hatte damit gerechnet, daß er mit seinem unter Tulamiden üblichen Transportmittel nach Marudret käme. Auch sein Aussehen verriet seine Herkunft. Agadir trug eine Hose aus fein gegerbtem, hellem Leder, eine weiße Seidenbluse mit gelben Applikationen und einen weißen Turban mit gelbem Reif. Diese Farben paßten sich wunderbar seinem schwarzen, kurzen, lockigen Haar und dem gepflegten Vollbart an. Ihn begleiteten Isabella ze Westherfolden, Agadirs Gemahlin, und zwei berittene Tulamiden als Leibgarde, diese allerdings auf Pferden.
Jetzt traf ein Gast aus dem fernen Bornland ein, er hatte wohl den längsten Weg zurückgelegt, um Macrin und dessen Kunstfestspiele zu besuchen. Er hieß Danow von Notmark und war seit vier Jahren Baron von Heidenbach. Seine schulterlangen blonden Haare und leuchtenden grauen Augen ließen erkennen, daß Danow erst Mitte zwanzig war. Seine weite farbenfrohe, helle Kleidung ließ einen rahjagfälligen Körper erkennen, so daß einige Frauen bei seinem Einritt jauchzten. Begleitet wurde der Baron von Kalmeo Kalmei. Als Macrin und Danow so nebeneinander standen, konnte man meinen, sie seien Brüder, denn die beiden waren die jüngsten Barone auf diesem Feste.
Als Macrin und Danow sich noch unterhielten, fuhr bereits eine weitere Droschke vor. Und ausstieg Macrins alter Freund Kjaskar Knallfaust, Baron von Jannendoch. Auch er hatte lange, aber ungepflegte, blonde Haare, blaue Augen und einen Bart. Dies stand im Gegensatz zu seiner edlen, weiten oder vulgären, abenteuerlichen - die Meinungen gingen auseinander - Gewandung. Man merkte ihm sofort an, daß er ein Thorwaler war und aus dem rauhen Norden stammte. Begleitet wurde er von Cynwal, einem „Jannendocher Langschwert“.
Ein Pulk von zwei Wagen und drei Kutschen näherte sich Marudret, und hell schimmerte das Wappen der Baronin von Ankram an dem vordersten Zweispänner. Aufmerksam musterten die Schaulustigen den Zug.
Doch was war das? Einige munkelten, die Baronin sei nicht alleine gekommen. Verständlich war das Kinderlachen und Geschrei, das dann und wann aus der Kutsche drang, wußte man doch, daß Travia ihren Bund vor nunmehr fast zwei Jahren gesegnet hatte - doch dann tuschelten einige, sie hätten auch ihren Gemahl, den Baron von Onjaro, in der Kutsche gesehen.
Der Pulk machte jedoch einen überraschenden Umweg - und später konnte man erfahren, daß das Mädchen Sidonia höchstpersönlich von Ihrer Hochgeboren zu einem Besuch bei seinen Eltern vorbeigebracht worden war.
Dann aber begab man sich zum Schloß, und Seine Hochgeboren Macrin erwartete sie vor dem Eingang seines Schlosses. Ein freundliches Lächeln lag auf seinem Gesicht, bis jedoch eine dunkle Gestalt dem Wagen entstieg - mit schwarzem Haar und schwarzem Gewande, schlicht aber dennoch eindrucksvoll. Seine Hochgeboren Malbeth Glandore machte ein verschlossenes Gesicht und beachtete Seine Hochgeboren Macrin nicht, half stattdessen seiner Gemahlin aus der Kutsche. Wie hell und leuchtend war doch die Baronin selber angetan – Praios helles sanftes Licht gegen Borons Schatten.
Ihr rotgoldenes Haar wetteiferte mit der Sonne, und juwelengeschmückte Kämme hielten die Locken zurück. Ein Reif aus einfachem Gold schmückte die Stirn, und schmeichelnd umfloß das Gewand von der Farbe frischer junger Blätter ihren Leib. Hoch war das Dekolleté geschlossen, aber ein blütenbestickter Saum und das enganliegende Oberteil enthüllten mehr, als sie verbargen. Freundschaftlich war die Begrüßung Ihrer Hochgebohren, wie zwei verwandte Seelen fanden sie einander die richtigen Worte, während die Begrüßung der beiden Männer frostig ausfiel.
Artig wurden nun die beiden Zwillinge aus dem Wagen gehoben und starrten mit großen runden Augen auf die vielen fremden Menschen, die Finger angestrengt in den Mund steckend und sich dann erschreckt an den Schultern der Zofen verbergend. So wurden sie dann sogleich in das Schloß geleitet, um andere Bekannte und Freunde zu begrüßen.
Schon fuhr die nächste Kutsche in den Schloßhof ein, und es erschien der Intendant der Schule der arkanen Wissenschaften zu Arivor, Borber Toberlin. Begleitet wurde er von Ragnar Feutas, dem Magister für Alchimie und Rechtswissenschaften. Toberlins schulterlanges weißes Haar verbarg er unter einem dunklen weiten Mantel mit Kapuze, so daß der Intendant sehr geheimnisvoll wirkte. Feutas war das ganze Gegenteil von ihm. Er besaß kurze braune Haare, seine Kleidung war locker und farbenfroh und betonte seinen maskulinen Körper.

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lötzlich hörte man Hundegebell und Hufgeklapper. Alle horchten auf, und plötzlich schien es, als sei eine ganze Armee gekommen, denn der Schloßhof bot gerade noch genügend Platz, um die fünfundzwanzig Pferde und zehn Hunde aufzunehmen. Es war Seine Exzellenz Sumudan, neuer Baron von Kabash, samt Gefolge - zwölf Söldlinge, neun Knechte, Burggraf Lingmar Glimmstein von Barfold, Cavalliero Duridan di Feregim, Cavalliero Ludiwolf ya Tenghan und Cavalliera Yoidra von Oberfels, die letzten drei die Directorial-Schreiblinge des Barons.
Vor lauter Menschen und Tieren konnte man kaum Sumudan ausmachen, doch jetzt hatte Macrin ihn gefunden mit seinem schwarzblauen, lockigen, schulterlangen Haar und König-Alborn-Schnauzbart. Er und auch sein Gefolge trugen edle, steife, helle Mäntel. Als Gastgeschenk überreichte er Macrin drei Duzend Kabasher Sauertöpfchen, worauf dieser sich herzlich bedankte und die Fässer sogleich zur Akademie bringen ließ, denn er wolle sie im Laufe der Kunstfestspiele seinen Gästen und Besuchern verehren, als kleines Dankeschön für ihr Kommen.
Als wieder Ruhe eingekehrt und alles Getier untergebracht war, nahte der nächste Gast. Es war Danilo Caer Donn, Baron von Crés, hoch zu Roß. Seine blaue, elegante Kleidung fiel sofort auf. Seine Haare waren zu einem Zopf gebunden. Doch noch mehr Aufsehen erregten seine Begleiterinnen. Es waren sechs almadanische Schönheiten, allesamt gutaussehend, dunkelhaarig und dunkeläugig, aber sie beschützen Danilo tatsächlich. Als man ihn darauf ansprach, weshalb er ausschließlich Frauen als Söldlinge auserwählt hatte, antwortete er nur "Man scheint es von mir zu erwarten!"
Ein Mann in Kettenhemd, Capé, ledernen engen Beinkleidern und Gamaschenstiefeln folgte. An seinen roten Haaren und der soldatischen Frisur, zu der auch der Kinn- und Schnauzbart gehörten, erkannte man, daß es sich um den legendären Rinfa Drachenfeuer, den neuen Baron von Terubis, handeln mußte. Er war ein Geweihter der Rondra, wie man unschwer erahnen konnte. Begleitet wurde er von Ragnu Horak, Vogt und Berater des Barons, und Lerni von Lerktatzel, einem aufstrebenden Junggeweihten in Terubis, dem Lieblingsschüler des Geweihten.
Die Sonne begann unterzugehen, jedoch waren noch nicht alle Gäste anwesend. Ein Mann kam zu Pferd in den Hof geritten, stieg ab und ging zu Macrin. "Ich bin ein Bote der Baronin Mirhiban Saba al Kasbah und komme direkt von Pervin. Ich überbringe Euch eine Depesche meiner Baronin, sie konnte leider nicht kommen, da die Reise zu viele Monde gedauert hätte, aber sie lädt Euch zu sich ein." Macrin war überrascht, aber zugleich glücklich und nahm die Einladung an. Er bat den Boten, doch noch einige Tage in Marudret zu bleiben, zumindest diese Nacht, was jener dankend annahm.
Macrin wollte gerade mit ihm ins Schloß gehen, als wieder Räder rumpelten. Sie gehörten der Kusliker Karrosse des Prinzen Timor Firdayon, der wie immer recht spät kam. Ein Mann im eleganten Seidenkaftan mit aufgenähtem Sternbild auf dunkelblauem Grund, mit einer purpurnen Schärpe, schulterlangen dunkelblonden Haaren, die hinten zusammen gebunden waren, begleitete ihn. Es war Adaon Garlischgrötz von Veliris, Baron von Sewamund. Man hatte von Adaon schon lange nichts mehr gehört, seit langem folgte er wieder einer Einladung seines Freundes Macrin. Als kleines Gastgeschenk überreichte er ein Spielbrett für die roten und weißen Kamele, ein Spiel aus dem Land der ersten Sonne und zugleich Adaons Lieblingsspiel.
Die Sonne verschwand fast hinter dem Horizont, als der letzte Gast eintraf - vom fernen Mendena. Es war Gisbris, Baron von Schwarzbuckel und Macrins alter treuer Freund aus dem Neuen Reich. Begleitet wurde Gisbris von seiner Ehefrau Ulabeth, seiner Tochter Hestrutu, seinem Wirtschaftsberater Ras-el-Khimo, seinem Herold Shrach, seiner Zofe Mishia, seinem Gardeleutnant Stipkow Ojerow und fünf Mann seiner Schloßwache. Gisbris’ Kleidung war elegant, weitgeschnitten, pastellfarbend und vornehm, sie wirkte aber auch exotisch. Seine hellblonden Haare hatten den typischen Raidri-Conchobair-Schnitt. Die Begrüßung erfolgte sehr herzlich, beide umarmten sich wie alte Freunde, denn sie hatten sich schon seit vielen Monaten nicht mehr gesehen.